Mit dem PS5-Exklusivspiel Ratchet & Clank: Rift Apart führen die Entwickler von Insomniac Games die Geschichte der beiden namensgebenden Freunde fort. Rift Apart ist nach „Into the Nexus“ auf der PS3 der erste wirklich neue Teil der Reihe. Hat sich die circa achtjährige Wartezeit auf den Nachfolger gelohnt?
*Scrollt für die Wertung nach unten zum Ende des Tests.
Was ist Ratchet & Clank: Rift Apart?
Ratchet & Clank: Rift Apart ist ein Action-Adventure mit Jump’n’Run-Elementen. In dieser Hinsicht bleibt eigentlich alles beim Alten. Es sind keine unnötigen Features ins Spiel reingezwungen worden, die Konzentration liegt auf den wesentlichen Dingen.
Dieses Mal begleitet ihr die beiden Freunde, den Lombax Ratchet und den kleinen Roboter Clank, durch ein alternatives Universum, während sie es mit gleich zwei bösen Widersachern aufnehmen müssen. Obwohl es kein Open-World-Game ist, fühlt es sich durch den Maßstab der unterschiedlichen Orte manchmal so an. In der Distanz herrscht ein stetiges, überaus lebendiges Treiben. Allein hierdurch fühlt sich die Spielwelt expansiv, ausgedehnt und weitreichend an.
Wie sonst auch müssen die beiden eine Katastrophe aufhalten. Dank der Auswirkung von Dimensionslöchern und -sprüngen erhalten die beiden jedoch Unterstützung in Form von Rivet, einem neuen, weiblichen Lombax.
Rivet ist ebenfalls spielbar und zum Glück teilen sich die Charaktere den Fortschritt. Das bedeutet, dass die freigespielten Gegenstände, Waffen und Upgrades bei Ratchet und Rivet stets übereinstimmen und es nie zu frustrierenden und störenden Gameplay-Umgewöhnungen kommt, sobald der spielbare Charakter mal wechselt.
So ganz bleibt das altbekannte Gameplay nicht unberührt. Die Formel wurde aber sinnvoll erweitert. Ratchet und Rivet erhalten endlich einen Dash (Ausweichmanöver), der die Kämpfe schneller und gleichzeitig präziser macht. Zudem befinden sich ab und zu auf unterschiedlichen Kampffeldern Dimensionsrisse, zu denen ihr euch mit einer Art Schlinge heranziehen könnt. Hierdurch erlangen die Kämpfe eine noch nie zuvor erreichte Geschwindigkeit in der Reihe und manchmal zusätzlich auch eine gewisse Vertikalität.
Die verrückten Waffen sind schon immer ein Kennzeichen der Franchise gewesen und das ändert sich auch im neuesten Teil nicht. Euch erwarten sowohl „konservative“ Waffen, wie beispielsweise ein Raketenwerfer, als auch völlig abgedrehte Knarren, wie ein Rasensprenger der Gegner mit Pflanzen besät und auf der Stelle verwurzelt. Die durchgeknallten Waffen enttäuschen auch in Rift Apart nicht.
Manchmal kann es bei all den verrückten Waffen und Gegnern jedoch dazu kommen, dass das Effektfeuerwerk alles überschattet und der Spieler Probleme hat auszumachen, wer Freund und Feind ist und welche Schüsse von einem selbst oder vom Gegner stammen.
Auch bei den Gegnertypen konnten erfolgreich neue Arten eingeführt werden. Gegner mit Schilden oder gewissen Vorgehensweisen verlangen eine Anpassung eurer Waffenauswahl. Ihr könnt nicht mehr nur eure beiden Lieblingswaffen benutzen und damit alle Gegnerarten besiegen.
Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick recht simpel. Der Schein trügt jedoch extrem. Zuerst denkt der Spieler sich, dass es die übliche „Helden schlagen Bösewicht und retten dabei die Galaxie“-Story ist, allerdings ist dies fernab von den Geschichten unterhalb der Oberfläche.
Ratchet & Clank: Rift Apart zeigt einen Tiefgang den es bisher in der Reihe noch nicht gegeben hat. Keine Sorge, um nichts zu spoilern verraten wir nicht zu viel, allerdings könnt ihr euch auf Konversationen und Erkenntnisse über Freundschaft, Aufopferung, Selbstzweifel und Vertrauen einstellen.
Die hervorragende Synchronisation und detaillierten Gesichtsanimationen der Charaktere übermitteln erfolgreich die Emotionen die sie auslösen wollen, sodass die Themen durchweg authentisch und aufrichtig vermittelt werden und sich nie gezwungen anfühlen. Die emotionale Tiefe in diesem Teil ist neu und die Geschichte ist weitaus mehr als die übliche „Gut gegen Böse“-Story.
Auch auf der technischen Ebene kann das Spiel überzeugen. Es besitzt eine wirklich überragende Grafik, extrem kurze Ladezeiten und die Features des PS5-Controllers werden ebenfalls ausgenutzt.
Vor allem die adaptiven Trigger kommen in Rift Apart sehr gut zum Einsatz. So besitzen unterschiedliche Waffen verschiedene Feuermodi. Je nachdem wie tief ihr einen Trigger drückt, verändert sich der Feuermodus der Waffe.
Außerdem kann der Einfluss der neueren Spider-Man-Spiele vom selben Entwickler nicht von der Hand gewiesen werden. Es gibt keine Quick-Time-Events, sondern Filmsequenzen die nahtlos in actionreiches Gameplay übergehen, während Spannung und Tempo oben gehalten werden, und das alles ohne Ladezeiten.
Was die Grafik betrifft: Ratchet und Rivet kommen Pixar-Charakteren gleich, selbst das Fell der beiden Lombaxe ist so detailliert dargestellt, dass Spieler die Richtung der Haare erkennen können in der sie liegen. Die Liebe zum Detail ist ebenfalls in der Mimik der Charaktere zu sehen. Auch bei den mechanischen Charakteren wie Clank ist dies wahrzunehmen. Bei ihm sind sogar Unterschiede zwischen dem reflektierenden Stahl und grobkörnigem Nickel sichtbar.
Die einzige technische Schwachstelle die das Spiel im Test aufwies, ist die, dass es leider des Öfteren abgestürzt ist. Ob sich das zum Release mit dem Day 1 Patch ändert, bleibt noch abzuwarten. Durch die angesprochenen schnellen Ladezeiten tat dies allerdings nie allzu weh.
Test-Fazit
Ratchet & Clank: Rift Apart fühlt sich nach dem ersten „wahren“ PS5-Spiel an. Die PS5-Features sind alle gekonnt ausgenutzt und eingesetzt. Der Spieler merkt in jedem Aspekt, dass sich die Entwickler auf ein reines PS5-Spiel konzentrieren konnten, anders als bei Spider-Man: Miles Morales beispielsweise, das es auf der PS4 und PS5 gibt.
Wovon ich am meisten überrascht bin, ist die vielschichtige und emotionale Geschichte mit verblüffenden Nuancen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Spiel Themen wie Selbstzweifel, Vertrauen und Freundschaft mit einem derartigen Tiefgang anspricht und erfolgreich übermittelt.
Durch die Erweiterung der Gameplay-Mechaniken hat Insomniac Games die „Ratchet & Clank“-Formel zwar nicht neu erfunden, was sie auch absolut nicht mussten, sondern sinnvoll und gelungen erweitert.
Und wer nach der 15-stündigen Geschichte noch nicht genug hat, auf den wartet der Herausforderungs-Modus, der ein gelungenes New Game+ bietet.
Stärken und Schwächen
- Temporeiche und verrückte Gefechte.
- Neue Mechaniken wie unter anderem das Ausweichmanöver, Dimensionsrisse und Ausrüstungen mit unterschiedlichen Boni erweitern gekonnt die bekannte Formel.
- Eine Geschichte mit emotionalem Tiefgang.
- Extrem schöne und flüssige Grafik, die nicht nur die Spielwelt erstrahlen lässt, sondern auch die Mimik der Charaktere hervorhebt.
- PS5-Features werden sinnvoll und erfolgreich verwendet.
- Das Effektfeuerwerk während großer Kämpfe lässt einen manchmal den Überblick verlieren.
- Einige Abstürze.
Ratchet & Clank: Rift Apart erscheint am 11. Juni 2021 exklusiv für die PlayStation 5. Das Spiel unterstützt dynamisches 4K und HDR, ebenso einen Performance-Modus mit 60 FPS.
Wertung
“Ein Must-Have für jeden PS5-Besitzer! Egal, ob Neueinsteiger oder Veteran der Reihe. Insomniac Games zementieren ihre Position unter den Top-Studios für PlayStation-Spiele.”