Während ich das hier schreibe, will ich eigentlich nur zurück in die Welt von Marvel's Iron Man VR, wo ich wortwörtlich Iron Man sein kann. Wie gut sich das anfühlt? Kommt her, ich erzähle es euch. Außerdem: Starks Tod ist kein Spoiler, wenn der Spoiler mehrere Jahre alt ist, kommt schon.
Marvel's Iron Man VR ist in keinster Weise perfekt, aber gleichzeitig in so vielen Dingen so gut, dass ich nicht nur im Eifer des Gefechts (beim Spielen) meine Kopfhörer zerstört habe, sondern auch jetzt noch liebevoll daran zurückdenke. Worüber wir hier reden ist natürlich ein VR Spiel, das heftig von den Move Controllern profitiert und meines Erachtens im Stehen gespielt werden sollte; also nein, ihr müsste danach keine Runde Sport mehr einlegen.
Es ist schweißtreibend, Rette-das-Flugzeug-und-kämpfe-dabei-in-gigantischer-Höhe-actionreich und es ist Tony Stark: Falls ihr euch nie für die Marvel-Figur interessiert habt, ist das Spiel noch immer ein teils brillanten VR-Spiel, doch solltet ihr euch je einen Weg zurückgewünscht haben, vor Avengers: Endgame? Das hier ist er. Denn ihr werdet fühlen, wie es ist, Iron Man zu sein; und der Humor wie auch die neue Story treffen in guter, alter Manier exakt den Punkt an Genie-Idiotie, den wir von Stark gewöhnt sind.
Peng peng, BAM: Werft einen Blick auf den Launch-Trailer zu Marvel's Iron Man VR:
Was ist Marvel's Iron Man VR?
Ich kann euch sagen, was Marvel's Iron Man VR nicht ist: Es ist kein bloßer Flugsimulator, es ist nicht eure neue Motion-Sickness-Grube, es nicht (wirklich) dem Film-Universum untergeben und es ist keineswegs eins dieser halbgaren VR-Spiele, in denen ihr euch stets fragt: „Warum nicht mehr?“ VR kann oft eine Enttäuschung sein, und ja, auch Iron Man VR hat einige kleinere VR-Krankheiten, die aber im Angesicht einer voll ausgewachsenen Story, der fantastischen Flugmechanik und einigen wirklich netten Gimmicks verblassen.
Tony Stark ist zurück mit einer Geschichte, die auf den Comics basiert: Im Spiel klettert ihr mit fast all euren Sinnen in den Iron-Man-Anzug, übernehmt aber auch Stark selbst, wandern durch sein Haus in Malibu, sprecht mit Pepper Potts und geht den geheimnisvollen Angriffen der Hackerin Ghost auf den Grund: Stark hat eben erst seinem Waffen-Imperium Byebye gesagt und will sich auf fortschrittliche Technologien konzentrieren – neben seinem Hobby, als Iron Man die Welt zu retten, natürlich.
Ähnlich wie wir es in den Filmen gesehen haben, ist sein moralischer Wandel aber nicht genug, um ihn von den Sünden seiner Vergangenheit reinzuwaschen: Die Konzerngegnerin Ghost rächt sich an ihm mit umgebauten Stark-Industrie-Waffen; etwas, das nicht nur Tony bis an seine Grenzen treiben soll, sondern auch ganz altmodisch das Schicksal der Welt bedroht. Es ist keine originelle, völlig neue Geschichte, dafür aber ist sie gut erzählt und in der VR noch besser umgesetzt.
Wie der Name schon andeutet, ist Iron Man VR exklusiv für PSVR verfügbar; ohne PSVR-Brille und Move Controller ist es demnach nicht spielbar. Was gut so ist, denn nur so kann sich das Spiel voll an der Virtuellen Realität auslassen: der größte Pluspunkt des Spiels. Na ja, neben dem Fakt, dass euch quasi nie übel wird.
Test-Fazit: Die Momente, als ich die VR abgenommen und „Oh fuck“ gemurmelt habe
Iron Man VR wird euren Körper nehmen, ihn auseinander bauen, jeden Teil einzeln in den Iron-Man-Anzug stecken und dann in die Luft werfen und euch winkend, „Viel Spaß!“ zurufen (während ihr schreiend zu Boden fallt).
Habt ihr euch jemals gefragt, wie Tony Stark seinen Anzug wirklich steuert? Ihr wisst schon, er hat da diese Dinger an den Händen und die muss er nach unten richten, um sich einer Rakete gleich über dem Boden zu halten. Will er nach vorn, richtet er seine Antriebsraketen nach hinten – und wird er dabei von zehn fiesen Roboter-Viechern angegriffen, schießt er mit der einen Hand, steuert mit der anderen und erzählt euch dabei noch einen Witz.
Nun, ihr könnt verdammt froh sein, dass ihr bei Iron Man VR keine Witze erzählen müsst: Fliegen zu lernen reicht nämlich völlig aus, um euch an die Grenzen zu treiben. Das A und O des Spiels ist die Flugmechanik, die gerade komplex genug ist, um euch windelweich zu prügeln und trotzdem noch Spaß zu machen. Ihr werdet fallen. Ihr werdet gegen Mauern rasen. Ihr werdet genau dorthin fliegen, wo ihr nicht hinwollt. Und dann werdet ihr im Schweiße eures Angesichts lernen, besser zu sein, so gut, dass ihr einem Tony Stark gerecht werdet.
Wäre es nur ein Flugsimulator, er wäre ein wirklich netter Zeitvertreib. Die Stärke von Iron Man VR liegt allerdings in dem Mix aus Story, Gameplay und VR-Gimmicks; etwa der Möglichkeit, Gegenstände aufzuheben und umherzuwerfen (es macht Spaß!). Die Antagonistin Ghost ist gruseliger in Szene gesetzt, als ihr anfangs annehmt, ebenso wie euer Lasst-uns-die-Welt-retten-Abenteuer schnell sehr viel persönlicher wird, als ihr womöglich dachtet.
Ich werde nicht sagen, dass es für ein VR-Spiel gut ist. Nein, Iron Man VR ist ein gutes Spiel, das euch erfolgreich mit Liebe zum Detail und einer soliden Story für mehrere Stunden in die Welt von Tony Stark entführen wird. Ihr werdet über kleinere VR-Krankheiten wie zuckende Hände, seltsame Körperanimationen, VR-Grafik und lange Ladezeiten hinwegsehen müssen, ja. Ihr werdet aufpassen müssen, eure Wohnung beim Kampf nicht zu demolieren oder euch von der Kamera zu weit zu entfernen; und ihr solltet nicht mit einem hoheitsvollen Drama á la The Last of Us rechnen. Das jedoch würde in Starks Universum gar nicht hineinpassen, wenn wir einmal ehrlich sind. Interesse? Kaufen könnt ihr euch Marvel's Iron Man VR im PS Store für 39,99 Euro.
Stärken von Marvel's Iron Man VR
- Flug-Mechanik im Iron-Man-Anzug ist realistisch und berauschend
- So gut wie keine Übelkeit durch Motion Sickness
- Empfehlung: Spielt im Stehen
- Volle Integration in die VR-Welt mit Motion-Controllern
- Ausgewachsene Story, die actionreich umgesetzt wurde
- Upgrades: Passt euren Iron-Man-Anzug mit Waffen, Gimmicks und Farbe an
- Tony Stark ist zurück: Ihr spielt nicht nur Iron Man, sondern auch den Mann im Anzug
- Liebe zum Detail: Anspielungen auf Comics und Filme
- Story umfasst mehrere Stunden: Ergo, ihr bekommt etwas für euer Geld
- Kleine, liebevolle Gimmicks, die euch in die Welt hineinführen
- Wie das Greifen von Objekten, Umblättern von Zeitschriften oder Äpfel, die ihr essen könnt, wenn ihr sie zum Mund führt
Schwächen von Marvel's Iron Man VR
- Lange Ladezeiten
- VR-Krankheiten
- Einige seltsame Körperanimationen
- Mehrmaliges Einstellen der Kamera
- VR-Grafik-Standard
- Ihr braucht Platz: Kampf erfordert viel Raum zum Arme ausstrecken, Boxen und Zielen
- Offene Maps beim Fliegen, nicht jedoch außerhalb des Anzugs
Kurz gesagt: Ihr könnt fliegen lernen, euch upgraden, schwitzen und Äpfel essen.
... und es ist alles verdammt befriedigend. Wenn mich Iron Man VR in einem überzeugt hat, dann durch das Talent, mich in diese virtuelle Realität Schlag auf Schlag hineinzuziehen. Gameplay und Story gehen hier Hand in Hand, ebenso wie die Integration der Motion Controller: Ihr habt stets zwei Hände, mit denen ihr als Mensch Tony Stark greifen und als Iron Man schießen wie auch steuern könnt. Ich war kaum eine halbe Stunde im Spiel, da wollte ich für eine kleine Pause schon meine Controller auf einem virtuellen Tisch ablegen (was nicht geklappt hat).
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In der heutigen Zeit gibt es keine perfekten PSVR-Spiele, wie wir sie uns wünschen würden. Und das liegt einfach daran, dass PSVR momentan noch Kabelsalat bedeutet, wie auch schlechtere Grafik und kürzere Spiele, die manchmal nicht einmal mit einer Geschichte aufwarten. Spiele wie Iron Man VR leiden auch an den Voraussetzungen der Technik, gehen aber einen Schritt weiter als andere Anwärter und zeigen – in meinen Augen – was durchaus möglich ist, und was irgendwann in noch sehr viel hochwertigerem Maße möglich sein wird. Marvel's Iron Man VR erscheint am 3. Juli 2020 exklusiv für PSVR und kann nur mit den Move Controllern gespielt werden.
Wertung
“Marvel's Iron Man VR ist, was VR sein sollte: Ein Spiel, in dem ihr fliegt, fallt und den verdammten Apfel essen könnt, ohne, dass euch schlecht wird.”