Die Arkane Studios sind für kreative und übernatürliche Action-Spektakel bekannt. Deathloop treibt dieses Konzept dank einer rätselhaften Zeitschleife auf die Spitze. Ob das Spiel damit an die Faszination der Dishonored-Spiele anschließen kann, lest ihr in unserem Test.
*Scrollt für die Wertung nach unten zum Ende des Tests.
Was ist Deathloop?
In Deathloop übernehmt ihr die Kontrolle über Colt, der in einer Zeitschleife gefangen ist. Stets wiederholt sich der immer gleiche Tag auf der Insel Blackreef, die in vier Gebiete und vier Tageszeiten unterteilt ist. Sobald ihr einen Spieltag beendet oder sterbt, wiederholt sich der Loop von vorn.
Das bedeutet, dass alle Gegner wieder am selben Platz stehen, zerstörte Gebäude können erneut betreten werden und ihr dürft mit neuem Wissen, besserer Vorbereitung und mehr Erfahrung in Situationen zurückkehren, an denen ihr zuvor gescheitert seid.
Eure einzige Chance aus dem Loop zu entkommen, ist das Ausschalten der acht Visionäre, unter deren Kontrolle sich die Insel befindet. Leichter gesagt als getan, denn die exzentrischen Persönlichkeiten laufen Colt schließlich nicht freiwillig vor die Flinte. Stattdessen ist es eure Aufgabe, die Tagesabläufe der Visionäre genau zu studieren, ihre Schwachstellen in Erfahrung zu bringen und schließlich einen Weg zu finden, alle acht Ziele in nur einem Loop auszuschalten.
Damit ihr dabei nicht jeden Morgen buchstäblich bei null anfangt, lernt ihr bereits nach kurzer Zeit, Waffen und Fähigkeiten mit in den nächsten Loop zu nehmen. Besiegte Visionäre sowie einige Gegenstände in Deathloop hinterlassen sogenanntes Residuum, mit dem ihr gefundene Waffen und Upgrades anreichern könnt. Dadurch wird Colt mit jedem Loop ein bisschen stärker.
Spätestens wenn Colt dadurch ein paar der übernatürlichen Fähigkeiten gelernt hat, bekommt Deathloop dann auch den von Dishonored bekannten Arkane-Anstrich. Egal ob durch Teleportation, Unsichtbarkeit oder dem Herumschleudern hilfloser Gegner per Karnesie, könnt ihr euren Spielstil ab diesem Punkt euren ganz eigenen Vorlieben anpassen.
Damit das Spiel dabei aber nie zu leicht wird, müsst ihr stets auch euren eigenen Rücken freihalten, damit ihr nicht von Julianna erwischt werdet. Dabei handelt es sich um eure Gegenspielerin, die euch daran hindern will, die Visionäre zu töten oder daher Jagd auf euch macht. Dadurch ergibt sich ein spannendes Katz- und Mausspiel, sobald Julianna in eure Zeitlinie eindringt, wodurch selbst wiederholte Durchgänge bekannter Gebiete nicht so schnell langweilig werden.
Sobald ihr genügende Erfahrung gesammelt habt und die Insel wie eure Westentasche kennt, könnt ihr den Spieß allerdings auch umdrehen: Im Online-Modus von Deathloop dürft ihr selbst in die Haut von Julianna schlüpfen und Jagd auf Colt machen. Dazu steht euch ein zufälliges Matchmaking-System zur Verfügung, alternativ könnt ihr aber auch in Partien aus eurer Freundesliste eindringen.
Test-Fazit zu Deathloop
Es braucht ein bisschen Zeit, bis ihr euch in Deathloop zurechtfindet. Sobald es aber klickt, ergibt sich ein faszinierender und motivierender Spielfluss. Dabei fällt die Orientierung beinahe zu einfach aus, denn das Spiel wertet jedes gefundene Dokument, jeden Hinweis, jede Entdeckung und jeden Zusammenhang selbstständig aus und schickt euch per Quest-Marker direkt zum nächsten Story-Schnipsel.
Das selbstständige Erschließen der Zeitschleife und die damit verbundenen Aha-Momente, die etwa in Outer Wilds so herausragend funktioniert haben, stellen daher leider die Ausnahme dar. Sobald ihr ausreichend Hinweise gefunden und den richtigen Quest-Reihen gefolgt seid, erklärt euch das Spiel sogar buchstäblich, wie und wo genau ihr alle Visionäre in einem einzigen Loop finden könnt.
Andersherum betrachtet gibt es dadurch praktisch keinen Leerlauf, da ihr einerseits stets genau wisst, was als nächstes zu tun ist und andererseits immer die Wahl habt, welcher Spur oder welchem Upgrade ihr als nächstes hinterherjagen wollt.
Diese Freiheit und Vielseitigkeit spürt ihr auch im eurem Spielstil, denn dank der Spezialfähigkeit, in Deathloop Tafeln genannt, könnt ihr Colt ganz nach euren Wünschen anpassen. Wollt ihr lieber heimlich per Teleport und Unsichtbarkeit, oder lieber aggressiv mit Kampfschrotflinte und Verwüstungs-Tafel euer Ziel erreichen? Beide und noch mehr Stile sind möglich, valide und lassen sich nach Belieben miteinander kombinieren. Da ihr zudem zwischen den Tageszeiten euer Loadout ändern könnt, lässt sich euer Spielstil somit auch stets dem nächsten Quest-Ziel anpassen.
Weniger Abwechslungsreich fallen leider die Charaktere aus. Das coole Retro-Setting der Insel Blackreef kann zwar absolut überzeugen, sympathische Charaktere braucht ihr jedoch nicht erwarten. Dass die Visionäre unsympathische Stinkstiefel sind, ist ohne Frage Absicht. Dass jedoch auch Colt und Julianna die längste Zeit nicht mehr als Vulgärsprache und nervige Streitereien parat haben, sorgt eher für Augenrollen statt Neugier.
Sobald ihr im weiteren Spielverlauf mehr über Blackreef, die Visionäre sowie die Hintergrundgeschichte von Colt und Julianna erfahrt, bessert sich die Situation natürlich, insgesamt bleiben die Geschichte und ihre Charaktere jedoch hinter den Erwartungen zurück. Schade, schließlich steckt in dem Zeitschleifen-Konzept so viel Potential für eine spannende und originelle Science-Fiction-Story.
Damit ist Deathloop alles andere als eine Enttäuschung, die großen Stärken des Spiels liegen aber deutlich in dem von den Arkane Studios gewohntem Spielfluss und weniger im Erschließen der Zeitschleife. Wer also statt eines neuen Outer Wilds ein neues Dishonored erwartet hat, darf bedenkenlos zugreifen.
Stärken und Schwächen
- Abwechslungsreiches Zeitschleifen-Szenario
- Spezialfähigkeiten erlauben vielseitige Spielstile
- Cooles Retro-Setting
- Originell integrierter Multiplayer-Modus
- Unzählige Details und Geheimnisse in der Spielwelt
- Quests nehmen euch zu sehr an die Hand
- Kaum eigene Schlussfolgerungen oder Aha-Momente möglich
- Unsympathische Charaktere
Hinweis: In Deathloop könnt ihr euren Fortschritt nicht frei speichern! Befindet ihr euch gerade in einer laufenden Mission und wollt die Spielsession beenden, könnt ihr euren derzeitigen Fortschritt nur aufrechterhalten, indem ihr in den Ruhemodus der PS5 wechselt. Das Beenden des Spiels oder das Ausschalten der Konsole führt sonst dazu, dass ihr die jeweilige Tageszeit wieder von vorn beginnt..
Deathloop erscheint am 14. September 2021 exklusiv für die PlayStation 5 und PC. Eine Version für die Xbox oder die PlayStation 4 ist derzeit nicht geplant.
Wertung
“Auch wenn Deathloop nicht das volle Potential des fantastischen Konzepts ausschöpft, kommen Dishonored-Fans dank des vielseitigen Gameplays absolut auf ihre Kosten.”