Bose ist eine der bekanntesten Marken im Hifi-Bereich. Was die Amerikaner an Kopfhörern, Lautsprechern und All-In-One-Geräten im Programm haben, das ist meist teuer, aber dafür auch sehr gut. Die Konkurrenz platziert sich nicht selten preislich und technisch eine Stufe darunter, nur wenige Anbieter begeben sich auf Augenhöhe oder versuchen, eine Schippe drauf zu legen. Der Soundlink Mini 2 ist mit einem Preis von rund 200 Euro am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und steht so gesehen im Vergleich zum Anker (64 Euro) da wie ein Porsche neben einem VW Golf. Die Frage ist, was da an Leistung geboten wird und wer hier zugreifen sollte.
Hinweis vom 12.03.2020: Mittlerweile haben wir das Nachfolgemodell Bose Soundlink Mini 2 Special Edition mit USB-C-Anschluss und verbesserter Akkulaufzeit getestet: Bose SoundLink Mini 2 Special Edition im Test: Never change a running system
Design und Verarbeitung
Eine leicht geschwungene Form, aber im wesentlichen ein Barren mit Bedienelementen auf der Oberseite: Bose gibt sich pragmatisch, der Soundlink Mini 2 könnte als Blaupause für eine ganze Gerätegattung durchgehen. Was die Verarbeitung angeht, bekommt man eine standesgemäße Qualität geboten. Ein Metallgehäuse ohne Makel, die uns vorliegende „Limited Edition“ kombiniert auf elegante Weise einen schwarzen Korpus mit einem kupferfarbenen Schriftzug. Bei den Bedienelementen handelt es sich um Gummi-Buttons, deren Druckpunkt nicht perfekt gelungen ist. Da finden wir die festeren Tasten beim Anker A3143 etwas besser.
In seinen Abmessungen ist der Bose etwas kompakter als der Anker. Geladen wird per Micro-USB – wir finden das gut, das Vorgängermodell kam hier noch mit einem 12V-Anschluss daher. Bei vollem Akku sind bis zu 10 Stunden Laufzeit drin. Bose legt eine Ladeschale bei, diese dient als Aufbewahrungsstation, in die man das Gerät zum Laden hineinstellen kann – ganz nett, aber nicht zwingend notwendig.
Die deutlich günstigeren Mitbewerber kann Bose in Sachen Verarbeitung nicht klar auf Abstand halten – denn auch in den unteren Preisklassen bekommt man mittlerweile einiges geboten. Allenfalls im Innenleben kann man bessere Bauteile vermuten – das stattliche Gewicht von 670 Gramm gibt uns das Gefühl, ein sehr hochwertiges Gadget in den Händen zu halten.
Beim Einschalten und Verbinden mit Smartphones oder anderen Abspielgeräten ertönt eine weibliche Stimme, die leider sehr schnell nervt. Anfangs fanden wir es noch nützlich, dass der Akkustand verkündet wird oder der Speaker den Namen des iPhone-Besitzers ausspricht, der sich verbindet. Glücklicherweise lässt sich die eingebaute „Assistentin“ deaktivieren („+“ und „-“ gleichzeitig drücken).
Soundqualität
Bei Design und Verarbeitung kann der Soundlink Mini 2 sich nicht deutlich von den Mitbewerbern abheben – beim Klang allerdings schon. Um das nachzuvollziehen, muss man sich aber etwas Zeit nehmen. Je länger wir den Bose laufen lassen, desto mehr treten seine Allround-Qualitäten zum Vorschein.
Es stellt sich dennoch bereits beim Einschalten und dem ersten Track der Effekt ein, dass man zweimal hinschauen muss. Ja, mittlerweile haben wir uns alle so langsam daran gewöhnt, dass tragbare Lautsprecher nach mehr klingen, als die Größe vermuten lässt. Aber der Soundlink Mini 2 schafft es trotzdem, immer wieder Erstaunen hervorzurufen. Es ist nicht nur der Bass, der tiefer geht, als erwartet, es ist das gesamte Klangbild: Erwachsen, entspannt und natürlich.
Ähnlich wie beim Anker ist unterhalb von 50 Hertz kein Druck mehr vorhanden, aber was darüber stattfindet, macht der Bose einfach rundum eine Spur besser. Weniger aufdringlich, dabei voller und vor allem losgelöster. Wo der Anker stets nach Box klingt, schafft es der Bose schon eher, den Raum um sich herum zu besetzen – zumindest im Rahmen der Möglichkeiten, die so ein kleines Gehäuse bietet. Tracy Chapmans Song „For My Lover“ klingt warm und vielschichtig, die Instrumente werden authentisch wiedergegeben – der Soundlink Mini 2 spielt hier grandios auf.
Seine Grenzen zeigt der Soundlink Mini 2 dort, wo Volumen und Pegel durch nichts zu ersetzen sind. Düsterer und dichtgepackter Techno, wie auf Daniel Averys „DJ Kicks“ erinnert uns daran, dass das hier ein tragbarer Lautsprecher ist und keine Anlage in einem Club. Apropos Pegel: Die Maximallautstärke des Bose liegt auf Augenhöhe mit dem Anker. Das bedeutet zwar in beiden Fällen sehr hoch – führt aber auch zur großen Preisfrage: Ist der dreimal teurere Bose überhaupt dreimal so gut wie der durchweg ordentliche Anker?
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Sagen wir es mal so: Wer gerne ausgiebig der Musik lauscht und sehr bewusst hinhört, wird zum Bose greifen müssen. Man bezahlt hier nicht für reine Zahlenwerte, sondern für die hörbar bessere Klangabstimmung. Er ist nicht einfach „dreimal besser“ als andere – aber eben genau an den Stellen überlegen, die auf Dauer zählen. Die Stichworte sind hier Natürlichkeit, Tiefe der Abbildung, Gelassenheit und Transparenz. Wenn es das Budget zulässt und der Lautsprecher häufig zum Einsatz kommt, dann zahlt sich der Soundlink Mini 2 aus. Im Moment dürfte Bose bei diesem Gehäuseformat in Sachen Klang wahrscheinlich die Spitze des technisch Machbaren erreicht haben, wir können uns nicht vorstellen, dass hier noch viel Spielraum nach oben ist.
Technische Daten
- Integrierte Freisprechfunktion
- Akkulaufzeit bis zu 10 Stunden
- Abmessungen: 51 × 180 × 58 mm (H × B × T), Gewicht: 670 g
Fazit und Wertung
Kompromisse kommen nicht in Frage und das nötige Kleingeld liegt parat? Dann ist der Bose Soundlink Mini 2 der richtige Begleiter. Das gilt für die tadellose Verarbeitung, aber vor allem für die Klangqualität. Der kleine Speaker stellt beileibe keine unschlagbaren Rekorde auf, weder bei der Basstiefe, noch beim maximalen Pegel – nein, der Bose räumt an den Stellen alle Punkte ab, wo andere kleine Schwächen in der Darbietung zeigen. Der Soundlink Mini 2 gibt fast alles so stimmig und souverän wieder, dass er sich mit jeder weiteren Hörstunde ein kleines Stück weiter vom Feld der günstigeren Mitbewerber absetzen kann. Dieser kleine aber entscheidende Vorsprung trägt allerdings ein stolzes Preisschild – wie so oft in der Welt der Technik.
Klang Sprache/TV: 85 Prozent
Klang Musik: 88 Prozent
Ausstattung: 75 Prozent
Praxis: 80 Prozent
Gesamt: 82 Prozent
Der Bose Soundlink Mini 2 bekommt die Auszeichnung Klangtipp.
Vorteile
- Kompaktes und sehr gut verarbeitetes Gehäuse
- Mehr Klangqualität bei diesem Format dürfte kaum zu finden sein
- Guter Sound auch bei niedrigen Pegeln, grandios bei Zimmerlautstärke
Nachteile
- Hoher Preis
- Auch der Soundlink Mini 2 kann nicht zaubern und stößt zuweilen an die Grenzen der kompakten Bauweise
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