Der Strategiegigant Total War meldet sich zurück. Entwickler Creative Assembly schickt euch in eine neue historische Epoche, in der ihr Schlachten schlagen und Imperien beherrschen müsst. Der Feldzug im Ägypten der Bronzezeit macht zwar viel Spaß, kann trotzdem nicht restlos überzeugen.
Total War ist endlich wieder historisch
Total War: Pharaoh spielt in einer unsicheren Zeit. Naturkatastrophen gefährden den Wohlstand der Großreiche am Mittelmeer und bedrohliche Feinde wetzen ihre Schwerter. Während des Zusammenbruchs der Bronzezeit liegt es jetzt an euch, den Verfall aufzuhalten und ein neues Imperium zu erschaffen.
Das Strategiespiel von Entwickler Creative Assembly grenzt sich dabei bewusst von den Warhammer-Ablegern und auch dem mythischen A Total War Saga: Troy ab. Total War: Pharaoh ist wieder rein historisch. Das bedeutet, eure Generäle sind keine unbesiegbaren Halbgötter und es gibt keine mythischen Einheiten oder andere Fantasy-Einflüsse. Selbst die Verehrung der Götter macht sich mit weltlich erklärbaren Boni bemerkbar und nicht mit Blitzen vom Himmel.
Damit ist Total War: Pharaoh wieder perfekt für Geschichts-Fans. Die Siedlungen, die Einheiten und die Schlachtfelder versetzen euch sofort in eine andere Zeit. Neu ist außerdem, dass sich das Wetter während der Gefechte verändern und auch größere Auswirkungen auf die Umgebung nehmen kann. Regen lässt Soldaten auf schlammigem Boden langsamer vorankommen und ein aufziehender Sandsturm schränkt eure Sicht ein. Creative Assembly hat bei der Präsentation ganze Arbeit geleistet und eines der stimmungsvollsten Total Wars überhaupt geschaffen.
Kaum Überraschungen auf der Weltkarte
Obwohl Total War: Pharaoh als Hauptteil der Reihe beworben wird (und auch so viel kostet), konzertiert sich das Spiel auf ein relativ kleines Gebiet. Beim Start des Spiels habt ihr die Wahl zwischen namhaften Anführern, die entweder den Ägyptern am Nil, den Kanaanäern am östlichen Mittelmeer oder den Hethitern in Kleinasien angehören.
Das Gameplay auf der Kampagnenkarte ist darüber hinaus alles andere als eine Revolution. Es ist offensichtlich, dass A Total War Saga: Troy als große Vorlage gedient hat. Siedlungen produzieren in jeder Runde Rohstoffe wie Nahrung, Holz und Stein, die ihr für den Unterhalt von Soldaten und den Bau von Gebäuden benötigt. Neu sind kleine Außenposten, die bei der Verteidigung helfen oder die Wirtschaft verbessern. Die Verwaltung des eigenen Reiches funktioniert, lässt aber große Neuerungen vermissen.
Zumindest etwas frischen Wind bringt der Kampf um den Thron von Ägypten. Das System rund um Komplotte am Hof des Pharaos ist zwar nett, greift aber nicht tief genug, um das Gameplay bedeutsam umzukrempeln. Interessant wird es erst, wenn ihr es schafft, euch nach einem erfolgreichen Bürgerkrieg selbst die Krone des Pharaos aufzusetzen. Dann winken euch mächtige Boni und ihr könnt andere Völker als Vasallen um euch scharen, ohne sie komplett erobern zu müssen.
Neue Tricks mit alten Truppen
Natürlich müsst ihr in Total War: Pharaoh nicht nur regieren, sondern auch Schlachten schlagen. Der Einheiten-Kader aller spielbaren Völker bietet dabei zwar optisch viel Variation, aber im Grunde werdet ihr immer mit Speerkämpfern, Schwertkämpfern und Fernkämpfern antreten. Die exotischste Einheit besteht aus Streitwagen. Diese Beschränkung ist historisch bedingt, sorgt allerdings dafür, dass ihr während der vielen Schlachten in Total War: Pharaoh immer wieder auf sehr ähnliche Taktiken zurückgreifen werdet.
Ein paar neue Tricks gibt es dann aber doch: Ihr könnt Soldaten detaillierter befehlen, wie sie sich im Kampf verhalten sollen. Sie können im Handgemenge langsam vorrücken, die eigene Position halten oder zurückweichen, ohne dabei dem Feind den Rücken zukehren zu müssen. Schade ist allerdings, dass dieses Feature auf den Mauern einer Stadt komplett deaktiviert ist. Gerade dort wäre es spannend gewesen, einen geordneten Rückzug anordnen zu können, um an einer besseren Position weiterzukämpfen.
Das bereits erwähnte Wettersystem sieht zwar schön aus, wirkt sich aber nur minimal auf den Ausgang einer Schlacht aus. Zwar verändert sich die Effektivität mancher Einheiten, aber es ist nie nötig, die eigene Taktik anzupassen. Besser funktioniert da der neue Rüstungswert eurer Einheiten. Sinkt dieser, nehmen die Soldaten deutlich mehr Schaden. Es lohnt sich jetzt also, einige eurer Truppen in der Reserve zu halten, um dann geschwächten Feinden besonders heftig zusetzen zu können.
Total War: Pharaoh und der Angriff der Klonkrieger
Eine der prominenten Ziele in Total War: Pharaoh ist die Verteidigung gegen die Seevölker. Leider ist gerade dieser Punkt eine der nervigsten Elemente im Spiel. Die Seevölker bestehen aus unzähligen Klonarmeen mit exakt gleich aussehenden Generälen, die am Rand der Karte erscheinen und dann ihren Raubzug beginnen.
Trotz leichter Unterschiede bei Einheiten und Verhalten fehlt ihnen jegliche Persönlichkeit. Diplomatie ist in diesem Fall keine Option. Anstatt also eine echte Nemesis zu haben (ein gutes Beispiel wäre Attila im gleichnamigen Total War), deren Verhalten ihr immer im Blick haben müsst, besteht die Invasion nur aus vielen Schlachten, die ihr gleich danach schon wieder vergessen wollt.
Für wen sich Total War: Pharaoh lohnt:
- Geschichts-Enthusiasten, die das alte Ägypten erleben wollen
- Taktik-Experten, die historische Armeen zum Sieg führen wollen
- Hardcore-Fans, die in einer langen Kampagne versinken und immer noch eine Runde mehr spielen wollen
Für wen sich Total War: Pharaoh nicht lohnt:
- Gamer, die ein tiefgründiges Politik- und Diplomatie-System suchen
- Strategie-Fans, die eine große Völker- und Einheitenvielfalt brauchen
- Spieler, die auf eine große Total-War-Revolution warten
Total War: Pharaoh erscheint am 11. Oktober 2023 für den PC.
Wertung
“In Total War: Pharaoh ist mehr alt als neu. Das gewohnte Gameplay aus Errichten und Erobern kann überzeugen und für viele Stunden an den Bildschirm fesseln. Die wirklichen Neuheiten liegen im Detail und bringen für einen Hauptteil zu wenig von dem frischen Wind, den die Reihe braucht. ”