Früher musste man sich für Telefonstreiche selbst etwas einfallen lassen. Heute gibt es marcophono. Allerdings möchte man ja nicht unbedingt, dass der Streich nach hinten losgeht. Die große Frage lautet also: Könnte man marcophono zurückverfolgen?
Die Webseite marcophono bietet eine ganze Reihe von lustigen Szenarien, die aus unterschiedlichen Satzbausteinen bestehen. Man drückt auf den entsprechenden Knopf und hört die Antwort des Angerufenen im PC-Lautsprecher. Daraus ergeben sich mit etwas Glück völlig absurde Telefon-Dialoge. Doch das Beste an der ganzen Nummer ist, dass man dafür nicht einmal ein Telefon braucht. Der Dienst marcophono verfügt über rund 130 eigene Leitungen und ruft die Opfer des Streichs an. Für den Angerufenen scheinen das ganz normale Anrufe zu sein, die beispielsweise von Nummern aus Berlin kommen. Kann man Anrufe von marcophono zurückverfolgen und über die Internetverbindung herauskriegen, wer sich den Streich erlaubt hat?
Wer kann bei marcophono zurückverfolgen, woher der Anruf kam?
Grundsätzlich sollte man vielleicht einmal feststellen, dass man nicht einfach so jemanden aufgrund seiner Internet-IP herausfinden kann. In Deutschland muss ein Webseitenbetreiber nur dann evtl. vorhandene Verbindungsaufzeichnungen herausgeben, wenn ein richterlicher Beschluss vorliegt. Der wird nicht an Hinz und Kunz auf Zuruf herausgegeben. Zuerst einmal muss ein Straftatbestand angezeigt werden. Ob der bei einem einfachen Telefonstreich gegeben ist, sei mal dahingestellt. Normalerweise dürfte das aber nicht ausreichen, um sein einen Verfolgungsbeschluss zu erwirken. Dazu muss es sich in Deutschland schon um andere Kaliber von Straftaten handeln. Beispielsweise um telefonische Erpressung oder gewerbliche Urheberrechtsverletzungen.
Angesichts der eher witzigen Möglichkeiten von marcophono müsste wohl tatsächlich schon jemand nachweislich wegen dieses Anrufs einen Herzinfarkt bekommen. Dann könnte man beschließen, die Serverlogs von marcophono zu beschlagnahmen und herauszufinden, welche IP-Nummer diesen Anruf geführt hat. Dann muss man - wieder mit einem Gerichtsbeschluss - beim Provider die gespeicherten Verbindungsdaten bis zum Anschlussinhaber des Internetanschlusses zurückverfolgen. Schließlich muss man diese Person ausfindig machen und befragen. Schon wenn mehrere Personen in einem Haushalt Zugang zum entsprechenden Netz hatten, kann man die ganze Sache vergessen - wenn niemand gesteht. In der Regel würde so ein Fall vor Gericht vermutlich entweder abgeschmettert oder eingestellt. Noch wahrscheinlicher ist es aber, dass es gar nicht bis zu einer Gerichtsverhandlung kommt.
Kann man marcophono überhaupt zurückverfolgen? Wer steckt dahinter?
Sieht man sich das marcophono-Impressum an, dann sieht das nicht so aus, als würde die Staatsanwaltschaft schnell eine Verbindung zwischen Server, Betreiber und Anrufer herstellen können. Der Server wurde unter einer chinesischen Adresse in Hongkong registriert, steht allerdings in Deutschland. Wäre ein gesetzlicher Verfolger einigermaßen clever, würde er sich wegen der Serverlogs gleich an den Serverhoster Hetzner wenden. Aber auch das muss nicht von Erfolg gekrönt sein. Denn wenn der Betreiber ebenfalls clever ist, werden gar keine Verbindungsdaten gespeichert. Und an dieser Stelle würde der Staatsanwalt in der Sackgasse landen.
Laut Impressum gehört marcophono einer Londoner Firma namens „Schneewittchen Technology“. Die Adresse Fishreiher 8 im namibischen Swakopmund ist vermutlich auch eher als Scherz zu sehen. Zumal die Straße dort tatsächlich mit SCH geschrieben wird. Ganz offensichtlich hat der Besitzer alles dafür getan, nicht gefunden zu werden. Dadurch ist eine etwaige Strafverfolgung noch weniger greifbar. Man kann also mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man einen Anruf von marcophono nicht zurückverfolgen kann.
Übrigens kann man seine eigene Telefonnummer bei marcophono für solche Scherzanrufe dauerhaft sperren lassen. Dazu muss man sie lediglich im Impressum von marcophono in ein Formular eintragen. |