Lange hat sich Amazon Zeit gelassen, doch nach vielen Monaten des Wartens präsentierte der Anbieter diese Woche in Zusammenarbeit mit einem neuen Bankpartner den tatsächlichen Nachfolger der hauseigenen Visa-Karte. Leider macht Amazon auch bei der neuen Kreditkarte dieselben Fehler wie zuvor. Werfen wir in der heutigen Wochenendkolumne bei GIGA mal einen Blick drauf.
Die alte Visa-Karte von Amazon war vielleicht nicht in jeder Disziplin ideal, doch die jährlichen Kosten für die Prime-Mitgliedschaft hatte man schnell rein. Zur Erinnerung: Für alle Umsätze bei Amazon bekam man Gutschriften in Höhe von 3 Prozent als Prime- Mitglied, außerhalb waren es immerhin noch 0,5 Prozent. Doch die LBB – Amazons Partner – verlor das Interesse am Geschäft und die Karte war Geschichte. Danach hieß es warten.
Amazons neue Visa-Karte: Zwei Kritikpunkte stechen ins Auge
Jetzt tut sich Amazon mit der Openbank zusammen, die gehört wiederum zur spanischen Bankengruppe Santander. Doch die neue kostenlose Visa-Karte verfügt fast schon erwartungsgemäß über ungünstigere Konditionen. Es bleibt zwar bei der Gutschrift von 0,5 Prozent, doch für Amazon-Umsätze gibt es allein noch einen einzigen Prozentpunkt. Ist man Prime-Mitglied, verspricht Amazon für künftige Shopping-Ereignisse immerhin 2 Prozent. Wahrscheinlich dürfte der Bonus an Tagen wie dem Prime Day zu tragen kommen.
Doch die schlechteren Konditionen ärgern mich gar nicht so sehr. Verglichen mit anderen Cashback-Programmen sind die sogar gar nicht mal so schlecht. Vorher waren sie vielleicht fantastisch, heute noch immer gut. Vielmehr sind es zwei Punkte, die mir schon beim Vorgänger der Karte Kopfschmerzen bereiteten.
So ist es für mich unverständlich, dass eine neue Kreditkarte im Jahr 2024 gänzlich auf die Unterstützung von Apple Pay verzichtet. Allein Google Pay funktioniert – warum nur? Bemerkenswert: Die hauseigenen Produkte von Openbank und Santander arbeiten bereits problemlos mit Apple Pay zusammen. Da bleibt es mehr als nebulös, weshalb der Zahlungsdienst für iPhone-Nutzer bei der Amazon-Karte nicht zur Verfügung steht.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Ein weiteres Unding sind die fiesen Gebühren im Kleingedruckten. Ihr möchtet euch Bargeld auszahlen lassen oder aber im Ausland mit Fremdwährung abseits des Euro zahlen? Das wird teuer. Bargeldauszahlungen kosten euch mit der Amazon-Karte mindestens pro Vorgang 1,50 Euro beziehungsweise 3,9 Prozent vom Auszahlungsbetrag. Außerhalb der Euro-Zone werden sogar gleich 5,4 Prozent fällig. Und wer auf Reisen im Ausland direkt mit der Karte nicht in Euro zahlt, der muss in jedem Fall mit 1,5 Prozent Fremdwährungsgebühr kalkulieren.
Beide Punkte sind mehr als ärgerlich und heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Beispielsweise zahle ich bei der Karte der Bank Norwegian, die ich mir zwischenzeitlich als Ersatz für die Amazon-Karte geholt habe, weder Gebühren für die Bargeldabhebung noch für Zahlungen in Fremdwährung.
Was taugt die neue Bonuskarte von Amazon?
Ist die neue Visa-Karte von Amazon unterm Strich also eine Mogelpackung? So weit würde ich nicht gehen, wie schon beim Vorgänger ist sie aber nicht universell einsetzbar. Aufgrund des Bonussystems empfiehlt sich der Einsatz definitiv beim Amazon-Shopping und generell überall dort, wo mit Euro gezahlt wird.
Etwas hinderlich könnte dabei anfangs der geringe Kreditrahmen von 2.000 Euro sein. Den kann man allerdings nach erfolgreicher Bonitätsprüfung auch nach oben hin anpassen lassen. Für Reisen und im Notfall (Stichwort: Bargeldabhebung) gibt es aber wesentlich bessere Produkte. Schade nur, dass Amazon dieselben Fehler wie zuvor machen muss. So ist die Visa-Karte von Amazon zwar eine nette Ergänzung, hat aber nicht das Zeug zum alleinigen Zahlungsmittel.
Werde ich sie also beantragen? Gut möglich, jedoch kommt nicht jeder sofort an die Reihe. Ein Blick zu Amazon vertröstet mich aktuell nämlich noch. Man rechnet wohl mit einem großen Andrang und möchte die Nachfrage etwas bündeln und die Beantragung deshalb nur sukzessive freischalten.
Was ihr über Kreditkarten heutzutage wissen müsst: