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Nothing Phone (2) im Test: Style‑Blender oder leuchtendes Vorbild?

© GIGA
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Mit ihrem zweiten Smartphone legen die Londoner von Nothing eine Schippe drauf: mehr Leistung, bessere Kamera, größeres Display und aufgemotzte Software – so soll das Nothing Phone (2) bei der Kundschaft punkten. Aber geht das Konzept auf? Das klären wir im Testbericht.

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Test-Fazit zum Nothing Phone (2)

GIGA-Wertung: 7.6 / 10

Nothing hat das Phone (2) gegenüber dem Vorgänger Nothing Phone (1) (Test) deutlich verbessert. Klares Highlight sind erneut die Glyph-LEDs unter der transparenten Rückseite – ein echtes Fashion-Statement. Die LED-Streifen hätten aber trotz des großen Updates mehr Funktionen und bessere Konfigurierbarkeit verdient. Die gut gestaltete Software läuft performant und bietet entdeckungswilligen Individualisten viele Optionen zur Selbstentfaltung.

In fast jeder Hinsicht ist das Nothing Phone (2) mindestens gut genug, um den Alltag zu meistern – allenfalls die mittelmäßige Kameraleistung trübt das Gesamtbild. Wer darauf viel Wert legt, sollte aktuell eher zum Pixel 7 oder Samsung Galaxy S23 greifen, die sich in ähnlichen Preisregionen befinden. Hier hoffen wir auf Nachbesserung per Software-Update – und vielleicht auf einen optischen Zoom im Nachfolger.

Nothing Phone (2)
Nothing Phone (2)
Style-Smartphone mit transparenter Rückseite und auffälligem Glyph-Interface
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 22.12.2024 06:26 Uhr

Vorteile:

  • ausgefallenes und auffälliges Design
  • sehr gute Akkulaufzeit
  • gelungene Software

Nachteile:

  • Kamera nur Durchschnitt
  • Hardware-Buttons zu leichtgängig
  • rutschiges Gehäuse
  • kein Netzteil im Lieferumfang
  • kein eSIM-Support

Hardware-Design

Eines kann man sofort feststellen, nachdem man das Nothing Phone (2) aus seiner hübschen Papp-Verpackung zupft: Nothing bleibt beim Anderssein als Konzept. So liegt der Fokus auch beim zweiten Telefon auf den Design-Aspekten, auch hier gibt es wieder die transparente Rückseite aus Gorilla Glass, die den Blick auf Texturen, Schrauben und vor allem die sogenannten Glyphen freilegt: LED-Streifen, die in verschiedenen Situationen leuchten können. Dieser kühle, technische Look ist einzigartig und weiterhin ein Hingucker.

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Software, die zur Hardware passt: das Nothing Phone (2) folgt einer klaren Design-Idee. (© GIGA.DE)

Verbessert hat Nothing die Glyphen trotzdem: So ist deren Zahl angewachsen, die Glyphen bestehen aus mehr LEDs, mehr Streifen als nur jener bei der Ladebuchse kann nun teilbeleuchtet werden und so als „Fortschrittsbalken“ fungieren. Stellt man beispielsweise einen Timer, kann man damit grob einschätzen, wie lange man noch Zeit hat, bis etwa die Pasta al dente ist.

Nothing hat zudem unterschiedliche Helligkeitsstufen für die Glyphen integriert, die sich auf Wunsch an das Umgebungslicht anpassen können. Ein netter Akzent ist die kleine rote LED auf der Rückseite, die anzeigt, wenn eine Videoaufnahme aktiv ist.

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Über eine Software-Schnittstelle können sich auch andere Apps in die Glyph-Fortschrittsbalken einklinken – so zeigt der Fahrtvermittlungs-Dienstleister Uber etwa an, wie lange es noch dauert, bis das Gefährt ankommt. Auch beim Ändern der Lautstärke zeigt der Streifen jetzt an, wie viel Volumen aus den Lautsprechern kommt.

Das klingt alles cool, hat aber oft seine Tücken: Die Timer-Anzeige funktioniert etwa nur bei der entsprechenden Funktion in der Nothing-Software, nicht jedoch bei einem, den man per Google-Sprachbefehl startet. Die Lautstärkeanzeige wird nur dann beleuchtet, wenn das Display an ist, und auch dann nicht immer. Die Uber-Funktion muss man extra als experimentelles Feature aktivieren – mal ganz abgesehen davon, dass andere App-Integrationen zum aktuellen Zeitpunkt noch mit der Lupe gesucht werden müssen. Da wünscht man sich von Nothing noch ein bisschen mehr Konsequenz.

Einen guten Eindruck zum Nothing Phone (2) vermittelt unser Hands-On-Video:

Nothing Phone 2 im Hands-On Abonniere uns
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Das Glyph-Feature lädt zum Spielen ein, etwa wenn man aktiviert hat, dass die LEDs aufleuchten, sobald man das Gerät auf die Displayseite legt. Es wäre trotzdem schön, wenn Nothing noch weitere Effekte (z. B. ein sanftes Glimmen) und mehr Funktionalität integriert, die LEDs schlicht noch besser konfigurierbar macht (etwa „aktiviere Glyph X, wenn für App Y eine Benachrichtigung reinkommt“).

Das Nothing Phone (2) will cool sein, auffallen. Sicher auch deswegen sind, sieht man mal von der Rückseite ab, deutliche Design-Anleihen bei aktuellen iPhones erkennbar – insbesondere die Grundform und der gerade seitliche Rahmen aus Aluminium erinnern an das Apple-Telefon.

Verglichen mit dem Vorgänger ist das Nothing Phone (2) aber auch größer geworden und rangiert jetzt ungefähr in der Region des iPhone 15 Pro Max – etwas schmaler und leichter, aber länger und dicker. Kundinnen und Kunden mit kleineren Händen könnte das schlicht zu groß sein. Positiv ist die flache Vorderseite zu nennen – das erleichtert die Bedienung und verhindert unnötige Reflexionen.

Blickfang: das Nothing Phone (2) mit aktiver Glyph-Beleuchtung. (© GIGA)

Die aus Gorilla Glass bestehende Rückseite des Nothing Phone (2) ist hingegen leicht gebogen. Auch wenn das für eine etwas bessere Ergonomie sorgt und cool aussieht, kann das zum Ärgernis werden, denn das Smartphone rutscht so von vielen glatten Oberflächen, sofern diese ein bisschen schräg sind. Egal ob Sofa oder Sessel – das Nothing Phone (2) macht sich oft selbständig.

Auch wenn Gorilla Glass robust ist, kann es, wenn es auf harten Boden fällt, kaputt gehen. Ein starker Case für ein Case – ich habe dieses gekauft und bin zufrieden.

DUX DUCIS: Hülle für Nothing Phone (2) – durchsichtig und stoßfest
DUX DUCIS: Hülle für Nothing Phone (2) – durchsichtig und stoßfest
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 22.12.2024 07:03 Uhr

Eine Hülle ist auch in anderer Hinsicht sinnvoll: Die Buttons für Power und Lautstärke sind zu leichtgängig. Erst die Hülle hat im Testzeitraum effektiv verhindert, dass die Smartphone-Tasten ständig in der Hosentasche gedrückt wurden.

Nun ist die Frage, ob das Nothing Phone (2) seinen Style-Faktor mit einem Case überhaupt noch beibehält – ich finde schon, zumindest mit einer transparenten Hülle, aber die Geschmäcker mögen da unterschiedlich sein.

Leistung

Ein weiteres großes Update betrifft die Leistung. Während das Phone 1 eine gute Empfehlung im Bereich der Smartphone-Mittelklasse war, will sich das Phone (2) in der Oberklasse positionieren. Dort ist das Klima freilich etwas rauer, die Konkurrenz härter. Nominell hat das Nothing Phone (2) hier auch ein Handicap, denn darin ist „nur“ der 1 Jahr alte Snapdragon 8+ Gen 1 verbaut, also Qualcomms Spitzenchip aus der 2. Jahreshälfte 2022.

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Das mag eine Enttäuschung für Spezifikations-Enthusiasten darstellen, im Alltag macht sich das allerdings kaum bemerkbar. In der gefühlten Performance ist das Nothing Phone (2) mit aktuellen Flaggschiffen praktisch ebenbürtig – nicht zuletzt dank 12 GB RAM, der optimierten Software und dem 120‑Hz-Display in FHD+‑Auflösung. Zudem ist das Nothing Phone (2) mit einem aktuellen Straßenpreis von rund 650 Euro vergleichsweise günstig für ein Smartphone in dieser Leistungskategorie – das dämpft den Enthusiastenschmerz dann doch etwas.

Basics

An den meisten Basics macht das Nothing Phone (2) einen Haken: Das Display ist zwar nicht herausragend hell oder scharf, aber völlig in Ordnung. Die Stereo-Speaker klingen gut. An der Empfangs- und Gesprächsqualität sowie der Sensorik gibt es nichts zu meckern. Das Nothing Phone (2) ist Dual-SIM-fähig, allerdings werden eSIMs nicht unterstützt.

Dual-SIM: ja, Speichererweiterung und eSIM: nein – das Nothing Phone (2) (© GIGA)

Wasserfest ist das Gerät ebenfalls, wenn auch nur nach IP54-Standard. Der im Display integrierte optische Fingerabdrucksensor funktioniert, ist aber nicht ganz so schnell und zuverlässig wie entsprechende Vorrichtungen in Konkurrenzgeräten – mitunter entsperrt das Gerät erst bei einem 2. Versuch. Zudem liegt er so tief, dass das Entsperren mitunter etwas hakelig ist.

Die Akkuleistung des Nothing Phone (2) kann durchweg überzeugen: 4.700 mAh reicht für die meisten User aus – ich hatte in der Regel am Ende eines Arbeitstages mit 17 Stunden noch 30 bis 40 % Kapazität übrig, zuvor oft einiges an Videocontent genossen, allerdings keine High-End-Games gespielt. Schnellladen funktioniert bis 45 Watt im USB-PD-3.0-Standard. Damit sollte das Gerät in unter 1 Stunde auf 100 % geladen werden können – ein passendes Netzteil vorausgesetzt, denn das liefert der Hersteller leider nicht mit (dieses Anker-Netzteil eignet sich gut). Ein wirklich hübsches transparentes USB-C-Kabel ist immerhin dabei. Wer viele Daten kabelgebunden vom Smartphone auf den Rechner oder umgekehrt übertragen will, stört sich vielleicht an der maximal unterstützten USB-2.0-Geschwindigkeit. Das ist sicher ein aussterbendes Nutzungsszenario, erwähnt werden sollte es aber.

Die Unterstützung von kabellosem Laden nach dem Qi-Standard (maximal 15 Watt) sowie umgekehrtes Laden (maximal 5 Watt) sind zusätzliche Goodies, für die mancher Kunde dankbar sein dürfte. Da auf der Rückseite die Ladespule zu sehen ist, fällt das Positionieren auf entsprechenden Ladegeräten leicht, der erfolgreich initiierte Beginn von umgekehrtem Laden wird sogar mit einem Blinken der umgebenden Glyphen quittiert – super.

Nothing Phone (2)
Nothing Phone (2)
Style-Smartphone mit transparenter Rückseite und auffälligem Glyph-Interface
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 22.12.2024 06:26 Uhr

Software

Ein gutes Zeugnis kann man Nothing auch bei der Software ausstellen. Die Briten finden hier genau die richtige Mitte zwischen der „Naturbelassenheit“ von Stock Android und sinnvollen Detailverbesserungen. Bloatware gibt es keine, dafür ein eigener Launcher, einige angepasste Apps, wie eine eigene Anwendungen zur Tonaufnahme, eine umgestaltete Kamera-App, eine Wetter-App im zu Nothing passenden Software-Design und dergleichen.

„Design“ ist hier tatsächlich ein angebrachter Begriff, denn die Anpassungen in der Software durchzieht ein klar erkennbarer roter Faden. Um genau zu sein: ein schwarz-weißer Faden mit roten Akzenten. Menü-Überschriften sind in der Dot-Matrix-Optik gehalten, die man schon von Nothing Phone 1 kannte. Der eigene Launcher inklusive Widgets ist standardmäßig ebenfalls schwarz-weiß gehalten, App-Icons werden zusätzlich in dieser minimalistischen Optik eingefärbt. Das gefällt sicher nicht jedem – mir persönlich war es zu unübersichtlich und trist – ist aber zum einen abschaltbar, zum anderen unterstützt der Launcher auch andere Icon Packs. Gut schaut’s auch in Bunt aus.

Neben dem Homescreen lassen sich Kacheln aus dem Schnelleinstellungs­menü auch auf dem Always-on-Display platzieren. Das ist praktisch, allerdings scheint Nothing hier auf die notwendige Hosentaschen-Erkennung zu verzichten. Das Always-On-Feature musste ich beispielsweise deaktivieren, weil die Taschenlampe zu oft ungewollt angesprungen ist.

Das neue interne Software-Team von Nothing speist sich aus vielen ehemaligen Entwicklern von OnePlus, und das spürt man: Viele gute Ideen ergänzen hier eine recht cleane und vor allem gut performende Android-Oberfläche. Die Detailverliebtheit der Software-Designer zeigt sich an vielen Stellen – manchmal auch erst auf den zweiten Blick.

Wenn man beispielsweise länger auf die Schnelleinstellungs­kachel für die Kamera drückt, geht statt der Foto-LED das gesamte Glyph-Interface an und spendet ein sanftes, aber kälteres Licht. Dass man App-Verknüpfungen auf dem Homescreen durch einen Langdruck vergrößern kann, sodass sie 2×2 statt nur einen Platz im Raster einnehmen, ist ebenfalls ein willkommenes Feature.

Der Glyph Composer, mit dem man eine Kombination aus Licht, Sound und Vibrationsmuster als „Klingelton“ erstellen und für einzelne Kontakte festlegen kann, ist eine nette Spielerei. Einzig, dass das Feature in der deutschen Fassung „Komponist“ heißt, ist etwas komisch – im Vergleich zu den deutlich mehr falschen Übersetzungen, die es noch in Nothing OS 1 gab, aber eine Kleinigkeit. Stichwort Klingeltöne: Die vorinstallierten Töne sind allesamt hochfrequent, anorganisch und kalt – für manches Ohr sicher etwas gewöhnungsbedürftig.

Wenn man der Software etwas vorwerfen müsste, dann dass sie noch nicht in jeder Hinsicht zu Ende entwickelt ist – oben genannte eingeschränkte Funktionalitäten der Glyphen seien hier als Beispiel genannt.

Nothing hat nach dem Launch bereits mehrere Updates herausgebracht und Version 2.0 von Nothing OS auch auf’s Phone (1) ausgerollt – prinzipiell ein gutes Zeichen. Allerdings verspricht Nothing fürs Phone (2) nur 3 Jahre OS- und 4 Jahre Sicherheits-Updates – also bis 2027.

Das ist ordentlich, geht aber besser – Samsung (4 Jahre OS- und 5 Jahre Security-Updates), Fairphone (5/7 Jahre beim Fairphone 5) und Google (7/7 Jahre beim Pixel 8) sind im Android-Bereich derzeit die Musterknaben – zumindest was die Versprechen angeht.

Kamera

Wie gut ein Smartphone im Markt angenommen wird, steht und fällt heute mit der Qualität der Bilder, die die Kamera liefert. In dem Bereich enttäuscht das Nothing Phone (2) eher – zumindest im Vergleich zur Konkurrenz. Zunächst zu den Basics: Die Hauptkamera löst in 50 MP auf, dank vierfachem Pixel-Binning (abschaltbar) werden daraus entrauschte 12‑MP-JPEGs. Die Kamera ist optisch stabilisiert und besitzt den IMX890-Sensor von Sony. Die Ultraweitwinkelkamera löst ebenfalls mit 50 MP aus, die Frontkamera mit 32 MP.

© GIGA

Bei geordneten Lichtverhältnissen macht das Nothing Phone (2) gute Bilder – das Postprocessing strebt dabei gesättigte und kontrastreiche Farbbilder an – wenn auch nicht ganz so stark wie bei Samsung oder Apple. Eine manuelle Auswahl des Farbbildmodus wie zuletzt bei Vivo und Xiaomi fehlt leider – das wäre eine nette Option. Ebenso wie eine Funktion, den automatisch aktivierten HDR- und/oder Nachtmodus fest ein- oder auszuschalten. Unverständlich, warum das nicht integriert ist. Wer mehr Einfluss wünscht, muss in den Experten-Modus wechseln, in dem man aber auch „nur“ übliche Werte wie Weißabgleich, ISO und dergleichen justieren kann sowie optional in RAW speichern kann.

Objekt-Foto vom Nothing Phone (2) auf einem frühen Updatestand (Mitte Juli 2023). Die Fäden des Netzes im Hintergrund verschwinden teilweise am Rand der Wollmütze im Vordergrund.

Die Software-Anpassungen lassen Bilder mitunter auf eine ungute Art künstlich wirken – gerade an Übergängen zwischen Hell und Dunkel sieht man, dass hier unterschiedliche Bildbereiche anders bearbeitet werden. Das geht über klassisches Ringing hinaus: Fotografiert man etwa ein Hausdach vor blauem Himmel, ist oft eine größere Fläche des Himmels neben dem Dach deutlich heller – selbstverständlich ohne, dass das in der Realität so gewesen wäre.

Nahe des Hausdachs wirkt der Himmel auf diesem Foto des Nothing Phone (2) heller – in der Realität war der Himmel weniger intensiv blau und eher „einfarbig“.

Nothing ist stolz darauf, dass dank der verbesserten Signalverarbeitung im Snapdragon 8 Gen 2 mehr Bilder zusammen komponiert werden. Am Dynamikumfang merkt man das kaum, mit Gegenlicht hat das Smartphone oft Probleme.

Gegenlicht und hohe Dynamikumfänge sind nicht die Stärke des Nothing Phone (2).

Ein bewegliches Objekt im Sucher wird bei Aufnahme für einen kurzen Zeitpunkt „richtig“ dargestellt. Nachdem man auf den Auslöser drückt, wird das Bild einige Sekunden bearbeitet, das finale Ergebnis zeigt jedoch oft einen späteren Zeitpunkt in der Bewegung. Das ist gerade für Eltern extrem störend – wer den eigenen Wusel-Nachwuchs fotografiert und kurz denkt, ein hübsches Foto aufgenommen zu haben, ärgert sich darüber, wenn das fertig bearbeitete Bild nur noch einen verwischten Hinterkopf zeigt.

Wirkt das Bild in seiner Gesamtheit noch recht harmonisch, …
… werden die Probleme schon bei zweifachem Zoom (50 % Crop in der Nachbearbeitung) deutlich: Details wirken wie im Aquarell gemalt oder gehen, hier etwa direkt hinter dem Vogel, komplett verloren.

Im Detail neigt das Nothing Phone (2) zum Weichzeichnen – wer nahe genug heranzoomt, findet die Details durch einen aquarellartigen Effekt verschlimmbessert. Andere Hersteller sind hier schon deutlich weiter und lassen Details mithilfe ausgefuchster ML-Algorithmen zum Vorschein kommen. Bei abendlichen oder Nachtaufnahmen fällt auf, dass der Himmel inkonsistent bearbeitet wird – mal zu „breiig“, mal zu verrauscht, aber selten „richtig“ – zugegebenermaßen ist das eine der schwersten Übungen im Postprocessing. Zudem sorgen punktuell Lichtquellen für deutliche Lensflare-Reflexionen und Überstrahlung.

Abendfoto mit dem Nothing Phone (2): Probleme im Detail, Lichtquellen überstrahlen (© Frank Ritter, GIGA)

Schade ist auch, dass Nothing keine optische Zoomlinse verbaut, die gerade für Porträts und Detail-Shots hilfreich gewesen wäre. Der 0,6-fache Ultraweitwinkel ist eine nette Dreingabe, die aber in deutlich weniger Situationen nützlich ist, als es ein „echter“ Zoom wäre.

Wenig zu meckern gibt es bei Videoaufnahmen, die optische wird durch elektronische Videostabilisierung ergänzt, zudem sind Aufnahmen bis zu 4K60 möglich. Auch die Selfie-Cam macht recht gute Aufnahmen.

Unterm Strich ist die Kameraleistung des Nothing Phone (2) seine größte Schwachstelle. Sie ist zwar solide genug für den Alltag, aber bei Weitem nicht auf dem Niveau von Pixel, iPhone und Co. Hier zeigt sich, dass es sich – im Vergleich zu vielen Konkurrenten – um ein kleines Software-Team handelt. Die gute Nachricht: Die Hardware ist brauchbar. Wenn Nothing sich ins Zeug legt, kann mit Optimierungen noch einiges an Foto-Qualität herausgeholt werden. Die ersten Updates enthielten schon deutliche Schritte in die richtige Richtung.

Varianten und Preise

Nothing Phone (2)
Nothing Phone (2)
Style-Smartphone mit transparenter Rückseite und auffälligem Glyph-Interface
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 22.12.2024 06:26 Uhr

Das Nothing Phone gibt es in zwei Farbvarianten: Grau und Weiß. Drei Speicherausstattungen stehen zur Wahl.

  • 8/128 GB für 649 Euro UVP
  • 12/256 GB für 699 Euro UVP
  • 12/512 GB für 799 Euro UVP

Es gibt keine Möglichkeit, den Speicher per Speicherkarten zu erweitern. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat zweifelsohne die mittlere Variante.

Nothing Phone (2) im Test: Wertungen im Detail

Kategorie

Wertung (max. 10)

Nachhaltigkeit

7

Verarbeitung, Haptik und Design

8

Display

7

Kameras

6

Software

8

Performance

8

Telefonie und Audio

8

Speicher

8

Akku und Alltag

8

Gesamt

7.6

Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet.

Wir haben das Nothing Phone (2) im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte Oktober 2023 in der Version mit 12 GB RAM und 256 GB internem Speicher getestet. In diesem Zeitraum gab es etwa 5 Firmware-Updates, der letzte Stand im Testzeitraum war Nothing OS 2.0.3 (Build-Nummer Pong-T2.0-230906-1933-EEA), basierend auf Android 13. Das Fazit zum Nothing Phone (2) findet ihr oben im Artikel.

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