Vor vier Jahren hat Samsung mit dem Galaxy Fold den Foldable-Trend gestartet. Das sind vier Jahre, in denen andere Hersteller Zeit hatten, sich von den Geräten inspirieren und aus begangenen Fehlern Lehren ziehen zu können. Nun hat Google mit dem Pixel Fold das erste eigene Foldable veröffentlicht. Ich durfte es einen Monat lang verwenden – das sind meine Erfahrungen.
Zuerst: Foldables sind für mich keine Neuheit. In der Vergangenheit durfte ich bereits für viele Videos die Foldables aus dem Hause Samsung in den Händen halten und das Galaxy Z Flip 3 sogar selbst testen. Umso spannender war es für mich als Pixel-Nutzer, Googles Interpretation dieses Formfaktors in Aktion zu sehen.
Design und Haptik des Pixel Fold
Bereits in unserem Hands-On hatte das Pixel Fold ja einen guten ersten Eindruck gemacht. Google geht mit dem Design des Pixel Fold – zumindest wenn man den deutschen Markt betrachtet – eigene Wege. Das 5,8 Zoll messende Außendisplay ist nicht nur kleiner als die meisten aktuell populären Smartphones, es ist auch noch deutlich breiter. Damit liegt es, trotz des Gewichts von 283 g, angenehm in der Hand und lässt sich, zumindest mit meinen Händen, auch ordentlich bedienen.
Das innen liegende Display öffnet sich zugegeben etwas schwerer, als ich es von anderen Foldables gewohnt bin. Dafür schnappt das Fold dank einiger Magnete mit einem befriedigenden „Klapp“-Geräusch zu.
Insgesamt zeigen sich bei uns – im Gegensatz zu einigen Härtetests – am Scharnier und dem Faltdisplay nach dem ersten Monat keine Abnutzungserscheinungen. Wie gut die Ingenieure von Google hier gearbeitet haben, wird sich aber erst nach einigen Monaten oder Jahren der Nutzung zeigen.
Das Pixel Fold im Alltag
Das Außendisplay besitzt eine Helligkeit von 1.200 Nits und kann in der Spitze bis zu 1.550 Nits darstellen. Damit hatte ich auch bei bestem Juli-Wetter keine Probleme mit der Lesbarkeit des Displays.
Und wer Pixel-Smartphones gewohnt ist, bekommt mit dem Pixel Fold ein typisches Pixel geliefert: Die Software ist mit Googles Bloat-freiem, speziell für Pixel angepassten Android ja bekannt, der verbaute Tensor G2 liefert bereits gute Leistung im Pixel 7 Pro (Test).
Schwierig kann höchstens die Akkulaufzeit werden: Der Akku ist mit 4.821 mAh etwas kleiner bemessen als der des Pixel 7 Pro, muss aber natürlich gleichzeitig das größere Faltdisplay antreiben. Nicht selten habe ich beim Fold am Abend die Warnmeldung bekommen, dass der Akkustand auf unter 20 Prozent gefallen sei. Das ist mir bei anderen Pixel-Smartphones deutlich seltener passiert. Einen Tag übersteht das Fold mit einer Akkuladung aber dennoch.
Die Kamera: Gewohnt Pixel
Wenn man schon ordentlich Geld für ein Foldable in die Hand nimmt, darf man auch eine gute Kamera erwarten.
Google hat sich dazu entschieden eine etwas abgespeckte Variante der Pixel‑7-Pro-Kamera zu verbauen. Soll heißen: Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 48 statt 50 Megapixeln bei gleichzeitig kleineren Pixeln auf dem Sensor, der Ultraweitwinkel ist von 12 auf 10,8 MP geschrumpft, das 5-fach Teleobjektiv besitzt einen Sensor mit 10,8 statt 48 Megapixeln, dafür aber mit größeren Pixeln.
Im Ergebnis glänzen die Fotos aber mit der „typischen“ Pixel-Qualität. Die Fotos sind nicht „knallig“ wie die anderer Smartphone-Hersteller, die Software von Google regelt noch einiges nach. Allenfalls Nachtaufnahmen können problematisch werden.
Kleines Bonus-Feature: Die Rückkamera kann nach einem Tastendruck auch für Selfies genutzt werden. So sind auch Ultraweitwinkel-Selfies locker möglich. Oder 5‑fach-Tele-Selfies, warum auch immer man das wollen würde.
Das große Display … und nun?
Wie erwähnt, hat Samsung den Foldable-Trend bereits vor vier Jahren gestartet. Viele App-Hersteller sind auf den allerdings noch nicht aufgesprungen. Die meisten Drittanbieter-Apps sind folglich auch weiterhin nicht im breiten Format für Foldables verfügbar.
Wer sich ausschließlich in Google-Apps bewegt, findet eine breite Unterstützung des Displayformats vor. Außerdem kann auch das normale Surfen im mobilen Internet mit dem breiten Display überzeugen. Zusätzlich wirken die selbstgeschossenen Fotos auf dem großen Display natürlich um einiges eindrucksvoller.
Videos lassen sich eher ungern auf dem großen Display konsumieren: Videos im Breitbildformat (also heutzutage fast alle) werden kaum größer dargestellt als auf regulären Smartphones, es wachsen höchstens die schwarzen Letterbox-Balken oben und unten.
Einen wirklichen Mehrwert bietet vor allem das Multitasking. Eine App rechts anheften, die andere links, das geht locker von der Hand.
Und ansonsten lässt man das Smartphone zusammengefaltet. Die größte Stärke des Pixel Fold ist vielleicht auch seine größte Schwäche. Das Außendisplay ist so angenehm in der Benutzung, dass ich in den letzten Wochen nur selten Gründe gesehen habe, das Display überhaupt aufzufalten. Die eigenen Bilder in groß zu sehen ist eine schöne Funktion, auch die Selfie-Funktion ergibt Sinn, darüber hinaus hat sich mir aber gegenüber normalen Smartphones kein Mehrwert ergeben.
Viel Pixel für viel Geld
Mit einem UVP von 1.899 Euro ist das Pixel Fold wahrlich kein Schnapper und allenfalls für diejenigen interessant, die sowieso bereits an Foldables interessiert sind.
Für das Pixel Fold sprechen die überzeugenden Displays und die von Google bekannte Software mit langer Updateversorgung. Wem die Pixel-Experience egal ist, der dürfte beim Konkurrenzprodukt von Samsung, dem Galaxy Z Fold 4, eine deutlich günstigere Alternative finden. Oder man wartet noch ein Bisschen, bis Samsung das eigene Foldable mit einem Nachfolger noch attraktiver werden lässt.
Das Pixel Fold wirkt also für mich mehr nach einer Machbarkeitsstudie. Google hat gezeigt: Sie können. Jetzt muss nur noch die Software von Drittanbietern mitziehen.