Tenways hat mit dem CGO009 ein smartes City-E-Bike vorgestellt, das optisch richtig was hermacht und preislich ganz attraktiv aufgestellt ist. Ich konnte das E-Bike in den letzten Wochen in meinem Alltag fahren und habe fast 350 km damit zurückgelegt. Vieles hat mir an dem Fahrrad sehr gefallen, doch es gibt auch einige Dinge, die ich ändern würde.
Tenways CGO009 im Test: Fazit
Mich hat das Tenways CGO009 wirklich überzeugt. Ich hätte nie gedacht, dass mir der Gates-Carbon-Riemenantrieb im Alltag durch die geringe Lautstärke und den nicht vorhandenen Schmutz so viel Freude beim Fahren bereiten würde. Doch hier passt es einfach zusammen. Das E-Bike sieht gut aus, ist leise, kommt im Alltag weit genug und hat einen smarten Diebstahlschutz an Bord. Damit könnt ihr das E-Bike wiederfinden. Ich wäre gerne noch viel mehr als die knapp 350 km gefahren, doch das Wetter hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das cleane Design des Tenways CGO009 hat aber auch kleine Nachteile. Der Akku ist nicht wirklich groß, es gibt kein Display und es sind auch keine Bohrungen für Flaschenhalter vorhanden. Das sind aber wirklich nur kleine Makel, bei einem sonst wirklich gelungenen Fahrrad. Nur die Reifen würde ich wechseln, um ein besseres Fahrgefühl zu bekommen. Der Preis von 2.399 Euro geht für mich persönlich absolut in Ordnung (bei Tenways anschauen).
Vorteile:
- Design
- Verarbeitungsqualität
- Lautstärke
- Kraftentfaltung
- GPS-Tracking
Nachteile:
- Kein Display
- Keine Befestigungsmöglichkeiten
Leichter Aufbau
Das Tenways CGO009 kam in einem großen Karton an und wurde zusätzlich mit einer Abdeckung geschützt. So stellt der Hersteller sicher, dass beim Transport keine Beschädigungen auftreten. Zum großen Teil war das Fahrrad schon vormontiert. Ich musste nur die Pedale, den Sattel und Lenker befestigen. Das dafür nötige Werkzeug wird mitgeliefert.
Der Aufbau hat wegen der sehr guten Verpackung und weil ich nichts zerkratzen wollte, gut eine Stunde gedauert. Zunächst hat die Bremse vorne etwas geschliffen, doch nach einigen härteren Bremsungen war das Geräusch weg. Durch die gute Anleitung könnt ihr (im Grunde) nichts falsch machen. Ich habe aber auch etwas Erfahrung.
Alles sehr minimalistisch
Wenn ihr euch für ein Tenways CGO009 entscheidet, dann erhaltet ihr das perfekte Undercover-E-Bike. Hier kommen mehrere Dinge zusammen. Einerseits seht ihr dem Fahrrad nicht sofort an, dass es sich um ein E-Bike handelt. Der Rahmen ist überall relativ dick. Viele Menschen, die mich auf das Fahrrad angesprochen haben, fanden das Design mit dem integrierten Front- und Rücklicht einfach schön. Erst beim zweiten Blick fiel der Akku im Rahmen auf.
Unterstützt wird der Effekt durch den Antrieb. Der hintere Motor mit 45 Nm und der Gates-Carbon-Riemenantrieb sorgen dafür, dass ihr flüsterleise unterwegs seid. Ich bin schon viele normale E-Bikes gefahren und man hört den Motor immer – egal ob von Bosch oder Shimano. Dazu dann auch noch die ratternde Kette. Hier seid ihr leise unterwegs, was ich persönlich wirklich genossen habe.
Der Gates-Carbon-Riemenantrieb hat zudem den Vorteil, dass er für 30.000 km wartungsfrei ist. Außerdem macht er eure Hose nicht schmutzig. Ich bin nach der Arbeit oft einfach direkt aufs Rad gestiegen und habe eine Runde gedreht, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass mein Hosenbein dreckig wird.
Allein die Übersetzung fand ich für mich nicht hundertprozentig ideal. Ich musste bei 25 km/h etwas zu schnell treten. Aber das ist vermutlich dem geschuldet, dass ihr nur einen Gang habt. Ohne Antrieb würdet ihr sonst vermutlich nicht vom Fleck kommen. Ist der Akku nämlich leer, was mir tatsächlich passiert ist, dann ist der Widerstand schon ziemlich hoch. Ihr fahrt dann wie auf einem Heimtrainer, der auf einer viel zu hohen Stufe eingestellt ist.
Das minimalistische Design überträgt sich auf alles beim Tenways CGO009, also auch auf den Lenker. Ich persönlich hätte einen geraderen Lenker bevorzugt. Durch die Krümmung konnte ich nie wirklich eine bequeme Haltung finden. Wäre er halb so stark gekrümmt, hätte das vermutlich besser geklappt. Das merkt ihr aber erst bei längeren Fahrten.
Generell sitzt ihr auf dem Fahrrad sehr hoch und relativ gerade. Ich bin 180 cm groß und musste den Sattel fast auf der niedrigsten Stufe einstellen. Laut Tenways sollen Menschen ab 165 cm damit fahren können. Das könnte in meinen Augen grenzwertig werden. Für größere Menschen könnte es wegen des gekrümmten Lenkers auch nicht so perfekt sein, da ihr die Höhe des Lenkers nicht verändern könnt. Für Menschen zwischen 175 und 185 cm dürfte das Rad ideal sein.
Auf der linken Seite befindet sich das Bedienelement, über das ihr alles steuert. Ihr schaltet das E-Bike damit ein, stellt die Unterstützungsstufe eins bis drei ein und könnt das Licht einschalten. Zudem befindet sich darunter der Boost-Knopf, mit dem ihr den Turbo zünden könnt, wenn ihr mal auf Stufe 1 fahrt und doch mal etwas mehr Power braucht. Ich habe diesen kaum genutzt, weil er mir zu verzögert und manchmal gar nicht reagiert. Auch fand ich die Größe des Knopfs etwas zu klein geraten.
Gestört hat mich insbesondere, dass sich das Fahrrad den letzten Status nach dem Ausschalten nicht gemerkt hat. Alle Einstellungen müssen nach dem Einschalten immer von Neuem durchgeführt werden. Ich habe beispielsweise immer das Licht an, wenn ich fahre. Ich fände es besser, wenn sich das Licht nach dem Aktivieren des Rads wieder einschaltet, wenn es bei der letzten Fahrt an war. Auch bin ich meist in der ersten oder dritten Stufe gefahren. Das könnte sich das Fahrrad ruhig auch mal merken. Vielleicht lässt sich das mit einem Software-Update nachrüsten.
Statt auf ein Display setzt Tenways beim CGO009 auf LEDs. Die länglichen LED-Streifen zeigen die Unterstützungsstufe an, in der ihr unterwegs seid, die Punkte die verbleibende Akkukapazität. Da hätte ich mir eine etwas andere Abstufung gewünscht. Besonders wenn die letzte LED blinkt und der Akku fast leer ist, dann kommt man nicht mehr sehr weit. Ich hätte mir gewünscht, dass die LED schon früher blinkt. So war ich zwei Mal mit leerem Akku unterwegs, weil ich mich verschätzt habe. Dauernd aufs Handy habe ich nicht geschaut, weil nur dort die Restreichweite etwas genauer angezeigt wird. Dazu später mehr.
Oben im Rahmen ist dann noch das Modul für den Diebstahlschutz integriert. Damit könnt ihr euer Tenways CGO009 orten und ihr werdet per App benachrichtigt, wenn euer Fahrrad bewegt wird. Der Standort wird euch auf einer kleinen Karte angezeigt:
Das finde ich sehr praktisch und es hat auch gut funktioniert. Die Ortung ist sehr genau und es werden kleinste Berührungen des Fahrrads sofort gemeldet.
Die Optik des Tenways CGO009 ist insgesamt sehr schön und auch die Integration der LED-Beleuchtung begeistert mich. Oft muss man bei solch schicken Fahrrädern immer noch eine zusätzliche Beleuchtung anbringen, doch hier bekommt ihr ein wirklich brauchbares Licht direkt im Rahmen.
Gleiches gilt für die Rückseite. Auch dort ist das Rücklicht in den Rahmen integriert. Wird das verdeckt, hab ihr am Schutzblech noch ein zweites Licht mit Batterien zur Verfügung. Dieses müsst ihr aber per Hand über einen Knopf aktivieren. Die Schutzbleche sind im Übrigen aus Metall, was ich gut finde.
Der Gepäckträger ist richtig robust und ich habe direkt meine Tasche montiert. Das hat ohne Probleme funktioniert. Damit bin ich fast täglich einkaufen gefahren und habe auch richtig schwere Dinge transportiert. Mit bis zu 25 kg könnt ihr den Gepäckträger beladen.
Tenways verbaut beim CGO009 sowohl vorne als auch hinten hydraulische Scheibenbremsen von Tektro. Ich persönlich, der auf seinem Gravel Bike und E-Mountainbike viel schärfere Bremsen gewöhnt ist, bin von der Bremsleistung nicht komplett überzeugt. Ihr müsst schon ordentlich Griffkraft aufwenden, um eine gute Bremsleistung zu erhalten. Es reicht aber absolut für die Stadt und den Alltag. Ich bin nur mehr Bremskraft bei weniger Griffkraft gewöhnt. Deswegen ist mir das aufgefallen. Zum Stehen kommt ihr aber auf jeden Fall.
Reichweite ist ein Kompromiss
Tenways gibt für das CGO009 eine Reichweite von bis zu 85 km an – bei optimalen Verhältnissen. Mit dem 374-Wh-Akku habe ich ehrlicherweise auch keine riesigen Reichweiten erwartet.
Folgende Strecken habe ich in den verschiedenen Modi maximal mit einer Akkuladung zurückgelegt:
- Stufe 1: Maximal 60 km
- Stufe 2: Maximal 53 km
- Stufe 3: Maximal 50 km (letzte 5 km mit weniger Power)
Besonders in der höchsten Stufe merkt ihr etwa 5 km vor Schluss, dass die Leistung nachlässt. Der Sattel geht in Ordnung. Ab 40 km hatte ich leichte Schmerzen am Hinterteil.
Auf die App solltet ihr euch bei der Reichweitenanzeige im Übrigen nicht verlassen. Mit vollem Akku werden folgende Werte angezeigt:
Erst etwa bei halbem Akkustand sind die Werte zuverlässig. Hier könnte das System eigentlich mit der Zeit und Fahrweise lernen, denn 28 km mit vollem Akku auf höchster Stufe ist schon arg wenig. Wollt ihr weiter fahren, müsst ihr euer Ladegerät mitnehmen. Das Laden dauert aber einige Stunden.
Hinweis: Ich lebe an der Nordsee und da kann der Wind auch etwas stärker sein. Dafür haben wir nur flaches Land. Je nachdem wo ihr lebt, kann sich die Reichweite durch unterschiedliche Begebenheiten unterscheiden.
Das hat mich gestört
Auch wenn ich das Tenways CGO009 wirklich gut finde, gab es doch einige Dinge, die mich gestört haben:
- Der Reflektor am Lenker zerstört das sonst makellose Design. Hätte man den nicht vielleicht irgendwie noch integrieren können? Vermutlich muss das wegen der StVZO so sein. Schade ist es trotzdem.
- Es gibt keine einzige Bohrung für Trinkflaschen oder Zubehör. Ich verstehe, dass das cleane Design durch sowas gestört wird, aber ich hätte halt gern eine Trinkflasche montiert. So muss ich immer anhalten und in die Seitentasche greifen. Wenigstens zwei kleine Bohrungen wären doch okay gewesen.
- Ich würde andere Reifen aufziehen. Die vormontierten Reifen haben ein komisches Fahrverhalten. Solange ihr geradeaus fahrt, läuft das Fahrrad wie auf Schienen. Doch sobald ihr nur eine kleine Lenkbewegung macht, ist ein komischer Widerstand zu spüren, den ihr erst einmal überwinden müsst. Das hat mich von Beginn an gestört. Freihändig konnte ich damit überhaupt nicht fahren und auch das Einlenken war teilweise sehr unpräzise. Ich hatte auch geschaut, ob der Widerstand vielleicht an der Lenkung liegt, doch da habe ich nichts gespürt. Wenn das Fahrrad mir gehören würde, würde ich andere Reifen ausprobieren, um das Problem zu beheben.