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Snapdragon am Ende? Zoff zwischen Qualcomm und ARM eskaliert Abonniere uns
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Die Tech-Apokalypse droht, und das ist nicht übertrieben. Denn ein Rechtsstreit zwischen ARM und Qualcomm hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Für Qualcomm geht es um das Ende der Snapdragon-Chips und damit um die eigene Existenz. Das könnte die ganze Tech-Branche erschüttern.

ARM ist überall

Die Ausgangslage: Die Snapdragon-Chips von Qualcomm stecken in zahlreichen Smartphones, unter anderem diversen Modellen von Samsung, Xiaomi, Honor und OnePlus. Die CPUs nutzen die sogenannte ARM-Prozessorarchitektur, also ein angepasstes Set an Instruktionen, vergleichbar mit x86 – jener Architektur, die AMD und Intel verwenden. ARM-basierte CPUs sind beliebt, weil sie leistungsfähig sind und als Energie sparend gelten.

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ARM heißt aber nicht nur die Prozessor-Achitektur, sondern auch eine Firma aus Großbritannien. Die vergibt Lizenzen für die Nutzung der ARM-Architektur gegen Geld an andere Tech-Firmen – neben Qualcomm auch an Apple (für die A- und M-Serie), Nvidia (Tegra), Google (Tensor), Samsung (Exynos), Mediatek (Dimensity) und andere. Diese Lizenzen sind unterschiedlich gestaffelt und an Gerätearten gebunden. Qualcomm besitzt seit vielen Jahren eine ARM-Lizenz für eigene Prozessordesigns in mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets.

Machtspiel zwischen Qualcomm und ARM

Nun gibt es aber auch immer mehr Laptops mit Qualcomms Snapdragon-Chips. Und das ist der Knackpunkt: Denn dafür ist Qualcomms bestehende Lizenzvereinbarung mit ARM nicht ausgelegt. Aus diesem Grund hat Qualcomm im Jahr 2021 ein Startup namens Nuvia übernommen. Die besaßen eine entsprechende Lizenz, weil deren Geschäftsfeld ARM-basierte Server-Prozessoren waren.

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Qualcomm sagt: Wir haben mit Nuvia auch deren ARM-Lizenz übernommen und dürfen deswegen auch Prozessoren für PCs bauen. ARM ist anderer Auffassung und sagt: Wenn Firmen übernommen werden, verfallen deren Lizenzen. Um diese Frage schwelt zwischen ARM und Qualcomm, obwohl sie auch enge Partner sind, schon seit mehreren Jahren ein erbitterter Rechtsstreit, bei dem es um Milliardensummen geht. Jetzt ist es zu einer weiteren, vielleicht der finalen, Eskalation gekommen.

Der Streit mit ARM bedroht Qualcomms Existenz. (© IMAGO / Zoonar)
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ARM forciert die Eskalation

Denn ARM sagt: Wenn iQualcomm sich nicht an die Regeln hält, dann ziehen wir deren komplette Lizenz zurück, also auch die für Smartphones. Wenn das durchgeht, käme das einer Kernschmelze für erhebliche Teile der Smartphone-Branche gleich.

Denn das hieße, dass Qualcomm ab dem kommenden Jahr keine Snapdragon-Chips mehr verkaufen dürfte. Damit wäre der Verkauf von etlichen Smartphones gefährdet, die 2025 erscheinen sollen – mutmaßlich Modelle von Samsung, Xiaomi, der Oppo-Familie und anderen. Das könnte einen großen Teil der Tech-Branche in die Krise reiten.

Denn kurzfristige Alternativen zu Qualcomms ARM-basierten CPUs gibt es praktisch nicht. Konkurrenten wie Mediatek werden ihre Produktion nicht so schnell hochfahren können. Mal ganz abgesehen davon, dass die SoCs, also Chips, auf denen unter anderem die ARM-basierten Prozessorkerne enthalten sind, genau wie Smartphones selbst, mehrjährige Entwicklungszyklen haben.

Wie geht es weiter? Erstmal gibt es eine 60-tägige Frist bis Mitte Dezember, in der Qualcomm Zeit hat, rechtlich zu reagieren. Man kann davon ausgehen, dass Qualcomm hinter den Kulissen auch versuchen wird, eine außergerichtliche Einigung zu erwirken. Denn ein erheblicher Teil der 39 Milliarden US-Dollar Umsatz hängt bei Qualcomm vom Prozessorgeschäft ab – jetzt geht es schlicht um die Existenz des Unternehmens.

Verhandeln wird Qualcomm aber nur zähneknirschend, denn der Konzern sieht sich als Opfer einer Erpressung und gibt sich kampfeslustig. „ARMs wettbewerbswidriges Verhalten wird nicht toleriert“, heißt es in einem Presse-Statement (zitiert nach Computerbase). Sollten sich die beiden Parteien nicht einig werden, wird die Tech-Branche ganz sicher nicht mehr dieselbe sein wie zuvor.

ARMs jüngster Schritt könnte zum Eigentor werden

Aber selbst eine Einigung wäre noch lange nicht das Ende der Geschichte. Denn die teuren Lizenzgebühren für die ARM-Architektur und das in ihren Augen aggressive Gebaren von ARM sind den Playern im Chip-Business grundsätzlich ein Dorn im Auge. Deswegen flirten viele schon länger mit der quelloffenen und damit für sie kostenlosen Alternativ-Architektur RISC-V. Das hat Qualcomm bereits öffentlich gemacht, gerüchteweise forscht aber auch Apple in diesem Bereich. Überdies hat auch Google 2023 angekündigt, dass man Android für RISC-V anpassen möchte. Es ist nicht undenkbar, dass die aktuellen Entwicklungen diesen Prozess noch beschleunigen und ARM auf lange Sicht die Partner wegbrechen.

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