Riot Games, der Entwickler von League of Legends, versucht mit Valorant einen kompetitiven Shooter zu etablieren. Ob es sich lohnt, dem Spiel eine Chance zu geben, lest ihr hier in unserem Test.
Was ist Valorant?
Valorant ist free-to-play und schnell erklärt. Es handelt sich um einen taktischen „5vs5“-First-Person-Shooter mit Heldenfähigkeiten. Ein angreifendes Team muss den Spike (Bombe) auf einem der vorhanden Bombenplätze detonieren lassen oder alle Mitglieder der Verteidiger eliminieren, um eine Runde zu gewinnen. Die Verteidiger müssen wiederum die Angreifer daran hindern, indem sie die gegnerischen Helden niederstrecken, oder den platzierten Spike entschärfen.
Jeder Spieler hat nur ein Leben pro Runde, und das Team, das zuerst 13 Runden für sich entscheidet, gewinnt das Match. Ein Spiel dauert hierbei meistens zwischen 30 und 60 Minuten. Neben euren Waffen stehen euch zudem noch spezifische Heldenfähigkeiten der einzelnen Agenten zur Verfügung, um das Match zu euren Gunsten zu entscheiden.
Test-Fazit zu Valorant
Counter Strike: Global Offensive wird mit Overwatch in Valorant zu einer Mischung verschmolzen, die bereits vertraute Spielelemente zur einem bekannten, aber nicht allzu gewohnten Spielerlebnis vereinigt. Auch wenn der Vergleich vielleicht nicht für alle ganz fair erscheint: Valorant ist die direkte Konkurrenz, und die Einflüsse von CS:GO und Overwatch sind nicht von der Hand zu weisen.
Spieler mit einer hervorragenden Zielgenauigkeit und einem guten Spielverständnis werden von Valorant belohnt. Die Jagd nach dem nächsten Sieg macht genauso viel Laune wie der steinige Weg, um zu einem besseren Spieler heranzureifen.
Riot Games ist mit Valorant auf dem Weg zu etwas Besonderem, aber gleichzeitig auch noch nicht gänzlich am Ziel angekommen.
Das sind die Stärken von Valorant:
- Skills an Maus und Tastatur wie auch Spielverständnis werden belohnt.
- Gelungene Verschmelzung von bewährten Spielelementen zu einem bekannten wie auch frischen FPS-Erlebnis.
- Gameplay ist straff, kompakt und spricht an.
- Steile Lernkurve motiviert, wenn ihr kompetitive Spieler seid und eine Herausforderung sucht.
Das sind die Schwächen von Valorant:
- Steile Lernkurve demotiviert, wenn ihr den schnellen Spaß zwischendurch sucht, könnte die Herausforderung zu hoch sein.
- Wenig Innovation.
- Grafik und Animationen sind fad.
- Waffen fehlt es an Schlagkraft im Sound-Design und an visuellem Feedback.
Gut abgeschaut ist besser als schlecht selbst erfunden
Die Inspiration von CS:GO lässt sich nicht verleugnen. Ein rundenbasierter, kompetitiver „5vs5“-First-Person-Shooter bei die angreifenden Agenten eine Bombe platzieren müssen und die Verteidiger sie davon abhalten sollen. Eigentlich reicht diese Beschreibung schon aus, um an den legendären Shooter zu denken. Aber da hört es noch lange nicht auf.
Vor jeder Runde gibt es eine Kaufphase, in der sich Spieler mit Ausrüstung und Waffen bestücken können. Je besser ihr spielt und je mehr Runden ihr gewinnt, desto höher fallen eure Credits aus, um die gewünschten Gegenstände für die nächste Runde zu holen.
Die Handhabung der Ökonomie des eigenen Teams ist eine der Anforderungen vor der viele Shooter heutzutage zurückschrecken, aber Valorant macht es jedem Spieler einfach. Habt ihr zu Beginn der Runde einen Fehlkauf betätigt, könnt ihr, anders als in CS:GO, euer Equipment wieder innerhalb der Kaufphase verkaufen und das ausgegebene Geld wieder reinholen. Eine kleine, aber clevere Veränderung, die es auch Neueinsteigern vereinfacht.
Gameplay und Waffenmechaniken erinnern ebenfalls an „die guten alten Zeiten“. Map-Kenntnisse, das Ausrufen der Gegnerposition (Callouts), Teamwork und Pre-Aiming sind ebenso wichtig wie euer pures Zielvermögen. Jeder der in seinem Leben für längere Zeit Counter-Strike gespielt hat, egal in welcher Version, fühlt sich gleich wie zu Hause.
Alle Waffen besitzen ein voraussagendes Rückstoß-System. Jede davon hat ihr eigenes Recoil-Pattern (Streumuster). Das bedeutet, dass die Waffen immer dasselbe Rückstoßverhaltenund denselben Kugel-Streubereich aufweisen. Zudem sind eure Waffen genauer, wenn ihr still stehen bleibt. „Spray and pray“ bringt also nichts. Die TTK (time to kill) ist gering und jede einzelne Kugel kann das Ende bedeuten.
Die Anforderungen, die Valorant an den Spieler stellt, resultieren in einer steilen Lernkurve. Diese zu meistern und sich täglich zu verbessern ist einer der größten Anreize des Spiels und für jeden Spieler mit einer kompetitiven Mentalität mitunter der größte Anreiz. Anfänger könnten hiervon jedoch etwas verschreckt sein.
Die Overwatch-Einflüsse sind bei den Agenten zu erkennen. Jeder Held besitzt unterschiedliche Fähigkeiten, die auf eine bestimmte Spielweise zugeschnitten sind. Die müsst ihr übrigens ebenfalls zu Rundenbeginn kaufen und sie besitzen keine Abklingzeit. Dadurch ist das Spammen von Fähigkeiten ausgeschlossen.
Abilities sollen und müssen taktisch klug eingesetzt werden, um die Erfolgsaussichten auf den Sieg zu steigern. Jeder Charakter hat zudem eine Ultimate-Ability. Sie ladet ihr über Kills oder das Einsammeln von Kugeln, die auf der Map verteilt sind, auf.
Die Fähigkeiten der Agenten überschatten jedoch nicht eure Skills an der Waffe. Sie bieten euch dafür mehr Spielraum für Experimente und unterschiedliche Taktiken.
Vom falschen Nachbarn abgeschrieben
Auch in Valorant ist nicht alles Gold was glänzt und Riot Games hat nicht immer beim richtigen Sitznachbarn gespickt. Mit nur vier Maps zum Start des Spiels gibt es zu wenig Abwechslung und es bleibt zu hoffen, dass sich der Map-Pool schon bald vergrößert.
Die Grafik und Animation der Charaktere wirken oftmals fad, öde und manchmal etwas lieblos. Dies gilt ebenfalls für die Agenten des Spiels. Die Helden besitzen nicht ansatzweise den Charme der Charaktere aus Overwatch. Zwar stechen ein bis zwei Akteure hervor, aber das kann das Ruder auch nicht herumreißen.
Wer eine emotionale Bindung zu den Agenten aufbauen möchte, wird hier im Stich gelassen. Den Mangel an Innovation seht ihr auch bei den Fähigkeiten. Manche Abilities sind fast eins zu eins aus Overwatch kopiert.
Leider kommt ebenfalls das visuelle wie auch auditive Feedback der Waffen zu kurz. Es ist in dieser Kategorie einfach keine fühlbare Schlagkraft vorhanden.
Wenig Style, aber der Kern spricht an
In der heutigen Zeit könnt ihr davon ausgehen, dass sich das Spiel im Verlauf der Zeit noch ändern wird. Die Gameplay-Mechaniken sind robust und weisen einen starken Kern auf. Wie sich die Meta, Maps und andere Dinge noch verändern werden, bleibt abzuwarten.
Insgesamt gesehen macht Valorant sehr viel Spaß und Riot Games hat alle Grundlagen geschaffen, um etwas Besonderes zu formen. Der Kern des Spiels ist wahrscheinlich sehr vielen Spieler bekannt, aber die Fähigkeiten der Agenten lassen es nicht allzu vertraut rüberkommen.
Durch den Twitch-Hype und den großen Ansturm an Spielern gab es die Befürchtung, dass die Server überlastet sein und es zu technischen Problemen kommen könnte. Glücklicherweise hatte ich während meiner Spielzeit solche Probleme nicht. Matches werden schnell gefunden und insgesamt hat sich das Spiel nur ein einziges Mal aufgehängt.
Zu guter Letzt bleibt noch zu erwähnen, dass das Geschäftsmodell mit Battle-Pass und Mikrotransaktionen auch in Valorant seinen Platz findet. Es handelt sich jedoch zum Glück nur um rein kosmetische Gegenstände. Pay-to-Win findet ihr also nicht vor.
Wertung
“Kompetitive Spieler kommen nicht drum herum, dass Spiel wenigstens auszuprobieren. Die Verschmelzung der bekannten Inspirationen bringt zwar keine neuen Innovationen mit sich, dafür macht das kompakte Gameplay Spaß. Ebenso motivierend ist es, die steile Lernkurve zu meistern und sich gegen Gleichgesinnte zu messen. GG an Valorant.”