Mit der Samsung QVO 860 versucht sich der Elektonik-Gigant aus Südkorea auch im Budget-Bereich für SSDs zu etablieren und setzt dafür sogar auf eine neue Speichertechnologie. Ob sich dieser Schritt ausgezahlt hat und wieso vor allem Konsolenspieler einen Blick auf die SSD werfen sollten, klären wir im Test.
Wenn es um SSDs geht, genießt Samsung aktuell den Ruf, etwas teurer als die direkte Konkurrenz zu sein. Das scheint das Unternehmen mit der neuen QVO 860 ändern zu wollen. Hierbei handelt es sich um eine verhältnismäßig günstige SSD mit hoher Speicherkapazität. Aktuell gibt es die SSD in den Speichergrößen 1, 2 oder 4 TB – wir haben das 2 TB-Modell getestet.
Samsung QVO 860 im Test: Das ändert sich mit QLC
Um den Preis möglichst niedrig zu halten, setzt Samsung bei der QVO 860 auf eine neue Speichertechnologie namens QLC. Zum Vergleich: Der Großteil der Konkurrenz und selbst Samsung setzt in seinen anderen Produkten aktuell vorrangig auf TLC. Hier können maximal 3 Bits auf einer Speicherzelle gespeichert werden. Bei QLC hingegen sind es 4 Bits. Das sorgt dafür, dass man den Speicherplatz erhöhen kann ohne weitere Speicherzellen zu verbauen – und das spart Geld!
Doch diese Technologie hat auch ihre Schattenseiten. Dadurch, dass mehr Informationen auf den Zellen gespeichert werden, degradieren diese flotter – sie werden schneller fehleranfällig. Zwar kann man dieses Phänomen zu einem gewissen Grad durch Fehlerkorrekturen ausgleichen, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Zelle schlichtweg unlesbar wird und ausfällt. Mit anderen Worten: Die SSDs gehen schneller kaputt.
Doch für wen ist die Samsung QVO 860 dann gedacht? Wir haben es im Test für euch herausgefunden.
Samsung QVO 860 im Test: Inhaltsverzeichnis
Samsung QVO 860 im Test: Unser Testsystem
- CPU: Intel Core i7 4790K @ 4,4 GHz
- Motherboard: Asus Z97-Pro
- RAM: 16 GB DDR3 Crucial Ballistix @ 1.600 MHz
- Grafikkarte: Zotac GeForce GTX 980Ti AMP Omega Edition
- Betriebssystem: Windows 10 Home 64 bit
Samsung QVO 860 SSD im Test: Unser Urteil
Wenn ich es runterbrechen will, lässt sich Samsungs neue SSD mit folgenden Worten beschreiben: Gut und günstig – eine gelungene Zweit-SSD. Die Schreib- und Leseraten der Samsung QVO 860 können gut mit denen meiner ein Jahr alten Samsung 850 EVO mithalten und im alltäglichen Gebrauch konnte ich zwischen beiden Modellen keinen großen Unterschied feststellen. Zugriffszeiten, Ladegeschwindigkeiten bei Programmen und Spielen – alles fühlt sich genauso flott an wie mit einer „normalen“ SSD. Dass bestätigt sich auch in den Benchmark-Ergebnissen. Zwar kommt das Tempo der QLC-SSD nicht immer an das der Konkurrenz heran, im Alltag bekommt man diesen marginalen Unterschied aber nicht mit. Alle Benchmark-Ergebnisse findet ihr auf Seite 2.
Doch der Teufel steckt wie immer im Detail. Im Gegensatz zur EVO-Reihe gibt Samsung bei der 860 QVO nur eine Herstellergarantie von 3 statt 5 Jahren, was sich auch in den Schreibgrenzen widerspiegelt, die noch als Garantiefall angesehen werden: Für die 1 TB-Variante liegt das Limit hier bei 360 TB, für das 2 TB-Modell bei 720 TB und für das 4 TB-Flagggschiff immerhin bei 1.440 TB.
Im Gegensatz zur EVO ist das nur etwas mehr als halb so viel, aber sind wir mal ehrlich: Welcher Otto Normalverbraucher schafft es schon, innerhalb von 3 Jahren 360 TB auf seine SSD zu schreiben? Dafür müsstet ihr jeden Tag satte 321,1 GB auf das Speichermedium schaufeln. Da bereitet mir der verkürzte Garantiezeitraum deutlich mehr Bauchschmerzen.
Fazit: Unterm Strich hat Samsung eine wirklich gute SSD zu einem soliden Preis zusammengestellt. Für das 1 TB-Modell werden aktuell 160 Euro verlangt, für die größeren Versionen werden 310 Euro (2 TB) bzw. 620 Euro (4 TB) fällig. Doch auch die Konkurrenz kann im 1-2 TB-Bereich ähnliche und immer öfters sogar günstigere Preise anbieten und setzt aktuell noch auf die schnellere und verlässlichere TLC-Technologie.
Trotz dieser Tatsache sollte man die QVO 860 nicht als missglücktes Experiment abhaken. Wenn die Preise für Samsungs neue SSD in den kommenden Wochen noch weiter purzeln, könnte sie sich als echter Preistipp entpuppen. Als Haupt-SSD oder zur Datensicherung kann ich sie jedoch aufgrund ihrer lächerlichen Schreibrate ohne TurboWrite und der verkürzten Garantielaufzeit jedoch nicht guten Gewissens empfehlen. Als Zweit-SSD macht sie aber definitiv eine gute Figur.
Unsere Testwertung zur Samsung QVO 860 SSD
- Geschwindigkeit (50 Prozent): 3,5/5
- Software und Zusatzfeatures: 5/5
- Langlebigkeit/Garantie: 3/5
Gesamt: 77 Prozent
Das hat uns an der Samsung QVO 860 gut gefallen
- Optik: Wie schon bei der EVO- und der PRO-Reihe gibt sich Samsung bei der Optik der SSDs keine Blöße. Das Gehäuse des Datenträgers besteht aus Aluminium, welches mit einem mattgrauen Finish versehen wurde. Lediglich das Samsung-Logo und der Schriftzug „Solid State Drive“ zieren das Gehäuse. Dieser Minimalismus macht optisch echt was her. Da ist es beinahe schade, dass das Speichermedium in den meisten Fällen ein verstecktes Schattendasein im PC-Gehäuse führen wird.
- Preis/Leistungsverhältnis: Eine 4 TB für etwas mehr als 600 Euro sieht man nicht alle Tage. Normalerweise kosten solche Modelle gerne das Doppelte – und auch der Preis von etwas mehr als 300 Euro für die 2 TB-Variante fällt aktuell zwar nicht spottbillig, aber immer noch günstig aus. Da die Preise für SSDs gerade sowieso auf Talfahrt sind, dürften sich auch die der QVO 860 über kurz oder lang noch weiter nach unten korrigieren.
- Software: Samsung bietet von Haus aus ein eigenes Programm zur Performanceermittlung, Datensicherung und Prüfen des aktuellen „Gesundheitszustandes“ ihrer SSDs an, den sogenannten Samsung Magician. Sobald ihr die Software installiert ist und eure Samsung-SSD erkannt wurde, erhaltet ihr Zugriff auf diese und weitere Features. Der Funktionsumfang fällt sehr üppig aus, die Nutzeroberfläche wirkt aufgeräumt und ist leicht verständlich. Ihr könnt auch eure Laufwerke benchmarken, automatisch optimieren lassen, den exakten Prozentwert für das Over-Provisioning einstellen, sie komplett formatieren und sie auf eine von 3 unterschiedlichen Arten (Class 0, TCG Opal, Encrypted Drive) sichern lassen. Bei der Software hat Samsung wirklich ganze Arbeit geleistet – hier gibt es nichts zu meckern.
Das hat uns an der Samsung QVO 860 nicht gefallen
- Garantiezeit: Im Gegensatz zur EVO bietet Samsung bei der QVO 860 nur 3 Jahre Garantie an – da sind wir besseres gewohnt.
- Schreibgeschwindigkeit ohne TurboWrite: Ist der „Turbo“ erstmal verbraucht, wird aus der ansonsten flotten SSD leider eine lahme Schnecke.
- Lieferumfang: In der Packung findet ihr neben der SSD lediglich eine Schnellstart-Anleitung. Zumindest die entsprechenden Kabel zum Einbau in den PC hätten hier ruhig mit dabei sein können, Samsung.
Obwohl die Lese- und Schreibraten in den meisten Situationen mit denen der EVO-Modelle gleichzusetzen sind, haben Samsung QVO-Modelle einen entscheidenden Nachteil: Bei größeren Datentransfers gehen ihnen irgendwann die Puste beim Beschreiben aus. Je nach Größe der SSD ist das schon ab 42 GB (1 TB-Modell) oder ab 78 GB (2 TB und 4 TB-Modell) der Fall.
Bei Datentransfers, die sich unterhalb dieses Größenlimits bewegen, kommt der sogenannte TurboWrite zum Einsatz. Dieser sorgt dafür, dass eure Daten mit der SSD-typischen Geschwindigkeit von 480-520 MB/s auf das Speichermedium geschrieben werden. Solltet ihr dieses Limit jedoch überschreiten, wird eure SSD zur lahmen Schnecke – dann könnt ihr nur noch mit Schreibraten von etwa 80 MB/s beim 1 TB-Modell und 160 MB/s beim 2 TB oder 4 TB-Modell rechnen. Das tut weh!
Je nach Situation arbeiten selbst die betagten Magnetfestplatten schneller. Hier möchte ich jedoch anmerken, dass wahrscheinlich nur die wenigsten von euch solche Datenmassen in regelmäßigen Abständen auf die SSD kopieren werden – zur Datensicherung kommen in den meisten Fällen weiterhin HDDs zum Einsatz.
Ein weiterer Minuspunkt: Das TurboWrite-Feature kann nur dann effektiv arbeiten, wenn ihr noch genug freien Speicher auf eurer SSD habt. Bei dem 1 TB-Modell müssen dafür mindestens 168 GB frei bleiben, bei der 2 TB und 4 TB-Version sind es sogar satte 312 GB.
Samsung QVO 860 SSD im Test: Lohnt sich der Einbau in die Heimkonsole?
Mit der PS4 Pro hat endlich der SATA 3-Anschluss Einzug in Sonys Heimkonsole erhalten. Der perfekte Zeitpunkt also, um die verbaute HDD gegen eine preiswerte und schnelle SSD auszutauschen, oder? Und wie! Vor allem Fans von Open World-Spielen werden mit der SSD ihre wahre Freude haben.
Doch auch das Hochfahren der PS4 Pro geht dank der SSD deutlich schneller vonstatten. Knapp 33 Prozent früher ist die Konsole nach dem Einschalten einsatzbereit – in den 3 getesten Spielen (Assassin's Creed: Odyssey, Horizon: Zero Dawn, Monster Hunter World) fallen die Ergebnisse sogar noch deutlicher aus: Hier sorgt die SSD je nach Spiel für eine Verkürzung der Ladezeit von bis zu 66 Prozent – ein wirklich erstaunlicher Unterschied. Kurzes Beispiel: Mit meiner normalen Festplatte musste ich bei Monster Hunter World im Durchschnitt 72 Sekunden Ladezeit in Kauf nehmen, mit der SSD reduzierte sich dieser Vorgang auf knapp 25 Sekunden.
Wer gerne Open World-Spiele auf seiner PS4 Pro spielt, viel per Schnellreise in der Spielwelt hin- und herspringt und keinen Bock mehr auf lange Ladezeiten hat, macht mit der Samsung QVO 860 nichts falsch. Trotzdem sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass man sich für den Preis der 2 TB-Variante auch noch eine zweite PS4 Pro ins Wohnzimmer stellen könnte.
Die genauen Testergebnisse und die Beschreibung unseres Testverfahrens findet ihr auf Seite 2.
Weiterführend zum Thema: PS4 Pro: Festplatte wechseln - Anleitung und Infos
Samsung QVO 860 im Test: Technische Daten im Überblick
1 TB | 2 TB | 4 TB | |
Bauform | 2,5 Zoll | 2,5 Zoll | 2,5 Zoll |
Schnittstelle | SATA | SATA | SATA |
maximale Schreibrate | 520 MB/s | 520 MB/s | 520 MB/s |
maximale Leserate | 550 MB/s | 550 MB/s | 550 MB/s |
NAND Flash Memory | QLC | QLC | QLC |
Preis (UVP) | |||
Garantielaufzeit | 3 Jahre oder 360 TB | 3 Jahre oder 720 TB | 3 Jahre oder 1.440 TB |
Auf Seite 2 findet ihr alle unsere Benchmark-Ergebnisse auf dem PC und der PS4 in der Übersicht.