E-Scooter sind praktisch, können leicht gemietet werden und bringen euch schnell von A nach B, ohne dass ihr verschwitzt dort ankommt wie mit dem Fahrrad. Bei allen objektiv nachvollziehbaren Vorteilen, ich kann sie trotzdem nicht leiden. Daran haben vor allem ihre Fahrer einen ordentlichen Anteil – und meine Abneigung kommt nicht von ungefähr.
ADAC: E-Scooter-Fahrer bei Rotlichtverstößen ganz vorne
Mein meist eher unbestimmter Unmut gegenüber E-Scooter-Fahrern erhärtet sich: Wie der ADAC mitteilt, hat in einer aktuellen Untersuchung keine andere Gruppe an Verkehrsteilnehmern rote Ampeln so oft ignoriert. Ob zu Fuß, mit dem Auto oder sogar die oft als Rotsünder verschrienen Fahrradfahrer – keiner kann mithalten.
Das gilt zumindest beim Anteil der E-Scooter-Fahrer, die sich nicht um rote Ampeln scheren. Insgesamt sind 14 Prozent derer, die mit einem E-Scooter unterwegs waren, bei rot gefahren. Erfasst wurden vom ADAC sowohl Fälle, die wegen der knappen Zeit unter einer Sekunde, nach dem die Ampel umgesprungen war, keine ernsten Konsequenzen nach sich gezogen hätten. Aber auch krasse Rotlichtverstöße jenseits von Kulanzgrenzen waren dabei.
In absoluten Zahlen machen E-Scooter-Fahrer bisher nur einen kleinen Teil der Verkehrsteilnehmer aus – auch wenn es immer mehr E-Scooter in Deutschland werden. Entsprechend begehen auch weniger Verstöße an einer roten Ampel. Ausgewertet wurden über 66.000 Verkehrsteilnehmer in den Städten München, Berlin, Hamburg, Köln und Leipzig an einem Werktag im Oktober 2024. Dabei wurden 2.833 Verstöße bei rot gezählt, von denen 338 E-Scooter-Fahrern zuzuschreiben waren (Quelle: ADAC).
Der ADAC merkt an, es sei auffallend, dass gerade in der zahlenmäßig kleinsten Gruppe anteilsmäßig die meisten Rotsünder unterwegs sind. Den schlechtesten Schnitt haben übrigens die Leipziger E-Scooter-Fahrer hingelegt: Fast jeder Vierte fuhr bei rot. Auch in Berlin mit 19 Prozent war der Schnitt deutlich höher als in den anderen Städten.
E-Scooter-Fahrer pfeifen auf rot: Woran liegt’s?
Über die Gründe für den hohen Anteil an Rotlichtverstößen bei E-Scooter-Fahrern schweigt der ADAC sich aus. Qualifizierte Aussagen darüber lassen sich auch kaum einfach so treffen. Meine Vermutung: Viele E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer sind jung. Da ist die Risikobereitschaft ohnehin oft hoch. Wer noch keinen Führerschein hat, braucht außerdem wenig Konsequenzen zu fürchten.
Ohnehin sind die gering. Bußgelder, Punkte in Flensburg und – schlimmstenfalls – zeitlich begrenzte Fahrverbote können verhängt werden. Vieles davon trifft aber nur Autofahrer, bei denen der Anteil an den Rotverstößen auch viel geringer ist. Für mich zeigt das: Entweder taugt die Fahrausbildung doch einiges, um für die Gefahren beim Überfahren einer roten Ampel zu sensibilisieren. Oder es macht zumindest genug Angst, gepackt zu werden und dann mit teuren Strafen rechnen zu müssen.
Was mich an der anscheinenden Unbekümmertheit besonders wundert: E-Scooter-Fahrer sind in der Regel nicht gut schützt. Wer rote Ampeln ignoriert, bringt sich in ernste Gefahr, während Autofahrer in der Regel innerorts viel glimpflicher davon kommen. Wen die Strafen nicht abschrecken, weil die Chancen, nicht erwischt zu werden, gut stehen, der sollte zumindest auf das eigene Wohl schauen.
So oder so, ich wiederhole mich gerne nochmal: Ein Führerschein für E-Scooter sollte dringend Pflicht werden, dann braucht es auch nicht unbedingt gleich ein Verbot. Auch E-Bike-Fahrern schadet es nicht, zumindest einmal über die Unterschiede zum klassischen Drahtesel aufgeklärt zu werden – und welche neuen Risiken das mit sich bringt: