Amazon musste bisher für sein neuestes Angebot viel Prügel einstecken. Zwar gibt es endlich wieder eine eigene kostenlose Visa-Karte, doch schlechtere Konditionen und eine extrem hohe Ablehnungsrate bei Amazons Partnerbank sorgen für Frust bei der potenziellen Kundschaft. Doch wie wird es mir ergehen, lässt man mich in den erlauchten Club der Kartenbesitzer? Die Antwort wartet auf euch in der aktuellen Ausgabe der Wochenendkolumne hier bei GIGA.
Amazons neue Visa-Karte ist schwer zu bekommen
Vorab eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Über Jahre hinweg konnten Kundinnen und Kunden wie ich bei Amazon mit der hauseigenen Visa-Karte jede Menge Geld sparen. Immerhin gab es für Amazon-Einkäufe Gutschriften in Höhe von 3 Prozent – Prime-Mitgliedschaft vorausgesetzt. Doch damit war es für mich im März vorbei. Die in diesem Sommer präsentierte Nachfolgekarte von Zinia, ein Produkt der Open Bank S.A. beziehungsweise Santander, bietet weniger Sparpotenzial.
Für Amazon-Einkäufe gibt es nur noch 1 Prozent, für alle anderen Umsätze wie zuvor 0,5 Prozent. Immerhin verspricht Amazon ganze 2 Prozent bei besonderen Angebotstagen – exklusiv für Prime-Mitglieder. Auch wenn es Amazon noch bestätigen muss, die kürzlich bekanntgewordenen Prime Deal Days am 8. und 9. Oktober dürften wohl erstmals solche Angebotstage sein.
Was noch immer fehlt, ist dagegen die Unterstützung für Apple Pay. Dafür fallen noch immer happige Gebühren für Bargeldauszahlungen und für Umsätze in Fremdwährung an. Alles in allem hält sich die Freude über die Rückkehr der neuen Bonuskarte bei den Amazon-Kunden in Grenzen.
Besonders heftige Kritik gibt es für die sehr hohe Ablehnungsrate. Nicht wenige ehemalige Karteninhaber, die nach eigenen Auskünften mehr als nur solvent sind, wurden im Beantragungsprozess ohne Angabe von Gründen einfach abgelehnt. Die Quittung für Amazon: eine fürchterlich schlechte Bewertung von derzeit nur 2,5 von maximal 5 Sternen bei weit über 1.900 Kundenstimmen (bei Amazon ansehen).
Mit einem entsprechend mulmigen Gefühl mache ich mich diese Woche an die Beantragung der Karte heran. Theoretisch hätte ich diese auch schon Ende August ersuchen können, wollte mir den Stress aber nicht kurz vor meinem Urlaub antun. Jetzt, wieder daheim, ist Zeit und Raum dafür, um bei Amazon mal anzufragen.
Zunächst ganz wichtig: Amazon selbst hat mit der Beantragung nicht direkt etwas zu tun, verweist am Anfang darauf, dass der eigentliche Herausgeber der Amazon Visa die Open Bank S.A. unter der Marke Zinia ist. Dahinter versteckt sich, wie bereits erwähnt, die Santander Gruppe. Ob ich in den erlauchten Club der Kreditkartenbesitzer wechsle, entscheidet also nicht Amazon, sondern die Bank.
Als Grundlage für die Entscheidung dienen laut Selbstauskunft interne Quellen der Bank, wenn es bereits eine vertragliche Beziehung mit Santander gab, und diverse externe Quellen. Genannt werden hier explizit Amazon, Betrugspräventionsdienste, Kreditauskunfteien (Schufa und Co.) und vieles mehr.
Angefragt werden bei der Beantragung so einige Informationen. Name, Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer sind wohl am wenigsten kritisch. Schon spannender ist die Nachfrage, ob man denn in den letzten drei Jahren mal umgezogen ist. Hinzu kommen noch Angaben zum Familienstand und ob man für Kinder aufkommen muss. Ganz wichtig: Wie und seit wann verdient man sein eigenes Geld und was bleibt davon nach Abzug der monatlichen Fixkosten übrig.
Bei der Kartenabrechnung gebe ich „Vollzahlung“ an. Das bedeutet, monatlich zahle ich den Kreditbetrag komplett zurück. Anders als bei der Teilzahlung verdient die Bank dann direkt nicht an mir – Zinsgebühren fallen nämlich so nicht an.
Ich bin dabei, was nun?
Viele der abgelehnten Kundinnen und Kunden vermuten an dieser Stelle einen Fallstrick. Sprich, wer „Vollzahlung“ aktiviert, könnte wohl eher abgelehnt werden. Doch ist dem so? Kurz darauf wird mein Antrag geprüft. Wenige Sekunden danach herrscht Gewissheit: Ich bin drin! Mein Antrag wurde problemlos genehmigt. Doch warum?
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Viele Punkte sprechen für diese Entscheidung. Bei mir gilt seit jeher: schuldenfrei und Spaß dabei. Kredite habe ich keine, bin dafür bei meinem Arbeitgeber seit nunmehr fast 15 Jahren angestellt und bei Amazon selbst seit über 25 Jahren Kunde. Umgezogen bin ich zuletzt auch nicht. Für Banken beziehungsweise deren KI hört sich dies wohl alles toll an. Die Existenz zweier weiterer Kreditkarten hat mir jedenfalls nicht geschadet.
Im Anschluss an die Prüfung erfolgt dann noch die Identifizierung, die sich als etwas komplizierter herausstellen sollte. Zur Auswahl stehen die Optionen – Videoident, Bank-Ident und das klassische Postident. Da ich gerade nicht daheim bin, kommen nur Option 1 und 2 in Frage. Mein Tipp: Direkt am Smartphone vornehmen. Die besitzen meist die besseren Kameras, was die Prüfung im Laufe des Prozesses vereinfacht.
Und was mache ich jetzt mit der neuen Kreditkarte? In jedem Fall für alle Amazon-Einkäufe verwenden, um zumindest ein wenig Geld zu sparen. Für meine Auslandsreisen bleibe ich hingegen bei meiner goldenen Karte mit Elchkopf der Bank Norwegian. Die verlangt für Fremdwährungen und Bargeldabhebungen nämlich im Gegensatz zur Amazon-Karte keinen Cent.
Wissenswertes über Kreditkarten aus der Redaktion: