Während Volkswagen den Gürtel enger schnallt und sogar Werkschließungen erwägt, fließen weiterhin Millionen an ehemalige Top-Manager. Gleichzeitig klagen über 100 Ex-Führungskräfte gegen Gehaltskürzungen. Für einen Konzern im Wandel werden diese Altlasten zunehmend zum Problem.
Geldregen im Sparmodus: VWs kostspielige Altlasten
Volkswagen steckt in der Krise und muss Milliarden einsparen. Die Lage ist so ernst, dass sogar die Schließung ganzer Werke im Raum steht. Doch die ehemaligen Spitzenmanager, die diese Krise zum Teil mitzuverantworten haben, müssen sich keine Sorgen machen: Allein 2023 erhielt Ex-Vorstandschef Herbert Diess satte 12,8 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht 2023 hervorgeht (Quelle: Volkswagen).
Auch andere Ex-Bosse wie Markus Duesmann (1,9 Mio. Euro), Martin Winterkorn (1,35 Mio. Euro) und Matthias Müller (fast 2 Mio. Euro) profitierten von fürstlichen Pensionen, Gehältern und Boni. Das Gesamtbild ist dramatisch: Allein Manager, die vor über einem Jahrzehnt das Unternehmen verließen, strichen 2023 insgesamt rund 100 Millionen Euro ein.
Klagewelle: Ex-Manager ziehen vor Gericht
Als wäre das nicht genug, haben nun über 120 ehemalige Führungskräfte eine Klage eingereicht. Vor dem Arbeitsgericht Braunschweig fordern sie eine Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent plus 1.000 Euro Inflationsausgleichsprämie. Ihr Argument: VW habe 2023 zugesagt, diese Bestandteile zu übernehmen (Quelle: Spiegel). Der Konzern hält dagegen: „Wir halten die entsprechenden Klagen für unbegründet“, so ein VW-Sprecher.
Der Fall wirft kein gutes Licht auf die Unternehmenskultur bei Volkswagen. Lange galt der Konzern als Arbeitnehmerparadies, in dem Probleme gern mit Geld gelöst wurden. Abgänge wurden fürstlich entlohnt, viele Ex-Manager beziehen weiterhin Gehalt – selbst wenn sie längst nicht mehr für VW tätig sind. Sogar in Abgasskandale verwickelte Ex-Manager wie Rupert Stadler erhalten noch Zahlungen.
Großzügigkeit auf Kosten der Zukunft
Die fortlaufenden Bonuszahlungen an Ex-Manager sind nicht neu und waren für den Konzern kein großes Problem, solange es ihm gut ging. Doch nun steht VW vor einem anstrengenden Wandel hin zur Elektromobilität, der neue Konkurrenten aus China auf den Plan ruft. Hier zählt buchstäblich jeder Euro. Die alte Praxis, Probleme jahrzehntelang mit Geld zu begraben, wird jetzt zum Bumerang.
Wenn VW eine Zukunft haben will, muss es dieses System radikal reformieren. Andernfalls droht ein langer, hässlicher hausinterner Konflikt, der den dringend notwendigen Wandel bremst und vielleicht unmöglich macht.