Größer, besser, schneller: Zur Feier des 20-jährigen Anime-Jubiläums wärmt Entwickler CyberConnect2 die beliebte Storm-Serie auf. Warum das Comeback zwar gelingt, aber nicht vollends überzeugt, erfahrt ihr im Test von Naruto X Boruto: Ultimate Ninja Storm Connections. Wir haben die PS5-Version des Anime-Fighting-Games unter die Lupe genommen.
Anfang 2017 erschien mit „Road to Boruto“ der letzte Ableger der Storm-Reihe. Nun, knapp sieben Jahre und eine Konsolengeneration später, ist die Erwartungshaltung an ein neues Prügelfest groß. Um eines vorwegzunehmen: Ganz vollständig werden eure Chakrareserven dieses Mal nicht aufgeladen.
Bekannte Handlungsstränge mit deutscher Sprachausgabe
Es blitzt, es knallt, es kracht: Der schwarze Himmel leuchtet hell auf, als das Chidori von Sasuke und das Rasengan von Naruto zu einer großen Machtexplosion verschmelzen. Schon das spektakuläre Intro des Spiels lässt erahnen, wie intensiv die Kämpfe werden.
Wie gewohnt könnt ihr die gesamte Geschichte rund um Naruto von den Chunin-Prüfungen über die Ankunft der Akatsuki bis hin zum vierten großen Ninja-Krieg nachspielen. Soweit nichts Neues, schließlich war das in den Vorgängern ebenfalls möglich. Erzählt werden die Chroniken in acht Kapiteln – ihr entscheidet, wo ihr startet und welche wichtigen Kämpfe ihr nachstellt.
Einige Szenen werden in Spielgrafik nacherzählt, während originale Synchronsprecher das Geschehen begleiten. Manchmal werden aber auch Bilder aus dem Anime mit klassischen Textboxen gezeigt. Das ist nicht nur schön anzusehen, sondern frischt gleichzeitig das Gedächtnis von Manga- und Anime-Fans auf und führt Neulinge wirksam in die Welt von Naruto ein.
Neben Bildschirmtexten könnt ihr zum ersten Mal sogar die Sprachausgabe im Spiel auf Deutsch stellen. Alle Charaktere sowie die Ansager in Kämpfen werden dann von den Synchronsprechern verkörpert, die viele von euch noch aus ihrer Kindheit in den Ohren haben – Nostalgie pur!
Eine neue Geschichte vom Serien-Schöpfer
Damit einige von euch die bekannte Handlung nicht bloß zum zehnten Mal durchspielen müssen, hat Serienschöpfer Masashi Kishimoto eine exklusive Geschichte für Naruto X Boruto: Ultimate Ninja Storm geschrieben. Die Handlung kurz und ohne Spoiler zusammengefasst: Im Untergrund der Ninja-Welt agiert die Verbrecherorganisation „Zero“, an deren Kopf ein mysteriöser Ninja namens Merz herrscht.
Dieser bezeichnet sich als den Nachfolger von Pain, der die Ninja-Welt mithilfe einer „Revolution des Schmerzes“ in einen fünften großen Krieg stürzen und alle Kage sowie Nationen vernichten will. Ihr schlüpft dabei in die Rolle von Boruto, Narutos Sohn, und taucht im Rahmen der Geschichte in eine virtuelle Welt namens „Ninja Heroes“ ein.
Eine VR-Welt innerhalb des Naruto-Universums bietet sich perfekt für eine offene Spielwelt an, in der ihr euch frei bewegen könnt, denkt ihr euch? Leider wird euer Wille des Feuers früh erstickt, denn es gibt keine Open World. Das ist schade und auch unverständlich, schließlich konntet ihr das Dorf Konoha und andere Schauplätze in Vorgängern schon frei erkunden.
Zwar wird die Geschichte humorvoll und spannend erzählt, leider ist die Relation zwischen Kämpfen und Cutscenes aber unverhältnismäßig. Viel zu oft schaut ihr Protagonisten bloß über die Schulter, während sie ewig lange Gespräche mit anderen Charakteren führen. Einige Sequenzen kommen sogar gänzlich ohne Kämpfe aus. Das wirkt ganz schön langatmig und nötigt fast zum Überspringen.
Was Naruto X Boruto sonst noch bietet
Neben den beiden Handlungssträngen ist der Inhalt eher dünn. In „Freier Kampf“ erstellt ihr Gefechte nach eigenen Regeln, tragt Turniere aus oder passt eure Charaktere optisch an. Als Belohnung für absolvierte Bonus-Herausforderungen oder im Tausch gegen erspieltes Geld, erhaltet ihr kosmetische Gegenstände wie Hasenohren, Brillen oder andere Deko-Items. Das sieht ganz schön bescheuert aus, ist aber auch ziemlich lustig.
Im Online-Modus messt ihr eure Kampfkünste mit anderen Spielern. Hier könnt ihr entweder lockere Gefechte oder Ranglisten-Kämpfe austragen. Das war es dann aber auch schon.
Zu guter Letzt gilt es eine riesige Sammlung bestehend aus Charakterposen, Kleidungsfarben, Geheimtechnik-Szenen oder Ninja-Karten zu vervollständigen. Wer Spiele gerne komplettiert, dürfte mit knapp 5.800 Gegenständen ordentlich lange beschäftigt sein. Da auch beide Geschichten nicht sehr umfangreich sind, fällt das Gesamtpaket von Naruto X Boruto: Ultimate Ninja Storm Connections also eher mau aus.
Das beste Kampfssystem im Genre?
Langatmiges Geschichtenerzählen hin, wenig Abwechslung her: Worauf es in einem Prügelspiel ankommt, ist das Kampfsystem – und hier weiß der neueste Ableger der Storm-Reihe vollends zu überzeugen. Aus der Verfolgerperspektive lenkt ihr Charaktere durch eine 3D-Umgebung, während ihr mit einfachen Tastenkombinationen zweistellige Treffer-Kombos landet und Ninjutsu wie Sasukes Amaterasu oder Pains Shinra Tensei auf Gegner werft.
Lobenswert: Für Einsteiger gibt es die Option, eine vereinfachte Steuerung einzuschalten. Mithilfe von Reglern könnt ihr sogar den Grad der Unterstützung einstellen, bis ihr die übliche Steuerung gemeistert habt. Mit dem bloßen Tippen der Angriffstaste entfacht ihr so fortgeschrittene Kombos und Geheimtechniken.
Im Gegensatz zu Vorgängern der Storm-Reihe können Charaktere nun zwei Ninjutsus im Kampf verwenden. Das ermöglicht euch neue sowie ausgefeiltere Strategien und sorgt obendrein für mehr Dynamik. Letztere ist sowieso auf einem hohen Niveau, da ihr bis zu zwei Hilfscharaktere nicht nur für offensive oder defensive Aktionen rufen könnt. Drückt ihr den Stick nach rechts oder links, wechselt ihr sie blitzschnell als aktiven Charakter ein.
Übt ihr euch in der Technik des Kämpferwechsels, könnt ihr erstickende Trefferkombinationen landen, ohne dass sich der Gegner daraus befreien kann. Allgemein ist das Kampfsystem von Naruto X Boruto einsteigerfreundlich. Wer sich aber auch mit fortgeschrittenen Techniken auseinandersetzt und willig ist, zu lernen, der wird eine Menge Spaß an einer exponentiell steigenden Lernkurve haben – ein klassisches „Leicht zu lernen, schwer zu meistern“. Mit knapp 130 Charakteren aus allen möglichen Naruto-Universen, steht euch zudem die größte Auswahl an Ninjas jemals zur Verfügung.
Die Kämpfe sind so rasant und actiongeladen, dass kurze Verschnaufpausen während eines verheerenden Geheimtechnik-Finishers gern gesehen sind und ihr nach dem Abschluss einiger Prügeleien vermutlich mal durchatmen müsst. Die pure Überladung an Effekten, Ninjutsus und Hilfsgegenständen kann zu Beginn chaotisch sein, schwingt aber schnell in ein unterhaltsames Action-Spektakel um.
Der Höhepunkt vieler Kapitel sind Bosskämpfe gegen übergroße Gegner wie Shukaku, dem einschwänzigen Dämon. Leider wiederholen sich viele Angriffsmuster der feindlichen Kreaturen, doch dank ihrer fantastischen Inszenierung mitsamt wilder Knöpfchendrückerei in Kampfszenen, sind sie immer wieder ein spielerisches Highlight.
Grafisch und technisch einwandfrei, aber nicht revolutionär
Bei all dem „Krach-Bumm-Peng“ und Effektfeuerwerk auf dem Bildschirm, wurde die Technik von Konsolen und PCs in der Vergangenheit ordentlich strapaziert – ärgerliche Ruckler waren die Folge. Nun sorgt eine konstante Framerate von 60 Bildern pro Sekunde für butterweiche Animationen, die aktuelle Technik scheint kaum an ihre Grenzen zu geraten. Die Kämpfe wirken dadurch sogar etwas schneller.
Die Grafikqualität hingegen bleibt nahezu unverändert im Vergleich zum Vorgänger. Nicht falsch verstehen, Naruto X Boruto sieht fantastisch aus und übertrifft die Animationen des Animes mit Leichtigkeit, dank größerer Hardware-Power hätte ich mir aber etwas mehr Details gewünscht – zerstörbare Arenen zum Beispiel. Trotz verheerender Zerstörungsorgien bleibt die Umgebung der Kampfschauplätze stets unberührt von Verwüstung.
Ladezeiten müssen im Test der PS5-Version kaum erwähnt werden, da es sie fast nicht gibt. Die Action lädt manchmal so schnell, dass ihr die Tipps im Ladebildschirm nicht lesen könnt. Einsteigern gefällt das sicher nicht. Einzig und allein die Kommunikation mit den Online-Servern nimmt ab und zu etwas Zeit in Anspruch. Das stört allerdings kaum.
Wertung
“Naruto X Boruto macht unheimlich viel Laune und zählt mit zu den besten Anime-Adaptionen im Videospiel-Kosmos. Trotzdem fühlt sich der neueste Ableger der Storm-Serie für mich eher nach einem „Best of“ und nicht nach einer Fortsetzung an. Wer neu in die Welt von Naruto eintauchen möchte, wird sicher glücklich. Wer die Vorgänger gespielt hat, wird aufgrund aufgewärmter Inhalte eher enttäuscht sein. Beim nächsten Mal muss eine konstante Weiterentwicklung der Formel her.”