The Lord of The Rings: Gollum ist ein Spiel, euch zu knechten – und das auf mehreren Ebenen. In seinem jetzigen Zustand und für den hohen Preis solltet ihr euch dieses Spiel nicht kaufen (zumindest nicht, ohne zu wissen, worauf ihr euch einlasst). Im Test erzähle ich euch, was wir mit der PC- und PS5-Version von Gollum erlebt haben.
In The Lord of the Rings: Gollum krabbelt ihr mit einer der ungewöhnlichsten Kreaturen der Saga durch Mittelerde, überlebt Folter in Mordor und entkommt der Gefangenschaft durch die Elben. Angesiedelt ist die Story vor den Ereignissen von Der Herr der Ringe: Nachdem Gollum den Ring an Bilbo Beutlin verloren hat, vergehen über 70 Jahre, bis die Buchvorlage und die Blockbuster-Filme wieder ansetzen. Was Gollum in der Zeit erlebt und überlebt, werdet ihr in diesem Spiel hautnah zu spüren bekommen. Und das ist leider eine Erfahrung, die ich niemandem wünschen würde.
Ich sage es nicht gern, aber Gollum hat auf allen Ebenen versagt
The Lord of the Rings: Gollum wird auf Steam als Fantasy-Action-Adventure mit komplexer Handlung beworben, ohne zu erwähnen, was es wirklich ist: Ein Stealth- und Platforming-Game mit einem Handlungsverlauf, der so gut wie keine Konsequenzen hat. Warum das eigentliche Gameplay des Spiels nicht genannt wird, ist rätselhaft.
Noch rätselhafter aber ist, wie The Lord of the Rings: Gollum es schafft, kontinuierlich keinen Spaß zu machen. Das ging sogar so weit, dass ich an mir persönlich gezweifelt habe: Liegt es an mir, dass ich dieses Spiel einfach nicht spielen möchte? Ich bin ein großer Der-Herr-der-Ringe-Fan, doch Gollum hat mich nicht nur kalt gelassen, sondern zusätzlich noch frustriert.
Das Ding ist: Es liegt nicht an mir, denn bei Gollum ist auf vielen Ebenen sehr viel falsch gelaufen. Grafik, Gameplay, Performance, Story und Preis sowie Bewerbung des Spiels lassen zu wünschen übrig und passen nicht zusammen. Mehrere Dinge liegen hier deutlich im Argen.
The Lord of the Rings: Gollum ist das unspaßigste Spiel seit langem
Das Gameplay von Gollum ist eintönig und unnötig frustrierend: Ihr sterbt bei jedem falschen Schritt. Stealth-Passagen laufen alle gleich ab und geben euch höchstens krude Möglichkeiten der tatsächlichen Interaktivität – Gollum darf nämlich Steine werfen und ganz selten einen Ork erwürgen. Das ist alles. Den Rest des Spiels über werdet ihr größtenteils springen, klettern, schwingen und sterben. Unterbrochen wird das Ganze mit Story-relevanten Minispielen, die nicht wirklich kreativ sind, aber zumindest eine Pause vom sonstigen Gameplay gewähren. Die Momente, in denen ich orkische Maschinen betätigt habe, um Vögel auszubrüten, waren für mich die besten im Spiel. Denn sie haben mir eine Pause vom Frust gegeben.
Während die tragische Story rund um Gollums zwiegespaltene Persönlichkeit und seine Gefangenschaft in Mordor durchaus vielversprechend sein könnte, versalzen Gameplay, Grafik und Performance die Suppe gründlich. Ständige Lags in der PC-Version sorgten ebenso oft für meinen unfreiwilligen Tod wie die grobe Steuerung, die gerade beim Herumspringen und -klettern keinerlei Spielspaß aufkommen lässt. Die offensichtliche PS3-Grafik rundet das Ganze dann ab: Während mir veraltete Grafik generell nicht wirklich etwas ausmacht, wirkt Gollum als Gesamtpaket einfach unfertig, misslungen und aus der Zeit gefallen. Was ist hier passiert?
Besonders das unkreative Gameplay macht mich stutzig: Entwickler Daedalic Entertainment hat in der Vergangenheit wieder und wieder bewiesen, dass gute Spiele von dem Studio erwartet werden können. Keine Blockbuster vielleicht, aber doch abgerundete und spaßige Indie-Games, die in sich wunderbar funktionieren. The Lord of the Rings: Gollum jedoch spricht nicht von diesem Können und lässt stattdessen tiefgreifende Fehler im Game Design erkennen – unübersichtliche Level etwa, und eine Schleichmechanik, die gerade mal so den untersten Standard des Genres erfüllt.
Story sowie Lore schaffen es nicht, Gollum zurück ins Licht zu holen
Während die Umgebungen, Easter Eggs und die Geschichte zumindest von dem Versuch sprechen, The Lord of the Rings: Gollum zum Leben zu erwecken, scheitert das Spiel auch hier in der Umsetzung. Wichtige Story-Events geschehen teilweise ohne Erklärung, NPCs treffen fragwürdige Entscheidungen und euer Einfluss auf die Story wirkt vorgegaukelt.
Da Gollum eine zwiegespaltene Persönlichkeit hat, lässt euch das Spiel immer wieder entweder als Gollum oder Sméagol entscheiden (Für jene, die es nicht wissen: Bevor Gollum unter den Einfluss des Einen Rings geriet, war er ein Hobbit namens Sméagol). In Dialogen wählt ihr dann aus, wie er antworten soll – garstig und gehässig (Gollum) oder ängstlich und freundlich (Sméagol). Jedes Mal müsst ihr die andere Persönlichkeit anschließend von eurer Entscheidung überzeugen; eine Mechanik, die auf den ersten Blick originell und ansprechend wirkt.
Diese Diskussion bleibt aber wohl ohne Konsequenzen. Im Spiel habe ich einmal versucht, absichtlich gegen Gollums andere Hälfte zu verlieren. Ich habe also komplett schwachsinnige Argumente vorgebracht, mit dem Ergebnis, dass die Diskussion plötzlich abbrach und trotzdem gewonnen wurde. Weiterhin führen eure Entscheidungen im Spiel meist zum gleichen Ergebnis: Ob ihr nun einen NPC an die Orks verratet oder nicht, er stirbt so oder so – entweder durch die Orks oder durch einen Unfall.
Wenn ihr euch trotz meiner Kritikpunkte dazu entscheiden wollt, euer sauer verdientes Geld in das Spiel zu investieren, lasst euch nicht abhalten. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt:
Die Moral von der Geschicht‘...
Kauft euch dieses Spiel nicht. The Lord of the Rings: Gollum wurde desaströs für PC und PS5 umgesetzt; ihr werdet Lags, Screen Tearing und Bugs erleben. Die PS5-Version litt beim Spielen unter ständigen Crashes und Game-Breaking-Bugs, die selbst den hartgesottensten Spieler demotivieren werden. Die Spieler auf Steam haben auch schon ihr vernichtendes Urteil zu Gollum gefällt.
Schließlich, und das ist wirklich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: The Lord of the Rings: Gollum kostet momentan 49,99 Euro auf Steam und 59,99 Euro im PS Store. Bei allem guten Willen, den ich aufbringen kann, ist Gollum niemals diesen Preis wert. Noch dazu gibt es eine Precious-Edition für 69,99 Euro, die etwa Emotes für Gollum enthält und ein Sindarin-Voiceover für die Elben.
Warum, bei allen Spielegöttern, ist das elbische Voiceover hinter einer Paywall versteckt? Sollte eine an die Lore angepasste Sprache nicht einfach Teil des Spiels sein?
Es gibt auch andere Spiele auf Steam, die ihr euch kaufen könnt:
The Lord of the Rings: Gollum ist am 25. Mai 2023 für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series und PC erschienen. Es kann außerdem für die Nintendo Switch vorbestellt werden. Auch, wenn ich niemandem den Kauf empfehlen würde. Ich, für meinen Teil, bin erleichtert, dass ich dieses Kapitel in meinem Leben abschließen und wieder Zelda spielen kann.
Wertung
“The Lord of the Rings: Gollum ist leider ein Spiel, das in den Feuern von Mordor vergessen werden darf.”