Das „Kleinanzeigen“-Portal (früher „eBay Kleinanzeigen“) ist oft ein einfacher Weg, um nicht benötigte Sachen loszuwerden. Es gibt aber auch nervige Situationen. Manchmal bessert man dort seine Kasse auch nicht auf, sondern läuft Gefahr, viel Geld zu verlieren – so wie in diesem Fall.
Ein Angebot ist bei Kleinanzeigen schnell erstellt. Foto vom Artikel erstellen, Beschreibung verfassen, Details ausfüllen und schon kann das Angebot online gehen. So wollte ich auch ein iPhone 15 Pro loswerden. Gewagt, aber man kann es ja mal versuchen.
Betrüger bei Kleinanzeigen: Sie lauern überall
Nachdem meine Anzeige online gestellt wurde, kamen die ersten üblichen Anfragen. Dabei ging es von seltsamen Tauschangeboten über Preisanfragen, die bis zu 50 Prozent unter dem Betrag lagen, den ich mir vorgestellt habe. Alles also nicht so spannend. Bis eines Tages eine nette Nachricht kam:
„Hey, ich habe starkes Interesse, können wir eben telefonieren?“
Kein Problem dachte ich mir. Der Nutzer ist laut Kontoinformationen bereits seit über 10 Jahren bei Kleinanzeigen und hat ein Bewertungsprofil mit den Angaben “TOP Zufriedenheit“ und „Freundlich“. Keine „Red-Flags“ also auf den ersten Blick. Telefonieren, da hat man auch gleich eine Nummer und Kontaktdaten für den Fall, dass etwas schiefgeht, dachte ich mir. Das Gespräch lief gut, wir haben uns schnell über den Preis geeinigt, eine PayPal-Zahlung ausgemacht und den Versand abgesprochen. Das Geld kam dann auch unmittelbar nach dem Anruf auf dem PayPal-Konto an.
Direkt nach der Zahlung hat sich der angebliche Käufer gemeldet. Dieses Mal aber nicht über das Nachrichtensystem von Kleinanzeigen, sondern per WhatsApp. Telefonnummern hatte man schließlich schon anfangs ausgetauscht.
„Geld ist raus, kam es an?“
Alles cool also? Nicht ganz, spätestens jetzt wurde es komisch. Es kamen krumme 29,32 € weniger auf meinem PayPal-Konto an als vereinbart.
Kleinanzeigen: Betrug bei persönlicher Abholung
Dem Käufer ist der zu niedrige Betrag selbst aufgefallen und es folgte ein weiterer Anruf:
„Ich habe gesehen, dass zu wenig Geld auf deinem PayPal-Konto gelandet ist. Ich kann es mir auch nicht erklären, eigentlich ist mein Konto gedeckt und es gibt keine Probleme damit.“
Danach folgte ein Vorschlag, der mir entgegenkommen sollte:
„Ich habe einen Schwager, der in der Stadt wie du wohnt. Der kann dir doch gerne den Rest bar vorbeibringen und du gibst ihm das iPhone direkt mit. Dann sparst du dir auch den Stress mit dem Versand.“
Ein nettes Angebot, nicht wahr? Spätestens hier ist die Alarmsirene im Kopf angegangen. Was zunächst klingt, wie ein zuvorkommendes Angebot, birgt eine riesige Gefahr:
- Der angebliche Käufer hat per PayPal mit Käuferschutz bezahlt, also nicht über die „Freunde“-Zahlung. Das ist im Prinzip vollkommen in Ordnung, da die Freunde-Zahlung allgemein nicht für Geschäfte vorgesehen ist.
- Der Käuferschutz kann beansprucht werden, falls ein bezahlter Artikel nicht beim Käufer ankommt.
- Die persönliche Abholung durch den „Schwager“ klingt zunächst nach einem netten Angebot. Man hat schließlich keinen Stress beim Versand, spart sich die 5,49 € Versandgebühren und bekommt noch Bargeld auf die Hand.
- Hier schlägt aber die Betrugsfalle zu: Akzeptiert man die Zahlung per PayPal, ist der Verkäuferschutz nur gesichert, wenn man den Versand und die Zustellung an die Adresse des PayPal-Zahlenden nachweisen kann.
- Bei einer persönlichen Übergabe hat man keinerlei Beweis in der Hand, dass der Käufer seinen Artikel erhalten hat.
- In der Folge könnte der Käufer einen Fall bei PayPal eröffnen und sich so seinen gezahlten Betrag wieder zurückholen.
- Der Verkäufer, in dem Fall ich, würde laut PayPal-Richtlinien mangels Versandnachweis also das Geld verlieren. Um den Betrag zu erhalten, müsste der umständliche Weg zur Polizei mit folgender Anzeige und Klage gemacht werden. Ob man den Betrüger nachverfolgen kann, ist dabei nicht immer gewährleistet.
Fazit & Tipps: Kleinanzeigen-Betrug erkennen
Ob es sich bei meinem Fall um einen Betrugsversuch handelt oder der Käufer tatsächlich irgendwelche Probleme mit seinem PayPal-Konto hatte, ist nicht 100 Prozent gesichert. Herausfinden wollte ich es aber bei dem hohen Betrag nicht. In dem Fall kam es zu keinem Adressaustausch über Kleinanzeigen, ein Versand war also möglicherweise nie vorgesehen. Die Konversation wurde auch schnell unbewusst von Kleinanzeigen auf WhatsApp verlagert. Es wäre also gar nicht so einfach geworden, den Fall bei Kleinanzeigen bei Schwierigkeiten zu melden.
Deshalb habe ich mich schnell entschlossen, dem Käufer seinen PayPal-Betrag wieder zurückzubuchen und auf einen Handel verzichtet. Eine persönliche Übergabe mit vorheriger PayPal-Zahlung ist unabhängig vom Verkaufsportal einfach ein „No Go“ für Verkäufer. Es gibt regelmäßig Berichte über neue Betrugsmaschen, auch bei GIGA warnen wir immer wieder vor unterschiedlichen Maschen, zum Beispiel in diesen Fällen:
Für kleinere Flohmarkt-taugliche Artikel ist Kleinanzeigen sicher ein leichter Weg für den Verkauf. Hochpreisige Produkte, vor allem iPhones, locken aber oft Betrüger an. Wer sein Gerät sicherer verkaufen will, kann es über Anbieter wie Rebuy, Momox und Co. versuchen (Cleverbuy gehört vermutlich nicht mehr dazu).
Hier bekommt man zwar in der Regel etwas weniger Geld, als bei einem Verkauf über Kleinanzeigen, allerdings läuft der Handel überwiegend ohne Risiko und unkompliziert ab. Mein iPhone 15 Pro bin ich letzten Endes über das „richtige“ eBay losgeworden. Auch hier blieb ein mulmiges Gefühl, aber mittlerweile sind seit dem Verkauf Wochen vergangen und es gab weder eine Käuferbeschwerde, noch irgendwelche anderen unerwarteten Vorkommnisse.