Mit Age of Wonders 4 bekommt Strategie-Platzhirsch Sid Meier’s Civilization 6 einen neuen Herausforderer. Statt Weltgeschichte setzt das neue Spiel von Triumph Studios allerdings voll auf Fantasy. Neben solider Rundenstrategie kann es in unserem Test besonders mit Freiheit und Wiederspielbarkeit überzeugen.
Age of Wonders 4: Baut euer eigenes Fantasy-Volk
Erkunden, Bauen, Forschen, Kämpfen. Jeder Fan von großen Strategie-Hits wie Sid Meier’s Civilization 6 oder Stellaris dürfte diese Begriffe schon längst verinnerlicht haben. Age of Wonders 4 schüttelt dieses alte Regelwerk nochmal ordentlich durch und würzt das Ganze mit Fantasy, Magie und sogar einigen RPG-Elementen. Im Vordergrund stehen dabei immer eure Entscheidungen.
Das beginnt schon bei der Völkerauswahl und der Ork-Heldin Asha Aschhaut. Die grimmige Axtschwingerin ist das erste Beispiel für die Freiheit von Age of Wonders 4. Mit Elementen wie Spezies, Kultur und Startmagie könnt ihr euer eigenes Volk zusammenstellen. Fantasy-Klischees sind dabei rein optional. So müssen Orks nicht zwingend feste draufhauen können und dem Chaos frönen. Asha macht es aber trotzdem.
Sobald ihr dann in die grafisch sehr stimmungsvoll umgesetzte Fantasy-Welt aufbrecht, kommt es wieder auf die bereits genannten Grundbausteine an. Mit mehr Bevölkerung wachsen eure Städte, was dann wiederum zu mehr Land und mehr Gebäuden führt. Das System funktioniert gut und auch die Steuerung mit Maus und Tastatur sowie Gamepad geht schnell von der Hand. Strategie-Veteranen dürften sich in den Menüs schnell zurechtfinden.
Allerdings lässt der Ausbau etwas an Komplexität vermissen. So lassen sich Städte kaum spezialisieren, beispielsweise als Handelszentrum oder Garnison, die besonders starke Einheiten ausbildet. Im Grunde machen sie alle das Gleiche. Sie liefern Rohstoffe für Soldaten und Forschung für neue Zauber.
Magische Vielfalt sorgt für Wiederspielbarkeit
Das Zaubersystem ist das Aushängeschild von Age of Wonders 4. Anstatt eines linearen Forschungsbaums schaltet ihr neue Zauberbücher frei, die verschiedenen Magieschulen entsprechen. Wieder lassen sich Natur, Chaos und Ordnung und noch weitere frei kombinieren.
Die Zauber sind dabei viel mehr als nur Feuerbälle auf Gegner werfen. Mit ihr werden Armeen verbessert und neue Einheitentypen freigeschaltet. Ihr könnt sogar die Eigenschaften eures Volkes verändern. Ashas Orkstamm bekommt so im Laufe der Zeit Dämonenflügel, um sich schneller fortbewegen zu können. Euer Volk ist nach Spielbeginn also nicht immer gleich, wie etwa in Civilization 6. Stattdessen kann es sich in viele Richtungen mit verschiedenen Boni entwickeln. Das sorgt für jede Menge Wiederspielbarkeit.
Einziger Wermutstropfen: Die Anpassungen überschreiben die äußerlichen Merkmale eures Volkes, die ihr bei der Erstellung ja bewusst ausgewählt habt. Statt der namensgebenden aschfahlen Haut ist Asha nach ihrer Fusion mit Naturmagie also plötzlich grün im Gesicht.
Kämpfen und Erkunden: Heroes of Might and Magic lässt grüßen
Neben Städtebau und Magiefusion wird in Age of Wonders 4 natürlich auch jede Menge gekämpft. Auf der Weltkarte gibt es nicht nur eure KI-Kumpanen. Wie in Heroes of Might and Magic gibt es überall neutrale Armeen, die besondere Schätze bewachen. Dadurch gibt es etwas zu tun, auch wenn ihr eine diplomatische Spielweise wählt und nicht jede Stadt eurer Widersacher erobern wollt.
Treffen sich zwei Armeen, schickt euch das Spiel auf eine extra Kampfkarte. Anders als etwa bei der Total-War-Reihe bleibt es aber auch dort bei Rundenstrategie. Ihr könnt dann taktische Finesse beweisen, indem ihr Einheiten klug im Terrain platziert und Spezialattacken sowie Magie im richtigen Moment einsetzt. Zauber und Angriffe können dabei cool aussehen, ein Effektfeuerwerk gibt es aber nicht.
Besonders starke Einheiten sind die sogenannten Helden. Mit jedem Level bekommen sie neue Fähigkeiten, dazu kommen Items, die ihr auf der Weltkarte findet. Das Spiel bekommt dadurch noch einen schönen RPG-Anstrich, wodurch ihr euch persönlich mit euren Truppen verbunden fühlt. Selbst wenn ihr das genau gleiche Volk spielt, laufen keine zwei Runden in Age of Wonders 4 gleich ab.
Schaut euch hier den Launch-Trailer von Age of Wonders 4 an:
Für wen sich Age of Wonders 4 lohnt:
- Strategie-Experten, die eine Alternative zu Civilization 6 suchen
- Fantasy-Fans, die mit ihrem eigenen Volk herumexperimentieren wollen
- Gamer, die auf Rollenspiel im Stil von Heroes of Might and Magic stehen
Für wen sich Age of Wonders 4 nicht lohnt:
- Spieler, für die reiner Aufbau wichtiger ist als Kämpfen
- Gamer, denen Grafik-Pracht und butterweiche Animationen wichtig sind
- Story-Liebhaber, denn Gameplay hat hier Vorrang vor Geschichte
Age of Wonders 4 erschien am 2. Mai 2023 für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S.
Wertung
“Age of Wonders 4 baut auf vielen Spielen auf und schafft dabei trotzdem etwas Neues. Die Kombination aus Aufbau, RPG und Rundenstrategie wird euch besonders dank der vielen Individualisierungsoptionen noch lange an den Bildschirm fesseln. ”