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Plastik als Werkstoff für Smartphones steht im Ruf, ein billiger Ersatz für wertigere Materialien wie Metall und Glas zu sein. Deswegen verschleiern Hersteller den Einsatz von Kunststoffen neuerdings als „veganes Leder“. Das ist unnötig, denn Plastik hat viele gute Eigenschaften.

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Plastik – unentschuldbar?

Im Jahr 2013 brachte Apple das iPhone 5C auf den Markt. Es besaß die technischen Daten vom Vorjahresmodell, war günstiger, bunter, vor allem aber „unapogetically plastic“: Wie Apple-Designer Jony Ive im Vorstellungsvideo betonte, schämte man sich nicht dafür, ein Plastik-Smartphone rauszubringen – im Gegenteil. Das war ein furioses Statement, denn Plastik haftete (und haftet bis heute) der Ruf an, ein minderwertiges Material zu sein.

Plastik galt als billig, Samsung war das peinlich

Etwas historischer Kontext: Vor allem Samsung wurde in der ersten Hälfte der 2010erjahre vorgeworfen, „Plastikbomber“-Smartphones en masse auf den Markt zu werfen.

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Musste sich nicht dafür entschuldigen, aus Plastik zu sein: das iPhone 5C von 2013. (© GIGA)

In der Werbung zum Galaxy S3 (2012) stellte Samsung das Material seines neuen Flaggschiff-Smartphones als „Polycarbonat“ vor. Begriffe wie „Plastik“ oder das etwas wertiger klingende „Kunststoff“ wurden im Marketing dagegen penibel ausgeklammert. Lieber bewarb Samsung das Telefon als „von der Natur inspiriert“ – Kieselsteine, die von Bachläufen geformt seien und derlei Bilder wurden beschworen. Spätere Geräte wie Note 3 und S5 hatten Plastikränder, die so beschichtet waren, dass diese nach Metall aussahen.

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Das alles schrie geradezu: Ja, es ist Kunststoff, aber lasst uns doch über angenehmere Themen reden. Apples Entgegnung, „Unser Telefon ist aus Plastik und es gibt keinen Grund, sich dessen zu schämen!“, war dagegen fast schon subversiv – und eine Backpfeife für Samsung.

Dabei zeigten Smartphone-Meilensteine wie HTC One X (2012) und OnePlus One (2014), dass Plastik cool sein konnte – genau wie das iPhone 5C (2013). Was die gemeinsam hatten? Understatement. Sie versteckten nicht, dass sie aus Plastik sind. Weil sie es nicht nötig hatten.

Kunststoff im Zeitalter des Greenwashing

Fast Forward ins Jahr 2025: Metallrahmen plus Glas auf der Rückseite sind Standard bei Smartphones – und jeder ist davon gelangweilt. Nun gibt es aber Smartphone-Hersteller, die sich auf Plastik rückbesinnen: Xiaomi mit dem Redmi Note 14 Pro+ 5G (hier im Check) zum Beispiel, OnePlus mit dem OnePlus 13 (Test) und auch Huawei mit dem Mate X6. Die genannten Geräte gibt es mindestens in einer Variante mit Plastik-Rückseite.

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Allen gemein ist, dass das Plastik leicht geriffelt ist und die Hersteller das „veganes Leder“ nennen. Dieser Widerspruch in sich klingt nach Greenwashing – und ist es auch.

Aufnahme eines Xiaomi Redmi Note 14 Pro+ 5G
Das „vegane Leder“ im Xiaomi Redmi Note 14 Pro+ 5G hat sogar Nähte – trotzdem ist es Plastik. (© Severin Pick / GIGA)

Zur Einordnung: Veganes Leder beziehungsweise Kunstleder kommt unter anderem bei den Bezügen von Autositzen zum Einsatz, aber auch Kleidungsstücke, Schuhe und Accessoires werden daraus hergestellt. Der Begriff „veganes Leder“ ist aber nicht geschützt. Es gibt mittlerweile durchaus veganes Leder ohne Kunststoff – das ist aber noch die absolute Ausnahme. In der Regel besteht veganes Leder zum großen Teil aus PVC und/oder Polyurethan, mehr zum Thema erfahrt ihr im Onlinemagazin zwischenbetrachtung.de.

Veganes Leder macht Smartphones nicht nachhaltiger

Ist veganes Leder nachhaltig? Nein. Das sind Smartphones aber allgemein nicht. Sollte man auf Plastik im Smartphone verzichten? Noch einmal: nein. Denn die Alternativen sind nicht besser und Plastik hat durchaus einige sinnvolle Eigenschaften, die es für den Einsatz im Smartphone sinnvoll machen.

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Es ist leicht, robust, besser formbar und auswechselbar als Glas, kann griffiger werden und hat als nicht leitendes Material keinen negativen Einfluss auf Sende- und Empfangsleistung. Das durfte auch Apple beim „Antennagate“-Skandal rund um das iPhone 4 (2010) lernen. Selbst bei iPhones mit Metall-Rückseite wurden danach Plastikteile im Rahmen integriert, um gute Empfangsqualität sicherzustellen. So gesehen hatte Jony Ive recht: Eine Entschuldigung war für Plastik nicht nötig.

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