Xiaomi rückt nicht nur auf dem Smartphone-Markt weiter vor, sondern will auch mit Smartwatches relevant werden. Bei der Watch S1 Active lässt der Name schon anmuten, dass die Uhr vor allem für Sport-Fans gedacht ist. Wie praktisch die Uhr tatsächlich ist, erfahrt ihr in unserem GIGA-Test.
Mitte März hat Xiaomi mit der Watch-S1-Reihe zwei neue Smartwatch-Modelle vorgestellt. Während die reguläre Xiaomi Watch S1 mit einem schicken Design glänzt und sich mehr für den Business-Bereich eignet, ist die Xiaomi Watch S1 Active direkt an Sportlerinnen und Sportler gerichtet. Verschiedene Tracking-Funktionen, sei es Pulsmessung, Kalorienverbrauch oder die Schlafanalyse, sollen dabei einen Überblick über den eigenen Körper und die Gesundheit geben. Wir haben die Uhr einige Wochen getestet und geschaut, ob sie wirklich eine praktische Ergänzung für das Training ist.
- 1.Nicht ganz nachhaltige Verpackung
- 2.Eine Smartwatch, die viel aushält
- 3.Xiaomi Watch S1 Active: Legt das Handy nicht zu weit weg
- 3.1.Einrichtung und Betriebssystem
- 3.2.Die richtige Bedienung
- 3.3.Verlässliches Display
- 4.Mal mehr, mal weniger zum Sport geeignet
- 5.Akku: Schneller aufgeladen als erwartet
- 6.GIGA-Testwertung im Detail: Xiaomi Watch S1 Active
Xiaomi Watch S1 Active im Test: Fazit
GIGA-Wertung: 6.7 / 10
Möchte man sich die Xiaomi Watch S1 Active (bei Saturn ansehen) zulegen, bekommt man eine Smartwatch, die nicht frei von Schwächen ist. So sorgt das AMOLED-Display zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit für ein gut ablesbares Bild und reagiert auf Touch-Befehle sensibel, ließ sich jedoch nicht immer verlässlich aktivieren oder deaktivieren. Zusätzlich schränkt die Abhängigkeit von der App „Mi Fitness“ den Funktionsumfang der Smartwatch deutlich ein: Die Smartwatch funktioniert nur im begrenzten Maße ohne Smartphone.
Auch bietet die Xiaomi Watch S1 Active verschiedene Analysetools (Schlaftracking, Schrittzähler, Pulsmessung, Blutsauerstoffgehalt, etc.). Um aber direkt mit der Uhr zu trainieren und die Leistung zu verbessern, fehlen die entsprechenden Funktionen und Workouts oder zumindest die Möglichkeit, derartige Apps zu installieren. Und auch beim Akku konnte die Xiaomi Watch S1 Active nicht ganz überzeugen: Obwohl sich die Smartwatch schneller als erwartet aufladen ließ, wurde die angegebene Ausdauer noch nicht mal ansatzweise erreicht.
Alles in allem wirkt die Xiaomi Watch S1 Active noch unausgereift – auf entsprechende Systemupdates ist man angewiesen, aber ob und wann diese kommen, steht noch in den Sternen. Man sollte für sich entscheiden, ob man knapp 150 Euro in diese Smartwatch investieren will oder lieber nach einem passenden und günstigeren Fitnesstracker sucht, der am Ende dieselben Funktionen bietet.
Vorteile:
- Ausgewogene Touch-Sensibilität
- Akku schnell aufgeladen
- Gut ablesbares AMOLED-Display
Nachteile:
- Probleme bei Display-(De)Aktivierung
- Abhängig von Mi-Konto und Fitness-App
- Keine vorinstallierten Workouts
- Musik nicht abspielbar
Nicht ganz nachhaltige Verpackung
In der Verpackung der Xiaomi Watch S1 Active wurde nur auf das Nötigste geachtet. Der längliche Karton beinhaltet die Smartwatch, die auf Vorder- und Rückseite unnötigerweise mit bedruckten Schutzfolien beklebt wurden – nach dem Auspacken können diese direkt in den Müll wandern.
Unter der Smartwatch ist die Gebrauchsanweisung versteckt und in einer nicht-kompostierbaren Plastikhülle die Ladestation mit USB-A-Anschluss. Auf ein Netzteil wurde verzichtet, wodurch der Karton auch recht kleingehalten werden konnte. Xiaomi hat hier auf ein minimalistisches Verpackungsdesign geachtet, das jedoch aufgrund des unnötigen Mülls mal mehr, mal weniger nachhaltig ist.
Eine Smartwatch, die viel aushält
Bei der Smartwatch fällt natürlich das große Display ins Auge. Dieses hat eine Diagonale von 1,43 Zoll, wobei der gesamte Durchmesser des Ziffernblattes 47,3 mm beträgt. Eine kleinere Variante gibt es nicht. Wer also wie ich eher schmalere Handgelenke hat, muss sich mit dieser einen Größe begnügen, obwohl die Uhr auch nicht zu dick aufträgt (Höhe: 11 mm).
Beim Active-Modell gibt es ein Silikon-Armband in verschiedenen Farben dazu. Das Silikonband besitzt für einen sichereren Halt einen Noppen, sodass die Uhr während des Sports nicht abrutschen kann. Das funktioniert etwas zu gut – während des Tests hatte ich mehrfach Probleme, die Smartwatch abzulegen. Ich musste immer an dem Band ziehen, was in der Testzeit nicht problematisch war. Dahingehend ist zu erwähnen, dass das Silikonband aus TPU (Thermoplastisches Polyurethan) besteht, dass sehr strapazierfähig und teilweise recyclingfähig ist. Jedoch können sich bei der Herstellung von Polyurethanen giftige Gase bilden (Quelle: Utopia).
Übrigens ist das Gehäuse der Xiaomi Watch S1 Active wasserdicht bis 5 bar. Zwar gibt der Hersteller an, dass man mit der Uhr schwimmen gehen kann, ausreizen sollte man es dennoch nicht. Duschen und Baden ist dagegen kein Problem, nach dem Tauchgang befreit sich die Uhr mit einer entsprechenden Vibrationsfunktion allein von Wasser.
Xiaomi Watch S1 Active: Legt das Handy nicht zu weit weg
Einrichtung und Betriebssystem
Die ersten Schritte sind mit der Smartwatch schnell gemacht, anfangs muss man lediglich Sprache und Zeitzone auswählen und kann sich das Design des Ziffernblattes aussuchen (hier stehen verschiedene Motive ab Werk zur Auswahl). Prinzipiell kann man danach die Smartwatch schon nutzen, Zugriff auf den vollen Funktionsumfang hat man jedoch nur zusammen mit dem Smartphone. Dabei reicht es nicht, nur die Smartwatch mit dem Handy per Bluetooth zu verbinden, sondern man benötigt neben der kostenlosen App Mi Fitness zwingend einen Mi-Account. Nur so können die relevanten Daten auf das Handy übertragen und im Gegenzug die Smartwatch über das Handy gesteuert werden.
Obwohl man die Xiaomi Watch S1 Active mit dem Smartphone verknüpfen kann, handelt es sich hierbei eher um eine Einbahnstraße: Das Smartphone kann man nur rudimentär über die Smartwatch bedienen. So zeigt sie eingegangene Nachrichten an, ermöglicht aber kein Antworten. Eingehende Anrufe kann man mit der Smartwatch annehmen und führen, Zugriff auf die Kontaktliste hat man dagegen nicht.
Und auch Musik kann man nur über das Smartphone hören, mit der Xiaomi Watch S1 Active lassen sich lediglich Lieder skippen. Selbst heruntergeladene Songs sind nicht auf die Smartwatch übertragbar, was beispielsweise bei der Huawei Watch GT 3 (zum GIGA-Test) möglich war. Wahrscheinlich könnte man da aber sowieso keinen Hörgenuss erleben: Bei einem Telefonat mit meiner Freundin klang ihre Stimme über die Uhr sehr metallisch, ich dagegen sei sehr gut zu hören gewesen.
Die Ausnahme ist Alexa: Xiaomi gibt an, dass man direkt die Smartwatch mit Amazons intelligenten Lautsprecher verbinden und steuern kann.
Bei der Bluetooth-Verbindung mit dem Handy gab es während des Tests keine Probleme, auch wenn das Smartphone nicht direkt neben mir auf dem Tisch lag. Zudem besitzt die Smartwatch von Xiaomi eine NFC-Funktion – sofern ihr eine Mastercard besitzt, könnt ihr mit der Uhr kontaktlos bezahlen.
Dennoch: Dass die Uhr in vielen Fällen nicht unabhängig vom Smartphone genutzt werden kann, wirkt auf mich unausgereift. Meiner Einschätzung nach benötigt das derzeitige Betriebssystem MIUI Watch 1.0 (kompatibel mit Betriebssystemen ab Android 6.0 und iOS 10.0) noch einige Updates. Jedoch ist fraglich, ob Xiaomi im Nachhinein wirklich noch so viel Arbeit in eine Smartwatch stecken wird, die womöglich bald von dem nächsten hauseigenem Modell überholt wird.
Die richtige Bedienung
Man kann die Smartwatch „aufwecken“, indem man das Handgelenk leicht eindreht – so ist es von Xiaomi zumindest angedacht. Tatsächlich funktioniert diese typische Smartwatch-Bewegung nicht immer. Zu oft blieb mein Display schwarz, auch wenn ich mir wirklich viel Mühe gegeben habe, das Handgelenk entsprechend zu bewegen. Wiederum bietet Xiaomi bei der Smartwatch eine Always-On-Funktion an, also dass das Display dauerhaft aktiviert ist. Einerseits kann man sich dadurch die Scherereien mit der richtigen Armbewegung sparen, andererseits frisst diese Einstellung viel Akku.
Die Uhr besitzt auf der rechten Seite noch zwei Tasten, mit der oberen kommt man ins Hauptmenü beziehungsweise auf das Ziffernblatt und mit der unteren zur Sport-Auswahl. Beide Tasten funktionieren problemlos und sind auch nicht zu berührungsempfindlich. Und ein netter Zusatz: Obwohl man nicht direkt einen Anruf mit der Smartwatch tätigen kann, ist es möglich, einen Notfallkontakt einzurichten, der angerufen wird, drückt man 3-mal schnell auf die untere Sport-Taste.
Ein nettes Feature ist, dass das Display einfach ausgeschalten werden kann, indem man die Handfläche auf dieses drauflegt. Eine gute Option, will man den Bildschirm schnell wieder verdunkeln. Jedoch kommt man dadurch nicht automatisch wieder ins Hauptmenü zurück. Aktiviert man das Display, landet man also wieder auf derselben Seite wie vor dem Ausschalten.
Nutzt man außerdem ein Smartphone mit Android 11 oder aktueller, hatte man eventuell schon Berührung mit der Gestensteuerung. An diese lehnt sich das Betriebssystem der Xiaomi Watch S1 Active an: Zurück kommt man, indem man von links nach rechts wischt.
Verlässliches Display
Beim Display handelt es sich um AMOLED-Technologie mit 466 x 466 Pixel und einer Bildwiederholrate von 60 Hertz, die bei dem kleinen Bildschirm völlig ausreicht. Unabhängig von der großen Größe hat sich das Display wirklich positiv gezeigt. Die Touchfunktion hat sehr gut funktioniert – vor allem hat es mir gefallen, dass selbst an den Rändern keine Einbußen bezüglich der Touch-Sensibilität waren, wie es beispielsweise bei der Huawei Watch GT 3 der Fall war.
Die Helligkeit des Displays passt sich entweder automatisch oder manuell an, je nachdem, was man bevorzugt. Die automatische Einstellung hat immer gut funktioniert und selbst in der Sonne hatte ich dank der 450 Nits keine Probleme und konnte das Display immer gut ablesen.
Zudem kann man bei der Xiaomi Watch S1 Active Schlafenszeiten einstellen. Bewegt man in dem jeweiligen Zeitraum den Arm, wird das Display nicht aktiviert. Das sorgt für einen ruhigen Schlaf – soll es zumindest, denn nicht immer ist darauf Verlass. Anfangs reagierte die Uhr ab 22 Uhr automatisch nicht mehr auf Armbewegungen, was ich komisch fand. Als ich die Zeiten dann angepasst hatte, reagierte die Uhr entweder zu häufig bei Armbewegungen – die Folge war, dass ich nachts aufgewacht bin, weil mich das Display angestrahlt hat. Oder die automatische Display-Aktivierung beim Anheben hat außerhalb der eingestellten Schlafenszeit nicht funktioniert, sodass ich diese wieder deaktivieren musste.
Trägt man die Smartwatch nachts, analysiert sie den Schlaf: Wann war man in der Tiefschlaf-Phase? Wie war der Puls nachts? Das alles erfährt man mithilfe der Uhr. Die Daten werden dann automatisch in der App Mi Fitness auf dem Smartphone aufgeführt und waren meiner Einschätzung nach nachvollziehbar und plausibel.
Mal mehr, mal weniger zum Sport geeignet
Will man die Xiaomi Watch S1 Active zum Trainieren nutzen, hat man verschiedene Sportarten zur Auswahl. Klickt man auf den Sport-Button, kann man sich die entsprechende Übung heraussuchen, wobei das Repertoire personalisierbar ist: Man kann Übungen hinzufügen und löschen (sowohl über Smartphone und Smartwatch). Zudem erkennt die Uhr automatisch, wenn man geht, läuft oder Fahrrad fährt.
Was mir hier fehlt, sind jedoch entsprechende Workouts. Die Uhr misst lediglich Zeit, Puls und Kalorienverbrauch, gibt aber keine Übungen vor. Hier muss man also selbst kreativ werden oder sich mit Sport-Apps oder YouTube zu helfen wissen. Auch beim Joggen fiel mir das auf: Die Uhr zeichnet neben den genannten Punkten die Distanz auf, gibt aber keine Challenges oder Programme (z.B.: Aufwärmen/Dehnen, Joggen, Pausen, etc.) vor. Will man sich beim Joggen Herausforderungen stellen, muss man sich dazu selbst animieren. Dahingehend gibt s auch keine Möglichkeit, entsprechende Sport-Apps zu installieren.
Allerdings muss man sein Smartphone beim Laufen nicht mitschleppen, die Smartwatch speichert die Daten und überspielt sie in die App Mi Fitness, sobald die Verbindung zum Smartphone wieder besteht. Falls ihr zudem die App Strava nutzt, um eure Leistung, Jogging- oder Radfahr-Routen und mehr zu hinterlegen und zu teilen, ist laut Xiaomi Mi Fitness damit kompatibel.
Ein weiterer Nachteil, der mir beim Sport auffiel: Sobald man beim Freien Lauf oder Gehen beispielsweise an einer Ampel steht, meldet sich die Uhr, ob man die Übung beenden will. Dieser Automatismus soll wahrscheinlich für die Sportlerinnen und Sportler entgegenkommend sein, hat mich aber immer genervt, da es stets eine zusätzliche Interaktion mit der Smartwatch erfordert. Hinzu kommt, dass man für das Beenden einer Übung 3 Sekunden den entsprechenden Button drücken und halten muss. Bewegt man minimal den Finger, bricht der Befehl ab und man muss für weitere 3 Sekunden die Taste drücken und halten – Fehlversuche sind da vorprogrammiert.
Akku: Schneller aufgeladen als erwartet
Der Akku der Xiaomi Watch S1 Active hat eine Kapazität von 470 mAh. Laut Hersteller soll eine Akkuladung bei normaler Nutzung bis zu 12 Tage ausreichen und im Energiesparmodus bis zu 24 Tage. Obwohl ich die Uhr nicht intensiv genutzt habe, kam ich am Ende lediglich auf eine 8-tägige Akkulaufzeit. Klar, das ist immer noch lang, aber lediglich nur etwas mehr als die Hälfte der versprochenen Zeit. Nutzt man die Uhr täglich intensiv für Workouts und/oder hat beispielsweise durchgängig die GPS-Ortung an (was bei Wanderungen oder Joggingrunden wirklich nützlich ist), frisst das noch mehr Akku.
Wiederum war ich bei der Aufladung überrascht. Xiaomi gibt an, dass die Smartwatch innerhalb von 2,5 Stunden wieder vollständig aufgeladen ist. Tatsächlich hat die Aufladung von 5 auf 100 Prozent lediglich 1:40 Stunden gedauert, hier wurde die Herstellerangabe also deutlich unterboten.
Möchtet ihr euch die Xiaomi Watch S1 Active zulegen, könnt ihr zwischen den Farben Moon White, Ocean Blue und Space Black für knapp 150 Euro wählen. Die normale Watch S1 gibt es wiederum mit einem schwarzen oder braunen Lederarmband für unter 200 Euro (bei Saturn ansehen).
GIGA-Testwertung im Detail: Xiaomi Watch S1 Active
Kategorie | Wertung (max. 10) |
Nachhaltigkeit | 6 |
Design und Verarbeitung | 7 |
Display | 8 |
Tragekomfort und Bedienung | 6 |
Software | 5 |
Fitness-Modi | 6 |
Akku | 7 |
Gesamt | 6.7 |
Hinweis: Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wird zu 10 Prozent auf die Gesamtnote gerechnet. Wie und warum wir Nachhaltigkeit bewerten, erfahrt ihr in unserem GIGA-Artikel.