Die Pizza zum Mittag, die neuen Lieblingsschuhe oder der nächste Urlaub: Sobald das blaue Logo von PayPal erscheint, macht man sich um die Bezahlung keine Sorgen. Wir wollen mehr vom Online-Bezahldienst wissen und fragen Sabrina Winter, Head of Communications: Wie funktioniert PayPal?
Sabrina Winter ist Head of Communications bei PayPal für Deutschland/Österreich und die Schweiz. Zusammen mit ihrer Kollegin Kaja Olgun beantworten sie unsere Fragen und geben uns einen genaueren Einblick in die Welt des Unternehmens, das jeder kennt, von dem aber niemand so genau weiß, wie das mit dem Bezahlen eigentlich funktioniert.
GIGA: Wie funktioniert PayPal?:
Winter: „PayPal nutzt zum Bezahlen E-Geld.“
GIGA: Was ist E-Geld?
Winter: „E-Geld ist elektronisches Geld. Wenn eine Pizza mit PayPal bezahlt wird, dann beauftragt der Käufer PayPal, den Betrag per Lastschrift vom hinterlegten Konto einzuziehen. Als Beispiel bei der Pizza werden dann 5 Euro vom Girokonto in 5 Euro E-Geld umgewandelt und dem Empfänger gutgeschrieben. Somit wird zwischen PayPal-Kunden nur E-Geld ausgetauscht.“
„Kunde und Händler bekommen bei PayPal außerdem Sicherheit. Kunden können ihre Ware reklamieren und sich auf den PayPal-Käuferschutz beziehen. Händler bekommen ebenfalls Sicherheit, dass sie ihr Geld bekommen. Sicherheit kann man ganz viel belegen, aber am Ende ist es vor allem ein individuelles Gefühl.“
Sicherheit gilt aber auch in Bezug auf die eigenen Daten: „Keiner kennt die Bankverbindung vom anderen, aber man hat sich 5 Euro geschickt.“
Warum PayPal vor allem im Online-Handel erfolgreich ist, zeigt sich an Zahlen der ECC-Studie: (Anmerk. der Redaktion: Die ECC-Payment-Studie befragt Händler und Kunden, mit welchem Zahlungsmittel sie am liebsten zahlen.) „Der größte Freund der Deutschen ist die Rechnung. Warum? Das ist eine klassische Abwägung von Risiken: Ich bekomme erstmal die Ware und zahle dann. Was sagt der Händler, was sein Liebling ist? Vorkasse – mit derselben Begründung. PayPal bietet ein Mittelding aus beidem, indem wir beiden Seiten Vertrauen und Sicherheit geben.“
Alles Wissenswerte rund um PayPal stellen wir im Video vor.
GIGA: Ist PayPal eine Bank?
Winter: „Wir sind eine Bank. Wir haben seit 2007 eine Vollbanklizenz in Luxemburg. Das heißt, wenn wir wollten, könnten wir Filialen eröffnen und Geldautomaten aufstellen. Die Lizenz dazu ist da, aber ich sage auch gleich, dass wir keinerlei Ideen in diese Richtung haben. Es wird keine PayPal-Geldautomaten und auch keine Filialen geben.“
GIGA: Was kann ich mit PayPal bezahlen?
Winter: „Über 227 Millionen Menschen weltweit bezahlen regelmäßig mit PayPal. In Deutschland kann man bei über 90 Prozent der größten Online-Shops mit PayPal bezahlen. In Hessen kann man einen Strafzettel mit PayPal begleichen, bei Shell kann man mit der dazugehörigen App die Tankfüllung bezahlen, ohne ins Kassenhäuschen gehen zu müssen.“
GIGA: Was kann ich nicht mit PayPal bezahlen?
Winter: „Es gibt Dinge, die man nicht mit PayPal bezahlen darf. Dazu zählen beispielsweise Waffen, Drogen und weitere illegale Gegenstände.“
GIGA: Wenn ich meinen Freunden Geld schicke, kostet das nichts. Wie verdient PayPal eigentlich Geld?
Winter: „Wenn sich Freunde untereinander Geld schicken, landet es auf dem PayPal-Konto. Damit habe ich als Kunde ein Guthaben, welches ich in einem Online-Shop ausgeben kann. (Anmerk. der Redaktion: Geldsenden zwischen Freunden ist immer kostenlos. PayPal berechnet nur für den Verkäufer von Waren Gebühren: Aktuell 1,9 Prozent vom Betrag + 0,35 Euro.)
Wichtig zu erwähnen ist zudem: „PayPal verkauft keine Daten. Eine wichtige Frage bei der Nutzung von persönlichen Daten lautet: Nutzt man die Daten um den Service besser zu machen? Ja, das machen wir. Oder nutzt man die Daten, um sie zu verkaufen und Geld damit zu machen? Wir nutzen die Daten unserer Kunden nicht, um diese an Dritte zu verkaufen. Wir sind keine Werbeplattform, die mit den Daten ihrer Kunden Geld verdienen möchte. Wir verdienen Geld mit den Zahlungen, nicht mit den Daten unserer Kunden.“
GIGA: PayPal hat auf seiner Webseite eine Liste mit 600 Unternehmen veröffentlicht, mit denen persönliche Daten der Nutzer geteilt werden. Wie passt das zusammen?
Winter: „Datenschutz ist uns bei PayPal sehr wichtig. Um die PayPal-Services anbieten zu können, arbeiten wir mit verschiedenen Unternehmen zusammen. Das sind zum Beispiel Banken für die Abwicklung von Lastschriften, externe Partner rund um das Thema Kundenservice oder Kreditauskunftbüros wie Infoscore oder Schufa zur Überprüfung der Identität unserer Kunden sowie bei Bonitätsprüfungen.“
„Als in Luxemburg lizenzierte Bank unterliegt PayPal den strengen Anforderungen des luxemburgischen Bankgeheimnisses. Aus diesem Grund enthalten die PayPal-Datenschutzgrundsätze eine detaillierte Liste, die alle Unternehmen aufführt, an die Daten weitergegeben werden können und für welchen Zweck die Offenlegung erfolgt. Dies mag ungewöhnlich erscheinen, da die meisten anderen Unternehmen lediglich darauf hinweisen, dass sie Daten „im gesetzlich zulässigen Rahmen“ weitergeben werden. Die Datenschutzrichtlinien dieser anderen Unternehmen geben daher oft weniger Anlass für Fragen, sind gleichzeitig aber auch weniger transparent für den Kunden.“
Einer der Gründer von PayPal war Elon Musk, der heute mit seinen Elektroautos und Raketenstarts für Aufsehen sorgt. Die Anfänge und seine aktuellen Projekte stellen wir in der Bilderstrecke vor.
GIGA: Wird das „Bargeld-Land“ Deutschland bald nur noch mobil bezahlen?
Winter: „Es wird immer Bargeld geben. Die Diskussion darum wird häufig sehr schwarzweiß geführt: kein Bargeld oder nur Bargeld. PayPal will das Bargeld nicht abschaffen, sondern Menschen neue Möglichkeiten rund ums Bezahlen geben.“
„Alles, was in diese Richtung getan wird, hilft eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Unser Bezahlverhalten hat nämlich viel mit Gewohnheiten zu tun. Von daher muss auf der Anbieterseite investiert werden. Es müssen neue Angebote und neue Möglichkeiten in den Markt getragen werden.“
„Diese Angebote müssen relevant sein. Relevant meint in diesem Fall, dass mobiles Bezahlen einen konkreten Mehrwert für den Verbraucher bieten muss. Das kann zum Beispiel sein, dass ich meine Busfahrkarte komplett mobil kaufe und dadurch weder am Automaten noch beim Busfahrer anstehen muss. Oder die Essensbestellung bei einem Lieferdienst, die ich bequem vom Sofa aus per Smartphone und App abschicke, unabhängig von Scheinen und Münzen und ohne Griff nach meinem Portemonnaie.“
„Zum anderen heißt relevant, dass Angebote aus dem Bereich alltäglicher Ausgaben gefragt sind. Also Angebote, die ich als Verbraucher so häufig nutze, dass ich bereit bin, hier dauerhaft meine Gewohnheiten zu ändern. Alle Anstrengungen, die in diese Richtung gehen, werden dazu beitragen, das Bargeld-Land Deutschland etwas mobiler zu machen.“
Wir danken Frau Winter und Frau Olgun für das Gespräch.