Volkswagens Krise ist zu großen Teilen hausgemacht. Mit diesem Eingeständnis überrascht Konzernchef Oliver Blume. Seit Jahrzehnten gibt es ihm zufolge Probleme, die jetzt über VW hereinbrechen. Sein Weg aus der Abwärtsspirale wird schmerzhaft.
VW-Chef: „Unsere Kosten in Deutschland müssen massiv runter“
Volkswagen steckt mitten in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Die Gründe dafür haben sich auch mindestens so lange aufgestaut, meint Oliver Blume, CEO des VW-Konzerns. Er erklärt: „Die schwache Marktnachfrage in Europa und deutlich gesunkene Erträge aus China legen jahrzehntelange strukturelle Probleme bei VW offen.“
Gegenüber der Bild am Sonntag wird der CEO damit ungewohnt deutlich und kritisiert seinen Arbeitgeber. Ob er sich mit seiner harten Kritik an Vorgänger und frühere Kollegen wendet oder die Schuld eher bei der politischen Einflussnahme bei Volkswagen sieht – die niedersächsische Landesregierung ist gesetzlich geregelt mit Stimmrecht im Aufsichtsrat vertreten und kann so den Kurs von VW mitsteuern – das lässt Blume jedoch offen.
Eines der Probleme, die Blume offen anspricht, seien die hohen Kosten der deutschen Standorte: „Unser Arbeitskostenniveau ist beispielsweise hier oftmals mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt unserer europäischen Standorte.“ Seine Schlussfolgerung: „Unsere Kosten in Deutschland müssen massiv runter.“
Das Problem von Volkswagen
Für Blume ist klar, dass hier eines der entscheidende Probleme des VW-Konzerns liegen muss. Denn: „Der Konzernumsatz liegt aktuell leicht über dem Vorjahr – unsere neuen Produkte kommen super an, was der Anstieg des Auftragseingangs im dritten Quartal belegt.“
Gleichzeitig kommt jedoch viel weniger Geld auf der Habenseite rein: „Das operative Ergebnis steht aber nach neun Monaten, gerade wegen der hohen Kosten, enorm unter Druck und ist um mehr als 20 Prozent gesunken“, so Blume. Im laufenden Geschäft sieht es noch viel düsterer aus: Das Ergebnis ist um 42 Prozent eingebrochen, der Gewinn sogar um erschütternde 63,7 Prozent.
Die Schlussfolgerung ist logisch: Die Kosten müssen runter. Wo diese Kosten allerdings eingespart werden sollen, darüber herrscht Uneinigkeit, die die Angestellten auf die Barrikaden treibt. Zwar verzichten Vorstandsmitglieder bereits auf einige Sonderausschüttungen. Doch auch der durchschnittliche VW-Angestellte könnte den Plänen zufolge einiges opfern müssen – und viele von ihnen werden Lohnkürzungen oder andere Mali deutlich härter treffen als einige Boni weniger es in der Chefetage tun.
Mit günstigen E-Autos will VW die Trendwende schaffen. Doch noch warten wir: