Der Nachfolger der Sonos Playbar heißt nicht etwa „Sonos Playbar 2“ – sondern „Sonos Arc“. Die neue große TV-Soundbar unterstützt virtuellen Raumklang mit Dolby Atmos und soll auch als Stand-Alone-Lautsprecher (ohne Subwoofer und Satelliten) für satten Klang sorgen. GIGA-Audioexperte Stefan hat genau hingehört und dabei gute, aber auch gemischte Erfahrungen gemacht.
Mit einer Breite von 114,2 Zentimetern und einem Preis von 899 Euro (UVP) ist die Sonos Arc ganz klar der Soundbar-Oberklasse zuzuordnen. Sie ist eine passende Erweiterung für große 4K-Fernseher (mind. 55 Zoll Diagonale), in kleinen bis mittelgroßen Wohnräumen, die von dem Kabelsalat herkömmlicher Receiver- und Surround-Speaker-Aufbauten verschont bleiben sollen.
Sonos Arc: Unser Testurteil
Großartiger Klang, gelungenes Design, vorbildlicher Einrichtungs- und Bedienkomfort – die Sonos Arc ist zweifellos eine der besten TV-Soundbars, die man sich holen kann. Eine klare Kaufempfehlung gebe ich aber trotzdem nur für diejenigen Haushalte, in denen die umfangreichen Voraussetzungen für Dolby Atmos bereits gegeben sind oder demnächst Neuanschaffungen anstehen, die dafür sorgen werden. Dazu zählt vor allem ein großes und modernes TV-Gerät mit HDMI ARC (oder eARC). Wer lediglich den Sound eines etwas älteren Fernsehers aufpimpen möchte und auf Surround-Effekte verzichten kann, wird vielleicht auch mit der kleinen Sonos Beam (optional mit Sonos Sub) glücklich.
Vorteile:
- Überragende Klangqualität in Stereo, noch besser in Dolby Atmos
- Einfache Einrichtung, inklusive Klangoptimierung
- Schickes und zurückhaltendes Design
Nachteile:
- Nur ein einziger HDMI-Anschluss vorhanden
- Dolby Atmos ist nur dann möglich, wenn die gesamte Heimkino-Wiedergabekette die Voraussetzungen erfüllt (Quellmaterial, Zuspieler, Fernseher)
Sonos Arc: Testwertung
- Klang: 90 Prozent
- Ausstattung: 65 Prozent
- Praxis: 85 Prozent
Gesamt: 83 Prozent
Der Klang geht zu 50 Prozent in die Gesamtnote ein.
Sonos Arc: Toller Klang, auch ohne Dolby Atmos
Die Sonos Arc füllte unseren 25-Quadratmeter-Testraum mühelos mit dichtem und packendem Sound. Eine signifikant bessere Klangqualität dürfte bei diesem Gehäusevolumen wohl kaum möglich sein: Dialoge erklingen glasklar, Explosionen lassen aufschrecken und auch dem entspannten Musikgenuss in Stereo steht nichts im Weg. Sonos holt mit acht Tieftönern und drei Hochtönern das Maximum aus den physikalischen Gegebenheiten heraus. Einen Subwoofer habe ich allenfalls in einigen wenigen Momenten vermisst, etwa wenn ein landendes Raumschiff die Filmszene erschüttert – dann liefert die Sonos Arc zwar eine bemerkenswerte Lautstärke, es fehlt aber eben die körperlich spürbare Wucht, die nur ein separater Tieftöner bieten kann. Die Sonos Playbase (Test auf GIGA) habe ich als etwas kräftiger im Bass in Erinnerung, dafür punktet die Arc mit einer breiteren Bühne und weniger anstrengenden Höhen.
Idealerweise genießt man mit der Sonos Arc natürlich Dolby-Atmos-Filme und -Serien (z. B. „Alien Covenant“ auf iTunes oder „Dark“ auf Netflix). Dann erzeugt die Soundbar eine virtuelle „Wolke“ aus Klang, mit Effekten, die auch „von oben“ kommen können. Das ist beeindruckend, reicht aber letzten Endes nicht an echtes Surround mit Rear-Lautsprechern heran. Praktischerweise lässt sich die Sonos Arc jederzeit zu einem entsprechenden Heimkinosystem erweitern, indem man etwa zwei Sonos One SL hinter der Couch installiert und per App ins System einbindet.
Sonos Arc Ausstattung
Ein wichtiges Merkmal der Sonos Arc ist die Unterstützung des objektbasierten Surround-Sound-Formats Dolby Atmos. Jetzt kommt der Haken: Damit Regenschauer im Film (scheinbar) von oben herabprasseln, müssen eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Wer einen brandneuen Fernseher mit HDMI ARC (oder eARC, auch bekannt als „Enhanced ARC“) besitzt, hat dabei die besten Karten. Zudem benötigt man noch entsprechend codiertes Quellmaterial (z. B. bestimmte Filme auf Netflix, Amazon Prime Video oder Apple TV+) und einen geeigneten Zuspieler (entweder integriert im Smart-TV oder extern, etwa Apple TV 4K).
- Unterstützt werden: Dolby Atmos, TrueHD, MAT, Dolby Digital Plus und Dolby Digital.
- Nicht unterstützt werden: DTS (muss laut Sonos erst in Dolby Digital 5.1 umgewandelt werden) und Multichannel PCM (soll aber laut Sonos per Software-Update kommen)
Dolby Atmos mit der Sonos Arc erhält man so: 1.) Unkomprimiertes Audio (z. B. Dolby TrueHD) erfordert einen eARC-Anschluss am TV. Gut zu wissen: eArc ist Bestandteil von HDMI 2.1, wird zum Teil aber auch von TVs mit HDMI 2.0-Anschlüssen unterstützt. 2.) Für komprimiertes Audio (z. B. Dolby Digital Plus) reicht hingegen ein normaler ARC-Anschluss.
Methoden ohne Dolby Atmos: 1.) Ist gar kein HDMI ARC am TV vorhanden, muss man den optischen Audioadapter (im Lieferumfang enthalten) mit dem digitalen Audioausgang des Fernsehers verbinden – siehe auch im Benutzerhandbuch Sonos Arc auf der Hersteller-Webseite. 2.) Wahlweise gelingt die Zuspielung auch per AirPlay 2, etwa von einem Apple TV. Signalübertragung per Bluetooth wird nicht unterstützt, die Sonos Arc ist wie die meisten Sonos-Speaker für den Betrieb innerhalb eines WLANs gedacht.
Die Sonos Arc bietet unverständlicherweise nur eine einzige HDMI-Buchse, das Durchschleusen/Aufsplitten des Signals ist nicht möglich. Das sieht zwar schick aus (kein Kabelsalat), schließt aber auch technische Workarounds und somit viele bestehende Setups vom Dolby-Atmos-Erlebnis aus. Einen externen HDMI-Splitter (Audio-Extraktor), der das Quellsignal in 4K-Bild für den TV/Beamer und Dolby-Atmos-Sound mit eARC für die Sonos Arc aufteilen kann, gibt der Markt aktuell nicht her (Hinweise auf einen geeigneten Splitter gerne in die Kommentare bitte). In solchen Fällen bleibt also nur Stereo – wobei man zugeben muss, dass auch das echt gut und raumfüllend klingt.
Einen Überblick für den Sonos-Einstieg verschafft euch unser Video:
Praxis: Neue Software, alte Stärken
Dass Sonos ein Garant für hohen Komfort bei Einrichtung und Bedienung ist, wird auch hier mal wieder unter Beweis gestellt: Mit der automatischen Raumeinmessung (Sonos Trueplay) bekommt man selbst als Audio-Laie schwierige Räume in den Griff. Wer gerne Sprachkommandos nutzt, ruft diese wahlweise Amazon Alexa oder Google Assistant zu. Wer im Apple-Universum zuhause ist, freut sich über AirPlay 2.
Man sollte aber vor dem Kauf berücksichtigen, dass die Sonos Arc ausschließlich mit der neuen App Sonos S2 kompatibel ist. Das bedeutet, dass bereits vorhandene Lautsprecher von der S1-App „umgezogen“ werden müssen, wenn man sie zusammen mit der Sonos Arc gruppieren möchte. Bei einigen älteren Modellen ist das nicht möglich (z. B. Play:5 der 1. Generation), dann muss man zwei getrennte Systeme aufsetzen. Mehr zur Kompatibilität auf unserer Übersicht der Sonos-Neuheiten 2020 und auf der Infoseite des Herstellers.
Sonos zeigt mit der Arc bekannte Stärken in Sachen Klang und Software – hier war das Unternehmen schon immer top und bleibt der Maßstab für die Branche. Zugleich verschenken die Kalifornier mit ihrer knallharten Orientierung an Minimalismus und Technikfortschritt auch die Chance, hier und heute mit der Arc in möglichst vielen Wohnzimmern zu landen. In einigen Jahren wird das Problem wahrscheinlich verschwunden sein, wenn bis dahin jeder neue Mittelklasse-Fernseher einen eARC-Anschluss vorweist und ideal zur Sonos Arc passt. Soweit sind wir aber jetzt noch nicht, das ist also Zukunftsmusik.