Stolze 2.200 Euro kostet unser Testgerät des Lenovo Legion Y740 aktuell im Handel. Dafür ist im Gaming-Laptop fast nur Oberklasse-Hardware verbaut, restlos überzeugen konnte mich das Spiele-Notebook trotz der High-End-Ausstattung aber dennoch nicht, wie mein Test zeigt.
- 1.Lenovo Legion Y740: Unser Urteil
- 1.1.Leistung satt, trotz Problemen bei der Kühlung
- 1.2.Lenovo Legion Y740 – kein Gerät für den Alltag
- 1.3.Meckern auf hohem Niveau – Tastatur, Touchpad und Anschlüsse
- 1.4.Unterm Strich …
- 1.5.Bewertung: Lenovo Legion Y740
- 2.Lenovo Legion Y740 im Test: Das hat uns gefallen
- 3.Lenovo Legion 740 im Test: Das hat uns nicht gefallen
- 4.Lenovo Legion Y740 im Test: Technische Daten im Überblick
Lenovo Legion Y740: Unser Urteil
Der Lenovo Legion Y740 ist ein waschechter Gaming-Laptop im Business-Pelz. Rein äußerlich deutet zwar die Größe des Notebooks darauf hin, dass es sich hier um eine potente Maschine handeln könnte, ansonsten macht das Design einen edlen und vor allem eleganten Eindruck.
Doch unter der Haube entpuppt sich der mobile Rechner als echter Tausendsassa. Mein Testmodell mit der leicht von der Zunge gehenden Bezeichnung „17ICHg-81HH001NGE“ist ausgestattet mit einem i7-8750H, einer RTX 2080 Max-Q, 16 GB DDR4 Arbeitsspeicher, sowie einer Kombination aus 256 GB großen PCIe-SSD und 1 TB HDD. Während die Speicherausstattung für den Preis beinahe dürftig ausfällt, hat Lenovo beim Panel etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Der Bildschirm löst zwar „nur“ in Full-HD auf, bietet dafür aber nicht nur eine Bildwiederholungsrate von 144 Hz, sondern auch G-Sync-Unterstützung, die vor allem während des Akkubetriebs seine Stärke ausspielen kann. Doch dazu später mehr.
Reden wir zuerst über den wohl wichtigsten Aspekt eines Gaming-Laptops: seine Spieleleistung. Um diese testen zu können, habe ich in den Spielen wie Far Cry 5 und Hitman 2 die eingebauten Benchmarks genutzt, die Performance aller anderen Titel wurde während des normalen Spielens aufgezeichnet:
Spiel | Grafikeinstellungen | Ø-Bilder pro Sekunde |
Ultra | 84 | |
Ultra | 132 | |
Ultra | 95 | |
Ultra | 134 | |
Counter-Strike: Global Offensive (Deathmatch auf Dust2 mit Bots) | Ultra | 201 |
Ultra (RTX High) | 70 |
Leistung satt, trotz Problemen bei der Kühlung
Erstaunlicherweise fiel der Leistungsunterschied im Vergleich zum schwächer ausgestatteten Alienware m15 recht gering aus. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass die Kühlung des Lenovo Legion Y740 einfach nicht mit der Wärmeentwicklung des verbauten i7-Prozessor mithalten kann. Innerhalb weniger Minuten klettern die Temperaturen der CPU während des Spielens auf über 90 Grad Celsius und machen es sich dort bequem – und das obwohl der Prozessor noch nicht einmal richtig ausgelastet wird. Immer wieder werden die Taktraten des Chips durch das System gedrosselt, um eine Überhitzung zu verhindern.
Währenddessen scheint sich die RTX 2080 Max-Q in den meisten Spielen unterfordert zu fühlen. Kein Wunder – schließlich ist die Desktop-Variante der Grafikkarte für WQHD- und 4K-Gaming ausgelegt. Eine volle Auslastung von 100 Prozent beobachtete ich nur in den seltensten Fällen. Und das, obwohl die Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Vollausbau-Version heruntergefahren wurde, um den Stromverbrauch und die Baugröße möglichst gering zu halten. Trotz all dieser Anpassungen scheint hier Leistungspotenzial auf der Strecke zu bleiben.
Ungeachtet dieser Beschwerden liefert der Gaming-Laptop in allen Spielen so hohe Bildraten, dass die Vorzüge des 144-Hz-Panels stets gut zur Geltung kamen. Bewegungen werden sehr flüssig dargestellt, Eingaben werden unglaublich schnell visuell auf dem Bildschirm umgesetzt. Denn obwohl Lenovo ein IPS-Panel im Gaming-Laptop verbaut, fühlen sich die Reaktionszeiten und der Input-Lag angenehm gering an. Bei schnellen Kameradrehungen kann ich zwar immer noch leichte Ghosting-Effekte feststellen, diese sind aber deutlich weniger stark ausgeprägt als beim deutlich günstigeren Medion Erazer X6805.
Weiterführend zum Thema: Medion Erazer X6805 im Test: Kraftvoller Gaming-Laptop mit kurzem Atem
Eine Sache, die mir am Display des Lenovo Legion Y740 besonders gut gefällt, ist die Größe. Während ich bei Gaming-Laptops mit 15,6-Zoll-Panel immer das Gefühl habe, dass ich mir optische Details entgehen, habe ich hier stets alles im Blick. Vor allem in Battle-Royale-Spielen wie PUBG kann das gerne mal den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Lenovo Legion Y740 – kein Gerät für den Alltag
Doch die Größe des Laptops hat auch seine Schattenseiten. In meinem normalen 30-Liter-Rucksack bekam ich den Klopper nicht unter, in meiner kompakten Umhängetasche erst recht nicht. Doch selbst wenn ich eine passende Tasche mein Eigen nennen würde, würde ich mir zweimal überlegen, ob ich den Gaming-Laptop heute unbedingt brauche. Trotz seines schlanken und eleganten Designs, ist der Lenovo Legion Y740 alles andere als ein Leichtgewicht. Rund 2,8 Kilogramm bringt das Spiele-Notebook auf die Waage.
Das hohe Gewicht dürfte neben der Größe des Geräts unter anderem durch den Einsatz hochwertiger Materialien liegen. Trotz des verhältnismäßig günstigen Preises setzt Lenovo beim Gehäuse nicht auf günstigen und leichten Kunststoff, sondern auf eine mattgraue Alu-Oberfläche. Wenn die RGB-Beleuchtung der Tastatur und des Lenovo-Logos auf der Außenseite nicht wäre, könnte der Gaming-Laptop beinahe als riesiges Business-Notebook durchgehen, doch genau zu diesem Anwendungszweck eignet sich der mobile Rechner gar nicht.
Die Akkulaufzeit fällt nämlich trotz einer Akkukapazität von 76 Wh gering aus. Wenn das System ohne Netzteil betrieben und unter Volllast (volle Helligkeit, Hitman-2-Benchmark in Dauerschleife) gesetzt wird, macht der Akku nach etwa 55 Minuten die Grätsche.
In der Regel taktet das System automatisch Prozessor und Grafikkarte herunter, sobald das Gerät vom Netzteil getrennt wird. Je weniger Saft im Gaming-Laptop, desto stärker wird die Hardware gedrosselt. Das spiegelt sich dementsprechend auch in den Bildraten wider. Das ist auch beim Lenovo Legion Y740 so, fällt dank des G-Sync-fähigen Displays aber nicht so stark auf. Die Technologie sorgt dafür, dass die Bildrate des Displays mit dem Output der Grafikkarte synchronisiert wird. Die Folge: Bildzerreißen, auch „Tearing“ genannt, gibt es nicht – auch nicht bei Bildraten, die unter der 30-FPS-Marke liegen. Das Bild wirkt stabiler und flüssiger.
Doch zurück zur Akkulaufzeit. Wird die Helligkeit etwas reduziert, die RGB-Beleuchtung deaktiviert und das Notebook nur für Office-Arbeiten genutzt, erhöht sich die Akkulaufzeit immerhin auf 2,5 Stunden. Wer den Laptop also öfters mal unterwegs nutzen will, sollte lieber das Netzteil einpacken. Wenn der Akkustand unter 25 Prozent fällt, taktet sich der i7-Prozessor auf gerade einmal 0,8 GHz herunter, was sich auch in der Performance des Systems bemerkbar macht. Selbst das Wiederaufrufen von Programmen und Fenstern, die bereits geöffnet wurden, fühlt sich ab diesem Zeitpunkt deutlich träger an.
Meckern auf hohem Niveau – Tastatur, Touchpad und Anschlüsse
Tastatur und Touchpad leisten sich indes fast keine Patzer. Die Druckpunkte ist sehr angenehm, das Schreibgefühl fühlt sich bei allen Tasten gleich gut an – und das obwohl mein Testmuster wahrscheinlich schon durch einige Redaktionen gewandert ist. Woran ich das festmache? Die linke Maustaste unter dem Touchpad ist schon etwas ausgeleiert. Wenn ich die Taste in der unteren linken Ecke drücke, wird kein Klick registriert. Laut Lenovo handelt es sich hierbei um einen Einzelfall, unerwähnt sollte das Problem aber nicht bleiben.
Dank der Größe des Laptops hat auch ein Nummernblock seinen Weg ins Gehäuse gefunden. Das Layout der Tasten unterscheidet sich jedoch von bekannten Nummernblöcken, zudem fällt die Größe der Tasten kleiner aus als die der restlichen Tastatur – Vertipper sind hier also vorprogrammiert. Auch die Größe des Touchpads fällt in Relation zur Gesamtgröße des Laptops reichlich kompakt aus. Dafür bietet die Oberfläche eine gelungene Mischung aus haptischem Feedback und Gleitfähigkeit.
Bei den Anschlüssen gibt es fast nichts zu beantstanden, neben einem 2,5 Gbit/s-Ethernet-Port bietet Lenovo beim Legion Y740 auch einen Thunderbolt-3-Anschluss. Lediglich der fehlende SD-Kartenleser stößt mir sauer auf. Bei einem Gerät, dass sich alleine von den Hardware-Spezifikationen auch fantastisch als Schnitt-Laptop eignen würde, kommt das beinahe einem Sakrileg gleich. Das gleiche Problem plagte übrigens auch das Alienware m15.
Weiterführend zum Thema: Alienware m15 Gaming-Laptop im Test: Wenn Geld keine Rolle spielt
Zum Abschluss ein paar abschließende Worte zur Webcam und des vorinstallierten Betriebssystems. Die Qualität der Foto- und Videoaufnahmen fällt zweckmäßig aus. Selbst in einem gut ausgeleuchteten Zimmer kann man ganz klar Bildrauschen ausmachen und auch die Aufnahmequalität des Mikrofons ist eher dürftig, aber zum Skypen und reicht es aus.
Der Laptop wird mit Windows 10 Home in der 64-bit Version ausgeliefert, neben zwei Apps von Lenovo ist im Auslieferungszustand auch die iCUE-Software von Corsair zur Konfiguration der RGB-Beleuchtung, sowie die Antiviren-Software McAfee, die ich prompt vom System verbannte.
Unterm Strich …
Insgesamt hat der Lenovo Legion Y740 vor allem mit Problemen zu kämpfen, die ich auch immer wieder bei der Gaming-Laptop-Konkurrenz beanstanden muss: allem voran die geringe Akkulaufzeit, die zu lauten Lüfter und die mangelnde Mobilität. Wer sich damit arrangieren kann, bekommt hier einen verhältnismäßig günstigen High-End-Gaming-Laptop geboten mit massig Leistung, den man auch mal mit ins Büro nehmen kann, ohne schief von den Kollegen angeguckt zu werden, wenn man die Discolichter ausschaltet. Zumindest so lange, bis die Lüfter das erste Mal im Meeting voll aufdrehen.
Bewertung: Lenovo Legion Y740
- Verarbeitung, Haptik und Design: 5/5
- Display: 4,5/5
- Performance: 4,5/5
- Video und Audio: 4/5
- Konnektivität und Speicher: 4/5
- Akku und Alltag: 2,5/5
Gesamt: 82 Prozent
Lenovo Legion Y740 im Test: Das hat uns gefallen
- Verarbeitungsqualität: Keine fiesen Spaltmaße, robustes Aluminiumgehäuse, gute Druckpunkte bei Tastatur und Mauspads. Lediglich der Bildschirm wabbelt ab und an etwas leicht hin und her, wenn man zu energisch in die Tasten haut.
- Performance: Trotz der angesprochenen Drosselungsproblematik bietet das Gaming-Notebook von Lenovo eine fantastische Leistung in aktuellen Spielen – auch auf höchsten Einstellungen und mit aktiviertem Raytracing.
- Design: Business- statt Raumschiff-Optik. Man merkt alleine am Design des Lenovo Legion Y740, dass der Hersteller keine jugendliche Zielgruppe anvisiert. Über Geschmack lässt sich streiten, ich empfand das schlichte und zurückhaltende Design aber als sehr angenehm.
- „Highlights“ auf der Rückseite: Damit ihr nicht ewig auf der Rückseite eures Laptops nach dem USB-Port oder Netzteilstecker suchen müsst, hat Lenovo die entsprechenden Stellen illuminiert. Kleines Feature, große Wirkung.
Lenovo Legion 740 im Test: Das hat uns nicht gefallen
- Lärmbelastung: Dass der Lüfter in Spielen mal so richtig aufdreht, hat mich noch nie gestört. Dass der Laptop auch beim Starten meines Browsers, dem Öffnen von Office-Programmen und dem Arbeiten mit Bildbearbeitungs-Software immer wieder kurzzeitig die Kühlung bis zum Anschlag hochfährt, ist aber verdammt nervig.
- Wärmeentwicklung: Obwohl die Lüfter unter Last richtig aufdrehen, schaffen sie es nicht, die CPU des Laptops vernünftig zu kühlen. Die Folge: Das Notebook wird mit der Zeit immer wärmer, die Taktraten immer geringer. Dadurch wird Leistungspotenzial verschenkt.
- Akkulaufzeit: Wer das Lenovo Legion Y740 über mehrere Stunden hinweg nutzen will, sollte sich stets in der Nähe einer Steckdose aufhalten. Dem Laptop geht schnell die Puste aus.
- Fehlender SD-Karten-Slot: Ach komm schon, Lenovo! So ein essenzieller Port darf meiner Meinung nach an einem solch leistungsstarken Gerät nun wirklich nicht fehlen.
- iCUE-Software: Die Software zur Anpassung der RGB-Beleuchtung schien ein paar Probleme auf meinem System zu haben. Nachdem ich die Anwendung im Tray minimierte, konnte ich sie nicht mehr aufrufen, geschweige denn das Programm beenden. Hier half nur noch ein kurzer Abstecher in den Task-Manager oder ein kompletter Neustart.
- Backlight-Bleeding: Das Backlight des Lenovo Legion Y740 scheint so stark in dunklen Spielszenen im abgedunkelten Raum hervor, dass es nicht unerwähnt bleiben darf. Wenn man einmal darauf achtet, kann man es nicht wieder vergessen und richtet seinen Blick beinahe automatisch auf die unschönen Lichthöfe. Solche Probleme sollte es bei einem 2.000 Euro teuren Gaming-Laptop schlichtweg nicht geben.
- Speicherplatz: Lenovo hätte sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn sie die Größe der SSD verdoppelt hätten. 256 GB werden schneller voll aus man denkt und danach bleibt nur noch die deutlich langsamere HDD.
Wer gerade auf der Suche nach einem passenden Gaming-Laptop ist, mit dem Lenovo Legion Y740 aber nicht so wirklich warm wird, wirft am besten einen Blick auf unsere Kaufberatung „Die besten Gaming-Laptops 2019“.
Lenovo Legion Y740 im Test: Technische Daten im Überblick
Display | 17,3 Zoll Full-HD-IPS-Panel @ 144 Hz |
Prozessor | Intel Core i7-8750H (6 Kerne, 12 Threads, maximaler Boost-Takt 4,0 GHz) |
Grafikkarte | Nvidia RTX 2080 Max-Q mit 8 GB Videospeicher |
Speicher | 256 GB PCIe SSD + 1 TB HDD |
Arbeitsspeicher | 16 GB DDR4 RAM @ 2.666 MHz (2 Riegel verbaut) |
Anschlüsse |
|
Akku | 76 Wh, 2,5 Stunden Akkulaufzeit beim Surfen und Streamen, <1 Stunde unter Volllast |
Betriebssystem | Windows 10 Home 64-bit |
Gewicht | 2,8 Kilogramm |
Preis |