Das Xiaomi 15 Ultra hat nicht nur ein beeindruckendes Quad-Kamera-Setup, es soll optisch auch an eine klassische Knipse erinnern. Ein Wochenende mit dem Gerät zeigt: Das Konzept geht auf.
Tolle Specs …
Drei Aspekte zeichnen das Xiaomi 15 Ultra als Kamera-Flaggschiff aus.
Erstens die Zusammenarbeit mit Leica. Der hessische Traditionshersteller arbeitet schon seit einigen Jahren mit Xiaomi zusammen an Smartphone-Kameras. Neben der Hardware betrifft das auch das Processing, also Parameter wie Farbbild, Kontrast und dergleichen. Zusätzlich gibt es Effekte, etwa den künstlichen Bokeh im Porträtmodus und zusätzliche Bildstile, die an klassische Leica-Bilder erinnern sollen.

Das zweite ist die Hardware. In diesem massiven Kameratisch haben wir gleich vier Kameras. Die Hauptkamera ist ein 1-Zoll-Sensor von Sony. Die Angabe „1 Zoll“ ist dabei nicht wörtlich zu nehmen, sondern ein historisches Überbleibsel. Trotzdem: Für eine Smartphone-Kamera ist der Sensor riesig und vor allem lichtstark.
Auf einen Blick: Kamera-Specs des Xiaomi 15 Ultra
- Hauptkamera: 50 MP (Sony LYT-900), f/1.63, 23 mm, Autofokus, OIS
- Ultra-Weitwinkel: 50 MP, f/2.2, 14 mm, Autofokus, 122°
- 3× Zoom: 50 MP (Sony IMX858), f/1.8, 70 mm, OIS
- 4,3× Periskop-Zoom: 200 MP (Samsung HP9), f/2.6, 100 mm, OIS
- Frontkamera: 32 MP (Omnivision Ov32b40)
Dazu gibt es einen 3×-Zoom mit 50 MP, einen 4,3×-Zoom mit Teleskop-Zoom und 200 MP sowie die obligatorische Ultra-Weitwinkel-Einheit mit 50 MP. Abgesehen von letzterem sind die Kameras alle optisch stabilisiert. Was man sogar hören kann: Wer am Smartphone schüttelt, vernimmt ein deutliches Rappeln.

Zum Dritten und Letzten: das Kamera-Kit. Das ist optionales Zubehör (bei Xiaomi ansehen), das einen zusätzlichen Griff mit eigenem Akku und vor allem einen Kamera-Button mitbringt, der beim Fokussieren und schnellen einhändigen Knipsen hilft. Wir konnten das jetzt nicht testen, für ambitionierte Smartphone-Fotografen ist das aber sicher eine coole Sache.
… und noch bessere Fotos
Kommen wir zu einem Urteil. Erstmal: Die Kamera ist herausragend. Es hat mir schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht, mit einem Smartphone zu fotografieren. Der Grund: Xiaomi und Leica verlassen sich nicht nur auf die Software, sondern verbauen auch starke Hardware.
Das bedeutet, dass die Fotos, die das Xiaomi 15 Ultra aufnimmt, nicht den unnatürlich aufgehellten, gelbstichigen, übersättigten Look haben wie iPhone, Samsung und Pixel. Hier dürfen Schatten noch Schatten sein. Ich mag das.
Ich fotografiere am Smartphone mittlerweile am häufigsten und am liebsten mit optischen Zooms. Bei vielen Smartphones bekommt jedoch die Hauptkamera den „guten“ Sensor, die anderen Cams sind dann nur noch „gut genug“.
Xiaomi hat sich dagegen nicht lumpen lassen, jede Linse hat auch einen guten Sensor. Der 3×-Zoom ist schon spitze, aber der Periskop-Zoom mit 4,3×Vergrößerung ist fantastisch. Mit einer Auflösung von 200 MP sieht man extrem viele Details, selbst mit aktivem Pixel-Binning! Tiefenschärfe, Lowlight-Qualität, die mögliche Umstellung zwischen zwei Farbmodi „Leica Authentic“ (Farbbild etwas zurückgenommen, künstliche Vignette) und „Leica Vibrant“ (weniger Kontrast, stärkere Aufhellung und intensive Farben) – hier stimmt praktisch alles.
Fazit: Tolles Kamera-Smartphone, trotz kleiner Enttäuschungen
Was ich schade finde: Bei einem Preis von 1.500 Euro für das Xiaomi 15 Ultra hätte das Kamera-Kit schon dabei sein können, immerhin erhalten Vorbesteller das aber für 100 statt 200 Euro.
Und dann gibt es noch ein paar andere verpasste Chancen.
Das Smartphone soll offensichtlich an eine klassische Kamera erinnern. Als ich das Smartphone zum ersten Mal quer in die Hand nahm, fasste ich instinktiv dort hin, wo bei einer echten Kamera der Auslöser ist – und griff ins Leere. Ich finde, ein Kamera-Button hätte schon sein dürfen. Ähnliches gilt für den Ring um den Kamera-Tisch. Wie cool wäre es, wenn man damit zoomen könnte? (Tatsächlich hat Xiaomis chinesischer Konkurrent ZTE bereits ein Smartphone mit drehbarem Kamera-Ring vorgestellt.)

Und sonst? Die Hardware gefällt mir, auch wenn das Handy echt klobig und schwer ist. Viel Leistung gibt’s, ein riesiger Akku und ein tolles Display. Ich hab den Eindruck, dass die Software, HyperOS, mittlerweile sogar ein bisschen besser geworden ist – aber noch immer nicht gut. Das ist jedoch ein eigenes Thema, über das ich mich an anderer Stelle schon genug beklagt habe.
Lasst uns dieses Xiaomi 15 Ultra einfach mal dafür feiern, was es ist: Eine wunderbare Kreuzung moderner Smartphone-Fotografie mit den Stärken klassischer Kameras. Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten: Ja, das ist die beste Handy-Kamera aller Zeiten. Zumindest für mich.