Das Cowboy 4 ist das jüngste E-Bike der belgischen Marke. Cowboy ist bekannt für seine alltagstauglichen Elektro-Fahrräder, minimalistisches Design und weitgreifende Steuerung der Bikes per Smartphone. All das bietet auch das vierte Modell, mit dem Cowboy gleichzeitig einige Verbesserungen vornehmen will. Ob das gelingt, verrate ich euch in meinem Test des Cowboy 4.
- 1.Cowboy 4: Erster Eindruck
- 2.Schickes Design, ordentlich verarbeitet
- 3.Auf dem Cowboy 4: Irgendwas passt hier nicht
- 4.Antrieb vom Cowboy 4: Carbonriemen ist Fluch und Segen zugleich
- 5.Cowboy 4 in Fahrt: Schade, dass da nicht mehr geht
- 6.App-Funktionen: So verstehen sich E-Bike und Smartphone
- 7.Unfallerkennung beim Cowboy 4: Der Retter in der Not
- 8.Nachhaltigkeit
- 9.Preis-Leistung beim Cowboy 4
- 10.Cowboy 4 (ST): Wertung
Cowboy 4 im Test: Fazit
GIGA-Wertung: 7 / 10
Das Cowboy 4 (ST) ist ein gelungenes E-Bike für den Alltag in der Stadt. Es eignet sich für Freizeit-Touren genauso gut wie als Autoersatz beim Arbeitsweg. Der minimalistische Auftritt macht es zu einem schicken Hingucker unter den E-Bikes.
Da ihr aber auf eine Gangschaltung verzichten müsst, eignet sich das Cowboy 4 außerhalb der Stadt nur bedingt. Der E-Motor unterstützt euch kraftvoll, es braucht also eigentlich keinen kleineren Gang. Aber bei höherer Geschwindigkeit wird das C4 zu einem Klotz am Bein. Auf längeren Strecken und unebenen Untergründen wünscht man sich außerdem etwas mehr Komfort im Sattel.
Der Unfallalarm funktioniert in einer kontrollierten Testsituation zuverlässig. Wenn euch unterwegs ernsthaft etwas zustoßen sollte, kann diese Funktion Gold wert sein.
Insgesamt ist mir das Cowboy 4 ST nicht vielseitig genug. Es macht sich gut bei recht spezifischen Nutzungsanforderungen, ist aber kein Allrounder. Bei einem Preis von 2.790 Euro erwarte ich einfach mehr als ein reines City-Bike mit Elektroantrieb. Wenn ihr natürlich genau danach sucht, ist das Cowboy 4 (ST) einen genauen Blick wert.
Vorteile
- Starker E-Motor, zügiger Antritt
- Langlebiger Carbonriemen
- zuverlässige Unfallerkennung
- schlichtes, klassisches Design
Nachteile
- Keine Gangschaltung
- Zu wenig anpassbar
- Größenangaben kommen nicht hin
- Viel Geld für relativ wenige Anwendungsmöglichkeiten
- Integriertes Licht immer noch nicht StVO-konform
Cowboy 4: Erster Eindruck
Auf den ersten Blick ist das Cowboy 4 ein schlichtes und gleichzeitig edel wirkendes E-Bike. Komplett in Schwarz gehalten von der Felge bis zum Lenker, schnörkellos, klare Formen, das hat mir bei den Modellen der belgischen Firma schon immer gefallen. Ich habe die Version ST getestet, die ohne Oberrohr daherkommt. Nicht mein persönlicher Geschmack, aber das sollte der Funktion keinen Abbruch tun, eigentlich. Mehr dazu lest ihr unten im Test.
Vom Lieferwagen entgegengenommen fällt direkt auf, wie leicht das Cowboy 4 für ein E-Bike ist. Das Cowboy 4 ST kommt inklusive Akku auf 19,2 kg, die Standard-Version wiegt 18,9 kg. Zieht ihr zum Beispiel das VanMoof S5 zum Vergleich heran, das auf ein ähnlich schlichtes Design setzt, kommt ihr hier auf 23 kg. Sollte unterwegs mal der Akku leer sein, spürt ihr jedes unnötige Kilo sofort. Das Cowboy 4 ST könnt ihr aber auch mit leerem Akku noch gut fahren.
Schickes Design, ordentlich verarbeitet
Machen wir uns nichts vor, für viele Zweiradfahrer – ob Fahrrad, E-Bike oder Motorrad – ist bei ihren fahrbaren Untersätzen die Optik wichtig. Dabei nehme ich mich nicht aus. Das Cowboy 4 ist in seiner Schlichtheit schön. Ganz in Schwarz ohne viel Schnickschnack – wenn dabei etwas nicht stimmt oder ungenau gearbeitet ist, fällt das meist gleich ins Auge. Beim Cowboy 4 ist das nicht der Fall. Die genaue Verarbeitung erkennt ihr etwa an den Übergängen von Rahmen zu Lenkstange: Saubere und gleichmäßige Spaltmaße, wie man sich das wünscht.
Das fällt auch bei den passgenau gefertigten Schutzblechen auf. Wer die Ästhetik ohne Schutzbleche schätzt, wird hier positiv überrascht, beim Cowboy 4 tragen diese nicht optisch auf. Das integrierte Licht (Vorder- und Rückseite) unterstreicht den cleanen Auftritt. Ein zusätzliches Licht braucht ihr aber, um den Anforderungen der deutschen Straßenverkehrsordnung genüge zu tun. Das legt Cowboy bei.
Auf dem Cowboy 4: Irgendwas passt hier nicht
Mit dem Cowboy 4 ST hatte ich leider einige Probleme mit meiner Größe. Ob die beim andern Modell auch aufgetreten wären, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Die neue ST-Version ist für eine aufrechtere Sitzposition ausgelegt, wodurch etwa der Lenker etwas höher ist als bei der Standard-Version. Passen soll das E-Bike für Menschen von 1,65 bis 1,90 m Körpergröße. Das kann ich leider nicht bestätigen.
Ich messe 1,84 m und für mich ist das Cowboy 4 ST zu klein. Das hat mehrere Gründe: Praktischerweise ist die Sattelstange mit einer Markierung versehen. Weiter als bis dahin solltet ihr den Sattel nicht höher stellen, damit er immer sicher befestigt ist. In meinem Fall hätte es weitere 2 bis 3 cm gebraucht, um die richtige Höhe zu erreichen.
Der Lenker hingegen ist nicht höhenverstellbar, was für größere E-Bike-Fahrer zum Problem wird. Das Design des Bikes will euch eigentlich in eine relativ gerade Sitzposition bringen, ähnlich wie bei einem Hollandrad. Der Lenker kommt euch dabei kein Stück entgegen, sodass ihr euch doch wieder vorbeugen müsst. Ich muss Cowboy aber zugutehalten, dass meine Probleme mit der Größenanpassung bei der ST-Version sich auch nur auf diese beziehen können. Ob es beim normalen Cowboy 4 auch so wäre, kann ich (noch) nicht beurteilen.
Das Cowboy 4 ST kommt bereits mit ergonomischen Griffpolstern ausgestattet. Eigentlich praktisch, doch der Winkel stimmt auch hier nicht. Die Steckverbindung zwischen Bremsgriffhalterung und den ergonomischen Girffpolstern (oben zu sehen) sorgt dafür, dass für mich keine angenehme Handposition möglich war – entweder die Griffpolster sitzen richtig, dann stimmt die Position der Bremshebel nicht oder andersherum. Ergebnis: Von den ergonomischen Griffen hatte ich nichts oder ich hätte mit überstreckten Handgelenken fahren müssen – auf Dauer eine schmerzhafte Angelegenheit. Hier muss nachgebessert werden.
Beim Komfort müsst ihr – für ein E-Bike ohne Federung – wenig Kompromisse eingehen. Der gut gepolsterte Sattel sorgt für einen angenehmen Sitz auf kürzeren Strecken. Wegen der aufrechten Sitzhaltung dürfte es für mich aber auf längeren Strecken ab etwa 20 km noch etwas bequemer sein. Die mit 47 mm recht dicken Reifen mit einer Pannenschutzschicht sorgen ebenfalls für eine angenehme Fahrt. Den Komfort eines gefederten E-Bikes dürft ihr trotzdem nicht erwarten.
Antrieb vom Cowboy 4: Carbonriemen ist Fluch und Segen zugleich
Dem Elektromotor hat Cowboy ein Upgrade spendiert. Er schiebt euch von der Hinterradnabe jetzt mit bis zu 45 Nm an. Dabei passt sich die Steuerung intelligent an euren Fahrstil und euren Tritt an. Das ist wirklich gut gelungen. Von dem Moment an, wenn ihr lostretet und sich der Motor einen Augenblick später zuschaltet, merkt ihr ihn kaum noch arbeiten – außer an der weiter zügigen Beschleunigung.
Beim Antrieb wartet das Cowboy 4 mit einem Carbonriemen von Gates auf. Die US-Firma gilt als Marktführer, qualitativ macht Cowboy hier also keine Abstriche. Ein Riemenantrieb ist meist langlebiger als eine klassische Fahrradkette. Außerdem müsst ihr euch kaum um die Pflege kümmern. Verunreinigungen können einfach mit Wasser abgespült werden, regelmäßiges Ölen wie bei einer Kette entfällt.
Allerdings gibt es beim Carbonriemen keine Gangschaltung wie bei einer Kette. Nur Nabenschaltung oder Tretlagerschaltung sind hier möglich, beides bietet das Cowboy 4 nicht. Es handelt sich um ein Single-Speed mit Elektromotor. Auf höhere Gänge müsst ihr verzichten.
Cowboy 4 in Fahrt: Schade, dass da nicht mehr geht
Genau die könnten dem Cowboy 4 (ST) aber das gewissen Extra verleihen, dass ich beim Test vermisst habe. Wie vorgeschrieben unterstützt euch das E-Bike nämlich nur bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 25 km/h. Da seid ihr dank des kraftvollen Akkus aus dem Stand im Nu angekommen. Ihr seht dann im Dashboard der Cowboy-App, wie der E-Antrieb seine Leistung zurückfährt.
Wer dann noch etwas zügiger fahren will, wird von Cowboy im Stich gelassen. Schon bei 25 km/h ist euer einer Gang nahe seiner Grenze. Bis auf 31 km/h habe ich es maximal geschafft und musste dafür schon wirklich schnell in die Pedale treten, bei viel zu kleinem Gang und praktisch ohne jeden Widerstand. Spaß macht das nicht. Hier zumindest einmal hochschalten zu können, wäre ein Segen.
Das ist von Cowboy aber nicht gewollt, das E-Bike C4 ist klar auf den Stadtverkehr ausgerichtet. Der Motor hilft dabei, von der roten Ampel immer als einer der ersten wieder in Fahrt zu kommen. Sind um euch ein paar fitte Radfahrer unterwegs, holen sie euch aber im Nu wieder ein. Dafür seid ihr am Ziel nicht außer Puste.
Mit einer Akkuladung bekommt ihr laut Cowboy auf bis zu 70 km Tretunterstützung. Dieser Wert hängt aber stark von eurem Fahrstil und dem Untergrund ab. Wenn ihr viele Steigungen angeht, wird euch der Akku deutlich früher im Stich lassen. Ich bin auf meinen Touren mit einer restlichen Reichweite von 16 km wieder zuhause angekommen. Gefahren bin ich dabei eine Strecke von rund 40 km in zwei Abschnitten. In meinem Test hätte es also für 56 km mit einer Ladung gereicht.
App-Funktionen: So verstehen sich E-Bike und Smartphone
Cowboy setzt bei seinen E-Bikes voll auf Vernetzung mit dem Smartphone. So könnt ihr die Cowboy-App als Fahrrad-Tacho nutzen oder euch direkt zu eurem Ziel navigieren lassen. Das läuft meistens reibungslos. Manchmal kommt die App mit der Standortbestimmung nicht ganz hinter, was aber keine ernsthaften Probleme verursacht. Außerdem kriegt ihr eine Übersicht über das Wetter vor Ort angezeigt, wenn ihr der Cowboy-App entsprechende Zugriffsrechte auf eure Handyfunktionen einräumt. Hier wird auch die Luftqualität auf eurer Route angegeben – ein nettes Zusatzfeature.
Beim C4 ist eine Quad-Lock-Halterung im Lenker integriert. Ihr könnt also mit passender Hülle euer Smartphone direkt anbringen und habt so die Daten oder Navigation immer gut im Blick. Cowboy hat auch eine kabellose Ladefunktion integriert, die ich aber nicht testen konnte, da mein Smartphone kabelloses Laden nicht unterstützt. Ihr solltet aber auf jeden Fall eine Hülle mit integrierter Halterung nutzen. Einen Klebeadapter gibt es zwar auch, auf unebenem Untergrund kann euer Handy damit aber trotzdem schnell einen Abgang machen.
Euer Smartphone verbindet sich per Bluetooth mit dem Cowboy 4. Das hat bei mir leider nicht immer gut funktioniert. Wenn ihr losfahren wollt und dann zuerst fünf Minuten warten müsst, bis Handy und E-Bike sich verständigen, nervt das im Alltag einfach. In einigen Fällen stand die Verbindung aber auch deutlich schneller. Seid ihr per Bluetooth verbunden, klappt auch die Auto-Unlock-Funktion sehr gut. Nähert ihr euch mit verbundenem Smartphone, könnt ihr direkt losfahren. Ist das Smartphone nicht verbunden oder außer Reichweite, verriegelt sich der E-Antrieb des Cowboy 4.
Wird das E-Bike dann bewegt, schalten die Lichter ein und blinken dauerhaft, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Außerdem erhaltet ihr eine Warnung aufs Smartphone, inklusive Standortdaten – allerdings nur gegen einen happigen Aufpreis von 120 Euro pro Jahr für diese Diebstahlschutz-Funktion. Aber die Räder werden nicht, wie der Name eigentlich suggeriert, vollständig blockiert. Potenzielle Diebe können euer E-Bike also einfach wegschieben, wenn ihr nur auf die Auto-Lock-Funktion vertraut. Ein physisches Schloss ersetzt das auf keinen Fall.
Unfallerkennung beim Cowboy 4: Der Retter in der Not
Das Cowboy 4 ist mit Sensoren ausgestattet, die ähnlich wie etwa bei der Apple Watch, einen Sturz erkennen sollen. Habt ihr die Funktion via App aktiviert und einen Notfallkontakt hinterlegt, wird die Person mit einer automatischen Nachricht informiert, wenn ein Sturz erkannt wurde. Die Funktion habe ich in einer kontrollierten Situation getestet. Dabei hat der Unfallalarm zuverlässig ausgelöst.
Haben Bike und App einen Unfall registriert, habt ihr 60 Sekunden Zeit, um die Benachrichtigung aufzuhalten, falls es sich nicht um einen echten Sturz gehandelt hat oder ihr zwar gefallen seid, aber keine Hilfe braucht. Tut ihr das nicht, geht die Mitteilung automatisch an euren Notfallkontakt. Wenn es mal darauf ankommt, hat Cowboy hier eine wirklich wichtige Funktion integriert.
Nachhaltigkeit
Der minimalistische Aufbau des Cowboy 4 sorgt unter anderem auch für weniger Materialeinsatz. Anbieter, die alle möglichen Extras verbauen, müssen auch mehr Rohstoffe in die Hand nehmen. Mit der Gangschaltung verzichtet der belgische Hersteller zudem auf eines der störungsanfälligsten Bauteile an einem Fahrrad, das öfter mal nachjustiert oder ersetzt werden muss.
Positiv ist in dieser Hinsicht der Carbonriemen, der ein längeres Leben verspricht als eine klassische Kette. Dafür leidet die Reparierbarkeit. Der Austausch eines Riemens ist meist aufwendiger als bei einer Kette. Auch die im Rahmen versteckten Bremszüge machen eine Reparatur aufwendiger.
Der Lithium-Ionen-Akku ist Branchenstandard und insofern weder besonders gut noch besonders schlecht im Vergleich. Die relativ geringe Kapazität von 360 Wh kann aus Nachhaltigkeitsperspektive positiv gesehen werden.
Preis-Leistung beim Cowboy 4
Das Cowboy 4 (ST) bekommt ihr für 2.790 Euro – ein stolzer Preis. Für euer Geld erhaltet ihr ein schickes, modernes E-Bike, das sich in erster Linie für den Stadtverkehr eignet. Wer das C4 auch genau dafür nutzen will, kann hier wenig falsch machen. Wer aber einen Allrounder unter den E-Bikes sucht, muss viele Kompromisse eingehen, die in Summe ziemlich teuer werden. Denn dann kriegt ihr einfach nicht genug E-Bike für euer Geld.
Cowboy 4 (ST): Wertung
Kategorie | Wertung (max. 10) |
Nachhaltigkeit | 6 |
Design und Verarbeitung | 9 |
Fahrkomfort | 4 |
Software | 8 |
Elektroantrieb | 8 |
Akku | 7 |
Gesamt | 7 |
Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet. Wie und warum wir Nachhaltigkeit bewerten, erfahrt ihr in unserem GIGA-Artikel.