3D-Drucker galten bisher eher als experimentell. Geräte für Menschen, die gerne basteln und sich damit beschäftigen wollen. Doch die Zeiten ändern sich und mit dem Kokoni EC2 konnte ich in den letzten Wochen einen 3D-Drucker ausprobieren, der kaum einfacher zu bedienen sein könnte – mit weitreichenden Folgen.
Kokoni EC2 im Test: Fazit
Der Kokoni EC2 war mein erster Kontakt mit einem 3D-Drucker überhaupt und ich habe es wirklich genossen, wie einfach 3D-Druck sein kann. Die Einrichtung per Smartphone hat direkt geklappt, es stehen viele Modelle zum direkten Druck bereit und ich konnte auch selbst Modelle hochladen. Die Druckqualität geht in Ordnung.
Man sieht die einzelnen Schichten aber und auch der Wechsel zwischen den Qualitätsstufen macht eigentlich keinen Unterschied. Die Kassetten mit dem Filament find ich ganz praktisch. Laut Kokoni wird durch den Scan des QR-Codes gespeichert, wie viel Filament noch auf der Rolle ist, falls ihr die Farbe zwischendurch wechselt.
Enttäuschend fand ich die deutsche Übersetzung in der App. Manchmal habe ich erst herausgefunden, was hinter einer Beschriftung steht, als ich draufgedrückt habe. Hier will Kokoni auf jeden Fall noch einmal Hand anlegen, wurde mir auf Anfrage bestätigt. Da es ein Software-Problem ist, kann das noch behoben werden.
Den 3D-Drucker von Kokoni sehe ich bei absoluten Anfängern und Kindern, die einfach schnell ein kleines Modell drucken wollen. Ich habe mich in letzter Zeit stärker mit dem Thema auseinandergesetzt und dann auch gemerkt, dass ich mehr machen will. Beispielsweise mehrfarbig oder andere Materialen wie PETG sowie ABS drucken, die ganz andere Eigenschaften besitzen. Das geht hier nicht.
Den Preis von 338,95 Euro empfinde ich als zu hoch, besonders im Hinblick auf die Konkurrenz. Ähnlich kleine Drucker habe ich schon für 200 Euro bei Amazon gesehen. Ob die was taugen, weiß ich aber nicht. Auch vor dem Bambu Lab A1 Mini-3D-Drucker für 319 Euro kann sich das Modell nicht verstecken. Aktuell gibt es von Kokoni aber fast 100 Euro Rabatt wegen einer „Back to School“-Aktion. So kommt ihr inklusive Versandkosten auf insgesamt 280,96 Euro.
Dafür ist der Kokoni EC2 in seinem Gehäuse gut aufgehoben, kann einfach so mitgenommen und im Grunde überall genutzt werden. Hier werden klar Anfänger angesprochen und dafür ist er ganz gut geeignet. Der Vorgänger konnte immerhin über 50.000 Käuferinnen und Käufer überzeugen. Es gibt also Interesse an so kleinen 3D-Druckern.
Vorteile:
- Design
- Einrichtung
- Bedienung
- Lautstärke
- Energiebedarf
- Platzbedarf
- Integrierte Kamera
- LED-Beleuchtung
Nachteile:
- Kleines Druckvolumen
- Drucken nur per App
- Schwache deutsche Übersetzung
- Relativ teuer
- Reparierbar nur beim Hersteller
Aller Anfang ist leicht
Wenn ich an 3D-Drucker denke, dann sind das meist sehr technisch aussehende Maschinen mit großen Filamentspulen, Kabeln und Schläuchen. Der Kokoni EC2 ist anders. Ihr bekommt einen kleinen 3D-Drucker, das Filament ist in Kassetten auf der Rückseite versteckt und es führt nur ein Schlauch von hinten ins Gehäuse. Das Gerät nimmt nicht viel Platz weg, ist leise, lässt sich kinderleicht einrichten und verbraucht nur etwa 45 Watt während des Druckens.
Einfach die App installieren, Verbindung zum 3D-Drucker aufbauen und ihr könnt im Grunde sofort loslegen. Es gibt kaum Möglichkeiten zur Einstellung – und das ganz bewusst. Der Kokoni EC2 ist so ausgerichtet, dass im Grunde jedes Kind direkt damit drucken kann. Da ich vorher noch nie einen 3D-Drucker benutzt habe, war ich froh, dass das so einfach war.
Der erste 3D-Druck
Nachdem ich die App installiert und die Verbindung aufgebaut hatte, begann ich direkt mit einem Druck. In der App werden euch beliebte Modelle vorgeschlagen, die ihr sofort nutzen könnt. Ich habe mit der kleinen Vase begonnen. Das Ergebnis würde ich als sehr gut bezeichnen. Das Muster kam sauber heraus:
Danach habe ich mich direkt an weitere Modelle gemacht. Am besten haben mir dabei kleine Figuren gefallen. Nachfolgend einige Beispiele, die ich gedruckt habe:
Einfache technische Modelle klappen mit dem 3D-Drucker ganz gut. So habe ich zwei Klammern gedruckt, die auch benutzt werden können. Funktionale Modelle gelingen mit dem Kokoni EC2 aber nicht wirklich. Besonders wenn Drucke ineinander passen müssen, wie bei dem TikTok-Knife, das ich gedruckt habe:
Ich konnte es zwar zusammensetzen, doch funktioniert hat es nicht. Hier müsste man die Oberflächen deutlich bearbeiten – und das habe ich nicht gemacht. Ich will es ja so einfach wie möglich haben.
Einige Drucke sind nichts geworden. Beim beweglichen Hai hat man es sehr deutlich gesehen. Dort hat sich das ganze Modell ohne Grund verschoben:
Ansonsten sind besonders kleine Bereiche nicht ganz so sauber. Ich habe einen dreiteiligen Stuhl gedruckt, der zusammengesetzt werden muss. Diesen musste ich an den Anschlussstellen mit einem Messer bearbeiten. Dann hat es aber geklappt.
Bearbeiten von 3D-Drucken
Die ganze Berechnung und Skalierung der Modelle, die ihr drucken wollt, passiert automatisch in der App. Ihr müsst nicht extra ein Programm mit Slicer installieren, der das Modell berechnet. Das hat den Vorteil, dass es besonders einfach funktioniert. Der Nachteil ist aber, dass ihr nicht wirklich viel verändern könnt, wenn ihr etwas tiefer in die Materie einsteigt.
In der App könnt ihr ein Modell wählen, die Größe ändern, es rotieren oder verschieben. Es lassen sich auch mehrere Sachen gleichzeitig drucken. Ich habe beispielsweise mehrere kleine Clips auf einmal eingefügt. Das hat gut geklappt, auch wenn diese nicht ganz sauber waren.
Eigene Modelle drucken
Ihr könnt auch eigene 3D-Modelle importieren, müsst das aber über die Webseite machen und euch über euren Account einloggen (bei Kokoni anschauen). Diese werden zunächst bei Kokoni hochgeladen und erscheinen dann bei euch in den historischen Modellen. Das hat ganz gut funktioniert und auch hier wird das Modell an den Drucker direkt in der App angepasst.
In der App könnt ihr aber auch ein Portrait von euch einfügen und ein 3D-Modell daraus erstellen. Ich hab das mit mehreren Bildern ausprobiert, die Ergebnisse sind aber ziemlich schwach. Da fehlt es an Tiefe, wozu man einen Lidar-Sensor bräuchte. Alternativ könnt ihr einen 3D-Scan durchführen und ein Objekt sozusagen kopieren. Auch das ist eher kompliziert, das sagt Kokoni aber auch direkt bei der Auswahl der Option. Nichts für Anfänger also und damit eigentlich auch unnötig bei so einem Drucker. Hier wollte man meiner Meinung nach zu viel.
„Intelligente Assoziationen“ ist der KI-Modus. Dort könnt ihr ein Grundobjekt wählen und zusätzlich etwas zeichnen. Daraus wird dann ein einzigartiges 3D-Modell gemacht. Auch diese Funktion hat mich nicht überzeugt. Die Ergebnisse sind eher einfach oder ich weiß nicht, wie man zeichnet. Vermutlich ist Letzteres der Fall.
Drucke per Kamera beobachten
Im Kokoni EC2 ist eine kleine Kamera verbaut, die Zeitrafferaufnahmen und kurze Blicke auf den 3D-Druck erlaubt. Ihr könnt aber nicht per Livestream zuschauen. Vielmehr nimmt die Kamera ein kurzes Video auf, das ihr mit Verzögerung anschauen könnt. Die Qualität ist eher schwach. Immerhin ist der Druckraum beleuchtet, sodass ihr zumindest etwas erkennen könnt. Nachfolgend ein Video, das der 3D-Drucker erstellt hat:
Filament in Kassetten versteckt
Die Lösung mit dem Filament in Behältern finde ich eigentlich ganz smart. Man kann dabei nichts falsch machen. Mich stört nur, dass ich das verbleibende Filament und die Farbe nicht von außen sehen kann. Hier hätte man ruhig durchsichtigen Kunststoff nehmen können. Der QR-Code mit chinesischer Schrift hilft da auch nicht wirklich weiter.
Nicht so gut gefällt mir, dass nur die Kassetten von Kokoni funktionieren, da dort der Antrieb mit den Zahnrädern sitzt. Ich hab eines der Gehäuse geöffnet. Dieses ist mit mehreren Schrauben fixiert und nur für den 3D-Drucker gedacht. Es sind 220 Gramm Filament integriert. Dieses kostet 11,95 Euro zuzüglich Versand. Für den Preis bekommt man auch schon 1 kg Filament.
Theoretisch könnte man dort neues Filament selbst aufwickeln. Ob es praktisch funktioniert, habe ich nicht getestet. Von außen Filament einspeisen geht aber nicht, da der Antrieb fehlt. Auch mehrfarbige Drucke sind mit dieser Lösung nicht möglich, da der Austausch relativ umständlich ist.
Alles ziemlich klein
So sehr mich das Drucken mit dem 3D-Drucker von Kokoni im ersten Moment auch begeistert hat, umso deutlicher wurde mir mit der Zeit, dass ich mehr brauche. Alle Modelle sind sehr klein. Sie eignen sich beispielsweise perfekt für Puppenhäuser oder kleinere Dinge. Aber der Bauraum von 100 x 100 x 60 mm ist für alles andere zu klein. Ich fühlte mich sehr eingeschränkt und will ein größeres Modell mit mehr Möglichkeiten haben.
Ich will mehr
Eins hat der Kokoni EC2 definitiv geschafft, nämlich mich für den 3D-Druck begeistert. Ich hab die Entwicklung in den letzten Jahren von außen beobachtet, fand alle Lösungen aber ziemlich fummelig. Die Zeiten ändern sich jetzt aber gerade. Alles wird einfacher, funktioniert sofort und man muss im Grunde nichts einstellen. Zum Spaß habe ich mir einen günstigen Ender 3 V3 SE gekauft. Der arbeitet auch ganz gut. Doch jetzt schiele ich schon auf ein Modell von Bambu Lab oder Creality, mit dem ich viel mehr machen kann.