Volkswagen muss sparen. Der Konzern hat mit nie gekannten Sparmaßnahmen Angestellte und Öffentlichkeit schockiert. Bei „hart, aber fair“ wird in der Talk-Runde klar, dass VW jedoch nicht das einzige Problem ist.
VDA-Chefin macht klar: Das Problem ist größer als VW
Offiziell hält sich VW noch bedeckt, doch Betriebsratchefin Daniella Cavallo hat es bereits verraten: Bei Volkswagen in Deutschland sollen mindestens drei Werke dicht gemacht werden. Zehntausende Stellen stehen auf der Kippe und wer bleibt, muss sich auf ein empfindliches Minus beim Gehalt einstellen.
Laut Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), ist VW allerdings nicht allein mit den Problemen: Einer aktuellen Studie des VDA zufolge werde der Antriebswechsel vom Verbrenner auf Elektro rund 190.000 Jobs in Deutschland kosten. Konkret ist in der Studie von 186.000 Stellen die Rede (Quelle: Stuttgarter Nachrichten).
Das Problem ist also weit größer und betrifft bei weitem nicht nur Volkswagen, sondern auch andere Autohersteller sowie deren Zulieferer. Dazu kommen Müller zufolge die spezifischen Herausforderungen für den Industriestandort Deutschland, vor allem: Bürokratie, hohe Löhne sowie steigende Energiepreise.
Probleme also, die ein Hersteller alleine nicht in den Griff kriegen kann. Sie fordert daher von der Bundesregierung, „dass die sich zusammensetzen und in dieser außerordentlich schwierigen Lage gemeinsame und realistische Vorschläge machen“. Die Ansicht, dass die Chefetage von Volkswagen die Probleme nicht zu verschulden habe, teilten andere Teilnehmer der „hart, aber fair“-Ausgabe jedoch nicht.
FDP-Mann sieht die Schuld bei VWs E-Auto-Weg
So sieht es etwa Frank Schäffer (FDP). Er wirft VW vor, zu „einseitig“ auf E-Autos gesetzt zu haben. Aus seiner Sicht ist der Verbrenner weiterhin wichtiger Bestandteil von VW und sollte nicht aufgegeben werden. Die von seiner Partei oft vorgebrachte Technologieoffenheit hielt auch Schäffer hoch.
Außerdem kritisierte er die Stellung der Niedersächsischen Landesregierung im Aufsichtsrat von VW. Dort kann das Land nicht überstimmt werden und so starken Einfluss auf den Konzern ausüben – einer der Gründe, warum VW seit Jahrzehnten ein Paradies für Arbeitnehmer ist.
Er kriegt für diese Ansage allerdings ordentlich Gegenwind, unter anderem vom bekannten Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar. Ihm zufolge seien die ebenfalls oft von der FDP propagierten E-Fuels nichts als ein „ineffizienter Umweg“ und eine „nette Konstruktion, um am Alten festzuhalten“. Sie würden jedoch nichts daran ändern, dass Elektroautos Verbrennern technisch überlegen sein.
Yogeshwar warnt viel mehr davor, dass die Konkurrenz, allen voran durch Autobauer aus China, die deutschen Marken abhänge, wenn man sich nicht vollends auf E-Autos konzentriere. Wenn jetzt nicht schnell umgestellt werden, drohe, dass die deutschen Autobauer in der Bedeutungslosigkeit versinken, wie es schon bei Marken wie Loewe und Grundig aus Deutschland geschehen sei. Auch Nokia hat einen solchen Weg genommen.
Günstige Modelle wie der ID.2 sollen VW aus der Klemme helfen: