Wenn mir jemand erzählen würde, dass es da draußen einen HDMI-Adapter gibt, der die Auflösung vieler Konsolen verbessert ... ja, dann würde ich erst einmal denken: Humbug. Doch so etwas gibt es wirklich – und zwar den mClassic von Marseille.
So richtig konnte ich mir das nicht vorstellen. Auf der Seite von mClassic sind viele Beispielbilder – aber kann ich denen trauen? Momentan gibt's den mClassic noch für 88 Euro auf Indiegogo, später soll er 89 Euro kosten. Ich will es selbst herausfinden, es testen und harte Fakten sehen. Was bringt dieser Adapter wirklich und für welche Konsolen lohnt er sich.
Hier das Werbevideo der Indiegogo-Aktion von Marseille.
An drei Konsolen werde ich den mClassic ausprobieren. Zum einen will ich mir das Ergebnis auf der Wii U anschauen, dann prüfe ich eingehend auf der Nintendo Switch. Zu guter Letzt teste ich noch die Verbesserungen auf der guten, alten PlayStation 2.
Eine kleine Einschränkung gibt es leider: Der mClassic skaliert das Bild auf 1440p hoch. Unser Aufnhame-Equipment nimmt jedoch nur eine Auflösung von höchstens 1080p auf. Die Beispielbilder, die ihr hier sehen werdet, zeigen also nicht das ganze Potenzial des Adapters. Somit beschränkt sich der Test eher auf die Anti-Alising-Fähigkeiten des Sticks. Ach ja, der Hersteller Marseille empfiehlt nicht von 1080p hochzuskalieren, sondern die Ausgabe der Konsole auf 720p zu stellen und von diesem Wert aus auf 1080p respektive 1440p zu skalieren. An diesen Ratschlag habe ich mich gehalten.
Was ist der mClassic?
Vielleicht kennt ihr das mCable von Marseille Inc.? Das gibt es nun schon seit einiger Zeit und soll ebenfalls Spiele und Filme hochskalieren. Der mClassic hat jedoch noch mehr Optionen und skaliert zudem auf eine höhere Auflösung. Wichtig ist dabei der Umstand, dass der mClassic am besten funktioniert, wenn das Ausgangssignal 720p oder darunter ist. Das liegt an dem kleinen Chip, der sich im HDMI-Adapter befindet.
Der Grafikchip, unter anderem mit einem Anti-Alising- und Depth-of-Field-Algorithmus ausgestattet, skaliert ein Signal auf 1440p. Nicht auf 1080p. Skaliert man von 1080p hoch, ist der Unterschied nicht ganz so riesig. Wenn ihr eine PS4 Pro und einen 4K-Fernseher besitzt, werdet ihr den Adpater für diesen Aufbau nicht brauchen. Doch sobald als Signal 1080p oder weniger ausgegeben wird, könnte sich der HDMI-Adapter lohnen – oder? Das zeigen euch die folgenden Tests.
Wer jetzt jedoch ein Wunder erwartet: Nein, das leistet der mClassic-Adapter nicht. Er kann die Auflösung erhöhen, ja. Er fügt aber dem Bild keine neuen Informationen hinzu. Karge Texturen werden dadurch zu scharfen, hochaufgelösten aber trotzdem kargen Texturen.
Nintendo Switch mit dem mClassic
Auch auf der Nintendo Switch gibt es heute noch einige Spiele mit Treppcheneffekt. Zwar ist der Unterscheid, wie ihr im folgenden Vergleich sehen könnt, eher gering, eine Verbesserung ist aber trotzdem vorhanden.
Das wird deutlich zoomt man an eine Stelle des Screenshots heran. Wiederum muss auch hier beachtet werden, dass der Unterschied wohl noch größer ausfallen würde, wenn der mClassic die Möglichkeit hat auf 1440p hochzuskalieren.
Durch unser Aufnahmegerät geht das leider nicht. Ein kleiner, aber feiner, Unterschied ist trotzdem zu erkennen. Wie viel das in einem laufenden Spiel ausmacht, wird wahrscheinlich subjektiv sehr unterschiedlich aufgenommen. In der Redaktion hatten wir Kollegen, die sofort einen Unterschied wahrnahmen und das Bild als schärfer empfanden, anderen ist die Diskrepanz weniger deutlich aufgefallen.
mClassic glättet Treppchen auf der Wii U
Dass es auf der Wii U in vielen Spielen einen Treppcheneffekte gibt, ist bekannt. Werden die vom mClassic-Adpater ordentlich ausgebügelt und begradigt oder ist der Unterschied nicht so groß?
Wenn ich mir den Unterschied zwischen der normalen 1080p- und der mClassic-Version (von 1080p auf 1440p skaliert) anschaue, springen einem die Differenzen nicht sofort ins Auge. Deutlich ist vor allem, dass der mClassic den Treppcheneffekt abschwächt, jedoch nicht ganz verschwinden lässt. Doch wie sieht das Bild aus, wenn der mClassic das Signal von 720p auf 1080p hochskaliert und seinen Algorithmen hier spielen lässt? Schaut es euch selbst an:
Auf den ersten Blick ist der Unterschied hier ebenfalls marginal, fast nicht zu erkennen. Doch sobald man auf das Bild zoomt und sich gerade die Kanten anschaut, werdet ihr einen größeren Unterschied erkennen.
Das Bild ist im Detail deutlich klarer und weniger krisselig. Auch, wenn erst ein Zoom in das Bild den Unterschied verdeutlicht, fällt er bei bewegtem Bild einen Ticken mehr auf. Dass die Steigerung der Bildqualität nicht ein Unterscheid wie Tag und Nacht ist, war allerdings von vorne herein klar.
PlayStation 2 verbessert durch den mClassic
Natürlich habe ich mir bei der PlayStation 2 die größte Verbesserung erhofft. Einen Haken am mClassic gibt es hier jedoch: Der Adapter hat lediglich einen HDMI-Eingang. Um das Signal der PS2 überhaupt in den mClassic zu leiten, ist schon ein HDMI-Adpater notwendig. Hier haben wir uns dazu entschieden, das Pound HDMI Link Cable zu nutzen, dass das PS2-Signal mit 720p ausgibt. Das lassen wir dann wiederum durch den mClassic auf 1080p hochskalieren. Bei Onimusha 2 sieht das dann folgendermaßen aus:
Hier noch einmal mit herangezoomtem Bild:
Der Unterschied ist auf der PlayStation 2 am größten. Schon das Pound-Kabel gibt ein gutes fast-HD-Bild heraus. Der mClassic kitzelt noch einmal ein bisschen mehr Schärfe heraus.
Gerade im Zoom wird dabei deutlich, dass die einzelnen Pixel weniger verschwommen sind, sich klarer voneinander abheben. Achtet einmal auf das Gras. In der 720p-Version gehen die dunkelgrünen Ränder des Grases nahezu unter – mit dem mClassic sind diese Abgrenzungen viel deutlicher zu erkenne.
Doch auch hier gilt: Zoomt ihr nicht heran und das Spiel ist in Bewegung, fällt der Unterschied deutlich geringer aus. Besitzt ihr jedoch einen 4K-fähigen Fernseher oder einen 1440p-Monitor, löst der mClassic auf 1440p auf, was den Unterschied noch einmal deutlicher macht.
Fazit: Lohnt sich der mClassic?
Vor allem für den, der immer noch gerne auf einer der älteren Konsolen zockt, kann der mClassic interessant sein. Wer den Retro-Modus des Adapters nutzt, kann sich über hochaufgelöste Bilder freuen. Doch einen Haken gibt es: Ihr braucht für alle Retro-Konsolen ein Adapter-Kabel. Erst dann ist es überhaupt möglich, den mClassic anzuschließen.
Schaut man sich auf Youtube um, kann der mClassic dann auch für den Super Nintendo oder das Mega Drive genutzt werden. Die Verbesserungen fallen jedoch nicht so sehr ins Gewicht. Deutlich wird es bei einigen PS1- und N64-Spielen.
Ob sich der mClassic-Adapter wirklich lohnt, hängt davon ab, wie ihr ihn einsetzt. Kauft ihr euch den Adapter, habt aber schon einen 4K-Fernseher und eine PS4 Pro, dann kann man euch nur abraten. Wer jedoch auf einer älteren Konsole spielen will – wie etwa die Wii U, Xbox 360 oder PS3 oder gar noch ältere wie die PS2 oder Ähnliches – ja, für diesen Spieler könnte sich der Adapter lohnen.
Gerade, wenn die 720p wie beschrieben auf 1440p hochskaliert werden, ist eine deutliche Besserung zu sehen. Auf „nur“ 1080p hochskaliert, fällt der Unterscheid zwar geringer aus, kann aber, wie die Zoom-Vergleiche zeigen, für den einen oder andere eine ausreichenden Differenz aufweisen, sodass sich eine Anschaffung lohnt.
Schlussendlich kann man sagen: Der mClassic ist kein Humbug, lohnt sich jedoch nicht für jeden Spieler – und ist weit davon entfernt, Magie zu wirken.