Eins ist schon mal sicher: Wenn ein Trend endlich auch bei den deutschen Discountern Aldi und Lidl landet, ist die Talsohle der „Uncoolness“ beinahe erreicht. Doch bevor es soweit ist, bin ich in den nächsten Wochen weiterhin dem „Dubai-Schwachsinn“ ausgesetzt. Das muss aufhören, jetzt! Mein Plädoyer für mehr Vernunft bei Handel und Käufern – heute, in der aktuellen Ausgabe der Wochenendkolumne bei GIGA.
Gefühlt ernährte sich in den letzten drei Jahren jeder Influencer- und TikTok-Horst ausschließlich von Dubai-Schokolade – Mahlzeit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das lohnsteuerpflichtige Prekariat in der alten Welt mit der gefüllten Schoki beglückt wird.
Dubai-Gedöns bei Aldi, Lidl und auf dem Weihnachtsmarkt
Diesem Auftrag haben sich die beiden Kontrahenten Aldi und Lidl in dieser Woche verschrieben und müssen sich vorab sogar mit allerlei Rechtsstreitigkeiten auseinandersetzen. Schließlich möchte sich niemand gern die Pistazienfüllung vom Brot nehmen lassen und weiterhin Premium-Preise aufrufen.
Doch der Ausverkauf der Marke „Dubai“ hat schon längst begonnen. Wer 2024 über die Weihnachtsmärkte der Republik schlendert, kommt an dem dubiosen Hype nicht mehr vorbei. Jeder fahrende Händler meint, sein Sortiment mit entsprechenden „Dubai-Versionen“ aufhübschen zu müssen. Die Strategie dabei ist immer gleich und allzu durchschaubar. Man nehme beispielsweise eine Waffel und haue auf diese Pistaziencreme mit Geschlönz wie Engelshaar (Kadaifi). Der Preis für derartige Diabetes-Bomber verdoppelt sich gegenüber der Standardware auch schon mal.
Doch abseits von Waffeln, Crêpes und anderen Süßspeisen findet sich die Dubai-Dröhnung mittlerweile auch in sonst herzhaften Speisen. Die Dubai-Bratwurst ist keine Satire, sondern bitterer Ernst – mir wird speiübel.
Wie sonst bei ähnlichen Entwicklungen stellt sich natürlich auch hier die berechtigte Frage: Wer ist der größere Depp – derjenige, der solchen Mist anbietet, oder derjenige, der sein Geld dafür tatsächlich ausgibt?
Einfach nicht kaufen, der Rest erledigt sich von selbst
Eine direkte Antwort darauf gibt es nicht. Allerdings liegt es in unserer Hand, dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Wenn wir Dubai in Dubai sein lassen und derartige Angebote mit einem Nichtkauf abstrafen, dann wird jeder Händler oder Hersteller, der noch bei Trost ist, damit unweigerlich in Zukunft aufhören.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Man muss ja nicht jeden Trend bis zuletzt ausschlachten. Doch ich bin zuversichtlich: Die Dubai-Schokolade könnte in Zukunft zwar ihre Nische behalten, doch die pervertierten Auswüchse auf deutschen Weihnachtsmärkten werden 2025 um diese Zeit wieder verschwunden sein. Auch bei Aldi und Lidl werden wir die Schokolade in einem Jahr vergeblich suchen. Da bin ich mir sicher.
PS: Für mich persönlich kommt gute Schokolade übrigens vor allem aus dem Königreich Belgien. Schon allein um etwaigen Sanktionen durch meine in Antwerpen lebende bessere Hälfte zu entgehen, würde ich auch nie etwas anderes behaupten. Lieverd, ik heb gelijk, nietwaar?
Auch so ein Trend vor Jahren – Fashion im Discounter-Stil: