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Guardians of the Galaxy im Test: Bunt, chaotisch und mit viel Herz

© Square Enix
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Die Guardians of the Galaxy sind unter all den Superhelden von Marvel die vermutlich am wenigsten heldenhaften (zumindest im klassischen Sinne). Doch irgendwie macht das ihren Charme aus und den hat Eidos Montréal wunderbar in einem Singleplayer-Adventure eingefangen.

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Zwar steht hinter Marvel’s Guardians of the Galaxy mit Square Enix derselbe Publisher wie bei Marvel’s Avengers, doch bitte ich euch diese zu Tode monetarisierte Grind-Maschine zu vergessen. Lasst euch auf das ein, was Eidos Montréal aus den Guardians gemacht hat. Die von mir getestete PC-Version konnte mich auf jeden Fall überzeugen.

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Marvel’s Guardians of the Galaxy – Offizieller Trailer

Familienaufstellung der anderen Art

Ihr könnt Marvel’s Guardians of the Galaxy auf unterschiedliche Arten erleben. Je nachdem, wie sehr ihr euch in der Comic-Welt auskennt. Mit den MCU-Filmen hat die Geschichte nichts zu tun, außer ein paar Easter Eggs und der Möglichkeit, die Outfits der MCU-Guardians zu finden, könnt ihr euch gedanklich von den Kinofilmen verabschieden.

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Das ist auch gut so, denn so könnt ihr euch auf eine völlig neue Geschichte einlassen. Comic-Fans werden natürlich viele Figuren und auch einige Versatzstücke wiedererkennen, dennoch ist das Spiel von Eidos Montréal ein Erlebnis für sich. Das liegt vor allem an der wirklich extrem gut gelungenen Geschichte. Es ist nicht mal die Handlung selbst, sondern wie diese erzählt wird. Alles entwickelt sich natürlich und es wird nicht versucht, von einem hübschen Handlungsort zum nächsten zu kommen oder die Lücke zwischen zwei Bosskämpfen zu füllen.

Ständig hat man das Gefühl, dass es den Guardians genau so passieren würde und das wirkt sehr authentisch. Das liegt vor allem an dem Zusammenspiel der Charaktere, denn gerade die Chemie zwischen den Guardians passt einfach. Sie stolpern planlos von einer Katastrophe in die nächste, streiten, diskutieren, sticheln und sind am Ende doch für einander da.

Ein klassisches (© die sich streitenden Guardians. (Bild: Square Enix)
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Ich will euch gar nicht zu viel von der Geschichte erzählen und euch dieser Erfahrung berauben. Das beste Erlebnis mit Guardians of the Galaxy habt ihr, wenn ihr alles zum ersten Mal seht. Die Geschichte nimmt sich Zeit und das solltet ihr auch. Das Spiel hält viele unerwartete Momente bereit und die möchte ich nicht vorwegnehmen. Zur Handlung sei also nur so viel gesagt: Die Guardians sind in der bekannten Fünfer-Gruppe noch nicht lange zusammen unterwegs und chronisch pleite. Die Mission, die ihr zum Start des Spiels verfolgt, ist alles andere als legal und so gelangt ihr über die Weltraumpolizei, eine tierliebende Riesin und einen Genossen mit Fell in die Machenschaften eines religiösen Kults.

Die Qual der Wahl

In den Dialogen mit anderen Charakteren oder in den Zwischensequenzen stellt euch das Spiel immer wieder vor Entscheidungen. Ihr habt allerdings immer nur ein paar Sekunden, um eure Wahl zu treffen. Viele Entscheidungen finden im Umgang mit den anderen Guardians statt. Ihr schlichtet einen Streit (oder fangt auch einen an), hört euch die Vorschläge der anderen an oder ermutigt beziehungsweise bremst die anderen in ihrem Handeln. In den Gesprächen mit anderen Charakteren habt ihr ebenfalls immer Optionen, wie das Aufeinandertreffen verlaufen soll und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Konsequenzen sind ein wichtiges Stichwort, denn je nachdem wie ihr euch entscheidet, verläuft das Spiel ein wenig anders. Diese Konsequenzen zeigen sich im Kleinen wie im Großen und können euch manchmal nach wenigen Sekunden bewusst werden, manchmal aber auch erst nach ein paar Stunden. Durch eure Entscheidungen beeinflusst ihr eure Beziehungen zu den anderen Guardians oder nehmt Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Star-Lord ist der Anführer der Guardians, ob er auch ein guter Anführer ist, liegt ein Stück weit an euch.

Die Welt der Guardians

Zunächst ein paar Worte zum Leveldesign. Die Gebiete, die ihr in den einzelnen Kapiteln besucht, sind eher linear aufgebaut. Es gibt hier und da ein paar Abzweigungen, hinter denen sich Rohstoffe für Upgrades oder Sammelobjekte verstecken. Das sind aber alles Sackgassen und Rocket wird nicht müde, euch dafür auszulachen, dass ihr ständig in eine reinlauft. Die Kapitel bieten optisch und auch spielerisch sehr viel Abwechslung und das, obwohl ihr einige Orte mehr als ein Mal besucht. Die Orte verändern sich im Verlauf der Geschichte.

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Ein Besuch auf Knowhere ist natürlich Pflicht für die Guardians (© Square Enix)

Die einzelnen Orte haben ihre ganz eigene Atmosphäre. Es macht einen spürbaren Unterschied, ob ihr euch durch die engen Wartungsgänge eines Nova-Corps-Raumschiffes bewegt, über die stürmische Oberfläche des Plantetn Seknarf-Neun kämpft oder das dichte Gedränge auf der Bergbaukolonie Knowhere erlebt. Die Größe der einzelnen Areale fühlt sich dabei immer genau richtig an. Während in den Wartungstunneln wirklich kaum Platz ist, gibt es auf Knowhere große Plätze mit Bars, Händlern und zahlreichen NPCs mit denen ihr Interagieren könnt. Alles lädt zum Erkunden ein, sei es nur, um Sammelobjekte zu finden oder bei einem Händler zufällig auf etwas zu stoßen, das euch bei eurer Mission weiterhelfen könnte.

Grafisch sieht das Spiel ebenfalls sehr gut aus. Mit einem potenten PC oder auch einer Next-Gen-Konsole ist Guardians of the Galaxy eine echte Augenweide.

Echte Teamplayer – manchmal

Neben der fesselnden Geschichte, den tollen Interaktionen zwischen den Charakteren und der detailreichen und einladenden Spielwelt wird in Guardians of the Galaxy natürlich auch gekämpft. Ihr übernehmt dabei natürlich (wie im gesamten Spiel) die Rolle von Star-Lord und teilt mit euren Blastern ordentlich aus. Ausweichbewegungen und Nahkampfangriffe gehören auch zu eurem Repertoire, allerdings seid ihr keine One-Man-Show. Alle fünf Guardians verfügen über bis zu vier aktive Fähigkeiten, die ihr über ein Menü auf den Gegner eurer Wahl anwenden könnt. In dem Moment, wenn ihr in das Menü wechselt, gibt es eine kleine Zeitlupe, damit ihr den richtigen Angriff für den richtigen Gegner auswählen könnt. Die Fähigkeit schaltet ihr über Punkte frei, die ihr euch durchs Kämpfen verdient.

Durch Kämpfe verdient ihr Fähigkeitenpunkte, die in ihr dann in neue Attacken investieren könnt. (© Square Enix)

Star-Lord besitzt außerdem noch vier Elementar-Modi für seine Blaster. Mit Eis friert ihr zum Beispiel Gegner ein und mit Elektrizität könnt ihr sie schocken. Aber nicht jeder Gegner ist gegen jedes Element anfällig. Die Elementar-Modi sind aber noch für etwas anderes gut, nämlich um die kleinen Rätsel in der Spielwelt zu lösen oder neue Wege zu eröffnen, um an Rohstoffe oder Sammelobjekte zu kommen. Mit den Rohstoffen könnt ihr übrigens an einer Werkbank die Ausrüstung von Star-Lord verbessern.

Ihr braucht die anderen Guardians aber nicht nur im Kampf und um die Mechaniken der Bosskämpfe umzusetzen, sie sind auch so im Spiel unverzichtbar. So kann Groot zum Beispiel Brücken mit seinen Wurzeln bauen, Rocket kann Türen hacken, Drax hebt schwere Felsbrocken beiseite und Gamora macht mit scharfer Klinge den Weg frei. Dadurch entsteht permanent das Gefühl, als Team zusammenzuarbeiten. Das Ganze passiert natürlich nie ohne Sticheleien oder zynische Kommentare.

Es gibt was auf die Ohren

Falls ihr mit Heavy Metal und den Klassikern der 80er musikalisch so gar nichts anfangen könnt, werdet ihr Guardians of the Galaxy vermutlich ohne Musik genießen müssen. Wer bei Peter Quill aber auch etwas anderes erwartet, hat vermutlich noch nie von den Guardians gehört. Der Soundtrack ist jedenfalls eine Wucht und begleitet euch durch das ganze Spiel mit starker Präsenz. Wie zum Beispiel im Huddle. Dabei kommt das Team zusammen und Star-Lord hält eine Ansprache. Wenn die bei den anderen Guardians gut ankommt, gibt es einen Boost für den Kampf, bei einem Rohrkrepierer bekommt den nur Star-Lord. In jedem Fall begleitet euch eine Hymne der 80er lautstark durch den Kampf.

Ganz kleiner Spoiler: Ich habe mir die Songliste vorher nicht so genau angesehen und das Spiel hat mich ernsthaft „gerickrollt“. Ob sich das positiv oder negativ auf die Wertung auswirkt, weiß ich noch nicht.

Testfazit:

Nach all den Service-Games, MMOs und ewig wiederkehrenden Franchises ist Guardians of the Galaxy eine echte Wohltat für mein Gamer-Herz. Ein geradliniges Singleplayer-Adventure, das eine spannende Geschichte durch glaubhafte Charaktere erzählt. Vor allem die Guardians harmonieren perfekt miteinander und ihre Gespräche auf der Milano oder während der Missionen wirken einfach glaubhaft. Dabei zeigen alle Figuren eine große Bandbreite an Gefühlen und unterschiedliche Arten, diese zu offenbaren. Das funktioniert auch dank der guten deutschen Synchro. Zwischen all den Streitereien, dem Zynismus und den Gags ist immer Platz für glaubhafte Motivationen der einzelnen Charaktere. Die Geschichte mit allem Drum und Dran ist der Star des Spiels. Ich würde euch so gerne genau im Detail erklären warum, aber damit würde ich euch das Spiel ruinieren.

Ihr werdet bestimmt von Leuten lesen, die das Spiel in zehn bis zwölf Stunden durchgespielt haben und euch fragen, ob diese Spielzeit den vollen Preis wert ist. Tatsächlich wäre meine Antwort ja, es ist aber auch völlig okay zu warten, denn es gibt niemanden, zu dem ihr in Sachen Spielfortschritt aufholen müsst, lasst euch nur nicht spoilern. Doch wie gesagt, die Geschichte nimmt sich Zeit und das solltet ihr auch. Klar kommt ihr auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad da schnell durch, aber wenn ihr die vielen optionalen Dialoge mitnehmt, ein paar Sammelobjekte sucht und euch in der Welt umschaut und ein wenig treiben lasst, kommt ihr auch auf eure 15 bis 20 Stunden. Außerdem lohnt sich ein NewGame+, um herauszufinden, was passiert, wenn ihr euch anders entscheidet.

In der Welt findet ihr jede Menge Sammelobjekte, daruntet auch neue Outfits für die Guardians. (© Square Enix)

Bei all dem Lob für die Story will ich aber nicht das Kampfsystem unterschlagen. Das ist dynamisch, spielt sich schön flüssig und hat dank der unterschiedlichen Fähigkeiten der Guardians und den Gegnertypen auch eine gewisse taktische Tiefe. Der Huddle und die Einbindung gewisser Objekte in der Umgebung verleihen dem Ganzen noch mehr Abwechslung.

Mit fällt es ehrlich gesagt schwer, echte Kritikpunkte an Guardians of the Galaxy zu finden. Ich bin hier und da auf ein paar technische Macken gestoßen, wie eine kleine Rampe, die ich irgendwie nur aus einem bestimmten Winkel betreten konnte. Ein wenig gestört haben Dialoge, die sich überlagert haben. Während ihr beim Laufen durch ein Gebiet noch im Gespräch mit einem Guardian seid, löst ihr manchmal die Zeile für einen anderen Guardian aus, der dann einfach über das Gespräch drüber redet. Das ist schade und macht die eigentlich glaubhaften Interaktionen der Charaktere kaputt.

Was so im Film-Universum von Marvel los ist, erfahrt ihr hier:

Falls Singleplayer-Adventure mit Story-Fokus euer Ding sind, ist Guardians of the Galaxy euer Spiel. Eine Vorliebe für 80er-Musik ist von Vorteil und natürlich solltet ihr auch grundsätzlich mit den Marvel-Figuren etwas anfangen können. Eidos Montréal erfindet weder das Genre neu, noch hat es die revolutionäre neue Gameplay-Mechanik entdeckt, die ihr in Zukunft in jedem zweiten Spiel finden werdet. Trotzdem ist Guardians of the Galaxy ein wirklich gelungenes Spiel, mit dem ihr komplett in eine Welt abtauchen könnt, um einer spannenden Geschichte zu folgen. Das Ganze gibt es auch noch ohne irgendwelche Mikrotranaktionen und sonstigen Kram zu Monetarisierung. Ein ab der ersten Sekunde von vorne bis hinten fertiges und vollständiges Spiel.

Marvel's Guardians of the Galaxy erscheint am 26. Oktober 2021 für PS5, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC und Nitendo Switch (Cloud-Version).

Wertung

9/10

“Ich liebe gute Geschichten, vor allem gut erzählte. Guardians of the Galaxy gibt mir genau das. Es ist unterhaltsam, actionreich und gefühlvoll, dank glaubhafter Charakter, die sich selbst und ihre Welt ernst nehmen. Eines der besten Spiele, das ich dieses Jahr genießen durfte. Ach ja, es gibt ein Space-Lama!”

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