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Oppo Find X3 Pro im Test: Braucht ein Handy ein Mikroskop?

© GIGA
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Die Hardware in Oppos neuem Flaggschiff spielt ganz vorne mit. Mit einer Mikroskop-Kamera hat das Smartphone sogar ein quirliges Gimmick fürs Marketing. Aber reicht das auch, um ganz vorne mitzuspielen? GIGA-Redakteur Frank hat das Oppo Find X3 Pro getestet und dabei auch einen strengen Blick auf die Software geworfen.

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Oppo Find X3 Pro im Test: Fazit

GIGA-Wertung: 8.4 / 10

Oppo Find X3 Pro (Smartphone)
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 17.11.2024 10:01 Uhr

Das Oppo Find X3 Pro ist ein verdammt großes und relativ gutes Telefon, das die Crème de la Crème der aktuell im Android-Sektor zur Verfügung stehenden Komponenten in sich vereint. Ein hervorragendes, wenn auch etwas zu dunkel justiertes Display, Stereo-Lautsprecher, enorme Leistung, eine gute Akku-Kapazität und vor allem herausragende Ladegeschwindigkeit können sich im Marktvergleich sehen lassen.

Größte Schwachstelle ist die nicht überzeugende Software. Schlampigkeit in Details, vor allem beim Thema UX und Zugänglichkeit sowie großer Aufholbedarf gegenüber Samsung, Huawei und Apple bei der datengestützten Fotoverarbeitung verhageln dem Find X3 Pro einen Spitzenplatz in der Topliste der besten Handys. Das kann auch das Mikroskop nicht retten, das ein nettes Gimmick ist, aber ohne Relevanz für den Alltag. Aber: Der Stern von Oppo steigt. Diese Firma muss man auf dem Schirm haben.

Vorteile:

  • Sehr gutes 120-Hertz-Display
  • Viel Leistung
  • Gute Akkulaufzeit
  • Rasend schnelle Akku-Ladezeit
  • Stereo-Lautsprecher

Nachteile:

  • Display teilweise zu dunkel
  • Kamera-Schwächen bei Bewegung und schlechtem Licht
  • Keine Speichererweiterung
  • Software fehlt Feinschliff
  • Fingerabdrucksensor zu tief
© GIGA

Design

Oppos Industriedesign ist wie immer hervorragend, das Find X3 Pro zumindest „nackt“ eine Schönheit mit seinem Glasrücken, der praktisch unmerklich in den Alurahmen übergeht. Der Glasrücken birgt auch die fließend herausgestülpte Kamerapartie – das ist einzigartig und ein Blickmagnet.

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Das Find X3 Pro glänzt und spiegelt – und doch werden die meisten Käuferinnen und Käufer es nicht ohne Case nutzen wollen. Oppo liefert dankenswerterweise ein schwarzes Case mit. Das macht aus einem fatal hübschen Stück Industriedesign zwar einen banalen Alltagsgegenstand, aber hey – keine Fingerabdrücke. Und die Chance, dass das edle Teil auch mal einen Sturz überlebt, ist ja auch was. Nur sieht das Handy „mit Klamotte an“ nicht mehr sexy aus, sondern nur noch … groß.

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Ja, das Find X3 Pro ist riesig, wirkt fast wie eine Schokoladentafel in der Hand. Eine Bedienung mit nur einer Hand ist kaum möglich. Trotz üppigen Gewichts ist das Find X3 Pro in der Hand gut ausbalanciert. Da die Rückseite nicht symmetrisch designt wurde und die Kamerapartie oben links platziert wurde, ist das Telefon auf dem Tisch liegend allerdings zum ewigen Wackeln verdammt.

Prima sind die Tasten: Power (rechte Seite) und Lautstärke (linke Seite) sind gut zu greifen und bieten knackige Druckpunkte. Einziger echter zu nennender Negativpunkt ist der Fingerabdrucksensor im Display, der deutlich zu tief positioniert ist und die wegen der enormen Gerätegröße ohnehin schon nicht herausragende Ergonomie verschlechtert. Andererseits: Meine normalgroßen Herrenhände hatten sich im Nu daran gewöhnt.

Display

Das Display des Oppo Find X3 Pro weiß zu begeistern (© GIGA)

Der Bildschirm ist super! Das liegt natürlich in erster Linie an der lobzupreisenden 120-Hz-Bildwiederholfrequenz. Die Vorzüge der AMOLED-Technologie muss man kaum noch erwähnen, zumal ein Großteil der neu auf den Markt kommenden Smartphones mittlerweile Schirme mit der Technik haben, die Charakteristiken (intensiv, tiefe Schwarzwerte, im Normalfall nur mittelmäßige Helligkeit, Burn-In) bekannt sein sollten. Aber 120 Hz haben heute noch nicht alle Geräte. Wenn man sich einmal an diese Flüssigkeit gewöhnt hat, ist es schwer, wieder auf ein „normales“ 60-Hz-Display zu wechseln.

Oppo Find X3 Pro (Smartphone)
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 17.11.2024 10:01 Uhr

Das WQHD+-Display löst scharf auf, hat eine hohe Maximalhelligkeit, eine gute Farbkalibrierung und kann HDR. Das ist löblich, aber ich lege mich fest: Von allen aktuellen High-End-Display-Spezifikationen, an denen das Oppo einen Haken macht, ist die hohe Bildrate die nützlichste, weil am deutlichsten bemerkbare.

Clever: Das Display kann die Bildwiederholrate außerdem dynamisch (und für mich unmerklich) herunterregeln, wenn keine 120 Einzelbilder angezeigt werden müssen. Das hilft, ein wenig Akku zu sparen und ermöglicht ein Always-On-Display mit Uhren, die auch Sekunden anzeigen können.

Fällt im Alltag selten auf: Die Punchhole-Notch im Oppo Find X3 Pro (© GIGA)

Also alles gut beim Display? Fast. Das winzige Cutout-Löchlein für die Frontkamera links-oben ist kaum erwähnenswert, weil man es kaum wahrnimmt. Die dynamische Farbkalibrierung nach dem Umgebungslicht („Naturfarbendisplay“) hat im Testzeitraum nicht allzu gut funktioniert. Teilweise waren abrupte Änderungen der Farbtemperatur auf dem Display deutlich zu bemerken, einen positiven Unterschied zum ausgeschalteten Feature habe ich nicht bemerkt. Weckt mich bitte, wenn ein Android-Handy Apples True-Tone-Funktion auch nur im Ansatz Paroli bieten kann.

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Außerdem hat die Helligkeit im „Feldeinsatz“, also im Sonnenschein, nicht immer überzeugt, weder automatisch noch manuell justiert. Das Always-on-Display ist so dunkel eingestellt, dass man in Außenbereichen bei hellem Sonnenlicht weder die Uhr lesen noch sehen kann, an welcher Stelle man mit dem Daumen drücken muss, um es zu entsperren. In den meisten Situationen stört das nicht, zumal nach einiger Zeit der Nutzung auch das Muskelgedächtnis beim Entsperren hilft. Das Display verjüngt sich leicht an den Seiten links und rechts, was mit der Sonne im Rücken zu störenden Reflexionen führen kann – das ist aber nicht schwerwiegend und kein Vergleich zu Displays früherer Samsung-Flaggschiffe. Nett: Oppo appliziert im Auslieferungszustand bereits eine Displayfolie.

Software

Triggerwarnung: Dieser Abschnitt ist ein Rant.

Offiziell ist es zwar noch nicht, aber einiges deutet darauf hin, dass die Konzernmutter BBK mittelfristig die Software-Entwicklung von Oppo und OnePlus vereinen möchte. Das bedeutet: Color OS, wie es auch auf dem Oppo Find X3 Pro läuft, wird in der Breite eingesetzt werden, Oxygen und Hydrogen (die in China verwendete Android-Variante auf OnePlus-Telefonen) werden damit verschmolzen. Ansätze davon sind im Color OS heutigen Stands deutlich zu sehen, denn praktisch die gesamte Funktionalität des Oxygen OS von Android ist bereits enthalten, so zum Beispiel die von mir sehr geliebten Offscreen-Gesten (Male ein V auf ausgeschaltetem Display, um die Taschenlampe einzuzeichnen). Ist Oppos Betriebssystem-Interpretation also das beste aus zwei Welten?

Nicht unbedingt, denn mit großem Feature-Umfang kommt große Verantwortung. Und damit spiele ich noch nicht einmal auf die Befürchtung an, dass Oppo wegen der Portierung all dieser Funktionalität bei Android-Versionsupdates länger braucht. Nein – bereits jetzt zeigt sich, dass die fundamentalen Unterschiede zwischen Color und Oxygen OS Tribut hinsichtlich Zugänglichkeit und Stabilität fordern. Denn während Oxygen viel näher an Stock-Android angelehnt ist, wenig Ballast aufweist, dafür das Betriebssystem aber an einigen Stellen sinnvoll erweitert, ist Color OS ein Beispiel für den Ansatz, möglichst viele Features ins Betriebssystem zu verfrachten, ohne sorgsames Testen und Finetuning. Im Ergebnis hat mich die Software des Oppo Find X3 Pro jeden Tag gestört. Hier einige Beispiele in loser Ordnung:

  • Ein App-Drawer ist eingerichtet, trotzdem wird für neu installierte Apps standardmäßig ein Icon auf dem Homescreen eingerichtet. Bei der ersten Einrichtung wird das automatisch mit allen vom alten Handy wiederhergestellten Apps gemacht.
  • Beim Einrichten des Handys setzte mir das System mehrfach den Homescreen auf den Auslieferungszustand zurück, inklusive aller App-Shortcuts. Warum? Unklar. Ein Anlass (aber keine Entschuldigung) könnte sein, dass ich nachträgliche ein Firmenprofil eingerichtet habe.
  • In den Homescreen-Einstellungen kann ich keine kompletten Homescreen-Seiten löschen. Das ist nur möglich, wenn ich alle Elemente einzeln lösche.
  • Die Einrichtung und Größenänderung von Widgets ist unnötig kompliziert und funktioniert auch nicht immer, beispielsweise beim Uhren-Widget.
  • Die Screen-Off-Gesten sind in einem Unter-Untermenü versteckt und funktionieren bei weitem nicht so zuverlässig wie bei OnePlus. Beispiel: Ein V auf den ausgeschalteten Bildschirm zeichnen schaltet zwar die Kamera-LED für die Nutzung als Behelfs-Taschenlampe ein, bei einer erneuten Eingabe geht diese aber – anders als bei OnePlus – nicht wieder aus. Hierfür muss ich auf die Power-Taste drücken.
  • Ein dubioser App-Manager ist vor-installiert, der selbsttätig Anwendungen installieren und updaten möchte, obwohl diese genauso gut über den Play Store auf dem Handy landen könnten.
  • Die Facebook-App ist vorinstalliert. Man mag zu dem Dienst stehen wie man will (ich selbst nutze Facebook nicht mehr), aber wer die App installieren will, könnte sie genauso gut selbst herunterladen. Immerhin lässt die App sich deinstallieren.
  • In den Einstellungen prangt ganz oben der Menüpunkt „Anmelden“. Zwar wird erklärt, welche mannigfaltigen Berechtigungen das Account-Setup erfordert, aber nicht, wofür es überhaupt notwendig ist. Das Wording spricht vage davon, dass man sich „zur Nutzung der Dienste“ anmelden müsse. Startet man das Setup, ist in einem Modaldialog einerseits von „Mein Oppo“ die Rede, andererseits vom Dienst „HeyTap“. Lehnt man das aufgrund der fragwürdigen Notwendigkeit und datenschutzrechtlichen Bedenken ab (ich konnte das Handy problemlos auch ohne diesen Account betreiben), bleibt der Menüpunkt trotzdem unlöschbar bestehen und nimmt unnötig Platz in den Einstellungen weg.
  • Der mittlerweile als Android-Standard etablierte Shortcut für den Schnellstart der Kamera (2× kurz auf Power drücken) funktioniert nicht. Als Alternative ist in den Kamera-Einstellungen eine Option versteckt, mit der man ähnliches durch Doppeldruck auf die Leiser-Taste bewirken kann, das funktioniert aber auch nur, wenn gerade kein Audio abgespielt wird.
  • Die Textlabels unter App-Icons dürfen nur bis 9 Zeichen lang und werden, bei längerem Titel durch ein Auslassungszeichen abgeschnitten („Amazo…“, „Einstellu…“, „Google …“). Komischerweise wäre für eine zweite Zeile durchaus Platz.
  • Standardmäßig ist ein Icon-Raster von 4×6 eingestellt. Trotz gigantischen Bildschirms kann man erst mehr als 4 Icons nebeneinander platzieren, wenn man die entsprechende Einstellung findet (Länger auf leere Stelle am Homescreen drücken → Layout).
  • Tappt man auf einen App-Ordner auf dem Homescreen, öffnet sich dieser im Quasi-Vollbild. Das macht die einhändige Nutzung fast unmöglich – für ein gigantisches Gerät wie das Oppo Find X3 Pro ein unnötiges Bedienungshindernis.
  • Nutzt man Google Maps zur Navigation, verschwindet die entsprechende Benachrichtigung nach dem Erreichen des Ziels nicht und kann auch nicht manuell entfernt werden. Nur ein Neustart hilft.
  • Es gibt einige Oppo-eigene Apps, die vorinstalliert sind, etwa für Kurznachrichten, die Uhren-App, Taschenrechner, Musik oder eine Fotogalerie. Abgesehen von der Musik-App (Play Music ist als Dienst tot, weiß der Geier, warum Google diese immer noch von den Gerätepartnern zu installieren fordert) erscheint das unnötig. Warum das Rad mit eigenen Entwicklungen neu erfinden und nicht einfach die Google-Apps mitliefern, die sowieso besser sind? Auch komisch: Der Taschenrechner erfordert eine Netzwerkberechtigung – warum ist nicht nachvollziehbar.
  • Eine Seitenlasche nach Samsung-Vorbild ist standardmäßig aktiv, über die man per Wischbewegung Apps schnell starten kann. Ja, manche Nutzerinnen und Nutzer mögen das vielleicht – die meisten dürften aber mit dem Ansatz „Was ich schnell brauche, packe ich mir selbst auf den Homescreen“ besser fahren.
  • Beim Neustart des Betriebssystems wird man, während man gerade den Gerätecode oder -passwort eingibt, jäh durch die Aufforderung zur Eingabe der SIM-PIN unterbrochen. Nach der PIN-Eingabe darf ich den Gerätecode von vorne eingeben.
  • Das UI wirkt inkonsistent und im vielen Details nicht „feingetunt“.
    • Beispiel Farben: Viel Weiß auf Hellgrau in den Benachrichtigungen. Die Schnelleinstellungen sind dank ihres Weiß-hellgrünen Farbschemas teilweise schwer zu erkennen. Warum achtet Oppo hier nicht auf lesbarere Kontraste?
    • Lässt man sich den Akku-Füllstand in der Benachrichtigungsleiste als Prozentwert anzeigen, sind Icon und Schriftart viel zu klein, um vernünftig lesbar zu sein.
    • Überhaupt scheint sich das UI an einigen Stellen nicht an meine Schriftgrößen-Einstellungen zu halten. Als Beispiel sei die geradezu winzige Schrift in dem Dialog genannt, in dem man auswählt, mit welcher App ein bestimmter Link standardmäßig geöffnet werden soll.
    • Die Milchglas-Optik im Hintergrund von App-Ordnern fügt sich nicht ins restliche Bild ein.
Skaliert euch diesen Screenshot auf Handydisplay-Größe. Könnt ihr a) die Schrift am unteren Rand oder b) den Füllstand des Akkus rechts-oben ohne Anstrengung erkennen?

Mag sein, dass ich hier auf hohem Niveau mäkle, schließlich kann man viele Probleme durch den Einsatz eines Launchers wie Nova abfangen. Aber: Schaut man sich die Handys aus einem Querschnitt der Bevölkerung an, wird man feststellen, dass viele Homescreens nicht kuratiert, sondern wie vom System vorgegeben belassen werden – wenn die Software nicht mithilft, sieht es eben bald aus wie Kraut und Rüben auf dem Handy von Lieschen Müller.

Die weiter oben liegenden Symbole in App-Ordnern sind einhändig kaum zu erreichen. (© GIGA)

Smartphone-Oberflächen werden nie unter optimalen Bedingungen genutzt, sondern auch für Menschen, die nicht gut lesen können oder kleine Hände haben, solche die sich vor Technik fürchten oder solche, die Sachen anklicken, ohne zu wissen, was die Sachen bewirken. Das bedenkt Oppo noch zu wenig und vermutlich werden die meisten Tech-Reviewer das auch nicht in ihren Tests monieren – wen wundert’s, das sind ja schließlich die, die alle UIs aus dem Effeff kennen, mitsamt ihrer Fallstricke. Die Software-Entwickler der Android-Hersteller sollten danach streben, Kundinnen und Kunden standardmäßig aufgeräumte Interfaces zu präsentieren und ihnen Tools mitzugeben, um Ordnung zu halten. Oppo konfrontiert die Nutzenden der eigenen Handys jedoch mit schlechten Defaults und überfordert sie mit Optionen, hier ist also das Gegenteil der Fall.

Kurzum: Man könnte Oppos Software in ihrem aktuellen Zustand der Samsungisierung oder Huaweiisierung bezichtigen – oder einfach unter dem Label „Feature-Masse statt Optimierungs-Klasse“ zusammenfassen. Schade eigentlich, denn mit dem Software-Ansatz von OnePlus gibt es eine erheblich bessere Alternative im eigenen Haus, der auch Oppo-Geräten gut zu Gesicht stehen würde.

Um fair zu bleiben: Software ist patchbar, man darf gespannt sein, wie Android 12 auf dem Oppo Find X3 Pro aussieht und funktioniert, wenn es kommt. Mir sind außerdem auch einige Dinge positiv aufgefallen. So hat Oppo eine Kompass-App vorinstalliert, die auch eine Wasserwaage enthält. Banal, aber beides Tools, die man a) immer mal brauchen kann und bei denen b) die Alternativen im Play Store irgendwo zwischen zweifelhafter Qualität und Malware schwanken. Der mitgelieferte Screenrecorder und rollende Screenshots sind Funktionen, die man sich auch in Stock-Android wünscht. Poweruser freuen sich über den per Drei-Finger-Wischgeste öffnenden Splitscreen-Modus und die Schnellstart-Option für wichtige Apps und Funktionen, wenn man nach dem Entsperren per Fingerabdruck in bestimmte Richtungen wischt.

Akku

Das Oppo Find X3 Pro hat mich in Sachen Laufzeit pro Akkuladung überzeugt – und das, obwohl das Display auf die native Auflösung von WQHD+ und eine hohe Bildwiederholfrequenz gestellt war, das Gerät immer wieder auf den Hochleistungsmodus gestellt (der sich allerdings immer wieder von selbst ausstellte). Freilich ist unter Pandemiebedingungen die eigene Mobilität eingeschränkt, aber selbst an „aktiveren Tagen“ gelang es mir nicht, den Akku niederzureiten. Pro Ladung kann man bei moderater Nutzung und etwas defensiv eingestellter Display-Helligkeit (manuell auf 60 bis 70 %) problemlos eine Gesamtlaufzeit von mehr als anderthalb Tagen sowie eine Screen-On-Time von 4 bis 5 Stunden erreichen. Danke, lieber 4.500-mAh-Li-Polymer-Akku.

Klar, wer viele hochauflösende Videos aufnimmt oder Performance-intensive Spiele wie Fortnite, PUBG Mobile, Genshin Impact und dergleichen spielt, muss mit weniger rechnen, kann sich aber immerhin über die Geschwindigkeit beim Laden freuen. Oppo und OnePlus waren mit ihrer Lade-Technologie (VOOC, WarpCharge, DashCharge sind unterschiedliche Namen für dieselbe Technologie) schon immer wegweisend. Im Vergleich zum letzten Gerät des Konzerns, das ich getestet habe, dem OnePlus 7T aus dem Herbst 2018, hat sich aber nochmal deutlich etwas getan.

Die Ladegeschwindigkeit über das mitgelieferte 65-W-Netzteil beträgt 10 Minuten von 0 auf 40 % laut Hersteller. In der Realität schafft man sogar einen Tick mehr als 40 % in dieser Zeit – klasse. Irre ist zudem, dass die Ladegeschwindigkeit mit steigendem Akku-Füllstand kaum abnimmt. Heißt: Egal wie leer – in unter einer halben Stunde ist das Handy komplett voll. Immer! Da ein Handy im Alltag fast nie komplett leer ist, kann man sicher sein, mit 10 bis 15 Minuten Laden stets genug „Saft“ für den Tag zu bekommen.

Das klassische Handy-Ladeverhalten – abends anstöpseln, morgens abrupfen – kann man damit vernachlässigen. Es reicht, zu laden, während man den Morgenkaffee trinkt oder seine Cornflakes mampft oder duscht oder mal etwas länger aufs Klo … ich denke, ihr versteht worauf ich hinaus will. Allerdings sei erwähnt, dass das Netzteil riesig ist, soll heißen: wesentlich voluminöser als die Ladegeräte von Google, Samsung und auch OnePlus. Auf Reisen nimmt man lieber einen kompakteren Langsam-Lader mit, wenn man aufs Packmaß achten muss.

Dass das Oppo Find X3 auch kabellos geladen werden kann, mit eigenem separat erhältlichem Netzteil sogar mit 30 W und damit ebenfalls sehr schnell, dass auch Reverse Charging möglich ist, um beispielsweise kabellose Earbuds zu laden sei hier nur am Rande erwähnt. Das Oppo ist ein Akku-Profi – und toppt die Konkurrenz in dieser Preisklasse.

Sound

Am Klang beim Telefonieren ist nichts auszusetzen – das gilt für beide Richtungen, also Hörermuschel und Mikrofon. Der Sound der Stereo-Lautsprecher ist aber nicht ganz überzeugend. Bauartbedingt strahlt der untere/rechte Lautsprecher nicht in Richtung des Nutzenden, sondern in Richtung Hand. Kennt man so von zahlreichen anderen Geräten und ist an sich nicht weiter wild. Am Rand erwähnt: Ein OTA-Update brachte im Testzeitraum Linderung für das Problem, dass die beiden Lautsprecher unterschiedlich laut waren, an dieser Front ist also nun alles okay.

Einer der Lautsprecher befindet sich auf der Unterseite des Oppo Find X3 Pro. (© GIGA)

Sicher nicht für jeden relevant, aber ein cooles Gimmick ist die Zusammenarbeit mit Hans Zimmer für die Klingeltöne. Ja, der Hans Zimmer, der die Soundtracks von Der König der Löwen, Inception, Dunkirk, Fluch der Karibik, The Dark Knight und viele weitere verantwortet hat. Die Klingeltöne klingen gut … für Klingeltöne.

Oppo Find X3 Pro (Smartphone)
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 17.11.2024 10:01 Uhr

Leistung und Features

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Eine Antwort im Jeopardy-Stil: der Snapdragon 888. Aber wir lautet die passende Frage? Vorschlag: Was ist die leistungsmäßige Speerspitze bei Android-Geräten, kommt trotzdem aber nicht an den A14 aus dem iPhone ran? Genau.

Dazu kommen: Je nach Variante 8 oder 12 GB RAM (ich hatte 12 GB, bezweifle aber stark, dass man mit 8 GB einen Unterschied bemerkt), 256 GB schneller UFS-3.1-Speicher. Das Oppo Find X3 Pro hat also alles, was ein Android-Gerät im Frühjahr 2021 haben kann. Außer einem micro-SD-Slot, aber die meisten dürften den anhand des internen Speichers kaum vermissen. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Oder?

Nein, denn rohe Daten sagen kaum etwas über die Leistungsfähigkeit aus. Benchmarks auch nicht unbedingt, aber der Vollständigkeit halber hier eine Handvoll Ergebnisse, zum Vergleichen:

  • GFXBench Aztec OpenGL nativ: 1.568 Frames / 24 FPS
  • Geekbench Single-Core: 1.120
  • Geekbench Multi-Core: 3.371
  • 3Dmark Wild Life: 5.757

Bei einer über längere Zeit abgerufenen hohen Leistung, getestet im 3D-Mark-Wildlife-Stresstest und einer halbstündigen Sitzung Call of Duty Mobile, wird das Oppo Find X3 Pro warm bis heiß. Es ist noch erträglich, wenn man es in der Hand hält, aber nicht unbedingt angenehm. Ein Grund zur Sorge, so wie einst bei den Snapdragon-810-Geräten? Nein. Zum einen nahm ich im Alltag und auch beim Spielen keine so deutliche Wärmeentwicklung wahr, dass die Leistung merklich herunterskalieren musste, zum anderen ist die Ableitung von Wärme über das Gehäuse ein prinzipiell gewünschter Effekt, auch wenn er intuitiv falsch anmutet. Wenn’s zu warm wird, gönnt eurem Smartphone einfach ein bisschen Ruhe – aber bitte nicht im direkten Sonnenlicht und auch nicht im Kühlschrank.

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Benchmarks geben bekanntermaßen kein vollständiges Bild ab. Deswegen ein persönlicher Eindruck: Das Gerät läuft wirklich flüssig, in jeder Situation und auch beim Spielen. Zwei Punkte sind zu nennen, an denen es sich aus meiner Sicht von den Geräten vergangener Generationen positiv abhebt, und zwar merklich: Das Speichern von Daten geht subjektiv erheblich schneller vonstatten. Bei der Installation einer App aus dem Play Store zum Beispiel schaufelt das Oppo die Megabytes nur so auf den NAND, das habe ich so bis jetzt noch nicht erlebt. Der andere Punkt: Selbst zu einem mit 60 FPS flüssig laufenden Gerät spürt man dank des 120-Hz-Panels einen eklatanten Unterschied. Das liegt natürlich an der höheren Bildwiederholrate, siehe oben, aber auch an dem damit verbunden geringeren Input Lag.

Eingaben werden nicht nur häufiger sondern auch mit geringerem zeitlichen Versatz auf dem Bildschirm umgesetzt. Man kann diesen Effekt mit dem Icon-Test nachvollziehen: Zuerst auf ein Homescreen-Icon länger drücken, um es zu verschieben. Dann das Icon schnell über den Bildschirm wischen. Je geringer beim Bewegen der Abstand zwischen Icon und Finger, je weniger das Icon „nachzieht“, desto geringer ist der Input Lag und desto performanter fühlt das System insgesamt an. Beim Oppo ist der Abstand erstaunlich gering, um nicht zu sagen: kaum noch vorhanden.

Bei den Verbindungen und der Sensorik gab es keine Auffälligkeiten – was gute Nachrichten sind. Ob GPS, Kompass, Beschleunigungssensor, ob 4G-Geschwindigkeit oder WLAN, Gesprächsqualität aus- oder eingehen – das Oppo find X3 Pro konnte überzeugen. Das Oppo ist das erste in Deutschland erhältliche Smartphone, das den Standard 5G Standalone unterstützt, damit und mit dem unterstützten Wifi 6E ist das Gerät so zukunftssicher, wie ein Smartphone aktuell nur sein kann. Testen konnten wir diese Standards jedoch nicht.

In einfachen Worten: Das Oppo Find X3 Pro ist irre schnell. Das wird auch noch in zwei, drei Jahren reichen – bleibt zu hoffen, dass Oppo sein Gerät lange mit Software-Updates versorgt.

Kamera

Die Kamera-Performance ist heutzutage wichtigste Eigenschaft eines Smartphones in der Königsklasse. Aber wie performt das Find X3 Pro in einer Sparte, in dem selbst Pixel-Geräte für etwas über 300 Euro hervorragende Fotos machen?

In einem Satz: Gut, aber nicht gut genug für ein 1.000-Euro-Smartphone.

Das Oppo-Handy besitzt vier Linsen auf der Rückseite. Zum normalen Weitwinkel-Objektiv gesellt sich ein Ultraweitwinkel- und ein 2×-Zoom-Objektiv. Klasse, denn das macht die Fotografie mit dem Find X3 Pro sehr flexibel.

Oppo Find X3 Pro (Smartphone)
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 17.11.2024 10:01 Uhr

Ein zusätzliches Schmankerl ist das Mikroskop. Ja, richtig gelesen: Das Find X3 besitzt eine Mikroskop-Linse, mit dem man, ein wenig Mühe und Übung vorausgesetzt, ansehnliche Bilder einer Welt aufzeichnen kann, die dem menschlichen Auge sonst verschlossen bleiben: Textilien, Holzfasern, Gräser und Blätter – das alles lässt sich mit dem Oppo Find X3 in bis zu 60-facher Vergrößerung heranholen und in quadratischen Bildern festhalten, z.B. hier:

Cool: Der Ring um die Mikroskop-Linse ist beleuchtet, sodass das Motiv immer gut beleuchtet ist. Das Mikroskop funktioniert, allerdings ist die Ebene, in der das Motiv scharf ist, so winzig, dass man sehr viel herumruckeln und -probieren muss, bis man einmal ein scharfes Bild hat, dazu muss man das Motiv fast berühren. Ehrlich gesagt: Im Alltag nutzt man das Mikrosokop fast nie, aber als kleines Gimmick zum Herzeigen oder um Kinder für ein paar Minuten zu beschäftigen, ist das Feature gut geeignet. Für Oppo ergibt es Sinn als Verkaufsargument in der Smartphone-Luxus-Klasse, das bislang kein anderer Hersteller aufweisen kann – Marketing und USPs, so nischig sie sein mögen, sind schließlich Faktoren zum Beeinflussen von Verkaufsentscheidungen.

Wenn die Lichtverhältnisse stimmen, macht die Kamera des Oppo Find X3 Pro sogar Hauswände sexy aussehen. Allerdings war der Himmel in Wirklichkeit nicht so blau.

Zurück zu den Standards: Wenn die Lichtverhältnisse gut sind, produziert das Oppo schöne Bilder. Schön in einem ähnlichen Sinne wie Makeup, CGI und eine wohlmeinende Kamera eine Hollywood-Schönheit zu umschmeicheln weiß. Denn die Realität wird hier nicht abgebildet, sondern eine Interpretation, eine Dramatisierung mit blauerem Himmel, grünerem Gras, stärkeren Kontrasten und hochgezogener Schärfe.

Das kommt vielen Handy-Fotografen (und ehrlich gesagt auch mir) entgegen, die vor allem präsentable Bilder produzieren möchten, realistisch ist das aber nicht. Zumindest lässt sich festhalten, dass das Oppo einen hohen Dynamikumfang einzufangen imstande ist und die HDR-Automatik bei guten Lichtverhältnissen überzeugt. Das gilt übrigens auch für die die 2×-Zoomlinse und die gute Frontkamera (die allerdings etwas zu stark zum „Schönzeichnen“ von Gesichtern neigt). Die Ultraweitwinkellinse ist ein nettes Goodie, produziert aber Bilder, die Probleme mit Details haben. In Videos fällt das Umschalten zwischen verschiedenen Linsen dann auch stark auf. Positiv hervorzuheben ist noch der gute Ton in Videoaufnahmen, die wiederum gut stabilisiert sind und in bis zu 4K60 aufgenommen werden können.

Schwierige Lichtbedingungen bei schlechtem. Schon bei leichtem Heranzoomen sieht man die Imperfektionen: Fehlende Details, „vermatschte“ dunklere Stellen, Halo-Effekt bei Ästen und Leitungen vor dem Himmel durch zu starkes Nachschärfen. Nicht dramatisch, aber auch nicht komplett überzeugend.

Wo das Oppo Schwächen zeigt, ist dann, wenn das Licht diffus oder gar dunkel wird. Die Bilder sind dann nicht nur dunkler, verrauschter, ja insgesamt sogar schlechter als die des zweieinhalb Jahre alten Pixel 3, das ansonsten zurzeit mein Daily Driver ist. Das gilt auch für Porträts, die schon bei geringfügig schlechter als perfektem Umgebungslicht zu stark kontrastieren und unnatürliche, „flache“ Hautfarben erzeugen.

Der optional nutzbare Nachtmodus hilft etwas bei Szenerien, erfordert aber extrem langes Stillhalten. Dazu kommt, dass insbesondere schnelle Bewegungen nicht gut eingefangen werden und verwaschen wirken. Ein echtes Handicap für jeden, der Katzen besitzt oder Kinder hat – denn die halten ja bekanntermaßen im entscheidenden Moment nie still.

Da mag man einwenden, dass der Vergleich zum Pixel unfair ist, weil Google mit seiner KI-Macht und nahezu unendlichen Entwickler-Ressourcen ganz andere Möglichkeiten im Bereich der Computational Photography hat. Da entgegne ich: Nein, genau das ist der Kern des Problems.

Denn Handy-Fotografie wird heute zu einem Gutteil von der Qualität der Software definiert, die auf den Geräten läuft. Sie rechnet unterschiedliche Einzelbilder zusammen, reduziert Bildrauschen, rekonstruiert „unsichtbare“ Details, fügt Effekte wie den künstlichen Bokeh hinzu. Die Handys von Apple, Google und Huawei sind hier marktführend, Samsung hat stark aufgeholt. Oppos Konzernmutter muss hingegen in diesem Bereich noch einiges an Weg gehen.

Das soll übrigens nicht heißen, dass das Oppo Find X3 Pro schlechte Fotos macht. Keineswegs, der Autofokus ist zuverlässig, die Bilder sind meistens hinreichend gut zum Betrachten auf dem Display und zum Teilen auf Instagram. Ja, selbst mit diversen vor 3 Jahren als High-End-Kamerahandys geltenden Geräten wischt das Oppo Find X3 Pro den Boden auf. Dennoch ist es angesichts des rasanten Fortschritts im Maschinenlernen gegenüber den Branchenriesen im Hintertreffen.

Oppo Find X3 Pro (Smartphone)
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 17.11.2024 10:01 Uhr

Detail-Wertung

Kommen wir zur Gesamtwertung. Das Fazit findet ihr am Anfang des Artikels.

Kategorie

Wertung (max. 10)

Verarbeitung, Haptik und Design

10

Display

8

Kameras

7

Software

6

Performance

9

Telefonie und Audio

9

Speicher

9

Akku und Alltag

9

Gesamt

8.4

Technische Daten zum Oppo Find X3 Pro

Die technischen Daten gehören zum Besten, was Android-Handys derzeit zu bieten haben. (© GIGA)

Maße

163,6 mm × 74 mm × 8,3 mm

Gewicht

193 Gramm

Resistenz

wasser- und staubdicht nach IP68

Betriebssystem

Android 11, ColorOS 11

Display

AMOLED, 6,7 Zoll, WQHD+ (3.216 × 1.440 Pixel, Bildverhältnis ~20:9), 525 ppi, 120 Hz variabel, HDR10+

SoC

Snapdragon 888 (Octa-Core-CPU), Adreno-660-GPU

Kommunikation

Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/6E, Bluetooth 5.2, LTE, 5G/5G-SA, Dual-SIM (Nano/eSIM) mit Dual-Standby, NFC, USB-C 3.1

RAM

8/12 GB

Interner Speicher

256 GB (nicht erweiterbar)

Kameras

  • 50 MP Weitwinkel, f/1.8, 26 mm, 1/1.56″, 1,0 µm, OIS
  • 13 MP Tele mit 2× optischem Zoom, f/2.4, 52 mm
  • 50 MP Ultra-Weitwinkel, f/2.2, 16 mm, 110˚, 1/1.56″, 1.0 µm
  • 3 MP Mikroskop mit 60×-Vergrößerung, f/3.0, AF, Ringlicht
  • 32 MP Selfie/Weitwinkel, f/2.4, 26 mm, 1/2.8″, 0,8 µm

Video Rückseite: 4K bis 60 FPS, 1080p bis 240 FPS, HDR10
Video Front: 1080p30

Akku

4.500 mAh

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