„Beats Flex“ ist ein Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer mit Neckband, der trotz des recht niedrigen Preises mit exklusiver Apple-Technologie punkten kann. Wir haben den Nachfolger des „Beats X“ mehrere Monate benutzt.
Nicht jeder iPhone-Nutzer kann oder will sich AirPods (Pro) leisten. Apple hat das offenbar erkannt und schickt unter dem hauseigenen Label „Beats by Dr.Dre“ (2014 von Apple gekauft) ein Modell ins Rennen, das bei der Vorstellung so manchen Branchenbeobachter überrascht hat. Der Beats Flex kostet nicht mal 50 Euro (Nachtrag: UVP bei der Einführung 2020, mittlerweile teurer) – das ist nur ein Drittel des Preises, der damals für den Vorgänger (149 Euro UVP, Beats X aus dem Jahr 2016) beim Verkaufsstart aufgerufen wurde.
Man fragt sich: Sind die Over-the-Top-Zeiten mit Rappern, Rockstars, Sportlern und fetten Bässen nun endgültig vorbei? Wird aus Beats nun die Vernunft-Marke für Preis-Leistungs-Fetischisten? Ich für meinen Teil sage: Ja, Beats by Dr. Dre ist erwachsen geworden.
Beats Flex im Test: Fazit
Der Beats Flex punktet mit durchsetzungsstarkem Klang, ordentlicher Akkulaufzeit (bis zu 12 Stunden), schnellem Bluetooth-Pairing und besonderem Apple-Chip. Damit reiht sich das Neckband-Modell in eine Serie empfehlenswerter Beats-Produkte wie den Powerbeats Pro oder dem Solo Pro ein – mit dem Unterschied, dass der Beats Flex mit seinem attraktiven Preis erstmals die Einsteigerklasse bedient, ohne dabei die grundlegenden Pflichten wie Soundqualität und Funktionen außer Acht zu lassen. Die Übernahme durch Apple hat der Marke wohl gut getan.
Meine Empfehlung: Der Beats Flex ist das passende Zubehör für alle Käufer des iPhone 12 (mini, Pro, Max) oder neuer – denn seit den 2020er-iPhones sind keine Kopfhörer mehr dabei. Der Beats Flex ist preiswert, ohne dabei „billig“ zu wirken. Die Wünsche von feinen Musikenthusiasten und Technikfans mit höchsten Ansprüchen kann dieser Kopfhörer nicht erfüllen – aber dem Durchschnittskäufer den blinden Griff ins Fantasie-Marken-Durcheinander auf dem Amazon-Wühltisch ersparen, das kann er schon. Anders gesagt: Bevor ihr euch würdelose 29-Euro-Fake-AirPods holt, macht lieber ein paar Euro mehr locker und holt euch den Beats Flex.
Vorteile:
- Satter Sound mit tiefem Bass und abgerundeten Höhen
- Gute Tonqualität beim Telefonieren (Headset-Funktion)
- Praktische Funktionen: Auto-Pause und schnelles Bluetooth-Pairing mit iOS-Geräten
- Konkurrenzfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis
Nachteile:
- Klanglich etwas arm an Details
- Nicht staub-, wasser- und schweissgeschützt (keine
- Kabel anfangs etwas starr (wird mit der Zeit flexibler)
Beats Flex im Test: Wertung
- Klang: 7/10
- Tragekomfort: 8/10
- Hardware, Design & Funktionen: 8/10
- Akku: 7/10
Gesamt: 7.5 / 10
Nachtrag vom 10.05.2022: Unser Testmuster des Beats Flex ist mittlerweile seit eineinhalb Jahren im täglichen Dauereinsatz und kann weiterhin begeistern: Der Akku hält den ganzen Tag, die Verarbeitungsqualität des Kabels hält allen Alltagsbelastungen stand.
Preisliche Einordnung: Beats Flex und seine Brüder
Der Beats Flex ist vergleichsweise günstig. Schauen wir auf die Preise (UVP) anderer Apple- und Beats-Kopfhörer:
- Beats Flex: 69,95 Euro
- Apple AirPods (2. Gen.): 149 Euro
- Beats Powerbeats Pro: 249,95 Euro
- Apple AirPods Pro: 279 Euro
- Beats Studio Buds: 149,95 Euro
Klang: Ein Hauch von Power
In Sachen Bluetooth-Kopfhörer-Klang hat sich in den vergangenen einiges getan: Selbst extrem günstige China-Modelle von Marken wie Anker Soundcore oder Taotronics bieten einen brauchbaren, zuweilen sogar überraschend guten Sound. Der Beats Flex setzt bei diesem mittlerweile recht hohen Basis-Standard an – ohne sich aber deutlich davon absetzen zu können. Der Bass ist tiefreichend und etwas angehoben (nicht zu übertrieben), die Höhen leicht entschärft, die Mitten aussagekräftig – insgesamt eine alltagstaugliche Power-Abstimmung, die für Hörfreude sorgt. Beats geht mit diesem populären Klangprofil auf Nummer sicher – eine streng neutrale Auslegung würde die Kundschaft womöglich enttäuschen.
Für Trap, K-Pop, House und vieles mehr auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder zum Supermarkt ist der Beats Flex voll in Ordnung. Schwerwiegende klangliche Mängel kann ich keine ausmachen. Wer jedoch in besonderem Maße auf feine Details, Räumlichkeit und Atmosphäre achtet, wird mit dem Beats Flex nicht glücklich – da empfehle ich eher die höheren Preisklassen, wo Modelle wie der Sennheiser Momentum True Wireless 2 ihre audiophilen Höchstleistungen präsentieren.
Tragekomfort: Das praktische Band
Der Neckband-Kopfhörer soll im Alltag cool um den Hals getragen werden. An der Stelle muss ich eingestehen, dass ich diese Bauweise vor lauter True-Wireless-Modellen schon eine ganze Weile lang nicht mehr auf dem Schirm hatte. Dabei hat das U-förmige „Halsgeschirr“ durchaus einige Vorteile. Während man zum Einsetzen der komplett kabellosen AirPods immer für einige Sekunden konzentriert zweihändig hantieren muss (Etui öffnen, vorsichtig herausnehmen, bloß nicht in den Gulli fallen lassen), hat man die die Ohrhörer des Beats Flex immer griffbereit vor der Brust baumeln – ganz wie Opa und seine Lesebrille. Das ist echt praktisch.
Die Gehäuse des Beats Flex sitzen sicher: Eine Joggingrunde ist auf jeden Fall drin, aber für Parcours oder Trampolinakrobatik sind dann doch eher die Powerbeats Pro mit ihren bogenförmigen Halteklammern geeignet. Wie bei allen Neckband-In-Ears sind auch beim Beats Flex Laufgeräusche durch das Kabel zu hören – die halten sich aber in Grenzen und stören nicht, sobald Musik läuft. Die passive Abschirmung von Außengeräuschen ist hoch und blendet etwa leichtes Regenprasseln aus, kann aber in Summe nicht mit dem aktiven Noise Cancelling (ANC) der AirPods Pro mithalten.
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Hardware und Funktionen: Großzügige Sparflamme
Der Vorgänger Beats X ist mir in Erinnerung geblieben – aber nicht unbedingt positiv. Das Modell hat zwar vieles richtig gemacht, litt aber aber unter gewissen Qualitätsproblemen. Mein Exemplar hielt damals nicht lange durch, auch andere Nutzer berichteten über Kabelbrüche und andere Ärgernisse. Wie sich der neue Beats Flex in der Hinsicht schlägt, ist aktuell schwer abzuschätzen. Mein erster Eindruck von der Verarbeitungsqualität ist aber gut, besser als beim alten Modell. Im Pressegespräch hat ein Beats-Projektmanager betont, dass die Haltbarkeit („Durability“) bei der Entwicklung des Beats Flex im Fokus stand. Die Zeit wird zeigen, wie robust der Einsteiger-Kopfhörer wirklich ist.
Echtes Multipoint-Bluetooth gibt's beim Beats Flex nicht, aber der schnelle Wechsel zwischen Abspielern (iPhone, iPad) ist dennoch möglich: Man muss nur mit demselben iCloud-Account angemeldet sein. Features, auf die man verzichten muss, sind (offiziell zertifizierte) Wasserdichtigkeit und aktives Noise Cancelling (ANC). Dafür bekommt man aber eine gute Bedienung mit Hardware-Tasten (inkl. Lautstärke), den verbindungsstabilen und energieeffizienten Apple-Chip W1 (wie in den AirPods, 1. Gen.) und eine ausgesprochen gute Klangqualität beim Telefonieren (das Mikro ist links im Bügel untergebracht) – alles in allem ein brauchbares Paket zu einem fairen Preis.
Wertung
“Der Beats Flex geht als Preis-Leistungs-Tipp durch, der den meisten Nutzern im Alltag vollkommen ausreichen dürfte. Ausstattung und Ausdauer sind gut, nur besondere Features wie Noise Cancelling oder eine audiophile Klangqualität werden nicht geboten.”