Wer hätte vor einem Jahr mit einem derartigen Richtungswechsel gerechnet? Die Tech-Milliardäre von Amazon, Apple, Facebook und Co. haben ihre Scheu vor Donald Trump verloren und suchen nach der gewonnenen Wahl offensichtlich den Schulterschluss. Handelt es sich dabei noch um einfachen Pragmatismus oder schon um opportunistische Anbiederung der schlimmsten Art? Meine Antwort auf diese notwendige Frage liefere ich euch in der aktuellsten Ausgabe der Wochenendkolumne hier bei GIGA.
Ob es mir persönlich passt oder nicht: Die US-amerikanische Bevölkerung hat im vergangenen November gewählt, und Donald Trump wird zum zweiten Mal Präsident der USA. Noch vor seiner zweiten Inauguration am 20. Januar kann er sich überraschenderweise vor Freundschaftsbekundungen aus der Tech-Szene kaum retten.
Nicht nur bei Facebook: Hey Donald, lass uns Freunde sein?!
Mark Zuckerberg, CEO von Meta (Facebook, WhatsApp, Instagram), will in den USA die absolute freie Rede auf seinen Plattformen. So etwas wie Faktenchecker werden seiner Meinung nach nicht mehr benötigt, und so dürfen die Qualitätsprüfer ihre Tische schon mal räumen. Ein mehr als deutliches Friedensangebot in Richtung Donald Trump, dessen neuer Buddy Elon Musk ja ebenfalls ein Anhänger der ungehemmten Rede ist – erst schreien, dann denken! Schön, dass so viel „Debattenkultur“ endlich auch wieder zu Facebook zurückkehrt.
Und was macht eigentlich Jeff Bezos? Der Amazon-Gründer und Besitzer der altehrwürdigen „Washington Post“ ging schon vor der Wahl auf Kuschelkurs zu Trump. Eine eigentlich zu erwartende Wahlempfehlung für Kamala Harris fiel nach Bezos’ Eingreifen kurzerhand aus. Die Redaktion war darüber ganz und gar nicht begeistert. Zuletzt durfte dann in der Zeitung auch eine Karikatur nicht erscheinen, die eben jene neuerliche Anbiederung der Tech-Milliardäre an den künftigen US-Präsidenten zum Thema hatte.
Über den bereits erwähnten Elon Musk muss ich an dieser Stelle wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Der inoffizielle Propagandaminister der neuen US-Regierung trollt seit Wochen nicht nur in den USA, auch die hiesige Politik ist ihm ein Anliegen. Genauso wie sein offenes und unkritisches Bekenntnis zur AfD. Nichts anderes hätte ich von Musk erwartet.
Doch was macht da eigentlich Tim Cook, CEO von Apple?! Der spendet einfach mal privat eine Million US-Dollar für Trumps Amtseinführung. Natürlich vollkommen uneigennützig, weil es ja eine so schöne Tradition ist, dass Unternehmen und Unternehmer auch über Jahre hinweg diesen festlichen Akt mit Spenden unterstützen.
Was ist da eigentlich los? Noch in der ersten Amtszeit von Trump ging man größtenteils auf Distanz. Jetzt aber brechen alle Dämme, und man bringt sich in Stellung. Die Gründe dafür sind natürlich genauso offensichtlich, wie zugleich auch banal. Auch unter Trump möchte man in Zukunft noch Geld verdienen. Geld kennt keine Ideologien, Geld ist die Ideologie. Zu diesem Zweck wird der Schulterschluss gesucht, und alte Bedenken wandern über Bord – wenn diese Bedenken denn tatsächlich jemals vorhanden waren.
Musk beispielsweise war schon immer ein Fan der absoluten Deregulierung, und auch Zuckerberg war insgeheim nie ein Freund von Regeln. Sie alle wollen den absoluten, freien Markt. Was liegt da näher, als sich mit dem Advokaten einer solchen Anschauung anzufreunden? Nun aber machen auch einst moderate Stimmen wie Bezos und Cook beim Überbietungswettbewerb mit – wer ist schneller bei der Anbiederung?
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Scheiß aufs Völkerrecht!
Für mich am Ende wenig überraschend. Doch die Tech-Milliardäre und US-Firmen sollten aufpassen, mit wem sie da aktuell Freundschaft schließen wollen. Trump ist ein Brandstifter. Noch vor seiner Amtseinführung macht er jetzt beispielsweise Gebietsansprüche in Kanada, Grönland und Panama geltend. Da droht ein künftiges Staatsoberhaupt eines NATO-Landes seinen Verbündeten offen mit kriegerischen Handlungen, wenn diese auf seine Angebote nicht eingehen wollen.
So etwas kannten wir in dieser offenherzigen Weise eigentlich nur aus Russland und China – man holt sich, was man will. Wen interessiert da schon das Völkerrecht? Die Tech-Milliardäre können sich in Zukunft nicht mehr herausreden, wenn die Welt in Flammen steht. Wer so etwas mit Geld und netten Gesten unterstützt, der muss sich früher oder später dafür auch verantworten. Niemand soll mir sagen, man hätte es nicht wissen können. Doch, ihr konntet es. Hört zu und beschwert euch nicht, wenn ihr auf der Schleimspur später ausrutscht. Schönen Sonntag noch.
Die Trump-Story – lief letztes Jahr im Kino und steht passend zur Amtseinführung als VoD-Titel ab dem 20. Januar zur Verfügung (bei Amazon ansehen):