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Kia Niro EV (2023) im Langstrecken-Test: 1.500 km im E-Auto – meine Erfahrungen

Ich bin den neuen Kia Niro EV über 1.500 Kilometer gefahren. (© GIGA)
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Nachdem ich im letzten Winter den Kia EV6 gefahren bin, konnte ich dieses Mal im Sommer mit dem neuen Kia Niro EV auf meinen Langstrecken-Test gehen. Was ich dabei alles erlebt habe, lest ihr in meinem Erfahrungsbericht.

Kia Niro EV im Test: Fazit

Der Kia Niro EV mit dem Modelljahr 2023 hat mich im Alltag überzeugt. Er kostet nicht die Welt, besitzt einen großen Akku mit hoher Reichweite, bietet viel Platz, ohne zu groß zu sein, und hat ausgereifte Assistenzsysteme an Bord. Als Fahrer eines Renault Mégane wäre dieser Kia genau der richtige Nachfolger für mich.

Gäbe es da nicht den kleinen Knackpunkt mit der Ladeleistung. So gut wie alle anderen E-Autos in der Preisklasse laden schneller. Kia setzt auf die alte Plattform, was ein klarer Nachteil ist. Andererseits hätte die 800-Volt-Technologie den Wagen viel teurer gemacht. Ihr müsst hier also klar einen Kompromiss eingehen. Wer das kann, wird mit dem Kia Niro EV ein tolles E-Auto erhalten, mit dem ich sehr gern insgesamt zwei Wochen und 1.500 km unterwegs war.

Vorteile:

  • Design
  • Platzangebot
  • Assistenzsysteme
  • Übersichtlichkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Ladebuchse an der Front

Nachteile:

  • Komfort auf Langstrecke
  • Ladegeschwindigkeit

Das Testfahrzeug

Kia hat mir den Niro EV in folgender Konfiguration zur Verfügung gestellt:

  • Niro EV 64,8 kWh (Inspiration)
  • Snow White Pearl mit Stahlgrau-Paket
  • DriveWise-Paket
  • Technologie-Paket
  • Relax-Paket
  • Sound-Paket
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Der Grundpreis liegt bei 47.590 Euro, mit den vielen Paketen liegt der Testwagen bei etwa 53.000 Euro vor Abzug der Förderung. Geladen habe ich mit der KiaCharge-Ladekarte, die mir Kia ebenfalls für den Testzeitraum zur Verfügung gestellt hat.

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Neues Design gefällt

Optisch ist der neue Kia Niro EV ein echter Hingucker. (© GIGA)
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Im Vergleich zum alten Niro ist der neue Niro EV mit dem Modelljahr 2023 ein echter Hingucker. Optisch gefallen mir persönlich aktuell sehr viele Kia-Fahrzeuge. Mit dem kantigen und bulligen Design hat Kia bei mir einen echten Nerv getroffen. Auch die kleinen verspielten Elemente an der Front aus glänzendem Kunststoff gefallen mir. Dabei bin ich absolut kein Fan von glänzenden Kunststoffoberflächen. Hier passt es aber. Auch das Stahlgrau-Paket passt zu der weißen Version. Ich persönlich würde aber wohl die blaue Farbe wählen. Die ist dann sicher nicht so schmutzanfällig.

Auch von der Seite und Rückseite macht der Kia Niro EV was her. (© GIGA)

Die Seitenansicht und das Heck gefallen mit grundsätzlich auch. Ich erkenne am Heck auch etwas die Linie des EV6, den ich im Winter über 1.900 km gefahren bin. Der Kia Niro EV wirkt sehr bullig, ist aber ein Kompakt-SUV. Er ist etwas höher, aber von den Außenmaßen nicht zu groß ausgefallen. Perfekt für die Stadt, aber auch längere Fahrten sind damit problemlos möglich, wie ich selbst ausprobieren konnte.

Im Kia Niro EV ist die Übersichtlichkeit ziemlich gut – trotz breiter C-Säule. (© GIGA)

Durch die recht kantige Form ist der Kia Niro EV ziemlich übersichtlich. Allein die breite C-Säule fällt negativ auf. Die hellen Sitzoberflächen gefallen mir persönlich, denn dadurch wirkt der Innenraum etwas aufgelockert. Die Türverkleidungen sehen für mich nicht ganz so hochwertig aus. Die gebürstete Optik wirkt im falschen Licht fast so, als ob die Tür schmutzig wäre.

Der Sitzkomfort auf der Langstrecke war zudem nicht so gut wie im Kia EV6. Da fand ich die Sitze deutlich besser. Im Niro EV habe ich die für mich optimale Sitzposition einfach nicht gefunden. Auch die relativ kurze Mittelarmlehne hat dazu beigetragen. Schade, dass die Mittelarmlehne nicht etwas breiter ausfällt und sich hervorziehen lässt.

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Der Außenspiegel des Kia Niro EV wirkt klein, hat aber einen Toter-Winkel-Warner integriert. (© GIGA)

Ich fand zudem die Seitenspiegel etwas zu hoch und kurz. Als ob ein Stückchen zur Seite fehlen würde. Darin konnte ich grundsätzlich natürlich alles sehen, doch ich fand die Form etwas kurz geraten. Das Licht für den Toter-Winkel-Warner ist aber gut sichtbar. Eine 360-Grad-Kamera mit Linsen in den Spiegeln gibt es hier nicht.

Viel Platz im Innenraum

Im Kia Niro EV ist viel Platz. (© GIGA)

Positiv überrascht bin ich vom Platzangebot im Kia Niro EV. Sowohl als Fahrer oder Beifahrer als auch hinten hat man genug Platz. Ich bin 1,80 Meter groß und hatte hinter mir genug Platz zur Verfügung. Der gerade Boden sorgt dafür, dass ein gutes Raumgefühl entsteht. Hinten können ohne Probleme drei Kinder oder erwachsene Menschen sitzen. Alternativ sind auch zwei große Kindersitze an den Seiten kein Problem.

In den Kia Niro EV kann man ordentlich was einladen. (© GIGA)

Ich habe den doppelten Boden im Kia Niro EV immer abgesenkt gelassen, da sich so das Ladekabel in der Tasche nicht so stark bewegt hat. Wollt ihr die Ladekante reduzieren, könnt ihr den Ladeboden natürlich auch begradigen. Das Platzangebot im Kofferraum ist sehr umfangreich. Ich mit meinem Single-Einkauf komme damit natürlich ohne Probleme zurecht. Doch da passt auch ein Wocheneinkauf hinein, ohne dass man vorn noch was unterbringen müsste.

Im Kia Niro EV sind nicht alle Lämpchen LEDs. (© GIGA)

Die Haken für Taschen fand ich persönlich nicht gut. Sie sind zu klein und ich konnte sie nur schwer finden. Außerdem ist mir aufgefallen, dass im Innenraum keine LED-Beleuchtung zum Einsatz kommt. Das kann man bei so einem Auto eigentlich erwarten.

Der EV6 von Kia war im Innenraum etwas hochwertiger. Beim Niro EV fühlt und sieht man die günstigeren Kunststoffe und Oberflächen. Alles wirkt zudem etwas luftiger und man hört mehr Abroll- und Windgeräusche während der Fahrt. Das hält sich alles noch im Rahmen, doch bei einem E-Auto fehlt halt das Motorgeräusch und da hört man andere Geräusche viel deutlicher heraus.

Der „Frunk“ vom Kia Niro EV bietet genug Platz für ein Ladekabel und weitere Kleinigkeiten. (© GIGA)

Praktisch finde ich den kleinen Kofferraum unter der Haube. In den „Frunk“ passt das Ladekabel locker rein. Da der Kia eh ein Nasenlader ist, hat man das Ladekabel so immer griffbereit.

Ausgereifte Assistenzsysteme

Die Assistenzsysteme fand ich beim Kia Niro EV besser als beim EV6. (© GIGA)

Das Cockpit des neuen Kia Niro EV entspricht im Grunde dem des EV6 – und das ist auch gut so. Die zwei Displays, das Lenkrad und alle anderen Bedienelemente sind sinnvoll angebracht, erklären sich von selbst und funktionieren zuverlässig. An die Doppelbelegung der Klima- und Navi-Steuerung gewöhnt man sich sehr schnell.

Ich fand die Farbwahl der Oberseite des Cockpits nur nicht optimal. Scheint die Sonne da drauf, spiegelt sich die Oberfläche in der Scheibe. Sieht man auf dem oberen Bild sehr gut. Vielleicht hätte das eine dunkle Oberfläche entschärft.

Während der Fahrt ist mir aufgefallen, dass der Lenkassistent im Niro EV deutlich besser arbeitet als im EV6. Das Lenkrad wackelt nicht dauernd hin und her, sondern das Fahrzeug wird mittig gehalten und das ohne Mikro-Korrekturen, die mir beim EV6 aufgefallen sind. Der Abstandstempomat und die Fahrzeugerkennung auf den Nebenspuren haben auf dem Display sowie im Head-up-Display hervorragend funktioniert. Sogar Motorräder wurden zuverlässig erkennt, wenn sie nicht zu sehr auf einer Seite gefahren sind.

Das Head-up-Display des Kia Niro EV ist wirklich gut. (© GIGA)

Besonders das Head-up-Display hat mir beim Kia Niro EV gefallen. Dort werden alle Fahrzeuge in Sichtweite dargestellt. Ich sehe, ob das Auto selbst lenkt, wie hoch die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung ist und die Abfahrten. Daran habe ich mich extrem schnell gewöhnt und empfand es als großen Mehrwert. Die Anpassung der Geschwindigkeit hat zwar wie schon beim EV6 ziemlich langsam funktioniert, doch sie war zu 99% zuverlässig. Nur ganz selten wurde eine falsche Geschwindigkeit erkannt.

Etwas enttäuscht haben mich das Betriebssystem und die Navigation. Das ganze System läuft nicht so flüssig wie beim EV6. Weiterhin hat die Berechnung der Routen etwas länger gedauert, als ich es von anderen Autos gewöhnt bin. Teilweise wurden mir Abfahrten zu spät angesagt, sodass ich mehrfach vorbeigefahren bin. Das muss Kia in jedem Fall noch einmal per Software-Update nachbessern. Auf den 1.500 km mit dem Wagen ist mir das 4 bis 5 Mal passiert, sodass ich unnötige Umwege fahren musste. Besonders auf Landstraßen ist das nervig, wenn viele Abzweigungen schnell hintereinander folgen.

Reichweite und Ladegeschwindigkeit im Sommer

Wenn man in den Ferien unterwegs ist, sind die Ladesäulen gut besucht. (© GIGA)

Der einzige große Knackpunkt am neuen Kia Niro EV ist die Ladegeschwindigkeit. Das habe ich nach meiner Tour nach Polen und zurück von insgesamt 1.200 km gemerkt. Die technische Basis hat sich im Vergleich zum Vorgänger nämlich nicht verändert. Bei etwa 23 Grad Umgebungstemperatur habe ich bei etwa 10 Prozent Restladung eine Ladegeschwindigkeit von maximal 81 kWh erreicht. Bei etwa 60 Prozent wird es dann langsamer auf unter 60 kWh, bei 80 Prozent dann 45 kWh und dann noch viel langsamer.

Ich wollte natürlich wissen, wie weit ich mit dem Kia Niro EV bei Autobahngeschwindigkeit von 130 km/h kommen kann. Dazu habe ich den Akku auf 100 Prozent geladen und wir sind losgefahren. Auf der Strecke sind wir zunächst mit 130 km/h gefahren. Später mussten wir lange 100 km/h fahren, kamen in einen Stau und mussten eine Umleitung nehmen. Ich bin den ersten Abschnitt also 336 km in 3 Stunden und 52 Minuten gefahren. Danach hatte der Wagen noch 17 Prozent und 60 Kilometer übrig. Mit vollem Akku auf der Autobahn, wenn man im Sommer nicht zu schnell fährt, kommt man auf fast 400 Kilometer. Das hat mich schon begeistert.

Der erste Ladestopp (Bild oben) hat insgesamt 48 Minuten gedauert und hat den Akku von 17 auf 84 Prozent gebracht. Bis 100 Prozent hätte es noch einmal 43 Minuten gedauert. Das ist schon ziemlich lange.

In Polen konnte ich direkt am Hotel laden. (© GIGA)

Die letzten 230 Kilometer haben wir damit ohne Probleme geschafft und den Kia über Nacht an einer 22-kW-Ladesäule am Hotel in Polen angeschlossen. Dort habe ich 55,26 kWh nachgeladen. Gekostet hat der Spaß 72,05 PLN, was umgerechnet etwa 15 Euro sind. Ein Schnäppchen, wenn man die Preise in Deutschland kennt. Am Morgen hat mir der Kia eine Reichweite von 384 km bei 100 Prozent angezeigt.

Laut Bordcomputer kommt der Kia Niro EV auf maximal 384 km. (© GIGA)

Der Rückweg war etwas komplizierter, da wir in Polen noch einige Zwischenstopps hatten und die Grenze so mit etwa 80 Prozent Restladung verlassen haben. Also fuhren wir wieder die etwas über 200 Kilometer zum Ladepark in Irxleben/Hohenwarsleben. Dort haben wir dann wieder gegessen und auf 79 Prozent aufgeladen. Die 330 Kilometer nach Hause hätten wir damit natürlich nicht geschafft. Erschwerend kam hinzu, dass ein starker Gegenwind herrschte und ich so das Tempo auf 120 km/h reduziert habe, um Energie zu sparen.

Wir mussten also einen halbstündigen Zwischenstopp in der Nähe von Bremen einlegen und haben dann die restliche Strecke von etwa 100 Kilometer damit geschafft. Der letzte Stopp hat dann die relativ niedrige Ladegeschwindigkeit des Kia Niro EV noch einmal deutlich aufgezeigt. Denn wenn man während der Ladezeit nichts zu tun hat, wirkt die Wartezeit umso länger. Bis auf einen kurzen Besuch auf der Toilette haben wir halt gewartet, bis das Auto auflädt. Und das hat beim Kia EV6 einfach viel schneller funktioniert.

Fazit zur Reichweite

Der Kia Niro EV hat bei mir am Schnelllader maximal 81 kW an Ladeleistung erreicht. (© GIGA)

Man kann mit dem Kia Niro EV definitiv weite Strecken fahren und muss nicht zu lange warten. Die knapp über 600 Kilometer waren absolut kein Problem. Nur wenn die Ladestopps häufiger werden, weil man nicht mehr mit 100 Prozent losfährt, sondern mit 80 Prozent oder weniger, wird es etwas umständlich. Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit der Reichweite. Bei 120 km/h ist die Effizienz im Sommer mit etwa 20 kWh je 100 km ziemlich gut. Bei 130 km/h sind es ca. 23 kWh, bei 100 km/h etwa 16 kWh. Bei 1.200 km auf Langstrecke kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von 18,1 kWh auf 100 km, was ich ziemlich gut finde. Da war dann aber nicht nur reine Autobahn, sondern auch etwas Landstraße und Stadt mit dabei, weil man immer auch zur Ladesäule abfahren muss. Einen Stau haben wir auch noch mitgenommen. Die Klimaanlage war immer an und auf 21 oder 22 Grad eingestellt.

In der Stadt lag der Verbrauch deutlich niedriger. Da konnte ich den Wagen mit etwa 15 kWh und weniger bewegen. Würde man nur in der Stadt fahren, kommt man im Sommer locker auf 400 km und mehr. Da spielt die Ladezeit dann auch keine große Rolle mehr. Ich konnte fast überall zwischendurch laden. Egal ob ich kurz bei Rewe oder Lidl war, wo bei uns mittlerweile Schnelllader stehen, oder am Strand beziehungsweise in der Stadt. Fast überall finde ich 22-kW-Lader, an die ich das E-Auto anschließen kann. Ich hab keine eigene Wallbox und war auf öffentliche Lader angewiesen. Das hat mittlerweile problemlos geklappt.

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