Nachdem FromSoftware mit Elden Ring alle Erwartungen übertroffen hat, wendet sich das Studio plötzlich einer ganz anderen Reihe zu. Nach elf Jahren erscheint mit Armored Core 6: Fires of Rubicon ein neuer Teil der Action-Reihe für Mech-Enthusiasten. Im Test klären wir, ob sich das Spiel auch für Elden-Ring-Fans lohnt.
Ladet schon mal eure Handys auf, denn kaum startet ihr Armored Core 6, rufen auch schon die Neunziger an und wollen ihr Genre zurück. So erschien der erste Serienteil bereits 1997, also zu einer Zeit, in der vor allem in Japan Mechs dank TV-Serien wie Neon Genesis Evangelion in voller Blüte standen.
Hierzulande galt das Szenario hingegen schon damals als nischig und hat seinen Zenit schon lange überschritten. Umso beeindruckender also, dass FromSoftware sich ausgerechnet jetzt der Armored-Core-Reihe widmet, nachdem dem Studio dank des Mainstream-Hits Elden Ring die Welt zu Füßen liegt.
Zugegebenermaßen mussten sich auch die Souls-Spiele erst aus ihrer Nische herausarbeiten und fanden zunächst durch Dark Souls und schließlich mit Elden Ring Anklang in einem breiteren Publikum. Ob Armored Core 6 das gleiche Kunststück gelingt, darf bezweifelt werden, aber das scheint FromSoftware mit dem Spiel gar nicht zu beabsichtigen.
Sehr euch jetzt den offiziellen Launch-Trailer an:
Ein Spiel für Fans statt für den Mainstream
Wenn ihr diesen Test lest, dann sehr wahrscheinlich deshalb, weil ihr Elden Ring gespielt habt und jetzt wissen wollt, ob auch Armored Core 6 einen Blick wert ist. Wenn ihr hingegen schon Fans von Armored Core seid, was macht ihr dann hier? Es ist ein neues Armored Core. Nach elf Jahren Wartezeit. Greift zu, auf dieses Spiel habt ihr viel zu lange gewartet und ihr werdet nicht enttäuscht werden.
Wenn ihr jedoch zum ersten Mal Armored Core spielt, dann werden euch ein paar böse Überraschungen erwarten, denn Armored Core 6 ist kein Elden Ring, auch wenn es einige oberflächliche Gemeinsamkeiten gibt. Allen voran natürlich der hohe Schwierigkeitsgrad, mitsamt einiger Bossgegner, bei denen ihr mit dem (absolut gerechtfertigten) Gedanken spielen werdet, ein Flugticket nach Japan zu buchen um jede Person bei FromSoftware eigenhändig zu ohrfeigen. Das Problem besteht nämlich häufig darin, dass es um Bossgegner herum keine Alternativen gibt. Ihr könnt nicht einfach Erfahrungspunkte grinden, die Welt auf eigene Faust erkunden oder KI-Begleiter beschwören.
Was euch hingegen zur Verfügung steht, ist das Umbauen eures Mechs beziehungsweise ACs, also den namensgebenden Armored Cores. So habe ich mir etwa an einem besonders knackigen Kampf die Zähne ausgebissen, da sich meine Gegner mit Energieschilden geschützt haben, gegen die mein Setup aus Plasmawaffen nur wenig ausreichen konnte. Nachdem ich aber stattdessen kinetische Waffen eingebaut habe, gewann ich den Kampf im nächsten Anlauf im Handumdrehen.
In dieser Hinsicht ist Armored Core 6 mehr mit Monster Hunter als mit Elden Ring vergleichbar. Verliert ihr einen Kampf, gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die ihr anpassen könnt. Seid ihr zu langsam, um den Attacken auszuweichen und solltet daher eurer Gewicht, Booster und Generator anpassen? Braucht ihr eine andere Bewaffnung, da der Boss gegen bestimmte Schadensarten hohe Resistenzen hat? Könnt ihr eure eigenen Widerstände optimieren, um besonders mächtige Angriffe des Bosses zu überleben?
Armored Core 6 lässt euch an dutzenden Schrauben drehen, um auf jeden Kampf perfekt vorbereitet zu sein. Dazu gehört aber auch viel Geduld und Leidensfähigkeit. So lässt sich beispielsweise die Frage, welche Art der Bewaffnung besonders effektiv ist, nur mit Erfahrung und Rumprobieren beantworten. Das Spiel selbst verrät euch diese Taktiken nicht ohne Weiteres.
Überraschende Abwechslung
Obwohl der Kampf gegen feindliche ACs den Großteil von Armored Core 6 ausmacht, kommt doch ab und an das hochgelobte FromSoftware-Leveldesign zum Vorschein. Nicht jede Mission ist eine Ansammlung trister Industrieanlagen, stattdessen gibt es hin und wieder regelrechte Dungeons zu erkunden. Darin erwarten euch nicht nur alternative Routen, sondern auch gut versteckte Upgrades und weitere Geheimnisse.
Wer es bis zum Abspann schafft, darf sich im New Game Plus sogar über noch mehr optionale Routen und zusätzliche Missionen freuen. Und Trophäenjäger sollten das Spiel sowieso mehrmals bezwingen, schließlich gibt es gleich mehrere Enden freizuschalten, die von euren Entscheidungen innerhalb der Kampagne abhängig sind.
Außerhalb der Missionen könnt ihr euer Können außerdem in der Arena unter Beweis stellen, um zusätzliche Upgrade-Materialien freizuschalten. Multiplayer-Features, um beispielsweise Freunde zum Duell herauszufordern oder Missionen im Koop zu bestreiten, waren zum Testzeitpunkt leider noch nicht zugänglich.
Test-Fazit
Armored Core 6 ist kein Elden Ring. Wer sich dank des Spiels des Jahres 2022 endlich an ein Soulslike herangewagt hat und jetzt tiefer in den FromSoftware-Katalog einsteigen möchte, wird hier sein blaues Wunder erleben. Das macht Armored Core 6 keinesfalls zu einem schlechten Spiel, ihr solltet euch aber vorher bewusst machen, was euch hier erwartet.
Habt ihr in Elden Ring vor allem das freie Erkunden der Spielwelt genossen, werdet ihr mit Armored Core 6 nicht glücklich. Wer hingegen die brutal schweren Bosskämpfe in Sekiro: Shadows Die Twice gemeistert hat oder hunderte Stunden in der Schmiede von Monster Hunter verbracht hat, um seine Ausrüstung zu optimieren, wird auch mit Armored Core 6 eine Menge Spaß haben können.
Armored Core 6: Fires of Rubicon erscheint am 25. August für PC, PS5, PS4, Xbox Series X|S und Xbox One.
Wertung
“Wer sich gern an bockschweren Bossen die Zähne ausbeißt und Wert auf kleinteilige Optimierungen legt, ist bei Armored Core 6: Fires of Rubicon goldrichtig.”