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Vivo X80 Pro im Test: Überraschender Foto-Primus

Die Rückseite des Vivo X80 Pro ist ein Statement. (© GIGA)
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Vivo ist seit 2020 auf dem deutschen Markt aktiv, aber noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Mit dem Vivo X80 Pro will die Marke das ändern – und präsentiert ein teures Handy, das dank Zeiss-Zusammenarbeit mit Kamera-Qualitäten punkten soll. Genug für den Smartphone-Thron? Im Test finden wir’s raus.

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Vivo X80 Pro im Test: Fazit

GIGA-Wertung: 7.8 / 10

Das Vivo X80 Pro ist ein elegantes Smartphone und technisch auf dem Stand der Zeit im Android-Bereich. Vor allem die Kamera weiß zu beeindrucken, die man in dieser Qualität und Vielseitigkeit bei einem Smartphone aus dem großen BBK-Konzern (neben Vivo beinhaltet der auch Oppo, OnePlus und Realme) so noch nicht gesehen hat. Die Zusammenarbeit mit Zeiss ist hier nicht nur eine Marketing-Kooperation, sondern schlägt sich tatsächlich in der Qualität der Bilder wieder. Damit ist Vivo tatsächlich gelungen, in der Smartphone-Königsdiziplin mit Samsung und Google gleichzuziehen.

Trotzdem gibt es Nachholbedarf, in der Nachhaltigkeit (Packungsdesign und -inhalt, Softwaregarantie, Reparierbarkeit, Transparenz), aber auch der Software. In der täglichen Nutzung nerven Bugs und allerhand Problemchen sowie die, für ein Gerät dieser Preisklasse, zu geringe Ausstattung beim Speicher. Trotzdem hat es jeden Tag Spaß gemacht, das Vivo X80 Pro zu testen – ich gebe es nur widerwillig zurück. Hoffentlich ebnet es den Weg für weitere Statements dieser Art, mitsamt der kleinen noch nötigen Verbesserungen. Hut ab, Vivo.

Vivo X80 Pro
6,8 Zoll-Smartphone mit Android 12, Snapdragon 8 Gen 1, 12 GB RAM, Quad-Kamera und Zeiss-Optik
Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 21.11.2024 13:13 Uhr

Vorteile:

  • elegantes Design
  • Top-Performance
  • hervorragende Kamera
  • bester Fingerabdrucksensor

Nachteile:

  • Software unausgereift
  • nicht nachhaltig genug
  • „nur“ 256 GB Speicher

Design und Verarbeitung: Edel und elegant

Das Vivo X80 Pro ist ein großes Smartphone. Mit einem nahezu die ganze Front einnehmenden Display (6,8 Zoll Diagonale) und einem Gewicht von rund 215 Gramm spielt es in einer ähnlich wuchtigen Liga wie das iPhone 13 Max und Samsung Galaxy S22 Ultra. Das gilt auch für den Preis: 1.299 Euro sind ein selbstbewusster UVP, kurz nach dem Start im Juli ist der Preis punktuell aber schon auf rund 1.100 Euro gefallen (bei eBay anschauen).

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Ein Gerät in der Preisklasse über 1.000 Euro erhebt den Anspruch, repräsentativ zu sein – und das gelingt dem Vivo X80 Pro. Die Vorderseite sieht noch „normal-edel“ aus und erinnert stark an die Ultra- und Plus-Geräte von Samsung sowie die Pro-Modelle von OnePlus – ein Display mit abgerundeten Ecken trifft hier auf seitlich herabfallende Bildschirmränder – bekannt als Edge-Display. Die Frontkamera liegt hinter einem dezenten „Punchhole“, zentriert an der Oberseite.

Das Smartphone Vivo X80 Pro steht mit aktiviertem Bildschirm gegen die Gerätepackung gelehnt.
Das Frontkamera-Loch stört im Alltag kaum. (© GIGA)

Während die Kamera-Aussparung im Alltag kaum stört, scheiden sich die Geister bekanntermaßen am Edge-Display. Ich persönlich bin kein Fan, denn die abgerundeten Ränder sind bei Stürzen anfälliger für dauerhaften Schaden und stören bei bestimmten Inhalten durch ihre seitlichen Reflexionen. Cool sieht’s natürlich aus und manche Nutzende (wie mein Kollege Peter) empfinden die seitliche Wischbewegungen auf solchen Displays als praktischer.

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Immerhin: Eine Folie ist auf dem Vivo X80 Pro vor-appliziert, nach rund 6 Wochen Nutzung löste sie sich an den Rändern unseres Testgerätes allerdings ab. Auch gut zu wissen: Das Smartphone ist wasser- und staubdicht nach dem IP68-Standard.

Spannend wird es auf der Rückseite: Hier findet sich als Blickfänger erst einmal die üppige Kamerapartie in Glas, die ungefähr ein Drittel der Rückseite einnimmt. Sie ist ein „Bold Statement“, wenn ich hier mal einen Anglizismus anführen darf, und angesichts der Kamera-Qualität tatsächlich berechtigt – dazu gleich mehr.

Oberseite des Smartphones Vivo X80 Pro. Der Schriftzug „Professional Photography“ ist sichtbar
Etwas corny, die Aufschrift „Professional Photography“, aber sei’s drum. (© GIGA)

Die Praktikabilität leidet allerdings etwas unter dieser breitbeinig auftretenden Kamera. Denn das gläserne Rechteck ist anfällig für Fingerabdrücke und mutmaßlich – in unserem Testzeitraum nur befürchtet, nicht beobachtet – auch für Schäden. Vom kleinen Kratzer bis hin zum Glasbruch: Wenn das Handy unglücklichen Bodenkontakt hat, droht stets das Ende der makellosen Schönheit.

Im Glasrechteck befindet sich ein Kreis mit drei Objektiven, die Periskop-Linse sowie der Blitz liegen außerhalb. Der Kreis ist ein separates Glas-Teil mit einem leicht erhabenen Rand – der leider kaum Schutz liefern dürfte, wenn das Gerät auf planem Untergrund liegt. Ein Vorteil der rückseitigen Topographie ist immerhin, dass das Telefon auf dem Tisch liegend nicht wackelt.

Mein Eindruck zum Vivo X80 Pro im Hands-On-Video:

Vivo X80 Pro im Hands-On Abonniere uns
auf YouTube

Der Rest der Rückseite besteht aus Gorilla Glass 6, das speziell behandelt wurde und eine Art Soft-Touch-Oberfläche darstellt, das der Hand schmeichelt und Fingerabdrücken zumindest ein wenig Einhalt gebietet. Vermutlich wäre die bessere Wahl gewesen, das Gerät inklusive der Kamerapartie mit einer Rückseite „aus einem Guss“ zu versehen, so wie es die Konzernschwester Oppo beim Find X3 Pro gemacht hat. So sieht das Vivo X80 Pro zwar elegant aus, ist aber auch anfällig für den Unbill des Alltags.

Die obere Rückseite des Smartphones Vivo X80 Pro im mitgelieferten Case aus schwarzem Kunststoff.
Das mitgelieferte Case wirkt wertig, bietet aber zu wenig Schutz. (© GIGA)

Meine Empfehlung: Holt euch ein Case, verschließt und schützt euer teures Smartphone damit. Und nein, das mitgelieferte Case hat leider keine ausreichende Schutzwirkung, ich habe dem teuren Gerät stattdessen eine günstige Hülle aus transparentem TPU (bei Amazon ansehen) gegönnt, das über die Kanten ragt und auch die Kamerapartie abdeckt. Weniger elegant, aber man schläft ruhiger.

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Der seitliche Metallrahmen ist präzise gefräst, die Einlassung für den USB-C-Anschluss vermittelt dank ihrer Robustheit große Sicherheit. Die rechts liegenden Tasten sind wunderbar – metallisch und schmal, aufgrund ihrer Fast-schon-Scharfkantigkeit optimal zu erfühlen. Sie besitzen einen optimalen Druckpunkt und ein fantastisches Klickgefühl. Allenfalls die Position der Lautstärkewippe über dem Powerbutton ist für mich nicht ganz optimal, selbst nach 6 Wochen habe ich mich nicht dran gewöhnt. Weil sie nicht zu hoch sind, ist die Positionierung noch zu verschmerzen – die Lautstärketasten auf der linken Seite hätte ich dennoch bevorzugt. Aber auch daran, welche Position die bessere ist, scheiden sich die Geister.

Display: Gut, aber kurvig und schlecht eingestellt

Das Vivo X80 Pro nutzt ein AMOLED-Display mit 120 Hz, LTPO3-Technologie und die WQHD+-Auflösung von 3.200 × 1.440 im Bildverhältnis 20:9. Auf Deutsch heißt das: Es ist in der Lage, Bildschirminhalte farbintensiv, mit echtem Schwarz, enorm flüssig und scharf anzuzeigen. Zum Zweck der Akkuschonung kann es sich dynamisch herunterregeln. Mehr geht derzeit in Sachen Display kaum auf Smartphones.

So weit, so gut? Nun, nicht ganz. Denn auch wenn die Spezifikationen des Displays auf dem Papier gut klingen, ist der Bildschirm standardmäßig auf 60 Hz und die herunterskalierte FHD+-Auflösung eingestellt. Mutmaßlich, um ein paar Minuten mehr Akkulaufzeit aus dem Gerät zu quetschen, was nicht nötig ist, aber dazu später mehr. Das ist problematisch, denn viele Nutzende werden diese Einstellungen so belassen und nicht in den vollen Genuss der Fähigkeiten kommen, die das Display eigentlich bietet.

Die Front des Smartphones Vivo X80 Pro, stehend. Das Display ist aktiviert und zeigt den entsperrten Homescreen.
Das Display vom Vivo X80 Pro kann was, wenn man es richtig einstellt. (© GIGA)

Ich selbst habe natürlich WQHD+ und 120 Hz aktiviert – wenn schon, denn schon. Ich empfand die Farben als eher natürlich. HDR funktioniert ebenfalls gut und zuverlässig. Kleiner Wermutstropfen: In Sachen Standards muss man auf Dolby Vision verzichten, lediglich HDR10+ wird bei den erweiterten Standards unterstützt. Eine Folge der Obi-Wan-Serie auf Disney+ konnte ich dennoch ohne Kopfschmerzen genießen. Nervig sind hier nur die Reflexionen an den Rändern des Edge-Displays. Ebenfalls nicht ganz optimal: Das Display ist für meinen Geschmack meist etwas zu dunkel in der automatischen Helligkeitseinstellung. Hier wurde der Stromsparhans unnötig zum Küchenmeister gemacht.

Kamera: Überraschend fantastisch

Kein Smartphone der Mittel- und Oberklasse, das in den vergangenen Jahren vorgestellt wurde, kam ohne das Versprechen grandioser Kameraqualität aus. So umkämpft das Feld ist, so ernüchternd waren die Ergebnisse oft. Doch das Vivo überrascht, und zwar im positiven Sinne.

Die Kamerapartie auf der Rückseite des Smartphones Vivo X80 Pro. Der „Zeiss“-Schriftzug ist deutlich sichtbar.
Jede Kamera hat ihren Sinn: das Vivo X80 Pro. (© GIGA)

Vorangestellt: Die Zeiss-Linsen in den Kameras bestehen aus vielen hauchdünnen Einzel-Schichten, die für optimale Lichteinfallswinkel sorgen sollen. Durch zusätzliche Beschichtungen der einzelnen Linsen sorgt Zeiss außerdem für besonders hohe Lichtdurchlässigkeit und Reflexionsarmut, die Lensflares verhindern sollen. Zudem kommt ein eigens entwickelter Bildsignalprozessor (ISP) zum Einsatz, der die Bildberechnung beschleunigt. Zwar hätte Vivo auch den ISP nutzen können, den das Snapdragon-SoC mitbringt. Die Eigenentwicklung scheint aber solche Vorzüge zu bieten, dass man sich für diesen Weg entschied. Ungewöhnlich, aber das Ergebnis gibt Vivo recht.

Ich habe die Kamera in vielen herausfordernden Situationen getestet – ein Rockkonzert, ein Abend am Lagerfeuer, ein nächtlicher Waldspaziergang und, sowieso, zahllose Versuche, meinen stets wuseligen Nachwuchs und die nicht minder wuseligen Katzen fotografisch festzuhalten. All das gelang, zumindest meistens.

Die Konfiguration der Kamera:

  • 50 MP Standard-Weitwinkel, f/1.6, OIS
  • 12 MP Tele mit 2× optischem Zoom, f/1.9, OIS
  • 8 MP Periskop mit 5× optischem Zoom, f/3.4, OIS
  • 48 MP Ultra-Weitwinkel mit 114°, f/2.2
  • 32 MP Frontkamera, f/2.5

Anders als bei vielen Konkurrenzgeräten hat jedes der vier Objektive auf der Rückseite Zweck und Berechtigung, produziert gute bis sehr gute Bilder. Dazu kommt Smartphone-Fotografen und -Fotografinnen zugute, das bis auf das Ultraweitwinkel-Modul alle optisch stabilisiert sind, so können die ohnehin schon starken Zeiss-Optiken richtig ihre Muskeln spielen lassen.

Eine Stärke des Vivo X80 Pro sind Porträtfotos, die insbesondere mit dem 2×-Zoom oft hervorragend gelingen, weil die Bilder meist mit kurzer Verschlusszeit aufgenommen und verschmierte Bewegungen so vermieden werden. Verschiedene Software-Bokeh-Modi, die an bekannte Zeiss-Objektive erinnern, sind eine nette Ergänzung und funktionieren in Sachen Vordergrund-Freistellung gut, wenn man diese denn nutzen möchte – etwas schade ist allerdings, dass man die Fotos nicht noch im Nachhinein anpassen kann oder alternativ die Bilder ohne den künstlichen Bokeh-Effekt gespeichert werden können.

Aufnahmen bei Nacht und schlechten Lichtverhältnissen sind ebenfalls hervorragend. Dunkle Bereiche werden erstaunlich klar und Detail erhaltend aufgehellt – das schafft sogar der normale Aufnahmemodus. Vor allem mit der normalen Weitwinkel- oder Zoomkamera sind die Ergebnisse fast als magisch zu betrachten. Der Nachtmodus schafft es, Details aus Bildern hervorzuholen, die selbst Augen, die an die Dunkelheit gewöhnt sind, nicht wahrzunehmen imstande sind.

Ebenfalls sehr gut gelingen Makro-Aufnahmen. Feine Strukturen auf Materialien oder die Details nahe fotografierter Blumen und Tiere werden erhalten ohne übertriebene Nachschärf-Effekte. Die Periskop-Kamera ist eine nette Dreingabe. Gerade bei gutem Licht und statischen Motiven können die Bilder grundsätzlich überzeugen. Allein die Option einen 5×-Zoom mit zufriedenstellender Qualität im Handy zu haben, ist fantastisch.

Die Bilder haben einen hohen Dynamikumfang, die Farbgebung der JPEGs ist tendenziell „punchy“, also gegenüber der Realität etwas zu gesättigt und kontrastreich. Zugegeben, ich persönlich mag diesen Look, der mich an das Farbbild der Kameras von Samsung-Handys erinnert. Wer keine Lust darauf hat, kann allerdings auch mit einem Button in der UI den „Zeiss-Modus“ in der Kamera-App aktivieren, der ein realistischeres Farbbild erzeugt.

Gesättigtere Farben und höherer Kontrast mit deaktiviertem Zeiss-Modus
Gesättigtere Farben und höherer Kontrast mit deaktiviertem Zeiss-Modus
Realistischeres Farbbild mit aktiviertem Zeiss-Modus
Realistischeres Farbbild mit aktiviertem Zeiss-Modus

Die Software ist gut, vor allem in praktisch allen Situationen schnell. Die wichtigsten Funktionen sind flott erreichbar, die Menüstruktur allerdings etwas unübersichtlich und, wie auch in der restlichen Software, mitunter schlecht übersetzt. Auch die Möglichkeit, die Kamera-App schnell per Doppeldruck auf die Power-Taste zu starten, fehlt mir. Dazu mehr im Abschnitt Software.

Videos wissen dank der hervorragenden Bildprozessierung, der guten Stabilisierung und Tonqualität ebenfalls zu gefallen. Bewegtbild lässt sich neben 4K60 auf Wunsch auch in 8K30 aufnehmen. Ebenfalls integriert sind der Modus „Horizontalausrichtungs-Stabilisierung“ (kein gutes Wording), mit dem das Smartphone um 360° gedreht werden kann, eine automatische Bildentzerrung (muss im Profi-Modus aktiviert werden) und der Cinematic-Mode („filmisches“ Video im 21:9-Bildformat). Natürlich sind auch diverse Filter an Bord, mit denen man das Color-Grading anpassen kann. Optionen zum Herumspielen, die ich selbst nicht brauche, aber über die sich der eine Käufer oder die andere Nutzerin sicher freut.

Zusammenfassend: Das Vivo X80 Pro ist tatsächlich eine mit allen Wassern gewaschene Handykamera. Man kann das Vivo X80 Pro in nahezu jeder Alltagssituation herausholen, sich dabei recht sicher sein, dass die Fotos gelingen, die vier Zoomstufen sorgen für echte Flexibilität. Hier haben die Ingenieure von Zeiss und Vivo ganze Arbeit geleistet. Für mich steht tatsächlich die Kameraleistung des Vivo X80 Pro auf dem gleichen Niveau wie die der Spitzengeräte von Google und Samsung.

Software: Mehr Liebe zum Detail, bitte

Auf dem Vivo X80 Pro läuft derzeit Android 12, in Verbindung mit dem Anpassungs-Set Funtouch OS. Vivo verspricht 3 große Versions-Updates auf Android 13, 14 und 15 sowie 3 Jahre Sicherheitsupdates. Im schlimmsten Fall wird das letzte Android-Update also auch die Versorgung mit Bugfixes beenden – das ist im Vergleich mit der Konkurrenz (Google und Samsung versprechen mittlerweile 4 Jahre OS- und 5 Jahre Sicherheitsupdates) zu wenig, ich wünsche mir von Vivo in Sachen Updates mehr Selbstverpflichtung.

Das Smartphone Vivo X80 Pro, stehend neben einer Zimmerpflanze. Auf dem Display sieht man das Easter-Egg von Android 12.
Auf dem Vivo X80 Pro läuft Android 12, drei Versions-Updates soll’s geben. (© GIGA)

Funtouch OS orientiert sich im Groben an Stock-Android, enthält einige zusätzliche Apps (eine Galerie-App, einen Musik-Player, die Fernbedienungs-App, das Konfigurationstool „iManager“), Feature-Erweiterungen und ein paar stilistische Feinheiten. Insgesamt ist es vergleichsweise arm an Bloat, also überflüssigen Funktionen und Apps. Im Wesentlichen erinnert die Android-Variante stark an Color OS von Oppo – kein Wunder, sind Oppo und Vivo doch Konzernschwestern.

Mein letzter Blick auf das Oppo-Pendant im Test zum Find X3 Pro liegt jetzt rund 15 Monate zurück. Damals hatte ich den Eindruck, dass es der Android-Variante an Software-Feinschliff mangelt. Das bestätigt sich dann auch beim Vivo, ohne deutlichen Progress.

Im Folgenden einige Probleme, die mir im Testzeitraum ins Auge sprangen:

  • Der App-Drawer zeigt App-Namen nur einzeilig an, wodurch viele Namen unnötig abgeschnitten werden.
  • App-Ordner auf dem Homescreen sind klein und unflexibel, sie können maximal 9 Icons beinhalten, bevor man seitlich wischen muss.
  • Die Menüs für Vivo-spezifische Sonderfunktionen sind lieblos gestaltet, zusätzlich wurden viele Teile der Einstellungen schlecht übersetzt.
  • Das Menü zum Ultra-Spielmodus ist mit aktiviertem Dunkelmodus nicht lesbar – schwarze Schrift auf grauem Hintergrund.
  • Regelmäßig erscheint eine unverständliche Berechtigungsanfrage als Overlay auf dem Schirm. Wer sein Smartphone datenbewusst nutzt, klickt hier nur ungern auf Aktivieren, wird ansonsten aber regelmäßig damit genervt.
  • Einige Apps (Instagram, HeyOBI) stürzen beim Start immer wieder ab, erst ein Löschen der App-Daten bringt Linderung.
  • Wer ein „GApps for Business“-Konto verwendet, also einen Firmen-Google-Account, hat zusätzliche Probleme:
    • Benachrichtigungen beginnen mit „Geschäftlich“, oft dreimal hintereinander
    • Im App-Drawer hat eine horizontale Wischbewegung zwei Funktionen: Einerseits den Wechsel zwischen Apps und Widgets, andererseits den zwischen privatem und geschäftlichem Account. Das ist verwirrend und inkonsistent
  • Der Fingerabdrucksensor funktioniert gelegentlich nicht bei In-App-Authentifizierungen (gesehen in der PayPal-App).
  • Ein Google-Home-basiertes Smart-Home-System kann man nicht durch längeren Druck auf Power beim Vivo steuern.
  • Einige Apps zeige gar keine Benachrichtigungen an, manuell deaktivierte Benachrichtigungen tauchen teils trotzdem auf (aber leer und ohne Text).
  • Beim Start eines Spieles werden die immer gleichen Einblendungen und Animationen des „Ultra-Spielemodus“ abgespielt, die sekundenlang das Interface verdecken.
  • Die vorinstallierte Alben-App ist der ebenfalls vorhandenen App Google Fotos unterlegen. Zudem wird man von häufigen Benachrichtigungen zu unnötigen, bizarr-esoterischen Bildzusammenstellungen genervt („Die Streicheleinheiten der Zeit“, „Die Wärme der Vergangenheit genießen“, „Die besten Momente sind die, die man genießt“).
  • In Android Auto friert die Navigation per Google Maps öfter ein.
  • Der doppelte Druck auf Power, um die Kamera schnell zu starten, wird vom Vivo nicht unterstützt. Es gibt zwar eine alternative Geste über den längeren Druck auf die Leiser-Taste, die muss man aber erst einmal aktivieren, zudem funktioniert sie nicht, wenn gerade Audio abgespielt wird oder das Display aktiv ist.

In Summe bleibt hier der Eindruck, dass Vivo es mit der Softwarequalität nicht so genau nimmt. Schade, vielleicht sollte man im Konzern doch noch einmal die Konzepte aus der Schublade kramen, die OnePlus seinerzeit so beliebt gemacht haben. In Sachen Software waren die nämlich wegweisend.

Performance, Konnektivität und Speicher: Gut, gut, geizig

Zu Beginn des Testzeitraums kam es zu gelegentlichen Abbrüchen aller Datenverbindungen, die nur ein Wechsel in den Flugmodus und wieder zurück oder ein Neustart beheben konnten. Nach zwei Software-Updates konnte ich derlei aber nicht mehr beobachten.

Gespräche klingen meist gut, sowohl über GSM als auch VoLTE und Wifi Calling. Datenverbindungen über 4G und 5G und Wifi stottern nicht herum, bekommen hohe Datenraten. Anekdotisch kann ich außerdem berichten, dass unter widrigen Bedingungen (o2-Netz in der Uckermark) der Daten-Empfang deutlich besser war als ein im gleichen Netz funkendes Samsung Galaxy S21.

Vivo verbaut den Snapdragon 8 Gen 1 und 12 GB LPDDR5 RAM sowie flotten UFS-3.1-Speicher. In Kombination mit dem 120-Hz-Display ist die Performance nominell und gefühlt sehr gut. Klar, mit dem Snapdragon 8+ Gen 1 steht ein SoC ins Haus, der noch einmal leistungsfähiger und sparsamer sein soll, mal ganz abgesehen davon, dass die Qualcomm-Chips immer noch nicht in derselben Liga wie Apples Mobile-Chips spielen. Ich behaupte aber: Der Unterschied ist selten relevant – wenn überhaupt, fällt er nur in grafisch aufwändigen Mobile Games ins Gewicht, und selbst dafür reicht die Hardware auf absehbare Zeit vollkommen aus.

Spielt man grafikintensive Games, spürt man nach 5 bis 10 Minuten die über die Vaporchamber im Inneren abgeleitete Wärme, vor allem am Gehäuse und an der Rückseite auf Höhe der Kamera. Zu diesem Zeitpunkt setzt dann auch eine deutliche Leistungsdrosselung ein, sodass das Gerät immerhin nicht unangenehm warm wird. Fürs Spielen ist das Gerät gut geeignet, ich empfehle aber, über den Spielemodus gerade bei anspruchsvollen Titeln die Auflösung zu reduzieren.

Beim integrierten Flashspeicher zeigt sich Vivo knauserig. 256 GB mag für die meisten Nutzenden ausreichend Speicher sein, bei einem Preis von deutlich über 1.000 Euro hätte Vivo aber auch gern 512 oder gar 1 TB verbauen oder zumindest eine Speichererweiterung per microSD anbieten dürfen. Insbesondere weil namhaftere Konkurrenten mehr Speicher für weniger Geld bieten.

Akku: Durch den Tag ist kein Problem

Mit 4.700 mAh ist der Akku im Vivo X80 Pro ausreichend dimensioniert, die Ladegeschwindigkeit mit dem mitgelieferten 80-W-Schnelllade-Netzteil schön flott. Eine Komplettladung ist in rund einer Dreiviertelstunde erledigt, aber schon mit wenigen Minuten des Nachladens holt man sich Stunden an Laufzeit zurück.

An das Smartphone Vivo X80 Pro lehnt das mitgelieferte Netzteil.
Das dem Vivo X90 Pro beigelegte 80-W-Netzteil tankt Strom angemessen flott nach. (© GIGA)

In der Regel habe ich am Ende eines regulären Arbeitstages nach etwa 16 Stunden mit normaler Nutzung (keine oder nur leichte Games, Dark Mode, Always-On-Display aktiviert, automatische Helligkeit) noch mindestens 40 Prozent, meist etwa 50 Prozent Restladung auf dem Tacho. Pro Ladezyklus waren bei mir 6 bis 6½ Stunden Screen-On-Time drin. Heißt: Auch einen zweiten Tag sollte das X80 Pro in der Regel durchhalten, wenn es nicht übermäßig beansprucht wird.

Kabelloses Laden beherrscht das Telefon. Ein separat erhältlicher Wireless Charger, der auf das X80 Pro abgestimmt ist, bringt es auf 50 W und lädt ebenfalls sehr schnell (0 auf 100 Prozent in unter einer Stunde). Reverse Charging wird zusätzlich unterstützt. In Sachen Laden ist das Vivo X80 Pro also ebenfalls ganz vorne mit dabei.

Weitere Eindrücke

Zum Schluss noch einige weitere Erkenntnisse aus dem Testzeitraum in unterschiedlichen Bereichen.

  • Das Vivo X80 Pro hat einen guten Vibrationsmotor. Die notwendige Stärke ist gegeben, allerdings kamen uns die Reaktionen etwas träge vor, wenn etwa Eingaben über die Software-Tastatur erfolgen.
  • Der Ultraschall-basierte Fingerabdrucksensor ist richtig gut – schnell eingerichtet (für 1 oder gleichzeitig 2 Fingerabdrücke), funktioniert fast immer beim ersten Versuch, auch unter widrigen Bedingungen wie nassen Fingern.
  • Als mobile Soundquelle kann das Vivo-Handy größtenteils überzeugen. Für Telefonate, Podcasts und Hörbücher reicht es allemal, Musikgenuss ist mit dem Vivo X80 Pro aber nicht so recht möglich. Bei hoher Lautstärke schepperts etwas, wird flach-vermatscht. Andere Smartphones klingen besser.
  • Dank des integrierten Infrarot-Senders und der vorinstallierten Smart-Remote-App lässt sich das Vivo als TV-Fernbedienung verwenden. Das hat im Test ganz okay funktioniert. Die Einrichtung war leicht, zumindest Basis-Funktionen wie Ein/Aus, Lauter/Leiser und der Senderwechsel sind so nutzbar.

Nachhaltigkeit mit Nachholbedarf

Grundsätzlich ist zu begrüßen, wenn sich ein Hersteller nicht lumpen lässt und dem Packungsumfang Extras hinzufügt, insbesondere im Preisbereich über 1.000 Euro kann und darf man das erwarten. Andererseits bedeutet mehr Lieferumfang auch eine größere Packung, was sich wiederum direkt auf den CO₂-Fußabdruck des Gerätes auswirkt. Denn mal abgesehen von den Ressourcen, die die „Beilagen“ und das Mehr an Verpackung verbrauchen, bedeutet ein größeres Packungsvolumen vor allem, dass weniger Exemplare pro gegebenem Container-Füllvolumen transportiert werden.

Die Kamerapartie des Smartphones Vivo X80 Pro in der Nahaufnahme.
Ciao, Vivo X80 Pro, hat Spaß gemacht mit dir! (© GIGA)

Diesen Konflikt zwischen (validen) Interessen der Käuferinnen und Käufer auf der einen Seite und der Umwelt auf der anderen Seite ist schwer zu lösen. Worauf man sich aber auf beiden Seiten des argumentativen Spektrums einigen können dürfte, ist die Tatsache, dass die Zugaben sinnvoll sein sollten.

Und hier gibt’s deutliche Abzüge in der B-Note fürs Vivo X80 Pro: Die mitgelieferten USB-C-Kopfhörer sind nicht gerade robust, zudem ist der Klang scheußlich. Auch das mitgelieferte Case mag sich haptisch brauchbar anfühlen, schützt das Gerät aber kaum. Im Sinne einer kleineren Packung hätte Vivo auf beide Zugaben verzichten oder stattdessen bessere Alternativen beilegen sollen.

Auch die Verwendung zahlreicher unnötiger Plastikteile (Kopfhörer-Umhüllung, Tüten für zusätzlich Ohrstück-Pfropfen, zusätzliche Umhüllung für das Handy) ist einfach nicht mehr zeitgemäß. So wertig sich die Verpackung anfühlen mag, ist ihr Design nicht nachhaltig genug für 2022.

Was weitere wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit angeht, steht Vivo überwiegend noch am Anfang:

  • Die Verpackung besteht zwar aus Papier, das nachhaltig gewonnen wurde, ist allerdings kein Recycling-Papier. Das Papier für Handbuch und dergleichen ist FSC-zertifiziert. Die Klebstoffe sind VOC-arm oder -frei und auf Wasserbasis.
  • Ein ECO-Rating gibt es nicht. Vivo will sich verbessern, was Zertifizierungen durch externe Stellen angeht, steht hier aber noch am Anfang.
  • Einen Nachhaltigkeitsbericht will das Unternehmen im September veröffentlichen.
  • Thema Reparatur: Vivo steht derzeit in Verhandlungen mit Reparaturbetrieben, Infos hierzu liefert die Website. Angebote zur Selbstreparatur (Anleitungen, Ersatzteile) will Vivo verbessern, aktuell gibt es dazu aber noch keine Ressourcen.

Unterm Strich ist Vivo im Bereich der Nachhaltigkeit noch längst nicht so weit wie Samsung, Apple oder gar Fairphone. In Verbindung mit der im Marktvergleich nicht hinreichenden Software-Garantie (siehe oben) bekommt das Vivo daher einen Punktabzug. Warum und wie wir Nachhaltigkeit bewerten, erfahrt ihr in unserem Schwerpunkt-Artikel.

Test-Wertung zum Vivo X80 Pro im Detail

Kategorie

Wertung (max. 10)

Akku

9

Verarbeitung, Haptik und Design

9

Display

9

Kameras

9

Software

6

Performance

9

Telefonie und Audio

8

Speicher

8

Nachhaltigkeit

3

Gesamt

7.8

Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet.

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