Cloud-Gaming klingt im ersten Moment sehr vielversprechend. Ihr könnt auf jedem Gerät die neuesten Spiele zocken. Die Gaming-Hardware stellt der Online-Dienst zur Verfügung. Doch funktioniert das auch so gut, wie es versprochen wird? Ich konnte das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip testen, welches sich in erster Linie an Gamer richtet – obwohl es sich um ein Chromebook handelt. Kann das funktionieren? Ich habe es getestet.
Fazit zum Asus Chromebook Vibe CX55 Flip
Das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip hat mich rein vom Design, der Hardware und Akkulaufzeit durchaus überzeugt. Ich verstehe nur nicht den großen Sinn hinter Gaming-Chromebooks, mit denen man Cloud-Gaming-Dienste nutzen soll. Moderne Windows-Laptops haben auch schon 120-Hz-Displays und kosten ähnlich viel. Dort seid ihr dann nicht auf Cloud-Gaming beschränkt, sondern könnt alle Programme und Spiele unter Windows nutzen. Wenn ihr aber Cloud-Gaming-Dienste verwendet, dann habt ihr die gleichen Vorteile beim Energieverbrauch und der Lautstärke.
ChromeOS hat sicher seine Daseinsberechtigung für Menschen, die nur im Web arbeiten und voll auf Google-Dienste setzen. Das müsste aber einen preislichen Vorteil haben. Das ist beim Asus Chromebook Vibe CX55 Flip wegen der starken Intel-Hardware nicht der Fall. Andere 360-Grad-Notebooks kosten ähnlich viel und sind bei der Software nicht eingeschränkt. Wenn ich ein Chromebook kaufen würde, dann müsste dieses deutlich günstiger sein.
Wie ihr merkt, bin ich beim Asus Chromebook Vibe CX55 Flip sehr zwiegespalten. Einerseits finde ich das Gerät toll und hab es auch gern genutzt, würde mich mit ChromeOS und Cloud-Gaming aber nicht einschränken wollen, weil ich für ähnlich viel Geld von ab 699 Euro ein vergleichbares Windows-Gerät bekommen könnte. Wer keine Lust auf Windows oder macOS hat, kann sich das Gerät aber gern anschauen.
Vorteile:
- 144-Hz-Display
- 360-Grad-Scharnier
- Akkulaufzeit
- Design
Nachteile:
- Schmutzempfindlichkeit
Solide Hardware
Eigentlich habe ich immer gedacht, dass Chromebooks besonders leicht sind. Zumindest leichter als klassische Windows-Notebooks. Doch das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip ist im Grunde ein klassisches Notebook mit Intel-Hardware und schnellem 144-Hz-Display, welches durch das 360-Grad-Scharnier sogar zum Tablet umgewandelt werden kann. Als Betriebssystem gibt es aber ChromeOS und somit eine enge Anbindung an Google.
Rein technisch gesehen bekommt ihr mit dem Asus Chromebook Vibe CX55 Flip solide Hardware. Angetrieben wird das Gerät vom Intel Core i5-1135G7, dem in unserem Fall 16 GB RAM und 128 GB interner Speicher zur Verfügung stehen. Der Akku misst 57 Wh und soll für eine lange Laufzeit sorgen. Das 360-Grad-Scharnier wirkt sehr stabil und hält das Display in verschiedenen Winkeln sicher in Position.
Das 15,6-Zoll-Display löst mit 1.920 x 1.080 Pixeln und somit Full HD auf. Es arbeitet mit bis zu 144 Hz, was besonders beim Spielen einen Vorteil bringen soll. Doch auch beim alltäglichen Arbeiten macht sich die hohe Geschwindigkeit des Displays bemerkbar. In den meisten Apps wird das schnelle Display unterstützt und es läuft alles sehr flüssig. Unter ChromeOS aber nicht immer. Besonders in den Einstellungen ist mir aufgefallen, dass der Inhalt beim Scrollen eher mit 60 Hz arbeitet.
Insgesamt könnte der Bildschirm etwas heller sein und weniger spiegeln. Fingerabdrücke sammeln sich auch sehr schnell auf der Oberfläche, sodass ein Putztuch immer dabei sein muss. Sehr schmutzanfällig ist auch das Gehäuse. Schon nach wenigen Minuten sieht das Asus-Chromebook sehr benutzt aus. Das liegt an der leicht gummierten Oberfläche, wo man jeden Fingerabdruck und Schmutzpartikel sofort sieht. Diese lassen sich durch die Oberfläche auch nicht so einfach wegwischen.
Die Tastatur und das Touchpad funktionieren zuverlässig. Es stehen zwei USB-C-Anschlüsse, ein USB-A- und HDMI-Port zur Verfügung. Der Speicher lässt sich per microSD-Karte erweitern. WiFi 6 sorgt dafür, dass die Verbindung zum Netz immer stabil ist.
Cloud-Gaming mit Einschränkungen
Der Fokus des Asus Chromebook Vibe CX55 Flip liegt auf dem Cloud-Gaming. Ihr zockt die Spiele dabei nicht auf der Hardware des Asus-Geräts, sondern nutzt Dienste wie GeForce Now, die euch einen Gaming-PC über das Netz zur Verfügung stellen und ihr die Spiele auf euer Chromebook streamt. Wer keine schnelle und stabile Internetleitung hat, ist direkt raus. Und auch ich habe mit meiner 250.000er-Leitung Probleme gehabt. Trotz des Ultimate-Abos, das ihr 3 Monate zur Probe erhaltet, kam er häufig vor, dass die Auflösung bei der Übertragung in die Knie gegangen ist. Es bildeten sich Fragmente auf dem Display und der Spielspaß war dahin.
Zudem könnt ihr auch nur die Spiele spielen, die ihr besitzt. Eigentlich dachte ich, dass GeForce Now so etwas wie Netflix für Spiele ist. Tatsächlich müsst ihr beispielsweise eure Steam-Bibliothek verbinden und könnt die Spiele dann über ein System von Nvidia spielen. Hab ich beispielsweise mit Farming Simulator 2022 oder The Witcher 3 mit dem Next-Gen-Update gemacht. Funktioniert sehr gut, solange die Internetleitung schnell genug ist. Leider werden nicht alle Spiele unterstützt. GTA 5 konnte ich beispielsweise nicht spielen, obwohl es in meiner Steam-Bibliothek war.
Große Verzögerungen habe ich beim Spielen kaum bemerkt. Nur bei Rennspielen ist mir eine minimale Verzögerung aufgefallen. Das könnte aber auch an meinem Internet gelegen haben. Doch man gewöhnt sich eigentlich relativ schnell daran und lenkt etwas früher ein. Für alle Casual-Games ist das also kein Problem. Bei Competitive-Games, wo es wirklich um etwas geht, würde ich aber nicht auf ein Cloud-Gaming-System setzen.
Die größten Vorteile von Cloud-Gaming
Es gibt aber auch Vorteile beim Cloud-Gaming. Ihr spart Energiekosten und Geld für Hardware. Mein Lenovo-Gaming-Notebook mit RTX 3070 verbraucht beim Zocken etwa 150 Watt und ist dabei extrem laut. Mit dem Asus Chromebook Vibe CX55 Flip komme ich beim Arbeiten oder Zocken auf 43 Watt inklusive Laden des Akkus. Als der Akku voll war, hat das Netzteil nur noch 13 bis 15 Watt gezogen – während ich gespielt habe wohlgemerkt. Beim Spielen bin ich auf etwas unter 5 Stunden gekommen. Dabei hatte ich die Helligkeit des Displays auf die höchste Stufe eingestellt. Bei normaler Nutzung und etwas dunklerem Display waren es etwa 7 Stunden.
Das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip bleibt beim Zocken zudem sehr leise. Ja, der Lüfter läuft, doch da im Grunde kaum Last auf dem Chromebook ist, könnt ihr die besten Spiele zocken und niemand würde es merken. Für jemanden, der gerne am Laptop spielt und dabei aber keine Kopfhörer trägt, ist das wirklich ein großer Vorteil.
Spiele aus dem Google Play Store
Wollt ihr doch mal etwas auf eurem Gerät spielen, dann könnt ihr in den Google Play Store gehen und euch dort Spiele herunterladen. Habe ich mit einigen Casual-Games ausprobiert, die wunderbar gelaufen sind. Ihr könnt wählen zwischen der Darstellung als Smartphone, Tablet oder im Vollbild. Auch Diablo Immortal funktioniert auf dem Asus-Chromebook. Doch so wirklich flüssig lief das Spiel nicht, obwohl die Hardware das Spiel eigentlich locker schaffen müsste. Außerdem war die Grafik auf dem großen Bildschirm nicht gerade berauschend.
Ist Cloud-Gaming die Zukunft?
Das kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Internet, welches wir in Deutschland haben, nicht vorstellen. Ich hab das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip nur für einige Wochen genutzt und trotz meiner eigentlich guten Internetverbindung regelmäßig Probleme gehabt. Gut möglich, dass diese Geschichte sind, wenn neue WLAN-Standards mehr Stabilität bringen und wir überall Glasfaserleitungen nutzen. Noch spielen die Menschen auf ihren Konsolen, Handys und PCs. Das wird sich auch nicht so schnell ändern. Google hat mit Stadia seinen Dienst sogar schon eingestellt.
So arbeitet es sich mit dem Chromebook
Da das Asus Chromebook Vibe CX55 Flip das erste Gerät mit ChromeOS war, das ich nutzen konnte, habe ich es auch für meine Arbeit verwendet. Nach dem Einloggen mit meinem Google-Account wurden alle Daten sofort übernommen, ich konnte mich überall einloggen und musste im Grunde nichts konfigurieren. Auch mein Pixel 6 Pro (Test) war sofort verbunden, ich konnte direkt einen Hotspot starten, Webseiten abrufen, die ich mit dem Handy besucht habe, oder das Handy suchen. Da ich meist eh webbasiert arbeite, viele Google-Dienste und kaum Programme nutze, war die Umstellung für mich ein Kinderspiel. Sogar das Bearbeiten von Bildern war mit Bordmitteln für leichte Änderungen möglich.
Wenn man den Preis von ab 699 Euro bedenkt, dann würde ich trotzdem eher zu einem Windows-Notebook greifen und mich nicht künstlich einschränken wollen. Da müsste die Akkulaufzeit schon deutlich besser oder ein anderer riesiger Vorteil vorhanden sein. Den sehe ich aktuell einfach nicht.