Wer bei Reisen mit der DB sparen will, kann auf Kundenkonto, App und Smartphone kaum verzichten. Das geht Verbraucherschützern zu weit. Nicht nur, weil viele Kunden ausgeschlossen würden, sondern auch weil günstige Tickets nicht mehr am Fahrkartenautomaten zu kriegen sind.
Bahn hängt Kunden ab: Verbraucherschutz geht auf die Barrikaden
Die Deutsche Bahn will digital zugänglicher werden – eigentlich. Doch der aktuelle Weg beim Ticketkauf führt in die falsche Richtung. Diese Meinung vertritt nicht nur der Verbraucherschutz, sondern auch eine überwältigende Mehrheit der Bahn-Kunden, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) ergeben hat.
Demnach sind ganze 96 Prozent der Befragten dafür, dass der Zugang zu Tickets und sonstigen Angeboten des ÖPNV sowie des Fernverkehrs ohne Smartphone, Apps oder Internet möglich sein sollte – und zwar vollständig.
Die Realität sieht schon heute anders aus: So schränkt die Bahn Kunden etwa dabei ein, Sparpreise und Super-Sparpreise an den Ticketautomaten der Deutschen Bahn buchen zu können. Wer sparen will, muss Fahrkarten in der Regel online kaufen, auf der Webseiten der Bahn oder in der App DB Navigator.
54 Prozent sehen es laut der Umfrage kritisch, dass die DB Teile ihres Angebots nur digital bereitstellt (Quelle: Stuttgarter Nachrichten).
Sparen nur mit Navigator: DB verteidigt App-Zwang
„Die Digitalisierung im Ticketvertrieb darf nicht zum Ausschluss einzelner Gruppen vom Bus- und Bahnfahren führen“, kritisiert auch VZBV-Vorständin Ramona Pop. Eigentlich solle fortschreitende Digitalisierung „Mobilität einfacher und besser machen und keine neuen Barrieren schaffen“, so Pop weiter.
Das tut sie in vielen Fällen auch. Denn bisher sind nur wenige Angebote der Bahn ausschließlich auf digitale Kanäle beschränkt. Dazu gehören seit kurzem aber ausgerechnet die beliebten Bahncards 25 und 50. Kunden können sie nur noch digital erwerben.
Ein Ausdruck der Bahncard werde zwar bei Ticketkontrollen im Zug weiter akzeptiert. Aber kaufen kann man sie eben nur noch online oder am Schalter der DB. In beiden Fällen gilt: Ohne Kundenkonto – und damit ohne die eigenen Daten an die Bahn weiterzugeben – wird es nichts mit dem Spar-Abo.
Das bestätigt auch die Bahn, weist aber auf die Vorteile hin: So sei mindestens eine angegebene E-Mail-Adresse oder Handynummer nötig, um so über etwaige Gleiswechsel oder Verspätungen zu informieren. Sparpreis-Tickets gebe es zwar an Automaten tatsächlich nicht mehr. Danach sei die Nachfrage aber auch sehr gering. Der Bahn zufolge werden 90 Prozent aller Fernverkehrstickets bereits nur noch online gekauft.
Der DB Navigator ist für Bahnkunden so gut wie unverzichtbar: