Der nachhaltige Hersteller Fairphone hat die nunmehr fünfte Generation seines Smartphones auf den Markt gebracht. Wir haben das Fairphone 5 getestet und zeigen euch, wie es sich geschlagen hat.
Wer nach einem nachhaltigen Smartphone sucht, ist wahrscheinlich schon einmal über die Marke Fairphone gestolpert. Der Hersteller achtet bei der Produktion seiner Geräte darauf, dass weder Umwelt noch Menschen gefährdet oder ausgebeutet werden. In der Vergangenheit konnten wir bereits das Fairphone 4 testen, das allerdings nicht in allen Punkten überzeugen konnte. Im Sommer erschien nun das Fairphone 5. Konnten bei diesem die Schwächen des Vorgängers behoben werden?
- 1.Fairphone 5: Ein gutes Gefühl von Anfang an
- 2.„Veränderung liegt in deiner Hand“
- 3.Fairphone 5: Für die Spitze reicht es nicht
- 3.1.Ruckler bleiben nicht aus
- 3.2.Die Kamera: Immer noch die größte Schwäche
- 4.Wertungen und technische Daten
- 4.1.GIGA-Testwertung im Detail: Fairphone 5
- 4.2.Spezifikationen: Fairphone 5
Fairphone 5 im Test: Fazit
GIGA-Wertung: 7.1
Auf einige Dinge ist bei Fairphone Verlass: Zum Beispiel, dass es einfach immer wieder ein gutes Gefühl ist, ein wirklich nachhaltiges Smartphone in der Hand zu halten. Ebenso ist bei jedem Fairphone spürbar, dass es ein Werkzeug und kein Unterhaltungsgerät sein soll – unnötige Apps gibt's nicht. Aber ebenso ist darauf Verlass, dass nicht immer alles reibungslos funktioniert. Während der Nutzung gibt es ab und an mal Ruckler. Der Handy-Ton, der selbst beim Telefonieren zu blechern klingt. Aber die größte Schwäche ist die Kamera: Fotografiert man gern, macht es mit einem Fairphone nur wenig Spaß.
Dennoch: Mit dem Fairphone 5 wurden definitiv viele Schwächen des Vorgängers ausgebessert. Stichwort: Display. Und nicht nur das: Im Vergleich zu den den großen Marken Samsung, Apple und Co. gehört das Fairphone 5 mit seiner überraschend langen Update-Politik definitiv zur Spitzenklasse. Zum Schluss bleibt die Frage, ob das den hohen Preis von 700 Euro (bei MediaMarkt ansehen) rechtfertigt? In meinen Augen gibt es dafür immer noch zu viele Schwächen. Da greife ich dann doch lieber zu meinem Wunsch-Smartphone im gebrauchten Zustand. Ebenfalls eine nachhaltige, aber günstigere Entscheidung.
Vorteile:
- Reparierbarkeit und wechselbarer Akku
- keine Bloatware
- großer, erweiterbarer Speicher
- lang-langjährige Update-Politik
Nachteile:
- mäßige Kamera
- immer wieder Ruckler
- mäßiger Sound
Fairphone 5: Ein gutes Gefühl von Anfang an
Für mich persönlich spielt Nachhaltigkeit seit vielen Jahren eine große Rolle. Deswegen freue ich mich, wenn Unternehmen ebenfalls in diese Richtung gehen und da bei ihren Verpackungen anfangen. So auch bei Fairphone: Das Smartphone kommt in einer ausreichend großen Pappverpackung an. Lediglich das Fairphone 5 und Nutzungshandbuch sind enthalten. Völlig ausreichend, wenn man bereits ein USB-C-Kabel und Netzteil zum Aufladen zu Hause hat. Ansonsten kann man das für unter 20 Euro bei Amazon bestellen. Zusätzlich bekommt ihr eine passende Schutzhülle bei Amazon (10 Euro) günstiger als bei Fairphone (40 Euro).
Das Smartphone selbst liegt mit seiner Größe von knapp 6,5 Zoll (Displaydiagonale) gut in der Hand. Beim Design hat sich kaum etwas im Vergleich zum Vorgänger geändert: abgerundete Ecken und auf der rechten Seite sind Standby-Taste (mit integriertem Fingerabdrucksensor) und die Lautstärketasten übereinander aufgereiht. Auf der Rückseite ist oberhalb das dreieckige Kamera-Segment, unterhalb ist der gewohnte Fairphone-Schriftzug. Für den Test haben wir haben das Modell mit der transparenten Rückklappe bekommen. Sprich: Das Innere ist trotz Rückklappe erkennbar. Dabei sticht vor allem der Spruch auf dem Akku „Change is in your hands“ (auf Deutsch: „Veränderung liegt in deiner Hand“) hervor.
Positiv fällt außerdem die passgenaue Software auf: Während beispielsweise bei Xiaomi-Geräten von Anfang an Apps wie TikTok, Facebook, Instagram und diverse Handyspiele vorinstalliert sind, ist das Fairphone von all dem befreit. Nachdem ich meine Messenger WhatsApp und Signal heruntergeladen habe, sind gerade mal 48 Apps auf dem Handy drauf.
„Veränderung liegt in deiner Hand“
Fairphone unterstützt den nachhaltigen Wandel in der Technikbranche nicht nur innerhalb der Produktion und der Verpackung, sondern ebenso beim Gerät selbst. Wer von euch schon mal ein Fairphone im Gebrauch hatte, weiß, dass sich das Handy auseinandernehmen lässt. So könnt ihr nicht nur den Akku entfernen, sondern ebenso das Kamera-Modul, den Lautsprecher und den SIM- und Micro-SD-Karten-Slot. Das Smartphone könnt ihr auf diese Weise so lang wie möglich nutzen.
Zum Entfernen der einzelnen Module benötigt ihr nicht nur viel Fingerspitzengefühl, sondern auch einen Schraubenzieher. Dieser wird nicht mitgeliefert, für gerade mal 5 Euro könnt ihr ihn aber direkt bei Fairphone kaufen. Wisst ihr nicht genau, wie ihr bei einer Reparatur vorgehen sollt, müsst ihr nicht verzweifeln. Fairphone hat mit dem Selbstreparaturservice iFixit eine Kooperation. Somit findet ihr nicht nur Ersatzteile und passende Werkzeuge für eure Fairphone-Handys in dem Shop, sondern ebenfalls Video-Tutorials. Die Rückklappe hat eine Einbuchtung, mit der ihr sie unkompliziert öffnen könnt – also keine Sorge, falls ihr gern Nagellack tragt. Aber dadurch, dass das Smartphone zu öffnen ist, besitzt es keine zertifizierte Wasserdichtigkeit.
Doch Robustheit definiert sich ebenfalls durch den Akku – wie sieht es da aus? Beim Fairphone 5 ist die Akku-Kapazität von 3.905 mAh auf 4.200 mAh gewachsen. Während des Test komme ich mit einer Aufladung gut über 2 Tage. Eine gute Leistung. Selbst innerhalb einer Stunde ist das Fairphone 5 schließlich wieder vollaufgeladen. Was ebenfalls positiv auffällt: Selbst wenn das Smartphone mehrere Tage ungenutzt bleibt, verliert es kaum Akku.
Fairphone 5: Für die Spitze reicht es nicht
Ruckler bleiben nicht aus
Hält man ein Fairphone in der Hand, hat man sofort ein gutes Gefühl der Entschleunigung. So geht es mir zumindest. Aber was bietet das Gerät im Innern? Das sind die Spezifikationen:
- Betriebssystem: Android 13
- System on a Chip: Qualcomm QCM6490
- Display: OLED mit bis zu 90 Hertz Bildwiederholrate
- Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
- Interner Speicher: 256 GB ROM (bis 2 TB erweiterbar)
Sieht doch alles in allem nicht schlecht aus. Und das zeigt auch der Test: Gerade beim Display ist die Veränderung spürbar. Wurde beim Vorgänger ein LCD-Display mit 60 Hertz Bildwiederholrate eingebaut, gibt's beim Fairphone 5 ein OLED-Display mit 90 Hertz. Das Smartphone reagiert schnell auf jegliche Eingaben. YouTube-Videos schauen klappt völlig problemlos, auch bei Handygames stockt es nicht. Lediglich der Ton ist nicht überragend. Das merkt man auch während des Telefonierens. Die Stimme meiner besten Freundin schallt zu metallisch aus dem Handy.
Aber ab und an gibt es sie dennoch, diese kleinen Ruckler. Beispielsweise als ich etwas googeln möchte und plötzlich wieder auf dem Homebildschirm lande. Oder die Bildschirmhelligkeit, die plötzlich von hell auf dunkel auf hell auf dunkel und so weiter springt. Im Vergleich zum Fairphone 4 gibt es eine spürbare Verbesserung, aber das Fairphone 5 ist trotzdem kein High-End-Gerät.
Aber: Ein großer Vorteil des Smartphones sind die Android-Updates über 5 Jahre und Sicherheitsupdates über sage und schreibe 8 Jahre. Damit übertrifft Fairphone selbst die großen Marken Samsung, Apple und Google.
Ihr wollte das Fairphone 5 in Aktion sehen? Dann haben wir hier das Hands-on für euch:
Die Kamera: Immer noch die größte Schwäche
Die Kamera des Fairphone 5 arbeitet mit einer 50-Megapixel-Hauptlinse, einer 50 MP Weitwinkelkamera und einer 50 MP Frontkamera. Ich möchte meine Beurteilung vom Fairphone 4 wiederholen: „Bei dieser setzt Fairphone keine neuen Standards, vielmehr müssen wir bei der Kameraleistung die meisten Abstriche machen.“ Das ist auch beim Nachfolger der Fall.
Mache ich Bilder bei eher schlechten Lichtverhältnissen, sind sie relativ blass. Bei guten Lichtverhältnissen sehen sie besser aus, aber wirken teilweise übersättigt. Nutzt man den Zoom während des Fotografierens, kann man sich (selbst bei geringer Einstellung) auf unscharfe Bilder einstellen. Der Makromodus funktioniert vor allem bei gutem Licht. In Räumen hat die Kamera Probleme, den Fokus zu finden. Der Endgegner sind allerdings Bewegungen während des Fotografierens.
Um es abzukürzen: Es macht nur wenig Spaß, mit dem Handy zu fotografieren. Ist man sowieso kein Foto-Profi und benutzt sein Smartphone nur für Grundfunktionen wie Schreiben, Telefonieren und Googeln reichen die Foto-Künste natürlich aus. Aber von einem Smartphone, das fast 700 Euro kostet, erwarte ich mehr.
Wertungen und technische Daten
GIGA-Testwertung im Detail: Fairphone 5
Kategorie | Wertung (max. 10) |
Nachhaltigkeit | 10 |
Verarbeitung, Haptik und Design | 8 |
Display | 7 |
Kameras | 5 |
Software | 6 |
Performance | 7 |
Telefonie und Audio | 5 |
Speicher | 8 |
Akku und Alltag | 8 |
Gesamt | 7.1 |
Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet.
Spezifikationen: Fairphone 5
Betriebssystem | Android 13 |
Display | 6,5-Zoll-FHD+-Display / OLED / 1.224 × 2.700 Pixel / 90 Hz |
Prozessor | Qualcomm QCM6490 |
RAM | 8 GB |
Interner Speicher | 256 GB (bis 2 TB erweiterbar) |
Kamera | 50 MP Frontkamera / 50 MP Hauptkamera / 50 MP Ultraweitwinkel |
Akku | 4.200 mAh |
Besonderheiten | NFC, Fingerabdrucksensor |