Arkane Studios haben sich mit Immersive Sims wie Dishonored und Prey einen Namen gemacht, die für viele Fans zu den Besten im Genre gehören. Mit Redfall wagt sich das Studio jetzt an eine Open World und setzt sogar noch Koop-Features obendrauf. Im Test klären wir, ob diese Mischung gutgehen kann.
Was ist Redfall?
Eigentlich ist Redfall eine kleine Inselidylle an der US-amerikanischen Ostküste. Der perfekte Urlaubsort, wäre das Städtchen nicht vom Rest der Welt abgeschnitten und von Vampiren überrannt. Sogar die Sonne haben die Blutsauger verdunkelt, sodass ihr zu keiner Tages- und Nachtzeit vor den Spitzzähnen sicher seid. Eigentlich habt ihr versucht, dem Spuk per Boot zu entkommen. Dieser Plan scheitert allerdings, als ihr von der Obervampirin Black Sun angegriffen werdet. Mit letzter Kraft könnt ihr euch in eine alte Feuerwache retten, die fortan als Basis dient. Das Ziel ist klar: Die Insel von Vampiren, Kultisten und ihren Vampirgöttern befreien.
Dafür schlüpft ihr in die Rolle eines Helden oder einer Heldin, von denen insgesamt vier zur Auswahl stehen. Zwei weitere Protagonisten sollen später per DLC nachgereicht werden. Dann nehmt ihr allerhand Missionen an, die euch an jede Ecke der Open World führen, um die Insel Stück für Stück zurückzuerobern und die mysteriösen Hintergründe rund um die Entstehung der Vampirplage aufzudecken. Dabei seid ihr nicht auf euch allein gestellt, denn die vier Helden können Dank optionalem Koop auch zusammen auf Vampirjagd gehen.
Weder Fisch noch Fleisch
Das klingt auf dem Papier nach einem vielversprechenden Konzept, klappert in der Umsetzung aber an vielen Enden und Ecken. So verspricht etwa die Charakterauswahl, ganz wie von Dishonored und anderen Arkane-Spielen gewohnt, unterschiedliche Spielstile. In der Praxis verlassen sich aber doch alle vier Charaktere auf das gleiche Arsenal an Schusswaffen und die Spezialfähigkeiten sind eher Gimmicks.
Fairerweise sind die Schussgefechte aber mit einigen originellen Ideen aufgepeppt. So besiegt ihr menschliche Widersacher ganz klassisch mit einer Ladung Blei, Vampire können darüber aber nur lachen. Ihr müsst sie entweder ins Straucheln bringen und anschließend pfählen, oder aber ihr findet eine Spezialwaffe, die Holzpflöcke direkt verschießt. Alternativ könnt ihr die Blutsauger auch mit UV-Licht erstarren lassen und daraufhin zertrümmern.
Dass Redfall eine Open World bietet, die dazu einlädt im Koop erkundet zu werden, funktioniert leider auch nur auf dem Papier gut. Zum einen ist die Open World in zwei Maps geteilt, zwischen denen ihr nicht frei wechseln könnt. Sobald ihr einen bestimmten Punkt in der Story erreicht habt, gibt es kein Zurück mehr in die bereits erkundeten Gebiete. Zum anderen behält nur der Host des Spiels den Story-Fortschritt. Team-Mitglieder dürfen zwar ihre verdienten Waffen und Stufenaufstiege behalten, müssen sämtliche Missionen aber wiederholen, wenn sie selbst im Spiel voranschreiten wollen.
Die gesamte Kampagne als Gruppe zu bestreiten, ist also bereits schwierig. Lohnt sich Redfall dann wenigstens als kurzweiliger Koop-Spaß zwischendurch? Das würde es vielleicht, wenn es denn wenigstens Matchmaking geben würde. Die einzige Möglichkeit überhaupt im Koop zu spielen besteht aber darin, Leute aus eurer Freundesliste einzuladen. Wenn ihr der einzige in eurem Freundeskreis seid, der Redfall besitzt, dann heißt es „Pech gehabt!“
Da fällt es gleich weniger ins Gewicht, dass Redfall ohnehin kein ausgefeiltes Loot-System bietet, für dass sich eine Koop-Partie lohnen würde. Zwar gibt es Waffen in verschiedenen Seltenheitsstufen, allerdings sind diese von eurer Levelstufe abhängig. Findet ihr auf Level 6 eine besonders seltene Knarre, seid ihr trotzdem gut beraten diese auf Stufe 9 gegen eine gewöhnliche Version mit besseren Werten einzutauschen. Wer also Vampirnester grindet, um mächtige Ausrüstung zu finden, verschwendet seine Zeit.
Test-Fazit
Redfall hätte ein Triumph oder doch wenigstens ein spannendes Experiment werden können. Die Stärken der Arkane Studios durch eine Open World und Koop zu erweitern ist ambitioniert, aber eben auch alles andere als einfach. In diesem Fall hat es nur dazu geführt, dass die Stärken des Studios – individuelle Spielstile, unterschiedliche Lösungswege, durchdachtes Level-Design um all diese Spielstile zu unterstützen – verwässert wurden, um das Spiel um Features zu ergänzen, nach denen kaum ein Genre-Fan gefragt hat und die in so vielen anderen Spielen deutlich besser umgesetzt wurden. Das macht es nicht automatisch zu einem schlechten Spiel, verglichen mit den bisherigen Arkane-Spielen aber trotzdem zu einer Enttäuschung.
Redfall erschien am 2. Mai 2023 für PC und Xbox.
Wertung
“Arkane Studios sind Experten im Bereich der Immersive Sims. Die halbgare Open World und Koop-Implementierung können diese Stärken jedoch nicht bereichern, sondern verwässern sie lediglich. Spaß könnt ihr mit Redfall aber trotzdem haben.”