Die Deutsche Bahn räumt auf: An Bahnhöfen und auf Bahnsteigen werden in Kürze die auf Papier gedruckten Ankunftspläne verschwinden. Der Grund ist nachvollziehbar – und gleichzeitig ein Armutszeugnis für die DB.
Bahn macht Schluss: Ankunftszeiten nur noch digital
Ein vertrauter Anblick verschwindet aus Bahnhöfen und von Bahnsteigen im ganzen Land: Die Deutsche Bahn schafft zum 15. Dezember die weißen Ankunftspläne aus Papier ab. Künftig müssen sich Reisende und Abholer stattdessen ausschließlich auf digitale Anzeigetafeln, Apps oder die DB-Website verlassen. Der Grund: Die gedruckten Pläne können mit den häufigen Verspätungen einfach nicht Schritt halten.
Nach Jahrzehnten verschwinden damit die bekannten weißen Aushänge aus den Schaukästen der Bahnhöfe. Die gelben Abfahrtspläne bleiben hingegen erhalten – auch wenn dort nicht selten genau so unzuverlässige Informationen abgedruckt sind. Wer Informationen über ankommende Züge braucht, muss sich also ab Mitte Dezember darauf verlassen können, dass die Anzeigetafeln funktionieren oder gleich aufs Smartphone setzen.
Die Bahn argumentiert mit „überholter Datenlage“ der Papierpläne – ein diplomatischer Weg um auszudrücken, was vielen Fahrgästen tagtäglich auf die Nerven geht: Die Züge – vor allem im Fernverkehr – haben sich von jedem nachvollziehbaren Verständnis des Worts „Pünktlichkeit“ längst weit entfernt.
Angaben der dpa zufolge im Oktober erreichten gerade einmal 62,9 Prozent der Fernzüge im Oktober pünktlich ihr Ziel (via n-tv). Pünktlich nach DB-Jargon entspricht dabei mit nicht mehr als 6 Minuten Verspätung.
Neben der zeitlichen Unzuverlässigkeit gibt es ein weiteres Problem, das gerade die physischen Ankunftspläne praktisch überflüssig macht: Durch die Verspätungen und das allgemeine Chaos im Betriebsablauf der Bahn ändern sich auch die Ankunftsgleise oft, kurzfristig und in manchen Fällen gleich mehrmals vor einem einzigen Halt.
Deutsche Bahn muss Ansprüche hochschrauben
Von einem gedruckten Plan kann man in der aktuellen Situation bei der Bahn wirklich nicht erwarten, aktuell zu sein. Das wissen DB-Kunden. Viele werden sicherlich längst nichts mehr auf die großformatigen Zettel geben, sich stattdessen vom Handy per Mitteilung informieren lassen, wenn es mal wieder heißt, in letzter Minute vom einen Ende des Bahnhofs zum anderen zu sprinten.
Das Ende der Papier-Fahrpläne für Ankunftszeiten mag nicht das riesige Problem für viele sein. Mit dem Grund für das Aus stellt sich die Bahn aber mal wieder ein frisches Armutszeugnis aus.
Die DB erklärt zum Ende der Ankunftspläne: „Reisende benötigen verlässliche Informationen in Echtzeit.“ So weit, so richtig. Jetzt muss die Bahn allerdings auch liefern und die zwei drängendsten Probleme – in diesem Zusammenhang – angehen:
- Sicherstellen, dass keine Fahrgäste abgehängt werden, weil entweder die Anzeigetafeln mal nicht funktionieren oder jemand schlicht kein Smartphone nutzt, um sich damit über die jüngsten Änderungen zum Zug zu informieren.
- Auf Apps wie den DB Navigator muss Verlass sein. Bisher kommen dort bei Verspätungen Push-Mitteilungen über Verspätungen und Gleisänderungen einfach oft nicht rechtzeitig. Wer sich heute nur auf Apps oder die Webseite der Bahn verlässt, bekommt überall unterschiedliche Informationen. Meist gibt es per Durchsage am Bahnsteig noch mehr Widersprüche.