KI und jede Menge Leistung: Mit dem Gaming-Smartphone ROG Phone 8 zeigt Asus, wo 2024 die Reise bei Android-Smartphones hingeht. Ich konnte das Gaming-Smartphone in der Pro-Edition einige Wochen benutzen. Im Test erfahrt ihr, was daran besonders ist und ob sich das Smartphone auch für Nicht-Gamer lohnt.
Asus ROG Phone 8 Pro im Test: Fazit
GIGA-Wertung: 7.7 von 10
Argumente für einen einen Gaming-PC zu finden, ist leicht: Bessere Hardware heißt mehr Leistung. Bessere Kühlung heißt noch mehr Leistung. Und mehr Leistung heißt: Spiele sehen schöner aus.
Bei Gaming-Smartphones ist das anders. Die Spitzenmodelle eines Jahrgangs sind in der Alltagsleistung immer nahe beieinander. Ja, auch wenn diese ein 165-Hz-Display besitzen, 24 GB RAM und ein raffiniertes Kühlsystem.
Denn die meisten Entwickler optimieren Spiele auf den kleinsten Nenner, und das sind Mittelklasse-Smartphones. Ernsthafte Smartphone-Gamer sind derzeit mit einem iPhone wahrscheinlich besser beraten, weil diese nicht nur etwas mehr Leistung, sondern auch eine größere Auswahl an hochwertigen Spielen haben – Fortnite und Emulatoren mal außen vor gelassen, für die man (noch) ein Android-Gerät braucht.
Gaming-Smartphones sind aber eben auch eine ästhetische Kategorie. Wer die mag, also LED-Effekte auf der Rückseite und eine aggressiv-anorganische Optik, kann beruhigt zugreifen. Denn ein schlechtes Smartphone ist das Asus ROG Phone 8 Pro nicht – im Gegenteil: Es überzeugt in allen wichtigen Belangen und seine Schwächen sind verschmerzbar. Ausnahme: die kurze Update-Garantie. Hier muss Asus besser werden.
Vorteile:
- sehr gutes Display
- reichlich Leistung
- gute Software
Nachteile:
- hoher Preis
- Gimmick-Faktor bei LEDs und externem Kühler
- Kamera und Akku gut genug, aber nicht spitze
- nur 4 Jahre Updates
Für wen ist das ROG Phone 8 Pro?
Die ROG Phones von Asus haben eine klare Zielgruppe: Leute, die gerne am Handy zocken. Und wenn, dann eher „echte“ Spiele wie Genshin Impact, PUBG Mobile, Fortnite und dergleichen, die ursprünglich für die großen Bildschirme und potente Desktop- beziehungsweise Konsolenhardware geschaffen wurden. Für diese Subkultur schnürt Asus mit dem ROG Phone 8 Pro ein Paket, das keine halben Sachen macht – weder bei den Features noch den Spezifikationen.
Was das heißt? Das Smartphone besitzt so genannte AirTrigger, also berührungsempfindliche Stellen am Rand, die man in Spielen ähnlich wie die Schulter-Tasten von Controllern nutzen kann. Außerdem gibt es den AeroActive Cooler X, einen Luftkühler (nur in der teuersten Version enthalten, sonst separat erhälzlich), den man am Telefon befestigen kann und dank dem die volle Leistung bei längeren Spiele-Sessions garantiert wird. Der bietet sogar zwei Hardware-Triggertasten, die mir im Test aber etwas zu wackelig für heftige Baller-Gefechte vorkamen. Auch für konstante Lüftergeräusche muss man eine gewisse Toleranz mitbringen.
Zudem gibt es einen zweiten Ladeport an der linken Seite, der für Nachtanken beim horizontalen Halten von Vorteil ist. Auf der Rückseite findet sich in der Nicht-Pro-Version des ROG Phone 8 ein kleines OLED-Display, beim Pro-Modell dagegen animierte Effekte mit einer Matrix aus 341 einfarbigen LEDs. Die kann zum Beispiel eine animierte Wellenform beim Musikhören anzeigen, Anrufe, ungelesene Mails, den Ladezustand und mehr. Man kann sogar eigene GIF-Animationen aufs Gerät laden und abspielen. Cool: Die Mini-LEDs sind im ausgeschalteten Zustand nicht sichtbar.
Die von mir getestete Vollausstattung des Smartphones hat 24 GB RAM. Das ist einerseits beeindruckend, andererseits aber auch für einen Großteil der Anwendungsfälle sinnlos. Schnell zwischen Spielen untereinander und dem Browser zu wechseln ist zumindest als Szenario denkbar, trotzdem schießt Asus hier mit Kanonen auf Spatzen. Die 12 GB RAM im Basismodell sind immer noch üppig dimensioniert und zukunftssicher genug.
Dazu kommen noch 1 TB an nicht erweiterbarem internem Speicher. Es gibt auch günstigere Versionen mit weniger Speicher, die nicht ganz so teuer sind. Mehr in der Produktmatrix:
Asus ROG Phone 8 | Asus ROG Phone 8 Pro | Asus ROG Phone 8 Pro Edition | |
Interner Speicher | 256 GB | 512 GB | 1 TB |
Arbeitsspeicher | 12 GB | 16 GB | 24 GB |
Rückenschmuck | OLED-Display | Matrix aus 341 Mini-LEDs | Matrix aus 341 Mini-LEDs |
Extras | AeroActive Cooler X im Lieferumfang | ||
Preis (UVP) | 1.099 Euro | 1.199 Euro | 1.499 Euro |
Kaufen |
Das flache OLED-Display hat eine Diagonale von 6,8 Zoll. Es löst „nur“ mit 2.400 × 1.080 auf, kann dafür aber mit 2.500 Nits im Peak sehr hell werden und hat eine Wiederholrate von maximal 165 Hz. Das ist richtig viel, wenn man denn ein Spiel findet, das das ausnutzen kann. Für Betriebssystem und das UI regulärer Apps kann man das Gerät zwar auch auf eine feste Bildwiederholrate von 165 Hz einstellen, der Vorteil ist jedoch gering und der Energieeffizienz-Vorteil des dynamisch die Bildrate regelnden LTPO-Displays damit auch hinfällig.
Der in allen Varianten verbaute Snapdragon 8 Gen 3 ist der derzeit beste Chip aus dem Hause Qualcomm. Und noch ein Schmankerl: Das ROG Phone 8 hat sogar noch eine Klinkenbuchse. Dabei ist es trotzdem wasser- und staubdicht nach IP68. Auf der Rückseite gibt’s drei Kameras: Die 50-MP-Hauptkamera, stabilisiert mit einem 6-Achsen-Gimbal-System, eine 3×-Tele-Linse mit 32 MP und optischer Bildstabilisierung sowie eine 120°-Ultraweitwinkel-Linse mit 13 MP. Die Frontkamera löst mit 32 MP auf.
So weit, so imposant sind die Specs auf dem Papier. Aber wie schlägt sich das ROG Phone 8 Pro im Alltag?
Was mir am Asus ROG Phone 8 Pro gefällt
Die Leistung überzeugt, man spürt sie einfach überall im System und natürlich auch beim Spielen. Im Android-Bereich ist man mit dem Snapdragon 8 Gen 3 ganz vorne mit dabei, das Handy schafft es mittlerweile sogar in einigen Benchmarks mit dem iPhone mitzuhalten. In der Praxis wird praktisch jedes Android-Game der nächsten Jahre auf dem Smartphone laufen.
Auch das Display ist richtig gut, trotz 1080p-Auflösung. Gerade beim Zocken ist die sogar von Vorteil, weil man damit noch ein paar FPS mehr herauskitzeln kann. 165 Hz sind ebenfalls toll, obwohl der Unterschied zu 120 Hz wohl nur wenigen auffallen dürfte. Das einzige, was mich gestört hat: Die automatische Helligkeit ist oft zu dunkel und reguliert sich auch sehr abrupt nach.
Richtig gut fand ich auch die Software, Asus nennt sie Zen UI. Hier gibt’s kaum Bloatware, das Android ist fast naturbelassen – zumindest, wenn man sich bei der Einrichtung gegen Asus’ eigenes, markant-kantiges, Icon-Set entscheidet.
Ich mag, dass bei der Einrichtung und auch sonst jederzeit Basis-Einstellungen veränderbar sind, etwa die Verwendung von Gesten versus Buttons, das Design der Schnelleinstellungen und das Ausschalt-Menü. Hier kann man also sogar ein paar der jüngsten Verschlimmbesserungen von Stock-Android ungeschehen machen.
Und noch zwei Kleinigkeiten, die manche Hersteller mitunter gerne mal vernachlässigen: Der Sound klingt bombe und der Vibrationsmotor fühlt sich spitze an.
Was am ROG Phone 8 Pro mittelmäßig ist
Bei der Kamera wirft Asus das Schlagwort KI ins Feld. Neu ist das nicht, Maschinenlern-Algorithmen haben schon zahlreichen Smartphone-Kameras der letzten Jahre unter die Arme gegriffen, aber das Buzzwort brummt eben gerade.
Die Bilder konnten mich größtenteils überzeugen, sogar die Nachtaufnahmen sind echt gut – wenn auch nicht auf dem Niveau der Top-Smartphones in dem Bereich. Aber nicht immer ist die Kamera gut, dazu gleich mehr. Hier schon mal ein paar Beispiel-Fotos:
Mittel, im Sinne von geschmacksabhängig, ist für mich das Design. Konstruiert ist das Telefon auf jeden Fall hervorragend. Wer bei Gaming-Hardware nicht sofort wegrennt, wird die Optik feiern. Wer dagegen dieser Kantigkeit mit ihren 45°-Winkeln nichts abgewinnen kann, sollte sich anderweitig umschauen.
Mittel ist auch die Akku-Leistung: Nach 18 Stunden moderater Nutzung ohne Gaming habe ich meistens so um die 30 % Akkukapazität übrig. Bei anderen High-End-Smartphones liege ich mit vergleichbarer Nutzung bei 50 %. Immerhin kann man mit dem mitgelieferten 65-W-Netzteil schnell nachladen (0-100 % in 39 Minuten) und auch kabelloses Laden wird unterstützt. Dazu, Reverse Wireless Charging ebenfalls zu implemetieren, konnte sich Asus aber nicht durchringen.
Und dann ist da noch der Gimmick-Faktor. Den externen Kühler brauche ich nicht. Gut, der ist auch nur bei der teuersten Variante dabei, sonst zahlt man dafür 100 Euro extra. Die LEDs auf der Rückseite sind ganz nett, mir aber auch ein bisschen zu hell und man sieht sich auch schnell satt daran. Die KI-Software-Funktionen sind zumindest für mich größtenteils Spielerei. Allerdings bin ich auch kein engagierter Handy-Gamer – gut möglich, dass die Features euch total anmachen.
Was schlecht ist
Ein schlechtes Zeugnis bekommen die Standard-Hardware-Buttons von mir. Die sind mir einfach zu klein und zu un-clicky.
Auch die Sekundärkameras, also Ultra-Weitwinkel und Zoom, produzieren bei schlechten Lichtverhältnissen keine überzeugenden Ergebnisse. Hier haben Geräte wie das iPhone 15 Pro und Pixel 8 Pro die Nase deutlich vorn.
Die Software ist zwar gut, aber die so genannte Armoury Crate ist nervig. Das ist eine App, in der man spielerelevante Parameter und die LEDs auf der Rückseite einstellt. Sie soll an das Einstellungsmenü moderner PC-Spiele erinnern, nervt dabei mit unnötigem lauten Introvideo und Hintergrundmusik. Selbst für Coregamer ist das kein Mehrwert – bitte integriert das einfach in die normalen Einstellungen, Asus!
Größter Kritikpunkt: Gerade ein Smartphone mit so guten Spezifikationen möchte man lange nutzen. Das Versprechen von 2 Jahren OS- und 4 Jahren Sicherheitsupdates sind dafür zu wenig, Apple, Samsung und Google bieten deutlich mehr.
Wertungen zum Asus ROG Phone 8 Pro im Detail
Kategorie | Wertung (max. 10) |
Nachhaltigkeit | 5 |
Verarbeitung, Haptik und Design | 9 |
Display | 8 |
Kameras | 6 |
Software | 8 |
Performance | 9 |
Telefonie und Audio | 8 |
Speicher | 9 |
Akku und Alltag | 7 |
Gesamt | 7.7 |
Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet.
Das Fazit findet ihr oben im Artikel.
Wertung
“Mir hat das Telefon richtig Spaß bereitet. Vor allem an der Software können sich Konkurrenten mal ein Beispiel nehmen. Aber mal abwarten, was Apple, Xiaomi, Honor und andere Konkurrenten für dieses Jahr noch im Köcher haben.”