Der Vorgänger Bose QuietComfort 35 II war einer der besten ANC-Kopfhörer auf dem Markt und blieb trotz der immer stärkeren Konkurrenz stets eine Kaufempfehlung wert. Wir haben das Nachfolgemodell QuietComfort 45 (QC 45) ausgiebig getestet und schildern unsere Erfahrungen.
Bose QuietComfort 45 im Test: Fazit
GIGA-Wertung: 8.3 / 10
Den Namen „QuietComfort 45“ kann man wortwörtlich nehmen: Der Bose-Kopfhörer sorgt wirkungsvoll für Ruhe („quiet“) und ist überdurchschnittlich komfortabel („comfort“).
Den Vorgänger (QC 35 II) hatte ich über Jahre hinweg täglich stundenlang auf dem Kopf (auf Reisen, im Büro) – diesen Platz nimmt jetzt wohlverdient der QC 45 ein. Die einfache Bedienung mit Hardware-Buttons funktioniert wunderbar. Das verbesserte Noise Cancelling ist auf Augenhöhe mit den besten Vertretern der Gattung. Schaut hierfür am besten unser ANC-Video an:
Wer einen mit zahlreichen Gimmicks ausgestatteten High-Tech-Design-Kopfhörer sucht, wirft lieber einen Blick auf das Modell Bose Noise Cancelling Headphones 700 oder schaut bei der japanischen Konkurrenz. Dass Bose den QC 45 beim wilden Wettrennen um die meisten neuen Features nicht antreten lässt, halte ich für eine gute Entscheidung. Der Bose QuietComfort 45 baut stattdessen die bewährten Stärken der Vorgänger (ANC, Tragekomfort, Bedienung) weiter aus – und platziert sich in diesen Bereichen souverän in der Spitzengruppe.
Vorteile:
- Sehr gutes Noise Cancelling (ANC)
- Bequem zu tragen, auch nach Stunden
- Zuverlässige Bedienung mit echten Tasten
- Unterstützt
Nachteile:
- Vergleichsweise wenige Features (z. B. keine automatische Trageerkennung)
- Akkulaufzeit mittelmäßig
- Klingt in der Grundeinstellung etwas höhenlastig
Update vom 22.11.2022: Mittlerweile ist eine Variante des QuietComfort 45 im Handel erhältlich, die sich QuietComfort SE nennt. Dieses Modell ist technisch identisch, der einzige Unterschied ist das Softcase im Lieferumfang des QC SE, statt einem Hardcase (QC45). Der QuietComfort ist aus diesem Grund meist auch günstiger, als die Version mit Hardcase.
Klang: Eine Schippe mehr Brillanz
Beim direkten Vergleich zwischen Bose QC 35 II und QC 45 zeigt sich ein Unterschied in der klanglichen Abstimmung. Der QC 45 wirkt heller und brillanter – das liegt daran, dass die Höhen nun stärker betont sind. Die Folge: Hi-Hats und Crash-Becken treten in den Vordergrund. Das tut manchen etwas dumpf aufgenommenen Songs gut, sie klingen detailreicher.
Auch bei niedrigen Lautstärken oder altersbedingtem Hörverlust kann dieser Kniff dem Hörer entgegenkommen. Eventueller Nachteil: Die brillante Klangabstimmung kann auf Dauer ermüden und bei sehr hohen Lautstärken auch in eine unangenehme Schärfe umschlagen. Ich habe nach einigen Tagen die Bose Music App genutzt, um dort die hohen Frequenzen ein wenig abzusenken – so komme ich auf einen Klangcharakter, der dem des Vorgängermodells ähnelt.
Der Tieftonbereich ist „kultiviert“ – man könnte auch sagen, er ist präsent, aber nie überbetont. Ein Party-Kopfhörer mit Dampfhammer-Kickdrums ist der Bose QC 45 sicherlich nicht. Die Mitten sind passend dazu neutral gehalten, Gesangsstimmen wirken authentisch.
Alles in allem kann ich dem QC 45 einen guten Klang bescheinigen. Einen Wow-Effekt schon beim ersten Aufsetzen oder ungläubiges Staunen wie bei so manchen High-End-Kopfhörern aus der Luxusklasse löst er bei mir allerdings nicht aus. Das ist aber okay – und so lange mich „I Want You“ von Marvin Gaye (gehört auf Amazon Music Unlimited) zuverlässig abholt, passt alles.
Tragekomfort: Der eigentliche Kaufgrund
Statt nach einem Kopfhörer mit dem „geilsten Klang“ oder den meisten Funktionen zu suchen, sollte man eher den Tragekomfort als wichtigstes Merkmal bei der Kaufentscheidung berücksichtigen. Vor allem bei einem Modell, das bei langen Zugfahrten oder Arbeitstagen im Büro zum Einsatz kommt, ist das nicht zu unterschätzen.
Der Bose QuietComfort 45 zieht hier alle Register: Er ist leicht, hat superbequeme Ohrpolster, lässt auch großen Ohrmuscheln genügend Raum und lässt sich mit wenigen Handgriffen anpassen. Selbst der hochgelobte Sony WH-1000XM4 muss sich dem Bose beim Tragekomfort knapp geschlagen geben. Der Anpressdruck des QC 45 ist vergleichsweise niedrig, auch das schont die Ohren. Das bedeutet allerdings auch, dass sportliche Aktivitäten und Headbanging mit diesem Kopfhörer nicht zu empfehlen sind.
Hardware, Design & Funktionen: Konservativ statt progressiv
Die Liste der Features, die andere Modelle in der Preisklasse zu bieten haben, aber die dem Bose QuietComfort 45 fehlen, ist lang: aptX, automatische Trageerkennung, automatische Anpassung des Noise Cancelling, 3D-Sound (Spatial Audio), Google Assistant oder Alexa mit Weckwort (statt Button) – um nur einige Beispiele zu nennen. Als besonders fortschrittlichen Kopfhörer kann man den QC 45 beim besten Willen nicht bezeichnen. Das geht aber in Ordnung – vorausgesetzt, man gewichtet die eigenen Bedürfnisse so, wie die Ingenieurinnen und Ingenieure, die den Bose QC 45 entwickelt haben. Der Hersteller hat die entscheidenden Stellen erkannt und hier die Häkchen gesetzt:
Das Noise Cancelling unterdrückt effektiv den Umgebungslärm, selbst Stimmen und andere Geräusche aus dem mittleren Frequenzbereich werden hörbar abgesenkt. Günstige ANC-Kopfhörer können allenfalls bei den tiefen Frequenzen mithalten (z. B. Motorbrummen). Der QC 45 spielt hier in der Spitzenklasse mit.
Das Design ähnelt so sehr den Vorgängermodellen, dass selbst Unterschiede zum betagten QuietComfort 25 (2015 vorgestellt) nicht jedem sofort ersichtlich sind. Dafür ist die Silhouette beim Tragen unauffällig und der Faltmechanismus erweist sich im Alltag als praktisch. Die gesamte Gestaltung zielt auf den Tragekomfort und die Handhabung – und das ist gut so.
Die Bedienung mit Hardware-Buttons ist ein Segen. Berührungssensitive Touch-Oberflächen wirken zwar modern, laden aber zu Fehleingaben ein und sind stets mit einer gewissen Lernkurve verbunden („Was bedeutet nochmal drei Mal auf die rechte Seite tippen?“) – die Plus- und Minus-Tasten am Bose QC 45 werden hingegen sofort als Lautstärkewippe verstanden und erfüllen ihren Zweck ohne die geringste Einschränkung.
Bei der Verwendung als Headset (Meetings, Telefonate) macht der Bose eine gute Figur: Die Sprachverständlichkeit ist hoch, auch ein gewisser Pegel an Umgebungslärm kann Konversationen nichts anhaben. Die Akkulaufzeit (bis zu 24 Stunden mit einer Ladung) wäre damals eine Sensation gewesen, ist heutzutage (für ein Over-Ear-Modell) aber nur noch guter Durchschnitt.
Immerhin unterstützt der Kopfhörer schnelles Laden (15 Minuten Laden per USB-C sorgt für bis zu 3 Stunden Hörzeit). Ein Ladekabel gehört zum Lieferumfang, ein passendes Netzteil muss man hingegen aus einer Schublade zaubern oder separat kaufen.
Das Beste zum Schluss: Der Bose QuietComfort 45 unterstützt Multipoint Bluetooth. Der Kopfhörer kann mit mehreren Abspielern (Handy, Laptop) gleichzeitig verbunden bleiben. Nerviges Neuverbinden beim Wechsel zwischen den Geräten entfällt. Dieses kleine Feature ist ungemein nützlich, das sollte eigentlich jeder drahtlose Kopfhörer aus der gehobenen Preisklasse beherrschen. Mir persönlich ist das deutlich wichtiger als zig Farbvarianten oder ein 11-stufiges Noise Cancelling.
Wertungen und Technische Daten
GIGA-Testwertung im Detail: Bose QuietComfort 45
Kategorie | Wertung (max. 10) |
Klang | 8 |
Tragekomfort | 10 |
Hardware, Design & Funktionen | 8 |
Akku | 7 |
Gesamt | 8.3 |
Spezifikationen: Bose QuietComfort 45
Typ | Over-Ear-Kopfhörer mit ANC |
Gewicht | 240 g |
Akkulaufzeit | bis zu 24 Stunden (mit ANC) |
Besonderheiten | Klinkenbuchse (2,5 mm), Multipoint Bluetooth |
Testumgebung | Dieser Kopfhörer wurde von uns getestet unter iOS 15.4.1, zusammen mit der Bose Music App (Version 5.2.3) und der Firmware-Version 2.0.4-3475+32e4b0e. |