Der Besuch in der Werkstatt wird für Autofahrer immer teurer. Als wäre das nicht Problem genug, müsst ihr inzwischen aber auch immer mehr Geduld mitbringen, bevor ihr den Wagen wiederseht. Der ADAC findet: Es ist genug.
ADAC: Autobauer müssen für mehr Ersatzteile sorgen
Wer das Auto in die Werkstatt bringen muss, hofft auf Hilfe – möglichst schnell, unkompliziert und kostengünstig sollte es sein. Die Kosten klettern seit langem stark an und machen etwa den Versicherungen Sorgen: allgemeine Inflation, steigende Lohnkosten und immer wieder Herausforderungen in den Lieferketten – das sorgt aber nicht nur für steigende Preise, sondern sorgt auch dafür, dass Werkstattbesuche länger dauern, viel länger.
Darauf weist jetzt der ADAC hin: Autofahrerinnen und -fahrer müssten immer längere Zeiten in Kauf nehmen, bis ihr Auto wieder fit für die Straße ist. Dabei ist laut den Automobilexperten nicht die Rede von Stunden oder Tagen, sondern von Wochen, sogar Monaten, bis der fahrbare Untersatz wieder flott ist – oft wegen fehlender Ersatzteile.
Ein unhaltbarer Zustand, findet der ADAC – und fordert daher Vorgaben für Autobauer und Zulieferer. Eine „gesetzliche Verpflichtung zur langfristigen und bei akutem Reparaturbedarf auch zeitnahen Ersatzteilversorgung“ müsse her, so der ADAC in einer aktuellen Mitteilung, „um Verbraucherinnen und Verbraucher besser zu schützen und ihre Mobilität sicherzustellen.“
Laut Vorschlag des ADAC sollten Ersatzteile für 12 bis 15 Jahre mindestens bereitgestellt werden müssen. Weil aber nicht nur physische Einzelteile, sondern auch die Software immer wichtiger wird, solle auch die für mindestens 15 Jahre kostenlos auf aktuellem Stand gehalten werden.
Wer Auto fährt, muss warten können
Ich gehöre selbst zu eben den Kunden, die gerade erst feststellen mussten, wie lange es heutzutage bei der Werkstatt dauern kann. Über zwei Monate war der Wagen weg, bis ich meinen Skoda Fabia endlich wieder in Empfang nehmen konnte – und das nur, weil ich mich letztlich für ein runderneuertes gebrauchtes Ersatzteil entschieden habe. Das Originalteil hätte noch einmal vier Wochen Lieferzeit mehr gehabt.
Ich fürchte aber, der Weg des ADAC wird daran kaum etwas ändern. Ich habe auch keine bessere Idee, als eine Pflicht, Ersatzteile bereitzustellen. Sie dürfte aber an der Realität scheitern. Schließlich haben derzeit gefühlt zumindest in Europa viele Autobauer mit ihren Kosten zu kämpfen. Die Branche der Zulieferer wird seit Monaten von Hiobsbotschaften und Insolvenzen geplagt.
Solange die grundlegenden Probleme nicht gelöst sind – wie unattraktive Standortfaktoren, wirtschaftliche Depressionsphase und nicht zuletzt militärische Auseinandersetzungen, die Produktion und Lieferung durcheinanderwirbeln – wird eine Pflicht verpuffen, weil sie im echten Leben einfach nicht erreichbar ist.
Wartezeit geht für Verbraucher ins Geld
Einerseits ist der lange Zwangsverzicht für Autofahrer einfach unbequem. Aber das ist eben nicht alles. Wie der ADAC erklärt, laufen Versicherungskosten oder Leasingraten weiter. So entstehen den Autobesitzern oder -fahrern Kosten, obwohl ihre Fahrzeuge nicht nutzbar sind. Dazu kommen Ausgaben für Fahrkarten, Werkstatt- oder selbst organisierte Mietwagen, um in der Zwischenzeit mobil zu bleiben.
Selbst bei Fällen, die innerhalb von Garantie- oder Gewährleistungsfristen liegen, entstehen Kunden so deutliche Mehrkosten und lange Leerlaufzeiten.
Die Idee des ADAC ist nicht grundsätzlich neu: Das vor wenigen Jahren eingeführte Recht auf Reparatur verpflichtet etwa bereits Hersteller von Haushaltsgeräten und Elektronik, Ersatzteile für einen bestimmten Zeitraum vorzuhalten und Reparatur baulich überhaupt zu ermöglichen. Vergleichbar solle das auch für Autos umgesetzt werden, so der ADAC – auch, weil das Durchschnittsalter der in Deutschland zugelassenen Wagen steige und damit die Versorgung mit Reparatur- und Ersatzteilen noch wichtiger werde.