Elden Ring wagt den Doppelsprung mit Pferd in eine offene Spielwelt und dieses Vorhaben gelingt so gut wie wir es uns gewünscht haben. In unserem Test zu Elden Ring erweist sich das wohl meist erwartete Spiel des Jahres als das erhoffte Meisterwerk und als echter Grund für einen mehrwöchigen Urlaub.
Was macht Elden Ring besser als Dark Souls?
Die Souls-Spiele haben schon immer durch ihr handgemachtes Level-Design geglänzt, trotzdem waren die Gebiete aber meist sehr schlauchig gestaltet. Elden Ring verfrachtet das Spielprinzip nun aber in eine offene Spielwelt, in der ihr euch frei bewegen könnt und jeden Winkel erkunden dürft.
Und diese Erkundung lohnt sich, denn wirklich an jeder Ecke könnt ihr versteckte Dungeons, Items, optionale Bosse oder einfach nur eine schöne Aussicht entdecken. Mehrmals habe ich mich im Spielverlauf vom eigentlichen Hauptpfad ablenken lassen, nur um dann später festzustellen, dass ich mal wieder zig Stunden in einem optionalen Gebiet verbracht habe. Wenn eine Spielwelt das schafft, muss sie etwas richtig machen.
Zusammen mit der Souls-typischen Zurückhaltung bezüglich Erklärungen behält die Spielwelt zudem ihren Reiz. Keine blinkenden Symbole oder Checklisten auf der Karte, die euch den Gameplay-Loop in seiner Musterhaftigkeit vor Augen führen. In Elden Ring müsst ihr euch selber vorarbeiten und stoßt dabei manchmal in Gebiete vor, die noch viel zu schwierig für euch sind. Aber das ist O.K., denn so lernt ihr das Zwischenland bestehend aus mehreren unterschiedlichen Regionen Stück für Stück mit seinen Gefahren kennen und lieben.
Die Spielwelt ist dabei noch größer als wir uns das im Vorfeld vorgestellt haben. Die Schnellreise zu entdeckten Orten auf der Karte macht die Fortbewegung hier angenehm komfortabel. Glücklicherweise könnt ihr euch zu Spielbeginn aber auch ein Pferd freischalten, mit dem ihr euch flink fortbewegt. Dieses ist einfach zu handhaben und nicht so störrisch in der Steuerung wie andere Videospiel-Pferde (Plötze, du bist gemeint!). Es kann zudem sprinten, Doppelsprünge machen und an vorgegebenen Stellen Hunderte Meter weit in die Höhe springen. Darüber hinaus könnt ihr vom Rücken eures Pferdes komfortabel Materialien für das Item-Crafting einsammeln und auch kämpfen, was bei manchen berittenen Feinden auch sinnvoller ist.
Bei der Charakterentwicklung hat sich auch einiges getan. Dieses Mal könnt ihr aus zehn Startklassen wählen und für Sekiro-Fans ist sogar ein Samurai mit dabei. Wie gewohnt spielt die Wahl aber nur in den ersten Spielstunden eine Rolle und ihr könnt euch wie gewohnt in alle Richtungen entwickeln. Eure Möglichkeiten werden dabei durch zahlreiche neue Features noch vielfältiger.
So könnt ihr etwa eure Waffen mit verschiedenen Talenten ausstatten, die ihr ohne Kosten an jedem Ort der Gnade (So heißen die Lagerfeuer in Elden Ring) beliebig oft wechseln dürft. Es ist dann auch möglich, mit eurem Schwert ein magisches Projektil zu verschießen oder eurem Zauberstab einen starken Nahkampfangriff zu verpassen. Die Möglichkeiten sind hier sehr komplex und auch die Skalierung der Waffen lässt sich auf diese Weise anpassen.
Des weiteren werdet ihr in Elden Ring zum Geisterbeschwörer und könnt mächtige Gefährten herbeirufen, die euch im Kampf unterstützen. Diese sogenannten Aschegeister unterscheiden sich in ihren Fähigkeiten und machen manche der gewohnt epochalen Bosskämpfe im Spiel fast schon zu leicht.
Test-Fazit
Ich könnte euch jetzt noch viele Seiten weiter detailliert die einzelnen Spielmechaniken darlegen, die Elden Ring so besonders machen. Aber seien wir mal ehrlich: Als Souls-Fan werdet ihr das Spiel sowieso bis auf den letzten Dungeon auseinandernehmen und je weniger ihr im Vorfeld wisst, desto mehr werdet ihr von der Erfahrung haben. Aber auch Spieler, die bisher vom Schwierigkeitsgrad abgeschreckt waren oder noch kein Souls-Spiel gespielt haben, sollten Elden Ring eine Chance geben, denn es ist wahrscheinlich so einsteigerfreundlich wie nie zuvor.
Vor allem wenn ihr gerne auf Erkundungstour geht, könnt ihr über die optionalen Aktivitäten in der Spielwelt eure Charaktere schon so weit stärken, dass die Bosse in der Hauptstory viel einfacher werden. Elden Ring ist dabei eines dieser Spiele, in das ihr Hunderte Spielstunden investieren könnt und immer noch neue Geheimnisse entdeckt.
Durch den Tag-Nacht-Wechsel passieren nämlich auch noch unterschiedliche Dinge zu verschiedenen Tageszeiten. Und wie gewohnt werden natürlich keine Quests irgendwo vermerkt und NPCs wandern nach Gesprächen munter von Ort zu Ort, ohne euch ein Memo zu geben. Ich hatte so ständig das Gefühl, etwas zu verpassen und hab mir einen erneuten Spieldurchgang bereits fest vorgenommen.
Der Sprung in die Open World glückt auf der ganzen Linie und dieses Gefühl von „In dem Schloss da in der Ferne laufe ich irgendwann selbst herum!“ ist so stark wie nie. Mehrmals im Spielverlauf musste ich innehalten und die Szenerie genießen. Wenn euch drei riesige Golems auf einer langen Brücke langsam entgegenstapfen, ihr eine schier endlos wirkende Fahrstuhlfahrt in eine riesige Unterwelt erlebt oder sich vor euch ein gewaltiger Boss aus der Umgebung schält, dann wisst ihr, dass ihr es erneut mit einer ganz besonderen Spielerfahrung aus dem Hause From Software zu tun habt.
Stärken und Schwächen
- Riesige Spielwelt mit unzähligen Dungeons, Items, Bossen und Geheimnissen abseits des Hauptpfades.
- Waffentalente und beschwörbare Geister bringen noch mehr Vielfalt in die Charakterentwicklung.
- Gelungener Mix aus großen, geradlinigen Dungeons und weitläufigen Gebieten.
- Koop- und Multiplayer-Modus mit vielen verschiedenen Rollen.
- Sehr gute Steuerung des Pferdes.
- Viele NPCs mit versteckten Quests.
- Enormer Umfang und hoher Wiederspielwert.
- Fließender Tag-Nacht-Wechsel mit unterschiedlichen Ereignissen.
- Grafisch nicht auf dem aktuellen Stand, vor allem bei den NPC-Animationen.
- Architektur kleinerer Dungeons wiederholt sich.
Wertung
“Schon jetzt mein Spiel des Jahres 2022. Elden Ring zeigt, wie gut Dark Souls in einer offenen Spielwelt funktioniert. Plant schonmal euren Urlaub. Das Zwischenland zieht euch in seinen Bann und lässt euch nicht mehr los.”